Dienstag, 8. Juli 2025

Mega-out

 

Ojeojeoje...oje! Jetzt habe ich schon wieder irgendwo gelesen, wie absolut mega-out ich bin:

Eeeee-mails! Da kanntze ja gleich faxen!

Wäääplog! Keine Sau liest noch Texte im Internet!

Ssoschl Miedia! Nur alte Leute ab 25 aufwärts ...!

Und dann wird erklärt, dass normale Menschen nur noch per Video-Schnipsel erreichbar sind, und das auch nur, wenn diese Video-Schnipsel nicht zu lange weilen. Niemand hat mehr 'n Desktop-PC, Notebooks sind auch nur noch cool, wenn ein angebissener Apfel drauf ist, aber eigentlich konsumiert man nur noch über Smartphone, Betonung auf "man konsumiert nur noch", denn um Texte, längere Artikel gar, herzustellen, sind Smartphones wirklich nicht gemacht. 

Internet wird eine Einbahnstraße. Konzerne > Influency > thumbe Masse = Konsumentys.

Ich stimme den Analysen zu, und ich bewerte das auch nicht.

Aber.

Tolkien schreibt in seinen Briefen, dass er es für unsinnig hielte, Geschichten für Kinder zu schreiben. Im "Hobbit" habe er das teilweise getan, und er fand's hinterher falsch. Im "Herrn der Ringe" habe er keine Rücksicht auf Kinder genommen. Er wisse, dass dumme Kinder das Werk gar nicht erst anrührten und dass pfiffigere Kinder den HdR zwar läsen, aber nicht jedes Detail verstünden, dennoch den Sinn in der Summe sehr genau begriffen - und durch die Mühe ihren Intellekt trainierten.

Wir sollten uns ein Beispiel daran nehmen. Ich jedenfalls werde weiterhin meine Langtexte¹ schreiben und hier veröffentlichen. "Wer's mag, mag's mögen...", sagte meine Mutter immer. Ich bin weder willens noch in der Lage, meine Gedanken mit den ästhetischen Mitteln der Schnellficker-Video-Snippets auszudrücken.

Man muss auch mal inkompatibel sein und dazu stehen.


(stark verändert via wiki commons)

Den Mut haben, nicht jeden Furz wegzuschnüffeln, der anderswo gebläht wird.
 





¹ Wie lächerlich, meine kurzen Blog-Artikel als "Langtexte" zu bezeichnen! Wie sehr sich die Maßstäbe verzerrt haben.







Montag, 7. Juli 2025

Ganz simples Sozialschichtenmodell

 

Zuweilen quengeln Weblog-Themen lästig und hartnäckig in mir herum und wollen umgesetzt werden, obwohl ich da eigentlich gar keine Lust zu habe. Man kann sich nicht wirklich aussuchen, was einen "ästhetisch attackiert". Und es ist wie überall: Je länger man prokrastiniert, desto fieser zwickt's und kneift's.

Das Folgende ist inhaltlich nicht neu, hat sich schrittweise entwickelt, ist immer wieder an verschiedenen Stellen angetickt worden. Ich schreibe jetzt eine Gesamtschau, weil ich hoffe, dadurch anschließend die Birne für ulkigere Sachen freizukriegen. 

Ein aktuelles Schichtenmodell unserer Gesellschaft ist verblüffend einfach:

Ganz oben stehen die global agierenden Konzerne, die berühmten 1 %. Sie sind charakterisiert durch ethisch völlig enthemmte, unendlich unbegrenzte Profitgier. Nennen wir sie Schicht I. Diese Schicht beherrscht uneingeschränkt alle anderen. Die Angehörigen dieser Schicht sind trotzdem nicht glücklich, auch nicht die aller- allerobersten Spitzenleute, weil sie permanent in einem mörderischen Rattenrennen gegen ihre Peers stecken, und weil ihre Sozialisation sie völlig deformiert hat.

Darunter kommt Schicht II, nennen wir sie die politische Schicht. Ihr Charaktermerkmal ist die ethisch völlig enthemmte Gier nach persönlicher Macht. Die Angehörigen dieser Schicht sind durch und durch korrumpiert von dem Wollen der Schicht I, und es kann nirgendwo auf der Welt etwas geschehen, was nicht ausdrücklich dem Wollen der Schicht I entspricht.¹ Die Macht von Schicht II ist demnach keine frei-gestalterische, sondern richtet sich gegen die Schicht III (s.u.). Die Funktion von Schicht II besteht darin, Schicht III im Sinne (d.h. Profitinteresse) der Schicht I zu lenken. Die Angehörigen dieser Schicht sind auch nicht glücklich, weil auch sie permanent in einem mörderischen Rattenrennen gegen ihre Peers stecken, und weil ihre Sozialisation sie völlig deformiert hat.

Schicht III ist der ganze Rest. Das klingt jetzt ein bisschen so, als hätte diese Schicht Mitleid verdient, aber das hat sie nicht. Schicht III, das ist die Schicht der freiwilligen Knechtschaft.² Ebenfalls völlig korrumpiert von den Krumen, die aus Schicht I und II downtrickeln, fett, dumm, bierärschig, unsolidarisch und stets bereit, gegen die offensichtlichsten eigenen Interessen zu arbeiten. Die Unmündigkeit dieser Schicht ist nicht mehr nur selbstverschuldet³, diese Schicht arbeitet pro-aktiv (!) an ihrer Selbstverblödung und stürzt mit Lust in die devote Unterordnung, müsste sie doch andernfalls selbständiges Denken und Eigenverantwortung üben.⁴ Auch die Angehörigen dieser Schicht sind nicht glücklich, weil auch sie permanent in einem mörderischen Rattenrennen gegen ihre Peers stecken⁵ und weil ihre Sozialisation sie völlig deformiert hat.

(via wiki commons)
Viel zu kompliziert. 
Und spart Euch das Mitleid mit denen da unten. 
Wären sie weltweit solidarisch, wäre der Spuk ratzfatz vorbei, 
gewaltfrei übrigens. Aber dazu sind sie zu dumm und zu egoistisch.


Zum Schluss die spannende Frage: Wo steht der Verfasser dieses Blogs da? Ich habe so lange in Schicht III mitgemischt und -gelitten, bis ich mir einen Pseudo-Rückzug ins Private so gerade eben leisten konnte. Rückblickend betrachtet dämmert mir, dass ich anscheinend immer versucht habe, in diesem ganzen Wahnsinn ein wenig abseits des Trubels zu bleiben, sozusagen im Totwasser der Stromschnellen. Das ist nicht sehr ehrenvoll, aber das habe ich auch nie behauptet.

(Strömungsknie - verändert via wikipedia)




¹ Beweis: Keine politische Maßnahme ist möglich, die den Profit der Konzerne schmälerte. Umgekehrt: Wenn es dem Profit der Konzerne dient, werden sogar Kriege vom Zaun gebrochen und völlig absurd prolongiert.

² Vgl: Etienne de La Boétie. Discours de la Servitude volontaire, 1574

³ Vgl. Kant, Definition Aufklärung

⁴ Über 30 % der neuzugelassenen Pkw in Doitschland in 2024 sind SUVs. Noch Fragen?

⁵ Konkurrenz um Jobs, um Aufstiegserwartungen sowie der Wunsch, Leute, die man nicht mag, mit Sachen zu beeindrucken, die man sich nicht leisten kann usw...., 







Samstag, 5. Juli 2025

Glosse 2 zu Exupérys "Terre des Hommes"


Jetzt kommt ein schwieriges Kapitel. 

In Unterkapitel 5,V (S. 126 ff) berichtet Saint Ex aus seiner Zeit als Stationsleiter der Aéropostale in Cap Juby in der umkämpften West-Sahara / Marokko. Im Gespräch mit einheimischen Widerstandskämpfern berichten diese von ihrem Kampf gegen den berüchtigten französischen Hauptmann Bonnafous

"... von seiner sagenhaften Berühmtheit in der ganzen Sahara. Sie sprachen von ihm mit Ingrimm, aber doch wie von einem Gott. (...) Man weiß nie, ob er nicht am gleichen Tag schon auf unbegreifliche Weise plötzlich hinter den Kriegsscharen, die gegen das französische Gebiet im Süden ziehen, auftaucht (...) Die Gewalt seiner Ausstrahlung ist so groß, dass er alle Stämme zwingt, sich seinem Flammenschwert zu stellen." (S. 127)

Um so irritierter sind die Krieger, als sie erfahren, dass besagter Hauptmann Bonnafous einfach nach Frankreich abgereist ist, und sie fragen Saint Ex, ob und wann er denn wohl wiederkäme. Die Frage kann A.S.Ex. seinen Gastgebern nicht beantworten, zumal er Bonnafous nie gesehen hat, aber er versteht das äußerst widersprüchliche Gemisch aus Hass und Liebe, das hinter der Frage steht. 

Der Hass der West-Saharois¹ gilt dem gefürchteten, unterdrückerischen Feind, die Liebe gilt dem militärischen Gegner, der ihrem Leben Inhalt und Bedeutung verleiht:

"Ihm ist zu danken, dass die Gegend um Cap Juby nicht ein schläfriges Lager müßiger Hirten ist. (...) Seinetwegen muss man nachts die Zelte schließen und Wachen aufstellen. Das tiefe Schweigen im Süden, dieses packende und erregende Schweigen - es ist das Schweigen von Bonnafous! Und Mujan, der alte Jäger, hört ihn gehen, draußen im Wind. 

Als Bonnafous nach Frankreich heimkehrte, waren seine Feinde weit davon entfernt zu frohlocken, und ehrlich betrübt. Es war, als wenn sein Weggang der Wüste einen Teil ihrer Daseinsberechtigung und ihnen selbst ein wenig von ihren höheren Lebenszielen nähme." (S.130 f)

Ich komme nicht drum herum, mir zu überlegen, wie viele Konflikte weltweit aus exakt derselben Motivation immer wieder neu befeuert werden. Denken und fühlen wir doch mal, wie die Gesprächspartner von Saint-Exupéry in der West-Sahara 1926.

Wenn die Konflikte aufhörten, was wäre?

  • Palästina/Israel: Langweilige, feucht-heiß-trockene Einöde, bisschen Agrar-Exporte. Die israelische High-Tech-Branche, hätte es die ohne die Konflikte und die entsprechenden US-Subventionen überhaupt gegeben?
  • Korea ohne Nord-vs-Südkonflikt: Kulturell bestimmt ganz interessant. Die Schweinebacke würde es sofort von der Platte putzen.
  • Wenn Ukraine und Russland sich vor dem Beginn des Schieß-Krieges geeinigt hätten: Irgendwas in the middle of nowhere, ich meine: Was ist spannend an Kasachstan? 
  • Interessierte uns vor der Explosion auf dem Balkan wirklich die Differenz zwischen Serbien und Bosnien? Warum auch?

Was bliebe bei diesen Beispielen in puncto Daseinsberechtigung und Lebensziele übrig? 

Natürlich nicht nichts.

Aber so richtig wichtig wäre da ja auch nix, oder? Die Länder und die Menschen darin wären einfach nur normal wichtig. Landschaftlich gäb's schöne und kackenhäßliche Ecken, wie überall, wirtschaftlich gäbe es mehr oder weniger Möglichkeiten zum Erfolg, wie überall, und menschlich gäbe es genau denselben Anteil von Arschlöchern und Idioten², wie überall.


Was Antoine de Saint-Exupéry uns sagen will, ist:
"Scheiß auf 'Daseinsberechtigung' und 'höhere Lebensziele',
wenn Du dafür Krieg führen musst!"



(via https://www.freeworldmaps.net/de/israel/)

Der "Nahe Osten" wäre herrlich kacken-langweilig,
wenn die Menschen nicht so bescheuert wären.



¹ Ja, ungegendert. Ganz bewusst.

² Verzeihung, da sollte natürlich stehen "... denselben Anteil von Arschlöchern und netten, klugen empathischen Menschen, wie überall." Keine Ahnung, wie mir dieser Fehler unterlaufen konnte.








Mittwoch, 2. Juli 2025

Sparen wir uns das Clickbaiting: Es sind nur Fliegebilder.

 
Gestern Abend zwei Stunden Hochsommerflug auf meiner inzwischen üblichen Runde. Die Luft wie Seide, ziemlich warme Seide.


↑ Barfußfliegen ist angenehm, weil unsere Füße - genau wie die Ohren der Elefanten - ein Instrument der Temperaturregulation sind. Die Flecktarnhose trage ich nicht, weil sie so reizend zu den Farben der Wesermarsch passt, sondern weil sie eng anliegt und nicht im Fahrtwind flattert. Ich erwähnte früher schon mal, dass barbeiniges Fliegen mir unangenehm ist, weil Beinbehaarung ideal zum Insektenfang geeignet ist. 

↓ Warum ich von Oldenburg aus die nördlichen Regionen bevorzuge? Es ist abwechslungsreicher ...



↓ Die Weite bis auf's Meer hinaus ...   



↓ ... oder die Industriegebiete Bremens.



↓ Man hat reichlich Anlass und Zeit, sich so seine Gedanken zu machen. Zum Beispiel, was für einen kackscheiß-riesigen Aufwand wir für den Individualverkehr betreiben. Maaann, das ist ein stinknormales Autobahnkreuz, eines von mindestens 138 in Doitschland, dazu noch etwa 130 Autobahndreiecke. Man beachte den Flächenverbrauch!



↓ Jetzt habe ich mich wieder echauffiert. Zum Ausgleich ein Stilleben. Eigentlich wollte ich Heißluftballons fotographieren, stattdessen ist's die herbmännliche Pilotiseurs-Hand geworden, die mit Entschlossenheit .... blablabla. Das Bild gibt so schön die Stimmung des Fluges wieder, deshalb bleibt's drin.



↓ Auf die Gefahr, mich zu wiederholen: Du machst solche Trips nicht, ohne eine Beziehung zu Deinem Vehikel aufzubauen. Meine treue Pixel, stark modifiziert. (Das Flugzeug, nicht das Foto.)


Übrigens: Warme Luft hat bekanntlich eine geringere Dichte. Der Spritverbrauch stieg von 4,5 l/h auf knapp 5 l/h. Etwa wie ein Motorrad.



  

Montag, 30. Juni 2025

Tschüss, Sozys!

 

Als ich noch ein ganz kleiner Steppke war, gegen Ende der 1960er, muss ich wohl mal gefragt haben, was es mit diesen politischen Parteien auf sich hat. Meine Eltern, damals kleinbürgerliches Beamtenmilieu, erläuterten mir sinngemäß und leidlich kindgerecht, CDU sei für die Reichen und die Beamten, SPD für die Armen und die Arbeiter, bei der FDP wisse kein Mensch, wofür oder -gegen die seien, das sei mal so, mal so, DKP seien Gegner unseres Staates, und die NPD, das seien die alten und ein paar neue Nazis, wenn die an die Macht kämen, gäb's wieder Krieg.

Grüne gab's noch lange nicht, man war also entweder für die CDU oder für die SPD. Punktum.

Nein, ich habe keine Sehnsucht nach der unzulässig vereinfachten kindlichen Weltsicht. Aber ich erlebte damals Politikys, die für ihre jeweilige Sache kämpften. Bestimmt ging es denen auch um Macht, Machterhalt und Machterwerb, da ist nichts zu beschönigen.

Im Unterschied zu heute wurde der Machtkampf aber programmatisch geführt: Wollten die Sozis ihre Macht erhalten, dann mussten sie die Leute von sozialdemokratischen Ideen überzeugen. Dazu mussten sie zunächst natürlich selbst in der Wolle gefärbte Sozis sein, und dann mussten sie kluge und verständliche Argumente dafür anführen, warum Sozialdemokratie besser ist, als alle anderen Ansätze. 

Das muss sehr mühsame Arbeit gewesen sein, ein ganzes Volk, jedy einzelny Wählery, mit Vernunft und Plausibilität zu - Achtung, neues Wort - überzeugen. Aber genau das fordert unsere Verfassung von den Parteien (Art 21 GG).

Heute geht es allüberall nur noch um Korruption und Kompromisse. Jedy Wähly weiß, dass jedy Politiky ausschließlich Macht will und dafür lügt und betrügt und in diesem Sinne eigentlich austauschbar ist. Wie die aktuelle GroKo mal wieder beweist. 

Wo sind die Sozys geblieben, die mit ihrer Überzeugung aufsteigen oder fallen?


(...)
And together we rise and united we fall
Together we rise and united we fall
Together we rise and united we fall
Together we rise and united we fall

 

We rise and fall
I never thought it through at all
Held onto the power too long
Forsaken all the friends I know

(...)
Amy Mc Donald



(1924 vor gut 100 Jahren,, verändert via wiki commons)
Zugegeben: Die Arbeitys haben sich auch verändert:
Korrumpiert von den Versprechungen des Kapitalismus
sind sie selbst halbe Möchtegern-Kapitalistys geworden.





Sonntag, 29. Juni 2025

Fragen an die Heroic Fantasy


Ja, der folgende Text enthält Verallgemeinerungen. Ich habe hinreichend Heroic Fantasy inhaliert, um verallgemeinern zu dürfen. Die Aussagen werden dadurch nicht falsch. Es gibt hinreissende Ausnahmen, absolut geniale Geschichten. Ich plädiere hiermit dafür, dass wir mehr davon brauchen.

  1. Warum ist die Monarchie die beliebteste Staatsform in den allermeisten Phantasiewelten?
    Die Frage entstand, als man in den 1970ern feststellte, dass gerade die Hippie-Szene (i.w.S.) auf den "Herrn der Ringe" abfuhr. Ich habe eine toiflische Hypothese: Die Herrschaft durch Stärke, die Sehnsucht nach schlicht strukturierter Hierarchie entspricht eher der Verdrahtung in unserem Hirn, als die FDGO. Die Vernunft schreit nach Demokratie, der evolutive Affe in uns ist da aber noch gar nicht angekommen. Wir dürfen dem nicht nachgeben, sondern müssen bewusst gegenan arbeiten.
  2. Warum gibt es so viele "gute" Könige?
    Die Protagonistys der Heroic Fantasy (HF) stehen meist in unkritischer Nibelungentreue zu ihren Herrschern, und das wird nicht hinterfragt. Wären die fiktiven Herrscherys Arschlöcher, bekämen wir ganz schnell ethische Probleme mit "Befehlsnotstand" und Arendts bzw. Kants "Niemand hat das Recht zu gehorchen." Wären die Königys "böse", müssten die Protagonistys rebellieren - kein marktgängiges Rollen-Modell. Sind die Königys "gut", können die  heldenhaften Protagonistys coole, lockere Helden sein.
  3. Täusche ich mich, oder sind Königinnen prozentual öfter böse als ihre männlichen Pendants?
    Wenn eine Frau zu Macht gekommen ist, können nur "böse" Kräfte dahinterstecken. Das unüberwundene Patriarchat lässt grüßen.
  4. Warum gibt es so viele konkret wirkende Göttys und so viel Magie?
    Göttys befriedigen die Sehnsucht nach höheren Mächten. Interessanter Befund, dass das immer noch in unseren Reptilienhirnen herumfleucht. Magie bedient den Traum, unser Wünschen würde etwas bewirken. Wenn die Magie nicht funktioniert, wünschst Du es Dir einfach nicht doll genug.
  5. Warum ist Speziesmus so toll und voll allen Beteiligten gewollt?
    Übersichtlichkeit, Klarheit, Einfachheit. Wenn ein Ork mich fixiert, darf und muss ich dreinschlagen, mit Allem was ich habe und vor allem ohne zu fragen. Elven sind immer anmutig, schön, schlau, stark, mystisch, allgemein: verehrungswürdig.
  6. Wie und womit versorge ich 200.000 Orks, Trolle, Haradrim usw. während der Schlacht auf den Pelennor-Feldern?
    Im europäischen Mittelalter, das die Folie für die meisten HF-Geschichten bietet, waren über 90 Prozent der Menschen Bauern. Anders gesagt: Man brauchte 9 Bauern, um 1 weiteren Menschen zu ernähren.¹ Für 200.000 Krieger brauchte man ergo 1.800.000 Bauern landwirtschaftliche Betriebe, und wenn die Gegend nicht sehr fruchtbar ist, wie in Mordor sowie südlich und östlich davon, wird das Zahlenverhältnis noch etwas schräger. Ach ja, und wir brauchen Leute, die den Nachschub transportieren. Und ihn bewachen. Und ihn verwalten. Und die Krieger brauchen nicht nur Nahrung, sondern auch Waffen, Rüstungen. Die müssen repariert und ersetzt werden etc. etc. - von Leuten, die auch verpflegt werden müssen ...² 
    Worauf ich hinaus will: Es gibt viel zu wenig Bauern in HF. Dieser Verwaltungsscheiß um die Logistik ist scheinbar banal, aber er hat die Heerführerys mehr beschäftigt als die Kämpfe in den großen Schlachten.
  7. Warum besteht der Plot der meisten Geschichten in einer konsequenten argumentativen Hinführung zu einer alternativlosen Problemlösung durch völlig enthemmte Gewalt?
    Hypothese: Wir stehen drauf! Aber sowas von! Die lange Hinführung brauchen wir nur als Alibi. 
  8. Warum spielen so viele HF-Geschichten in Klimaten, in denen man nur ganz wenig, praktisch gar keine Textilien benötigt?
    Ich weizzes nich'!



(verändert via wiki commons)



¹ Können wir mal eben ganz kurz ignorieren, dass Troll-Nahrung qualitativ, vor allem aber quantitativ (!) nicht mit menschlicher Nahrung zu vergleichen ist? Bitte?!

² Wen sowas interessiert: Über die Armeen Friedrichs des Großen und Napoleons gibt es detaillierte Zahlen. Clausewitz rechnet vor, dass eine Stadt im Schnitt eine 3-Tages-Reserve an Nahrung hat. Du kannst also in einer großen Stadt von, sagen wir 10.000 Einwohnys (um 1800)  ein Heer von 30.000 Soldaten einen Tag lang ernähren. Danach musst Du weiterziehen und solltest erst nach ein paar Monaten wiederkommen. Dabei spielt es keine Rolle, ob das eine eigene oder eine feindliche Stadt ist.






Freitag, 27. Juni 2025

Glosse 1 zu Exupérys "Terre des Hommes"

 

"Glossen" sind eigentlich handschriftliche Kommentare oder Erläuterungen in einem Buch. Sie sind auch eine Art, sich Inhalte kritisch anzueignen und sie dadurch für sich und andere immer wieder neu zum Leben zu erwecken. Ein Buch, das nicht gelesen wird, findet nicht statt.

Saint Ex hat seine Erinnerungen als Postflieger unter dem Titel "Terre des Hommes" 1939 veröffentlicht, der deutsche Titel lautet "Wind, Sand und Sonne" (als wäre es ein Reiseprospekt), Seitenangaben beziehen sich auf die deutsche Ausgabe, Düsseldorf, 2010. 

S. 56: Saint Ex schreibt darüber, dass die Pilotys der späten 1920er von Zeitgenossys mit Stierkämpfern verglichen wurden: "Man bewundert ihre Todesverachtung. Ich pfeife auf Todesverachtung. Sie ist nur ein Zeichen geistiger Armut oder jugendlicher Unreife, wenn sie nicht in einer übernommenen Verantwortung wurzelt." 

Großartig. Man vergleiche heutiges Base-Jumping, Wing-suitisty, Free-climbing und fast alle Events, die unter dem Red-Bull- oder GoPro-Logo auf YT zu sehen sind. Wenn Menschen sich vermeidbar dem Risiko tödlicher Unfälle aussetzen, um Aufmerksamkeit zu ziehen, dann ist das einfach nur blöd. Nicht weniger, nicht mehr. Saint Ex trennt das strikt von Handlungen, die trotz Risikos durchgeführt werden, weil damit ein gesamtgesellschaftlicher Nutzen erzielt werden kann.

S. 58: Über die technische Entwicklung im Allgemeinen und -natürlich - die technische Entwicklung in der Luftfahrt seiner Zeit: "Wer nur um Gewinn  kämpft, erntet nichts, was der Mühe wert ist. Aber die Maschine ist kein Ziel und darum ist auch das Flugzeug kein [Selbst-]Zweck, sondern ein Werkzeug, ein Gerät, nicht anders als der Pflug."

Ich habe versucht, hier konkrete Beispiele von 2025 anzuführen, aber das wird zu langatmig. Für den Markt der ultraleichten Flugzeuge (den ich am wenigsten schlecht kenne) gilt, dass die Hersteller unfassbar teuren, unfassbar überflüssigen Schickimicki bauen, um den Preis und damit den Profit pro verkauftem Flugzeug hochzutreiben. Ich verrate offenbar ein Geheimnis, wenn ich sage, dass man für daumenpeil 25.000 €, den Preis eines Motorrades, den Allerwertesten in die Luft kriegen kann. Es muss, surprise, surprise, nicht das Sechs- bis Zehnfache sein.

Als die 120-kg-Klasse kam, gab es eine zeitlang Ingenieursleistungen, die mich beeindruckten, denn es musste auf's denkbar Einfachste reduziert werden, sozusagen der Anti-Schickimicki.

Und damit sind wir auf S. 61 und dem Saint-Exupéry-Zitat, das mich ein Leben lang begleitet hat und weiter begleiten wird, eines der wichtigsten überhaupt: "Vollkommenheit entsteht offensichtlich nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat, sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann. Die Maschine in ihrer höchsten Vollendung wird unauffällig."

Nicht nötig, das weiter zu kommentieren.










Samstag, 21. Juni 2025

Mittsommer-Sachen

 

Sommersonnenwende: Es beschäftigt mich immer wieder, dass der Tag, von dem an der Rücksturz in die kalte, dunkle, lebensfeindliche Winterzeit beginnt, von einigen Knallköppen als "Sommeranfang" bezeichnet wird. Die Skandinavier sind da wieder mal schlauer und nennen die Sache viel zutreffender "Mittsommer". Ich mag "Sommersonnenwende" am liebsten, weil es korrekt auf die astronomischen Gegebenheiten verweist, und es ist mir shyce-egal, dass die Nazis seit jeher versuchen, das Wort für ihre schmierigen Zwecke zu okkupieren.

Machen wir uns bewusst, dass die Tageslichtzeiten bei uns wieder kürzer werden, harren wir der ersten Spekulatius-Packungen, Glühwein-Sixpacks und Schneespray-Dekorationen in den Supermärkten. Und, nein, ich habe auch noch kein einziges Weihnachtsgeschenk gekauft und auch null Ideen.

Mein Projekt, diesen Weblog von KI-generierten Inhalten unterscheidbar zu machen, ist nach einigen Versuchen vorerst gegen die Wand gelaufen. Ja, man kann mit handschriftlichem Text und lustigen Skizzen was ganz Eigenes schaffen, aber die Rezeption wird deutlich anstrengender. Mir ist ohnehin klar, dass Langtext-Ausflüsse sowohl die Aufmerksamkeitsspanne als auch die Konzentrationsfähigkeit fordern. Zusätzliche Belastungen durch das Entziffern meiner Handschrift sind da nicht zumutbar.

Gestern Abend 1:39 h über Land. Da ich neulich wieder über die total ausgeräumten Landschaften der Agrar-Industrie gemault habe, hier ein Kompromissvorschlag. Man versuche mal, sich in die Weltsicht eines Vögelchens zu versetzen. So locker verteilte Bauminseln zwischen den Äckern und Wiesen machen das Leben doch erheblich leichter, oder?  ↓


↓ Die freie Plaine hat ästhetisch mehr was schrecklich-schön Dystopisches. Naja, außer sie liegt, wie hier, am Jade-Busen und animiert den Geist zum Flug in die Unendlichkeit. Trotzdem: Ich möchte nicht mitten in dieser Fläche stehen und, Beispiel, plötzlich unwiderstehlichen Harndrang verspüren. "No place to hide."








Donnerstag, 19. Juni 2025

Sammel-Post: Schimpfen auf Trump, Israel, Doitschland und das Internet als solches ...

 

U.S. of A.: Soso, die Amis beginnen damit, die "Social-Media"-Konten ausländischer Studierwilliger zu prüfen. Erneuter interessanter Hinweis zum Thema "Datenschutz interessiert mich nicht, ich hab' nix zu verbergen!" Das beurteilen die US-Behörden aber ganz anders, Herzchen!

Aus erneuter Solidarität betone ich an dieser Stelle nochmal, dass ich Trump für ein unausstehliches Arschloch halte, seine Camarilla aus willigen Speichelleckerys zutiefst verachte und dass ich jene Amis, die diese Kackscheiße sehenden Auges wiedergewählt haben, für hirnverbrannte Idioten halte. Mein Mitgefühl gilt den anderen, den denkenden US-Amys und all jenen, die unter diesem Drecks-System leiden.

Ich bemühe mich auch, mich möglichst dem US-Kultur-Imperialismus zu entziehen, indem ich bewusst auf unnötige Amerikanismen in der Sprache verzichte und - auf Wunsch der progressiven Kräfte der USA - US-Produkte tendenziell boykottiere. Von Google, Amazon, Microsoft und Bethesda komme ich noch nicht los, das sage ich mit der Scham eines Süchtigen: Man weiß, dass es scheiße ist, aber tut's trotzdem. Kritische Wissenschaft / Kunst / Literatur der Amys genieße ich natürlich weiterhin vollumfänglich.

Israel: Apropos Boykott und so: Bisher habe ich mich mit Kritik an der aktuellen israelischen Politik zurückgehalten, weil ich gedacht habe, solange es doitsche Nazis gibt, die jede - auch gerechtfertigte - Kritik in Antisemitismus ummünzen, stünde es gerade uns Doitschen an, die Schnauze zu halten.

Das ist aber nicht mehr durchzuhalten. Zu offensichtlich, dass es sich bei den israelischen Aktionen um Völkermord und Angriffskrieg handelt. Ende des Schweigens. Erwartet nicht von mir, dass ich den Propaganda-Lügen von der Prävention, blabla, Glauben schenke. Haltet doch mal kurz die Welt an, lasst alle Israelys, Iranys, Palästeninsys usw. , die es wünschen, die Region verlassen, gewährt ihnen Asyl woimmer sie es wünschen. Und wer übrigbleibt und wirklich den Krieg will, der soll ihn haben, möge die ganze Region zum Teufel gehen.  

Doitschland: Die Debatte um "Die Arbeitnehmerys müssen mehr arbeiten" wird offenbar Sommertheater. Dazu nur ein kleines Gedankenspiel: Wenn alle mehr arbeiten, bekommen sie dann auch mehr Lohn? Wenn nein: Warum dann mehr arbeiten? Wenn ja: Falls alle mehr Lohn bekommen, was passiert dann wohl mit den Endverbraucher-Preisen? Genau: Die steigen an! Und zwar so viel, wie mehr erwirtschaftet wird. Wer kann dem nicht ausweichen? Genau: Die Endverbraucherys! Wer kann dem ausweichen? Genau: Die Konzerne, die ihre Profite im globalen Finanzmarkt sichern. 

Gerne wird an dieser Stelle das Argument der globalen Konkurrenzfähigkeit gebracht, wie ja auch die Arbeitszeiten der Doitschen mit denen namibischer Minenarbeiter o.ä. verglichen werden, und dazu fällt mir nur ein, dass die abhängig Beschäftigten überall auf der Welt dieses Argument zu hören kriegen, sobald sie irgendwelche Verbesserungen einfordern. Dummerweise fallen sie alle drauf rein, statt sich international zu solidarisieren. "Völker, hört die Signale ...!"

Diese internationale Solidarität kommt aber nie zustande, weil auch der klassenbewussteste Proletarier letztlich offenbar ein korruptes, egoistisches Arschloch ist. 

Tja, dann bleibt's wie's ist. Aber macht Euch bitte die Gründe klar und hört auf rumzuheulen.

Internet: KI und alles, was dazugehört, macht für mich das kaputt, was ich früher am Internet spannend fand. Ich traue keinen Bildern mehr, keinen Texten. Ich verliere auch den Respekt vor geistigem Eigentum, denn bei den meisten Sachen kann man ja davon ausgehen, dass sie ihrerseits auf geklauten Inhalten basieren, als die LLMs und wasauchimmer trainiert wurden. Totale Entwertung menschlicher Schöpfungskraft, schade eigentlich.

Bin gespannt, wann die Gegenbewegung einsetzt und wie sie aussieht. Ich überlege, die Texte dieses Blogs künftig handschriftlich zu verfassen und Fotos davon zu veröffentlichen. Schaunmermal.


(verändert via wiki commons)

Zugegeben: Es ist fast nicht lesbar, aber dafür mega-authentisch¹, und ich bezweifle, dass LLMs damit was anfangen können. Außerdem liest sowieso niemand Marx, man redet nur drüber.




¹ Frage: Kann man "authentisch" steigern? 

  • Antwort der Vernunft: Nein! Entweder ist eine Sache authentisch oder sie ist es nicht.
  • Antwort des Schickimicki: Ja! Ich kann ja sagen: "Also, der Karl-Heinz, der kam ja viiiel authentischer rüber, als die Lieselotte..."










Mittwoch, 18. Juni 2025

Süße Kätzchen, tabuloser Sex, hemmungslose Gewalt - ach nee, wieder nur Fliegebilder


Wenn andere Bilder von ihren Katzen, Blumen, Gartenvögeln oder Pimmeln veröffentlichen, dann darf ich auch Fliegebilder.

Gestern Abend wieder der Bogen Hatten - Schwanewede - Sandstedt - Butjadingen - Jaderberg und dann noch hierhin und dahin kreuzend wieder zurück.

↓ Erstmal das rituelle Eingangsmotiv: Hunte mündet in die Weser. Möchte ich wissen, was den hellen Streifen verursacht, der sich mitten in der Weser abzeichnet und der da sonst nie zu sehen ist? Möchte ich das wirklich wissen? Ich weiß es nicht.



↓ Harriersand querab. Into the great, white open ... Da links im Bild, sind das Teiche oder Güllebecken? Möchte ich das wirklich wissen? Ich weiß es nicht. Aber es erschreckt mich immer wieder, wie ausgeräumt diese Agrar-Industrie-Landschaft links und rechts der Weser ist. Lasst Euch von dem Grün nicht täuschen, ökologisch ist das Ganze nur wenig wertvoller als ein betonierter Parkplatz.



↓ Derartige Bilder muss man trotz allem einfach geniessen. Die Strahlenbahn der Sonne über der Weser (im Vordergrund) und dem Jadebusen (hinten). Als kleiner Punkt in der Weser die Fähre Brake-Sandstedt.



↓ Mir ist durchaus klar, dass unsere Energiegewinnung nachhaltig sein bzw. werden muss. PV ist dabei ein ganz wichtiger Aspekt. Aber es sieht scheiße aus. Im öffentlichen Diskurs wird zunehmend gern übersehen, wieviel Energie man gewinnen kann, indem man sie einspart, also nicht verbraucht. Natürlich mindert das die Profite der Konzerne, deshalb ist das wohl keine so beliebte Lösung. Aber wenn ich mir vorstelle, die ganze Welt sei mit PV zugepflastert? Hm.



↓ Bleiben wir beim Thema "Energiegewinnung sieht scheiße aus."


Voilà, das Atomkraftwerk Unterweser, von 1979 bis 2011 am Netz, für Fliegerys aus gutem Grund immer noch Sperrgebiet. Vor einem Monat, im Mai 2025 begann angeblich der sogenannte "Rückbau" mit dem Ausbau der Dampferzeuger, die aufwändig in Schweden entsorgt werden müssen. Was ist eigentlich in den 14 Jahren dazwischen passiert? Ach ja, AKW Unterweser dient nach wie vor als Zwischenlager für Atommüll, von dem niemand weiß, wohin sonst.

Stimmt es, dass die neue Wirtschaftsministerin sich neulich  stickum mit Vertretern der Energiekonzerne getroffen hat, um über den Wiedereinstieg zu reden? Nein, völlig undenkbar! So blöd kann niemand sein.

↓ Die tiefstehende Sonne hebt ja Konturen besonders gut hervor. Natürlich habe ich bei normaler Beleuchtung nicht so eine runzelige, faltige Hackfresse ¹, sondern glatte, zarte, straffe Haut in jugendlichem Antlitz.




¹ Ja, ich gebe zu, ich habe bei diesem Photo in selbstquälerischer Weise den Kontrast noch ein bisschen hochgedreht. Aber nur ein bisschen. Und das Original hat mich hinreichend schockiert.