Sonntag, 23. Februar 2020

Stimmungsbild



Was gibt es Traurigeres, als ein einsatzfähiges Flugzeug, das seit Wochen wetterbedingt nur im Hangar steht?


(Heute im Hangar) 

Ah ja: Den Piloten, der allmählich durchdreht, wenn die jeweils nächsten Tiefdruckgebiete angesagt werden.

Durchatmen: Das sind Erst-Welt-Probleme. Es gibt viel zu viele Menschen, die ernstzunehmende Probleme haben und ums Verrecken gerne mit meinem Problem-Setting tauschen würden. Sprichwörtlich.

Trotzdem: Was für ein Kack-Wetter!

Aber: Das Foto scheint mir recht gelungen.






Montag, 17. Februar 2020

Entsolidarisierungs-Erklärung


Lese gerade im "Freitag" (07/2020) den herzzerreissenden Artikel "Der Kampf um ein Lächeln" über die Situation der Jesiden in einem Lager im Nordirak. Furchtbar, ganz furchtbar: Die Flucht, das Leiden, die andauernde Verfolgung durch IS und sonstwen. Ich bin absolut der Meinung, dass den Menschen in ihrer Not geholfen werden muss.

Mache mich spontan in Wikipedia schlau und bin erstaunt:

"... Die Jesiden praktizieren eine strikte Endogamie. (...) Die Mitgliedschaft ergibt sich ausschließlich durch Geburt, wenn beide Elternteile jesidischer Abstammung sind. Eine Heirat von Jesiden (beiderlei Geschlechts) mit Andersgläubigen hat angesichts jesidischer Heiratsregeln den Ausschluss aus der Religionsgemeinschaft zur Folge ..." https://de.wikipedia.org/wiki/Jesiden

Hm, es gibt ja so viel Wissenswertes. Dieser Passus bedeutet für mich, dass die Jesiden radikale Rassisten sind. Außerdem, so erfahre ich, propagieren sie eine theokratische Gesellschaft, die in drei Kasten unterteilt ist, so so. Im Wikipedia-Artikel steht nichts über Frauenrechte, Homophobie und Toleranz, aber zwischen den Zeilen findet man nur unerfreuliche Indizien dazu.

Was ich nicht verstehe: Wie kann ein Volk, das so leidet, immer noch so dumm sein? Warum verstehen sie nicht, dass ihr furchtbares Leid eine Konsequenz aus eben der Geisteshaltung ist, die sie selbst für sich in Anspruch nehmen?






OH NEIN, SIND WIR NICHT!







Mittwoch, 12. Februar 2020

Hartes Brot


Mein alter Toaster hat die Grätsche gemacht, diesmal auf eine Weise, die Endgültigkeit verhieß. Wiewohl ich ihn seit 12, 14 Jahren im täglichen Einsatz hatte, war die Trennung beiderseits unsentimental. Kurz: Ein neuer Toaster musste her.

Unvorhergesehene Problematik: Es sollte und musste ein einfacher (!) Toaster sein. Denn die ersten anderthalb Stunden meines Tages werden per Auto-Pilot gesteuert. Nur weil man mich herumlaufen und Dies und Das verrichten sieht, bedeutet das noch lange nicht, dass höheres Bewusstsein oder ernstzunehmende kognitive Prozesse zugeschaltet sind.

Was ich in diesem Zustand überhaupt nicht brauche: Ein Toaster, den ich parametrisieren muss ...





... oder der versucht, mir irgendwelche Dinge mitzuteilen. Ich kann und will lediglich zwei Toasts einwerfen, die große Taste runterdrücken und warten, bis es irgendwann "Ratschplönk" macht. Dieses Geräusch löst dann hard-coded die Subroutine "Toasts rausnehmen und Margarine und Marmelade draufschmieren" aus. 


Der Toaster der Zukunft.
Mittig und rechts die TEF (Toast-Eingabe-Fächer)
(verändert via wiki commons)


Nach langem Suchen habe ich ein Gerät gefunden, bei dem ich einmalig den Bräunungsgrad einstelle und dann Jahr um Jahr, Tag um Tag, Toast um Toast unangequatscht und ungefragt vor mich hin toasten kann. Das scheint ein ungeheurer Luxus zu sein: Der Apparat ist doppelt so teuer wie die vielknöpfige Schicki-Micki-Konkurrenz.






Samstag, 8. Februar 2020

Paradoxer Insider


Es ist natürlich völliger Schwachsinn, auf einem öffentlichen Blog einen Text zu veröffentlichen, dessen Inhalt vielleicht nur mit entsprechendem Kontext-Wissen zu entschlüsseln ist. Aber dann dachte ich mir "He, das ist Dein Blog, da kannste machen, was Du willst." 

Lehrer*innen, Künstler*innen und andere Geistesarbeiter*innen werden sofort verstehen. Und mindestens zwei Mitarbeiter vor Ort würden zumindest erahnen, worum es geht, wenn sie denn diesen Blog läsen. Ja, ich weiß, einen Insider rauszuhauen, hat immer auch was Arrogantes, Elitäres.








Gestern vormittag: 
Wir stehen nur rum, während die Schüler*innen
 ein Experiment zur empirischen Sozialforschung 
durchführen. Ohrwurm: Dire Straits.




(...)

That ain't workin', that's the way you do it.
Money for nothin' and your chicks for free
Now that ain't workin', that's the way you do it.
Lemme tell ya them guys ain't dumb

(...)
That ain't workin', that's the way you do it.
Money for nothin' and your chicks for free
Money for nothin' and the chicks for free
Get your money for nothin' and chicks for free
Money for nothin' and the chicks for free (I want my, I want my MTV)
Money for nothin' and the chicks for free (I want my, I want my MTV)


Dire Straits: Money for nothing






Samstag, 1. Februar 2020

Heck-Tick


Wenn man einmal anfängt, die Semiotik, die Zeichensprache der Heckpartien von Pkw zu erforschen, kann man gar nicht wieder aufhören, so spannend ist das.


Heute fuhr ein Ford Ranger Raptor vor mir, ein übergroßer, überschwerer Schickimicki-Pickup. Leider gelang mir kein scharfes Foto, daher bitte ich die geneigte Leserschaft, mir glauben zu wollen, dass an der Heckklappe oben links "Raptor" in einer energisch hochverzerrten Schriftart steht, oben rechts "Ranger" in einer zivilisierten, an Stencil erinnernden Schriftart und im Zentrum, klein und unscheinbar das "Ford"-Logo. Soweit der Befund.

"Raptoren" meinen, spätestens seit dem Kino-Brüller "Jurassic Park" die Velociraptoren oder "Schnelljäger". Im Gegensatz zu dem völlig fiktiven Hollywood-Raptor waren die realen Tiere eher klein und wogen um die 15 kg. Egal.

Soll die Selbstaussage also lauten "Ich bin ein mickriger, fleischfressender Dinosaurier. Ich habe ein Reptilienhirn, das meinen Stoffwechsel, meinen Fress- und Sexualtrieb befeuert, aber zu höheren Leistungen der Kognition nicht im Stande ist, weshalb ich dann folgerichtiger Weise auch ausgestorben bin."? Als Selbstaussage wenig charmant, aber der Besitzer wird schon wissen, warum er sich so ein Auto gekauft hat.

Und "Ranger"? Ranger sind Aufseher. Ehrenhafte Sache, das. Aber eben nicht in der Kombination!

Die Selbstaussage lautet zusammengenommen "Ich bin ein reptilienhirniger Aufseher". Das erinnert mich an die Geschichten, die meine Oma und meine Mutter von den abscheulichen Blockwarten erzählt haben, jener untersten Stufe der Machthierarchie in der nationalsozialistischen Zivilgesellschaft. Leute, die normalerweise wegen ihrer Dummheit und allgemeinen Unfähigkeit unterhalb der Wahrnehmungsgrenze bleiben, mit ihrer Funktion aber zu einzigartiger, nie geahnter Macht kommen und entsprechend arschlöchig damit umgehen.

Um Himmels Willen, ich möchte dem Ford-Fahrer kein faschistisches Gedankengut  unterstellen, bis auf Weiteres, aber ist der Gedanke ganz von der Hand zu weisen, dass dumme, unfähige Leute mit einem zu zu großen Minderwertigkeitskomplex und einem zu kleinen Penis eine besondere Affinität zu exakt dieser Art von Auto haben könnten?