Samstag, 27. April 2024

Notwendiges, ekliges Video

 

In der Tat ein verstörendes Video, das der schweizerische "Infosperber" hier weitergibt: Ein Zusammenschnitt privater, d.h. unzensierter Smartphone-Videos ukrainischer Soldaten. Davor und mittendrin immer wieder (sehr berechtigte!) Warnungen vor ungefilterten, brutalen, blutigen Szenen militärischer Gewalt.

Muss ich mir, müssen wir uns sowas Ekliges wirklich anschauen?

Ja. Selbstverständlich. Als mündige Staatsbürger*innen müssen wir doch wissen, wovon wir reden, wenn wir die Mantras unserer Rüstungskonzerne und unseres Hegemons, den U.S. of A. nachbeten. Unser Grundgesetz bestimmt nämlich uns, das Wahlvolk, zum obersten Souverän in diesem unserem Staate und das auferlegt uns die Pflicht, uns umfassend zu informieren. Die Meinungen und Statements unserer kriegsgeilen Politiker*innen reichen da bei weitem nicht aus.

Interessant übrigens auch, wie die ukrainischen Soldat*innen einerseits ihre eigene Angst, ihren Schmerz und ihre anderen Traumata an der Front, im Schützengraben, im Minenfeld, bei Drohnenangriffen dokumentieren und andererseits auch ihre Freude und ihren sportlich-technischen Ehrgeiz beim eigenen Einsatz von Drohnen und bei der sehr individuellen Tötung russischer Soldaten etc. deutlich ausleben. Sich an den  technischen Finessen der eigenen Seite zu begeistern, ohne zu bedenken, dass der Gegner im Regelfall über Vergleichbares verfügt, scheint eine uralte Kulturtechnik zu sein. Darüber hatte ich aber an anderer Stelle schon mal raisonniert.  Kurz: "Krieg bleibt immer gleich."¹




(WK I, verändert via wiki commons)






¹ Bethesda, Fallout 4, Intro

 




Mittwoch, 24. April 2024

Konsumlaune für Konsum - Junkies

 

Ich mag den Begriff "Konsumlaune". Und ich schaue interessiert zu, wie sehr unsere wahren Macht-Haber, die Konzerne, sich bemühen, uns bei guter Konsumlaune zu halten und wie besorgt sie reagieren, wenn dy Endverbrauchy, dies Sensibelchen, gerade mal nicht so launig konsumieren mag.

Eine Laune, ob gut, ob schlecht, das ist spontanes, unberechenbares, kognitions-befreites Fühlen und Handeln. Wir dürfen außerordentlich gespannt sein, wie unsere Enkel reagieren werden, wenn sie uns eines Tages fragen "Warum habt Ihr uns die Welt in so einem grotten-erbärmlichen Zustand hinterlassen? Wie konntet Ihr nur!?" und wir antworten müssen: "Hach, das liegt daran, dass wir seinerzeit in so einer Super-Konsumlaune waren! Wir hatten voll den Spaß, wisst Ihr?!"

Wenn die jungen Leute, deren Zukunft wir längst verbumsfidelt haben, uns dann die Fresse polieren wollen, können wir uns vielleicht noch mit dem Hinweis verteidigen, dass die Unternehmen der freidrehenden Marktwirtschaft uns genau so am Wickel hatten, wie Dealer den schwerst-abhängigen Drogen-Junkie: Um den Konsum-Kick zu kriegen, musst Du ständig die Dosis erhöhen. Du setzt Dein Leben, all' Deine Aktivität, dafür ein, den Stoff beschaffen zu können. Nichts Anderes zählt, alles außerhalb von Konsum und Beschaffung gehört nicht mehr in Deine Welt. 

Zur Definition von Sucht gehört auch, dass die Betroffenen genau wissen, dass ihr Verhalten sie zugrunde richten wird, dass diese vernunftgemäße Einsicht aber keine Verhaltensänderung zur Folge hat.


(verändert via wiki commons)

Vielleicht können wir uns mit dem Christiane-F-Syndrom rausreden.
Aber Christiane hat nur sich selbst kaputtgemacht,
nicht die Zukunft aller nachfolgenden Generationen.
Wahrscheinlich werden wir mit der Mitleids-Tour nicht durchkommen.










Sonntag, 21. April 2024

Schwalben-Philosophie

 

Gestern Abend sah ich definitiv die erste Schwalbe, die sich hier in den Norden getraut hat. Einerseits erfreuliches phänomenologisches Indiz für den herannahenden Sommer, andererseits ein deutlicher Beweis dafür, dass Schwalben eben nicht ein besonderes, unfassbares Gespür für kommendes Wetter haben, sondern einfach nur quasi hard-coded einem Programm folgen. Blöd, blöd, blöd.

Vielleicht war das Tier auch nur ein besonderer gesellschaftlicher Streber, der grenzwertig früh anreist, um sich einen erheblichen Vorteil bei der Suche nach dem aller-aller-allerbesten Nistplatz zu sichern. Nun gut, im Falle der Schwalben könnte ich das akzeptieren, denn die riskieren für diesen vorauseilenden Egoismus immerhin ihr Leben, und das macht die Sache fair. 

Uns fällt jetzt natürlich die mögliche Analogie zu dem Konstrukt menschlicher Gesellschaft ein. Und wie es wäre, wenn die Erz-Egomanen, die menschlichen Streber, die beim kapitalistischen Ausbeutungs-Race-to-the-bottom übertreiben, im Falle ihres Scheiterns auch mal mehr Sanktion erlitten, als nur ein halb-anerkennendes, halb-kritisches "Na, so ein Teufelskerl, da hat er's aber mal übertrieben, mutig, mutig!" ...

Nicht, dass ich jemandem was wirklich Schlechtes wünsche. Aber eben auch nicht völlige Risiko-Losigkeit bei maximaler Egomanie.





Montag, 15. April 2024

Zum Schreien banal

 

Ich habe unfassbar wenig Lust, Texte über irgendwelche Themen zu schreiben, solange ich zusehen muss, mit wie leichter Hand Kriege vom Zaun gebrochen und eskaliert werden.

Nah- und Mittelost: Niemand scheint zu bemerken und zu kritisieren, dass es dort keine Konflikte gibt, außer jenen, die von ein paar alten, weißen Männern immer wieder neu befeuert werden. Diese Männer haben keine anderen Ziele, als das krankhafte Festklammern an ihrer persönlichen autoritären, stets gefährdeten Macht. 

Wenn tausende von Menschenleben dafür geopfert werden müssen, dann sei's drum. Fundamentalistische religiöse und wirtschaftspolitische Argumente lenken allerseits davon ab, dass der Antrieb jeweils nur die individuelle Egomanie ganz weniger Akteure ist.

Und das Ganze funktioniert nur, weil es allüberall Heerscharen von Nicht-Denker*innen, Vollidiot*innen, Erfüllungsgehilf*innen, willigen Vollstrecker*innen und servilen Schleimer*innen gibt, die sich völlig ethikbefreit prostituieren, um vielleicht ein winziges Fünkchen von der gewaltigen Macht des Herrschenden zu erhalten.

Dabei leiden die Normalys am meisten unter den Kriegen, die Mehrheit unschuldig. Ich glaube übrigens auch nicht, dass Leute wie Netanjahu, Al Khamenei und Biden (und, an anderer Stelle Putin, Erdogan, Orban, Kim Jong Un und wie sie alle heißen) so richtig glücklich werden, ich glaube vielmehr, dass das auch nur verirrte, getriebene Seelen sind.

Nee, den einzigen, wirklichen, ungetrübten Profit machen immer nur die Rüstungskonzerne dieses Planeten. Und die haben drum überhaupt kein Interesse daran, dass sich die Dinge grundlegend ändern.

Zurück zum ersten Satz dieses Textes: Ich habe hier wieder mal NICHTS gesagt, was nicht allgemein bekannt ist. Eigentlich ist dieser Text banal und überflüssig. Eigentlich frage mich nur erneut: Wo bleibt der kollektive Aufschrei? Warum lassen wir uns das gefallen?







Montag, 8. April 2024

Gesunde Frage: Welche Ziele hatte ich vor fünf Jahren?

 

Ich nehme an, auch heute noch gehört zu jedem normal schlechten Bewerbungsgespräch die Standardfrage: "Welche Ziele wollen Sie in fünf Jahren erreicht haben?" oder eine ihrer Variationen. Und wahrscheinlich wird auch heute noch von Bewerber*innen irgendeine taktische Antwort nach dem Schema "In fünf Jahren will ich auf Ihrem Platz sitzen." erwartet, und das Öde an diesem ewiggleichen Ritus ist die ewig fortgeschriebene Reziprozität der Erwartungen: Die Interviewer*in erwartet von der*dem Bewerber*in, dass er*sie erwartet, dass sie*er erwartet, dass er*sie erwartet, dass sie*er erwartet etc. etc. dass diese Sequenz auftaucht.

Und das zweite Öde ist, dass alle Beteiligten wissen, dass es hier für die sich bewerbende Person darum geht, sich als hemmungslos karrieregeiles Arschloch zu zelebrieren, denn wir leben in einem kapitalistischen System und das bedeutet, dass persönlicher Profit und egomanische Machtgeilheit die einzig akzeptierten Motive zur Selbstausbeutung zugunsten des Konzerns sind. Dies Prinzip frenetisch zu bejahen, soll diese Frage im Bewerbungsgespräch Gelegenheit geben.

Genug davon.

Mir ist neulich der invertierte Gedanke gekommen. Statt vorwärts in die Zukunft springen wir doch lieber mal zurück in die Vergangenheit. Wo stand ich vor fünf oder zehn Jahren? Welche Ziele hätte ich damals für in fünf Jahren formuliert, sowohl beruflich als auch privat? Welche Probleme haben mich damals besonders beschäftigt? Was davon habe ich mittlerweile erreicht bzw. überwunden? Hat sich - ganz allgemein - meine Lebenssituation verbessert oder verschlechtert?

Ich werde Euch, geneigte Lesende, nicht mit meiner persönlichen Bilanz molestieren, aber ich konnte feststellen, dass ich jede Menge Anlass zur Zufriedenheit habe - viel mehr, als mir bisher bisher bewusst war. Meinem Ich vor fünf Jahren ging es auch nicht wirklich schlecht, sieht man von punktuellen Ereignissen ab, aber im Vergleich dazu habe ich mich aus vielen Problemen und Quisquilien herausgearbeitet, und nach allem Für und einer Menge Wider, komme ich insgesamt zu einem ganz guten Ergebnis. 

Die "Was-willst-Du-in-Zukunft-erreichen"-Frage setzt uns unter Druck, zwingt uns zu hochenergetischen Bekenntnissen, auf die man uns festnageln kann und wird. Die "Was-hast-Du-in-letzter-Zeit-erreicht"-Frage gibt uns  hingegen vielfach Anlass zur Entspannung, zum Runterkommen und zur Ruhe.

Meine Empfehlung!


(via wiki commons)

Ziele im August 1950:
Der elektrische Garagentor-Öffner
kommt als passendes Equipment
zum CO₂-freien Atom-Auto!





Donnerstag, 4. April 2024

Schöne alte Wörter: "Unansehnlich"

 

Meine Großmutter mütterlicherseits, Jahrgang 1908, führte "unansehnlich" noch im aktiven Wortschatz, und sie benutzte es zur Bezeichnung von Dingen, die wegen ihrer deutlichen Gebrauchsspuren öffentlich nicht mehr vorzeigbar waren, aber andererseits längst nicht reif zur Entsorgung waren.   

Obst und Gemüse erhielten beispielsweise oft dieses Attribut, und das bedeutete, Omi würde sie niemals Gästen anbieten, für den Eigenverzehr waren die Produkte aber noch lange brauchbar, die braunen Stellen zu entfernen, war ja kein Problem.

Ich mag "unansehnlich", weil es gewissermaßen das Anti-Wort zu moderner Konsum-Werbung ist. "Unansehnlich" sagt: Du benutzt eine Sache, egal, wie sie aussieht, solange sie noch irgendeinen Nutzen hat. Konsum-Werbung sagt: Du schmeißt Sachen sofort weg, wenn sie auch nur die kleinste Macke haben oder wenn sie nicht mehr das Allerneueste vom Neuesten sind.


(verändert via wiki commons)

Omi ist seit 30 Jahren tot.
Containern hätte sie sich ohne Not nicht getraut,
aber "gerettetes Essen" hätte sie großartig gefunden!





Dienstag, 2. April 2024

Virtuell

 

Ach, ist das schön, der Doitschlandfunk meldet die Wahrheit:



Dazu muss man wissen, was "virtuell" eigentlich bedeutet. Das Wiktionary bringt Klarheit:


Zusammengenommen bedeutet das, die USA und Israel haben so getan, als hätten sie über die geplante Bodenoffensive der Israelis gesprochen, die USA haben so getan, als hätten sie Bedenken geäußert, die Israelis haben so getan, als hätten sie zugehört. 

Ich meine, mehr kann man von Politik nicht erwarten. 





(verändert via wiki commons)

Was für ein Scheiß-Bild! Man kann überhaupt nicht erkennen, ob das ein islamistischer Terrorist, ein zionistischer Unterdrücker, ein russischer Imperialist oder ein ukrainischer Nazi ist. Oder - schlimmer noch! - hat er versucht, illegal nach 'Schland einzuwandern, um uns hier umzuvolken? Soll ich jetzt Mitleid haben oder mich schulterzuckend abwenden? Schwierige Entscheidung, da kann man viel falsch machen.




 

Samstag, 30. März 2024

Leben = Veränderung. Mach' was draus!


Kennt Ihr, werte Leser*innen, auch so zahlreiche Erinnerungen an Dinge, die Ihr gesagt oder getan habt und die Euch Jahre und Jahrzehnte später Gefühle brennender Peinlichkeit und Scham bescheren, blamable Dinge, für die Ihr Euch aus heutiger Sicht ohrfeigen könntet, wenn es was änderte?

Ich versuche mittlerweile, in dieser Hinsicht etwas gnädiger mit mir umzugehen. Meine Sozialisation in Kindheit und Jugend basierte auf den Vorstellungen des nordwestdeutschen nicht-akademischen Klein- und Mittelstands-Beamtenbürgertums der 1960er Jahre. Daran war nun wirklich nicht alles schlecht, aber als Vorbereitung auf die Denke der 70er und 80er und den akademischen Habitus dieser Zeit, war das grottig! Unterirdisch. Völlig verfehlt!

Ich musste, geworfen in diese Welt, alles selbst  herausfinden, im Regelfall durch Versuch-und-Irrtum. Und die Irrtümer, das sind gutteils die Dinge, die mir heute als unendliche Blamagen erinnerlich sind.  

Dabei mache ich meinen Eltern in ihrer Rolle als primäre Verantwortliche für meine Sozialisation überhaupt keinen Vorwurf. Die hatten ihrerseits auch beide das Problem, in Kindheit und Jugend auf allerlei, aber keinesfalls auf die Bedingungen ihres späteren Lebens vorbereitet worden zu sein: Meine Mutter als Beamten- und Offizierstochter der 1930/40er, zwangsindoktrinierte kleine Nazisse, traumatisiert durch Bombenkrieg und kriegs-zerrüttete Familie, musste sich als Jung-Erwachsene völlig neu orientieren. Mein Vater als Landei und Bauernkind aus dem dunkelsten Winkel des schwerstmehrfach-bäuerlich geprägten Westpreußens hatte (außer einer ziemlich guten Schulbildung) nach der Flucht Februar 1945 noch weniger Anknüpfungspunkte an das, was nun kam. 

Und wenn ich so weiter rückwärts durch meine Genealogie schaue, dann sehe ich da bei allen meinen einzelnen Vorfahren immer wieder dasselbe Schema: Eine mehr oder weniger stramme Sozialisation in Kindheit und Jugend, gefolgt von veränderten Lebensbedingungen, die das verabreichte Quantum an Sozialkompetenz ganz weitgehend zertrümmerten, so dass man mit den Bruchstücken irgendwie jonglieren und irgendwie was kongruentes Neues improvisieren musste. 

Bei genauer Betrachtung stelle ich fest: Meine Familiengeschichte der letzten 100 bis 150 Jahre ¹ besteht ausnahmslos aus derartigen Geschichten. Ich bin wahrscheinlich der Nachfahre von total peinlichen Leuten. Und diese Leute waren nicht peinlich, weil sie doof waren, sondern weil sie immer wieder auf der Grundlage einer unzureichenden Datenlage Hypothesen über angemessenes Verhalten entwickeln und probeweise im Alltag umsetzen mussten, um sich durchzuschlagen.

Die Methode heißt nun mal "Versuch-und-Irrtum" und nicht "Versuch-und-Erfolg". Sehr reiche und sehr mächtige Menschen könne vielleicht noch "Versuch-und-Mirdochegal" spielen, weil sie so bombenfest außerhalb und über der Gesellschaft stehen, dass Ihr Verhalten, egal welches, den grundsätzlich positiven Effekt hat, "Die feinen Unterschiede" zu zementieren. Aber in die Liga gehörte mein Clan leider nie. Wenn wir was falsch machten, waren das immer Irrtümer. Wir waren immer peinlich.




Uropis Militärpaß. 1900, im Alter von 19 Jahren, musste der gelernte und erfolgreiche Konditor aus Dissen bei Osnabrück zum Militär. 1902 zur Reserve bzw. Landwehr entlassen, dann noch vereinzelte Übungen bis 1913. Und als er 34 Jahre alt war, verheiratet und mit einer Tochter (meiner Omi mütterlicherseits), brachen die Mächtigen dieser Welt den Weltkrieg numero uno vom Zaun. Von Anfang an dabei, Ostfront, aber ab 1917 (nach einer Verwundung??) nur noch bei der Etappen-Hilfs-Kompagnie No. 30, wo er militärische Zugtransporte begleitete. 1919 Entlassung unter Abgabe von "1 Jacke, 1 Hose, 1 Paar Stiefel ..." usw. 

War Herrmann Christian erziehungsseitig auf sowas vorbereitet? Nope!

Habe ich, 81 Jahre später geboren, mich darüber zu beklagen, dass Leben = Veränderung? Nope!









¹ Ich kann meine patrilineare Familiengeschichte einigermaßen (!) sicher bis ins 15. Jhdt. zurücklesen. Da musste ein früher Vertreter unseres Namens offenbar nach einem Tête-a-tête mit einer Adligen aus Straßbourg fliehen. Er wandte sich nach Westfalen, und dann mendelte man sich mählich quer durch Europa bis nach Ostpreußen. Mag sein, wir sind peinlich. Langweilig sind wir nicht. 







Donnerstag, 28. März 2024

Ich warte immer noch auf den Aufschrei.


Ist das einfach nur "mediale Schnelllebigkeit" oder schon "kollektive Demenz"? Von den Taurus-Leaks spricht aktuell, dreieinhalb Wochen nach Veröffentlichung kein Mensch mehr. Nur noch davon, dass wir unbedingt Taurus an die Ukraine liefern müssen, weil - historisches Faktum - nur immer mehr Waffen stets zu immer mehr Glück & ewigem Frieden führen.

Egal. 

Ich hatte gehofft, dass zwischenzeitlich auch andere Menschen das Gesprächsprotokoll, dessen Echtheit ja bestätigt wurde, sinnentnehmend gelesen hätten, und ich war fest überzeugt, dass einige spätestens bei dem Stichwort "Kindergärten" ¹ kritische Fragen stellen würden. Da sagt einer der Militär-Herren, wenn der Kanzler die Taurus für die Ukraine frei gäbe, müsse man ihm beichten, dass mindestens acht Monate Vorbereitungszeit notwendig seien, dass man diese Zeit aber abkürzen könne, die Marschflugkörper dann allerdings von den ukrainischen Soldat*innen nicht zielsicher einzusetzen seien und, worst case, auch auf einen Kindergarten fallen könnten "und es zivile  Opfer" (sprich: russische Kinder) geben könnte. 

Das Gespräch geht dann weiter und darüber hinweg.

Das finde ich seltsam.

Da bin ich offensichtlich so ein bisschen "old school", denn die Perspektive, ein deutscher Marschflugkörper könne einen russischen Kindergarten ausradieren, bereitet mir Unwohlsein. Erhebliches Unwohlsein. 

Nun könnte man sagen, unsere Luftwaffen-Böberschten erörterten hier ganz sachlich und professionell technische Sachverhalte und es sei nicht ihre Aufgabe, über ethische Implikationen nachzudenken, aber das erinnert so ein bisschen an die Argumentation von Adolf Eichmann, er hätte nichts gegen Juden gehabt, hätte nur den Auftrag gehabt, Bahntransporte zu organisieren, nicht, über Ethik nachzudenken. 

Warum konnten höchste militärische Verantwortungsträger sich nicht durchringen, den höchsten politischen Verantwortungsträger*innen in Deutschland  zu sagen, dass eine Lieferung der Taurus an die Ukraine völlig verantwortungslos wäre und dass ein sinnvoller Einsatz des Systems nur von deutschen Soldat*innen zu bewerkstelligen sei, womit Deutschland dann aber unwiderruflich kriegführende Partei würde? Fehlt es an der Politischen Bildung? An Innerer Führung? Oder schlicht an ethischer Grundhaltung?

Warum nehmen wir so völlig kritiklos die Möglichkeit hin, deutsche Waffen töten russische Kinder? Weil russische Raketen ja auch ukrainische Zivilisten töten? Großartiges Argument! Den Russen machen wir aber deshalb schwerste moralische Vorwürfe. Na schön, dann aber gleiches Recht für Alle: Wenn die Taurus geliefert wird, gehört die deutsche Führungs-Camarilla, genau wie Putin, vor den IStGH.

Und überhaupt: Was ist das für ein Scheiß-Whataboutism? Wie reagieren Lehrer*innen, wenn nach einer Schulhof-Prügelei ein*e Schüler*in sich mit dem Argument verteidigt: "Der*die hat aber angefangen...!"? Sagen wir dann auch: "Achso, ja, nee, denn war das richtig, zurückzuschlagen. Mach' weiter."? ²

Und drittens: Mich würde interessieren, wie die Leute reagierten, wenn eine Rakete, die auf das K-Waffenlager und den NATO-Fliegerhorst Büchel ³ gezielt ist, von Osten kommend 1.000 m zu kurz fiele und, Gott bewahre, die "Katholische KiTa St. Simon und Juda Büchel" ausradierte. Oder wenn russische Luftwaffen-Verantwortliche ebendies mit großer Gelassenheit als technische Möglichkeit erörterten. Natürlich sind russische Kinder viel weniger wert als gut-katholische deutsche, aber ... Moment, mit diesem Satz stimmt doch was nicht!



Abschließend eine (durchaus vorwurfsvolle) Frage: Habt Ihr Alle die Protokolle gar nicht gelesen? Warum nicht?



(stark verändert via wiki commons)

"Believe me when I say to you,
I hope the Russians love their children too."



¹ Zur Erinnerung nochmal das Zitat: "Ich fang vielleicht mal an mit dem: „Was ist denn das Sensitivste oder das Kritischste, was jetzt passieren kann?“ Ähm, mit der ganzen Diskussion, das läuft ewig hin und her, und ich glaub, die zwei Punkte, die sensitivsten, sind zum einen Timing, so nach dem Motto, ähm, „Jetzt sagt der Kanzler, wir geben es doch ab“, und man kommt aus der Bundeswehr: Ja toll, aber in 8 Monaten sind wir dann soweit, den ersten Einsatz zu beginnen. Und das Zwote ist natürlich, wir können die Zeit auch nicht verkürzen, wenn es nach einem Falscheinsatz geht und das Ding auf ’nen Kindergarten drauffällt und es zivile Opfer gibt. Deshalb sind das so die beiden … links und rechts ’ne Grenze, zwischen denen man abwägen muss. Wenn man das so runterbricht, die eine Bahn ist die Auslieferung der Flugkörper. Da haben wir eigentlich gar nichts mit zu tun, und der wichtige Punkt wäre dann in dem Gespräch … Ich muss da auch nochmal drauf hinweisen … ohne die Firma können wir gar nichts machen und es wäre dann schon wie es auch bei den Raketen von IRIS-T ist, dass man relativ zügig erste Flugkörper ausrüstet, umrüstet und ausliefert. Aber da müssen halt dann so rudimentäre Sachen gemacht werden, nochmal ’ne kleine Überholung, das deutsche Hochheitsabzeichen runter und so."

² Spoiler: Nein, sowas machen wir Lehrer*innen nicht. Außer in sehr zynischen Momenten.

³ Büchel wird in dem Taurus-Gesprächsprotokoll namentlich erwähnt. Desahalb wählte ich es hier als Beispiel.






Mittwoch, 27. März 2024

Mehr weniger geht kaum.

 

Heute Erstflug nach der Totaloperation des Instrumentenpilzes.


Freie Sicht für freie Bürger*innen!


Zur Erinnerung (vorher): 

Klaustrophobische Zustände.


Die neue Seitenansicht:

Wenn man jetzt noch was abbauen wollte, würd's eng. ¹ 



"Vollkommenheit entsteht offensichtlich nicht dann,
wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat,
sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann.

Das Flugzeug in seiner höchsten Vollendung
wird unauffällig."

A. de Saint-Exupèry





¹ Jaja, die Hängegleiter-Leute hätten da noch Möglichkeiten, aber dafür brauchen die auch Berge und / oder Schlepp-Möglichkeiten. So richtig viel weniger Aufwand ist das auch nicht ...





Samstag, 23. März 2024

Was hat man den Ukraiyiniyjer*innen versprochen?

 

Hmm, ich lese mit großem Interesse, dass der böberschte Ukraiyijner, Selenskyj, den Westen dafür kritisiert, nicht genug Waffen zu liefern. Inhaltlich ist das uralt und repetitiv. Gefährlich repetitiv, wenn man's genau nimmt, denn mittlerweile hört niemand mehr zu, wenn ukraiyjinische Führer sowas sagen. 

Was an der Aussage hingegen auffällt, ist der Duktus. So redet keiner, der bereits seit zwei Jahren von vorne bis hinten mit erheblichen Mengen an Geld und Material gepampert wird und der demnächst über den Beitritt seines Landes zu einem ziemlich mächtigen Wirtschaftspakt verhandeln will. Diesen Anscheißer-Ton erlaubt man sich nur, wenn man sogenannte Partner hat, die früher  irrwitzige Versprechungen gemacht haben, die sie nun, da die Sache existenzbedrohend wird, nicht bzw. nicht hinreichend einlösen. 

Wir wissen natürlich viel zu wenig über die geheimen Absprachen und Zusagen. (Warum eigentlich? Warum erfährt der Souverän in diesem, unserem Staate, die*der mündige Bürger*in, eigentlich nicht, was zu welchen Kosten vereinbart wurde?) Aber ich bin Lichtjahre davon entfernt, Selenskyj einen Vorwurf zu machen. Vielmehr würde ich gerne wissen, was man dem guten Volodymyr Oleksandrovyč bei den zahlreichen Gesprächen in Washington, London, Paris und Berlin tatsächlich versprochen hat. 

Erst mit diesem Wissen können wir prüfen, ob V.O.S. aus K. in der U. gerade viel zu sehr und viel zu dreist auf die Kacke haut oder ob er völlig zurecht seiner großen  Enttäuschung Luft macht.


(Still aus "Apokalypse Now" - verändert via wiki commons)


 





Samstag, 16. März 2024

Warum ich nicht so viel auf Putin rumhacke

 

Vorab zur Klarstellung: Mir ist bewusst, dass Putin ein Arschloch ist, ein Böser, ein Tyrann, einer, der Oppositionelle  einsperrt und / oder umbringen läßt, Wahlen fälscht und ad absurdum führt, ein machtgeiler, intriganter, homophober, universal-intoleranter, ewig-gestriger Spießer, Lügner, Alles-mögliche-Leugner und derlei mehr.

Aber: Putin runterzumachen, das erledigen die nicht-geographisch-westlichen Medien schon mit maximaler Kraft und teilweise darüber hinaus. Ob oder ob nicht ich meine Pieps-Stimme in diesen Chor einbringe, ist völlig einerlei. Außerdem missfällt mir, dass die Putin-Schelte allerorten zu so einem billigen, peinlichen, den Intellekt beleidigenden Propaganda-Narrativ für Vollidioten geworden ist. 

Drittens missfällt mir, dass mit der Botschaft "Putin ist böse!" stets allgemeine antirussische Reflexe bedient werden und öfter noch der Dreisatz "Putin ist böse - Wir sind gegen Putin - Also sind wir die Guten." konstruiert wird. Und nichts ist unzutreffender. 

Kehre ein*e Jede*r vor hens eig'ner Türe. Andere zu kritisieren, ist billig. Sich selbst wachsam zu beäugen ist viel wichtiger.



(verändert via wiki commons)

Erler F. 1917





Samstag, 9. März 2024

Schafft Religionen und Ethnien ab!

 

Spontangedanke bei der Lektüre der aktuellen "Monde diplomatique" : Das meiste Leid, das Menschen einander bereiten, entsteht aufgrund der sozialen Konstrukte "Religion" und "Ethnie".

Wir müssen dringend daran erinnern: 

  • Es gibt keine Religionen und Ethnien.
  • Ausnahmslos alle Religionen und Ethnien sind zu 100 % reine Hirnfürze
  • oder, um es weniger salopp zu formulieren: Religionen und Ethnien sind allesamt gesellschaftliche Konstruktionen, von Menschen ausgedacht und tradiert und daher auch von Menschen veränderbar und abschaffbar.
  • Jahwe, Christus, Buddha, Allah, Jupiter, Wodan, Zeus usw., sind (überw. spätbronzezeitliche) Fantasie-Gestalten, ausgedacht von machtgeilen alten Männern mit krankhaft egomanischen Motiven.
  • Es gibt keine Kurden¹, Türken, Doitsche, Juden, Russen, Sudanesen usw., es gab und gibt nur barbarische Gruppen, von machtgeilen alten Männern gewaltsam zusammengehalten, um Gehorsam im Innern zu erzwingen und gewaltsam gegen benachbarte Stämme vorzugehen.
Beweis: Jedes neugeborene Menschenkind. Die ganze Scheiße kommt immer erst im Laufe des Lebens in die Köpfe der Menschen. 

Man missverstehe mich nicht: Jede*r darf glauben, was sie*er will - solange dieser Glauben niemals manifest wird, d.h. anderen Menschen in die Quere kommt. Jede*r darf ihr*sein Kopfkino zu dem Zufall ihres*seines Geburtsortes abspielen - solange die Geschichten nicht manifest werden und andere Menschen diskriminieren.

Lesen wir die "Monde diplomatique" also nochmal und ersetzen wir Wörter wie "Palästinenser", "Israelis", "Buddhisten", "Juden", "Russen", "Ukrainer", "Amerikaner", "Araber", "Christen", "Muslime" usw. konsequent durch "Menschen", "Menschen", "Menschen", "Menschen", "Menschen", "Menschen", "Menschen", "Menschen", "Menschen", "Menschen" usw. 


(verändert via wiki commons)
Ich weiß, dass die Yesiden schon lange furchtbar unter Verfolgung leiden. Aber ich werde auch nie vergessen, dass der extremst-rassistische Gesprächspartner, den ich je traf, Yeside ist.
Wie kommt es, dass unterdrückte Völker selbst so gerne erbarmungslose Unterdrücker sind?
Lernt man nicht Demut und Mitgefühl?






¹ Ich habe auch hier versucht, konsequent zu gendern, aber das sah wirklich verwirrend aus und hat die Wirkung des Textes kaputgemacht. Natürlich sind Alle gemeint. Ist doch klar.







Donnerstag, 7. März 2024

Gestern über der Wesermarsch

 

Nach viel zu langer Zeit: Endlich wieder an meinem "place to be".





Tipp für Location-Scouts: Wenn ein Filmset für die Totensümpfe nahe Dagorlad (Nord-Mordor) im nächsten Herr-der-Ringe-Film gesucht wird, checkt die Wesermarsch im Vor-Frühling bei bedecktem Himmel. Deprimierend, düster und ein bisschen gruselig. 




Nordwesten geht natürlich auch anders:



Nach einer Stunde war ich reichlich durchgefroren. Egal. Die Landung war vorbildlich, beruhigendes Indiz dafür, dass ich's nach vierteljähriger Pause immer noch draufhabe ... 


"Frühling lässt sein blaues Band ..."








Montag, 4. März 2024

Thema verfehlt und Richtigstellung

 

Unsere öffntlchrchtlchn Medien zielen in der Berichterstattung über den Taurus-Abhörskandal haarscharf und Lichtjahre entfernt am Kern vorbei. 

Wir wollen festhalten:

Dass Abhören von Freunden und Gegnern in Konflikt-Zeiten ist so normal und selbstverständlich und so sehr überhaupt kein Skandal, dass es schon fast langweilig ist. Lustig wird's erst,

  • wenn publik wird, dass der Hegemon, dem Du Dich ohnehin mit Haut und Haar speichelleckerisch unterworfen hast, Dich abhört oder
  • wenn Spione besonders raffiniert und / oder perfide vorgehen und / oder enttarnt werden oder
  • wenn extrem dümmliches Verhalten vorliegt, wie z.B. Telefonate kritischen Inhalts über ungeschützte Verbindungen. 

Ansonsten ist Spionage überhaupt nix Sensationelles. Schon Sunzi begründet 500 v. Chr. ihre zwingende Notwendigkeit und gibt zielführende Tipps dafür. In der öffentlichen Wahrnehmung ist Spionage der Masturbation vergleichbar: Alle machen's, alle wissen, dass alle es machen, aber dennoch wird schamhaft geschwiegen, sobald es erwähnt wird.

Dass die Russen uns abhören, ist genau so normal wie umgekehrt. Da gibt es keinen Grund für "mimimi".

Nein, nein, die Sensation hinter dem Taurus-Abhörprotokoll liegt ganz woanders. Die Sensation ist, bei der Lektüre des Transkripts Zeuge zu werden, wie höchstrangige Offiziere der Luftwaffe ihre Kommunikation gegenüber Verteidigungsminister, Bundeskanzler und Öffentlichkeit über den Taurus-Einsatz in der Ukraine koordinieren. Und, man lese unbedingt selbst das Transkript, es geht erstaunlicherweise sehr eindeutig und ausschließlich darum, den Einsatz dieser Waffe zu fördern, was in diesem Fall bedeutet

  • die notwendige Rolle der Bundeswehr bei dem Taurus-Einsatz gegen die Kertsch-Brücke zu verschleiern,
  • darüber hinwegzutäuschen, dass ohne aktive Unterstützung der Soldat*innen und Technik der Bundeswehr eine hinreichende Präzision der Taurus nicht erreichbar sei, jedenfalls nicht in den nächsten 6 - 7 Monaten,
  • Desinformationsstrategien gegenüber der deutschen Politik (inclusive Pistorius, dem obersten Dienstherrn in Friedenszeiten) und Öffentlichkeit zu entwickeln. ¹
Fazit:
  • Wir haben nicht über dusselige Nachlässigkeiten hoher deutscher Offiziere in Sachen Geheimhaltung zu greinen (... obwohl, naja).
  • Wir haben auch nicht über erfolgreiche russische Spionage zu greinen.
  • Worüber wir aber ganz dringend diskutieren müssen, ist die Geisteshaltung, aus der heraus die an dem Gespräch beteiligten Offiziere meinen, uns mündige Bürger*innen, die wir höchster Souverän in diesem Staate sind, betrügen zu dürfen und zu müssen. 

Könnten die örren Medien ihre kritische Berichterstattung bitte in diesem Sinne neu fokussieren!?


(stark verändert via wiki commons)
Es geht nichts über vertrauenswürdige Berater!










¹ Zitat:
"Ne? also wenn’s zum Beispiel darum geht, die Missionsplanung zu machen, ich weiß wie es die Engländer machen, die machen es ja komplett im Reachback. Die haben auch paar Leute vor Ort, ähm, das machen sie, die Franzosen nicht. Also, sie QCen (???) auch die Ukrainer beim Beladen des SCALP, ne, weil Storm Shadow und SCALPS sind rein vom technischen Aspekt relativ ähnlich. Da haben sie mir schon gesagt, ja, Herrgott, die würden auch den Ukrainern beim Taurus-Loading über die Schulter gucken. Ähm, die Frage wär‘ aber, wie lösen wir das dann? Mhm, lassen wir die die Missionsplanung machen und geben ihnen reachback-mäßig die MBDA an die Hand und bringen dann halt einen unserer Leute zur MBDA?"

Noch'n Zitat: 
"Ich fang vielleicht mal an mit dem: „Was ist denn das Sensitivste oder das Kritischste, was jetzt passieren kann?“ Ähm, mit der ganzen Diskussion, das läuft ewig hin und her, und ich glaub, die zwei Punkte, die sensitivsten, sind zum einen Timing, so nach dem Motto, ähm, „Jetzt sagt der Kanzler, wir geben es doch ab“, und man kommt aus der Bundeswehr: Ja toll, aber in 8 Monaten sind wir dann soweit, den ersten Einsatz zu beginnen. Und das Zwote ist natürlich, wir können die Zeit auch nicht verkürzen, wenn es nach einem Falscheinsatz geht und das Ding auf ’nen Kindergarten drauffällt und es zivile Opfer gibt. Deshalb sind das so die beiden … links und rechts ’ne Grenze, zwischen denen man abwägen muss. Wenn man das so runterbricht, die eine Bahn ist die Auslieferung der Flugkörper. Da haben wir eigentlich gar nichts mit zu tun, und der wichtige Punkt wäre dann in dem Gespräch … Ich muss da auch nochmal drauf hinweisen … ohne die Firma können wir gar nichts machen und es wäre dann schon wie es auch bei den Raketen von IRIS-T ist, dass man relativ zügig erste Flugkörper ausrüstet, umrüstet und ausliefert. Aber da müssen halt dann so rudimentäre Sachen gemacht werden, nochmal ’ne kleine Überholung, das deutsche Hochheitsabzeichen runter und so."

Und noch eins:
"Ja. Die Frage wird sein, wo kommen die Daten her. Jetzt gehen ich einen Schritt zurück. Wenn es um die Zieldaten geht, die idealerweise mit Satellitenbildern kommen, weil dadurch gibt es dann die höchste Präzision, dass wir also unterhalb von drei Metern Genauigkeit haben. Die müssen wir verarbeiten im ersten Set in Büchel. Unabhängig davon würde man aber in irgendeiner Art und Weise, denke ich, mit einem Datentransfer zwischen Büchel und Schrobenhausen was hinbekommen. Oder, was natürlich auch geht, dass man unter Umständen das Datenfile nach Polen schickt und man hat den Handover, Takeover in Polen irgendwo, und es fährt jemand mit dem Auto hin. Und ich denke, da muss man im Detail reingucken, und da wird es auch Lösungsmöglichkeiten geben.

Also, in dem Moment, wenn wir den Support haben, im schlimmsten Fall muss ich halt mit dem Auto sogar hin- und herpendeln. Das schmälert dann nur die Reaktionszeit, also, und dann eben nicht innerhalb von Stunden reagieren."







Donnerstag, 29. Februar 2024

Wollt Ihr den Bodenkrieg? Wollt Ihr ihn, wenn nötig ... etc. etc.

 

Seid Ihr Alle jeck geworden? Macrons dümmliche Idee, westliche Bodentruppen in den Ukraine-Krieg zu schicken, wird immer mehr zum Selbstläufer. Dabei wäre es doch völlig idiotisch, unsere Jungs und Mädels in die Knochenmühle der dort laufenden Abnutzungsschlacht zu schicken. 

Das ist Alles mal wieder VIEL ZU KLEIN gedacht. Wir wollen doch den toiflischen Aggressor endgültig besiegen, so dass er sich nie wieder erhebt, oder? Die Forderung ist doch, Russland in die Kniee zu zwingen, so dass Putin als Kriegsverbrecher in Den Haag verurteilt und hingerichtet ... äh, dass ihm ein fairer Prozess gemacht werden kann, oder?

Wenn das das Ziel ist, dann hampeln wir, bitte, nicht nur in den matschigen, tristen, langweiligen  Stellungen in der Ukraine rum, dann machen wir's diesmal richtig! Hier der Plan:


Heeresgruppe Nord, bestehend aus unserer Brigade im Aufbau, ¹, geht über das Baltikum nach Nordosten auf Leningr..., pardon St. Petersburg vor und vereinigt sich dort mit den Kräften der neuen NATO-Partner Finnland und Schweden. Nach zügiger Konsolidierung erfolgt der gemeinsame Vormarsch nach Südosten, als nördlicher Arm der Zangenbewegung zur Einkesselung Moskaus. Operation "Hammer".

Heeresgruppe Mitte marschiert hart nördlich der Pripjet-Sümpfe auf Smolensk, dann Moskau zu, Hauptaufgabe ist, gegnerische Kräfte zu binden. Belarus wird en passant einkassiert, ich bezweifle sowieso, dass das ein richtiges Land ist bzw. war.

(stark verändert via wiki commons)
Der Herr links zeigt das mal eben auf dem Smart-board ...


Heeresgruppe Süd befreit zunächst die von den Russen besetzten Gebiete der Ukraine, stößt dann zusammen mit den freigewordenen kriegserprobten und hochmotivierten ukrainischen Einheiten unter Deckung der rechten Flanke nach Norden Richtung Moskau vor (Operation "Amboss") Wir gehen diesmal NICHT nach Stalingr... äh Wolgograd. Nein, nein, nein, auf keinen Fall!

Um Moskau herum werden die russischen Armeen geworfen, eingekesselt, vernichtet, zermatscht. Und dann haben wir schon fast ein Drittel auf dem Weg zum Ural geschafft, und der Ural ist fast ein Drittel auf dem Weg nach Wladiwostok! Und der dumme, ungebildete, feige Iwan  mit seiner vorsintflutlichen Ausrüstung wird natürlich solange stillhalten, und wenn er dann erstmal am Laufen ist, dann hält er so schnell nicht wieder an, vergleiche 1812 und 1941-45. 

Und die Chinesen werden das Ganze natürlich passiv beobachten und völlig paralysiert und verängstigt sein, wie das so ihre Art ist. Und der Iran wird es zwar auch traurig finden, wenn wir Russland, seinen Alliierten, besiegen, aber inschallah, da kanntze nun mal nix machen, die Europäer, das sind einfach zu krasse, zu knallharte Gegner! 

Das Herrliche ist doch, dass wir diesmal nicht nur keinen Zweifrontenkrieg führen, sondern, dass die NATO uns moralisch den Rücken stärkt und dass wir so gottgleiche Waffensysteme wie die Taurus haben. Von letzteren sind zwar nur 150 einsatzbereit und jede trägt nur 113 kg Explosivstoffe und das sind summa summarum knapp 15 t, etwas wenig, verglichen mit 4,5 Millionen t Bomben, die die Amis zwischen 1965 und 1970 auf Nordvietnam abgeworfen haben ², aber egal. Irgendwas muss die Taurus ja haben, dass da Alle gerade so ein Bohei drum machen. 

Und wer jetzt meint, dass ein großer, allgemeiner Angriff auf Russland purer Wahnsinn sei, der muss sich schon fragen lassen, was für ein*e Putin-Versteher*in sie*er ist, ob die verschleppten Kinder, die zahllosen Kriegsverbrechen denn völlig egal seien usw. Und wir wollen doch die Ukraine entlasten, oder? Und wir könnten auch den "Krieg zur Beendigung aller Kriege" wieder aus der Mottenkiste holen. Der wird ja auch immer gern genommen.  

...

Ironie-Modus AUS

Sie finden, verehrte Leser*in, den obigen Text schwachsinnig? Willkommen im Klub! Ich plädiere dringend dafür, dass jene, die derzeit mit dicker Hose einen heißen Schieß-Krieg zwischen NATO und Russland herbeireden, sich bewusst machen, WIE schwachsinnig dieses Ansinnen ist, wie brandgefährlich realitätsfern und wie revisionistisch motiviert ³.




(stark verändert via wiki commons)
Boah, so Krieg und so, das macht mich irgendwie total an, je totaler desto besser. Diese brutal-unerbittlichen Chassis, diese stahlharten, erigierten, großen Kanonen, da kommen schon Gefühle hoch, muss ich sagen. 






¹ Immerhin 5.000 Soldaten mittlerer Kräfte, nur Radpanzer, keine Kampfpanzer. 

² Natürlich muss man berücksichtigen, dass die Taurus viel zielgenauer ist, aber zur Rede steht ein Faktor von 1 : 300.000. Wenn ich eine russische Panzerfabrik wäre, hätte ich dann mehr Angst vor einer punktgezielten 113 kg-Taurus oder vor einem Flächenbombardement mit der 300.000fachen Menge? Und haben die Amis mit den 4,5 Millionen Tonnen Bomben eigentlich den Vietnam-Krieg gewonnen? Ach herrje, ich fürchte, nein. Unerklärlich, eigentlich.

³ Spoiler:  Die obige Karte ist der Aufmarschplan der Wehrmacht gegen die CCCP aus August 1940. 





Dienstag, 27. Februar 2024

Toxische Themen

 

  • Kritik an der israelischen Besatzungspolitik, am Militäreinsatz in Gaza und Westjordanland:
    Du bist ein Faschist und Antisemit.
  • Kritik am Terror der Hamas:
    Du bist ein Faschist und Rassist.
  • Kritik an Russland:
    Du bist ein Faschist, Kapitalisten-Knecht und russophober Kaltkrieger.
  • Kritik am ukrainischen Festhalten an einem militärischen Sieg-Frieden:
    Du bist ein ehrloser Verräter und Putinversteher.

etc. etc. pp.


Zusammengefasst: 

Sofern Du nicht ausschließlich besinnungslos, bedingungslos und laut für immer mehr Waffen, immer mehr Gewalt, immer butalere Gemetzel unter Unschuldigen plädierst, bist Du ein feiger, verräterischer, faschistischer Kriegstreiber-Kommunisten-Nazi-Rassisten-Antisemit.

Willkommen im Neusprech-Doppeldenk.   


(Still aus dem Film "1984", verändert via wiki commons)








Samstag, 24. Februar 2024

Life-Haxx: Wahlen

 

Viele Wahlen stehen an in Doitschland im Jahr 2024. Und viele neue Parteien ploppen derzeit auf. Die offiziellen und die insgeheimen Wahlprogramme durchforsten zu müssen, um eine verantwortliche Entscheidung als mündige Staatsbürger*in und qua Verfassung als höchste*r Souverän*in, kann da leicht zum Gefühl der Überforderung führen, zumal das, was dann später umgesetzt wird, nicht zwingend Ähnlichkeit mit besagten Programmen hat.

Hier meine Quick-and-dirty-Methode zu einer verantwortungsvollen Wahlentscheidung. Natürlich nur eine Empfehlung und bewusst holzschnittartig, weil anwenderfreundlich formuliert. Die Reihenfolge der genannten Punkte stellt keine Priorisierung dar. Wenn Du eine Partei beurteilen willst, prüfe folgende Aspekte:

Frage 1: Regenbogen ✔
Erdreistet sich die Partei, irgendwem vorschreiben zu wollen, wer wen und wieviele wie lieben darf und dass Geschlechtsdimorphismus gesetzlich festgeschrieben werden muss? Wenn eine Partei sich dieses Recht zum Eingriff in Dein Allerintimstes zuschreibt, welche Grenzen kennt sie dann überhaupt noch? Den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexuellen Übergriffen nehme ich - wie alle anderen Übergriffigkeiten - ausdrücklich aus!

Frage 2: Klima, Umwelt usw. 
Der anthropogene Klimawandel ist ein wissenschaftlicher, d.h. falsifizierbarer aber bislang nicht falsifizierter Sachverhalt. Leugnet die Partei das? Wenn sie es nicht leugnet: Zieht sie konkrete, mathematisierbare Konsequenzen daraus? Oder will sie - zum Schutz der eigenen Wirtschaft - auf gesamteuropäische oder globale Lösungen warten, also bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag?

Frage 3: Wirtschaftswachstum 
Simple Logik: Unsere planetaren Ressourcen sind begrenzt. In einem begrenzten System kann es kein unbegrenztes Wachstum geben. Predigt eine Partei das Mantra ewigen Wachstums oder arbeitet sie ernsthaft an Alternativen?

Frage 4: Rassismus 
Fakten der Biologie: Es gibt beim Homo sapiens nur eine einzige Rasse. Alles andere ist gesellschaftliches Konstrukt. Hautfarbe, der Zufall des Geburtsortes und eventuelle Zugehörigkeit zu einer gesellschaftlich konstruierten Inzucht-Bubbel, genannt "Ethnie" ¹ sind künstlich geschaffene und tradierte Unterscheidungen, die von ausnahmslos allen Ethnien einzig dazu benutzt werden, sich selbst auf Kosten anderer zu erhöhen.

Frage 5: Die Starken und die Schwachen 
Es gibt Menschen, die sind stark / klug / reich / mächtig / wirtschaftlich erfolgreich, und es gibt andere, die sind das nicht so, und das sind natürlich keine absoluten Zuweisungen, sondern höchst schwammige und relative Punkte auf einer fast unendlich gespreizten Skala. Verkürzen wir das auf "Starke" und "Schwache" und fragen wir: Vertritt die von Dir untersuchte Partei die Auffassung, dass es allerwichtigste ethische Pflicht der Starken ist, die Schwachen zu schützen und zu unterstützen? Oder sagt sie, es wäre doch völlig blöd, wenn die Starken ihre Stärke nicht nutzten, immer noch stärker zu werden, sich die Schwachen noch weiter untertan zu machen und andere Starke auszuschalten?

Frage 6: Militärische Gewalt 
Glaubt die von Dir untersuchte Partei daran, dass militärische Gewalt, wenn man sie nur hinreichend steigerte, letztlich immer nachhaltige Konfliktlösungen bringt?

Frage 7: Gendern 
Es ist völlig wumpe, welche Auffassung eine Partei zum Thema "Gendern" hat. Die entscheidende Frage ist, ob die Partei sich die Macht geben (sprich: ermächtigen) will, Dir im Detail vorzuschreiben, wie Du zu sprechen und zu schreiben hast. Sprachpolitik ist Machtpolitik und zwar, wie beim Sex (s.o.), auf einem sehr, sehr persönlichen Level.  



(Goldwaschen California 1848 - verändert via wiki commons)
Ja, die Suche ist aufwändig. Und manchmal bleibt fast nichts übrig.




¹ Z.B.: "die Weißen", "die Yesiden", "die Katholiken", "die Kurden", "die im Tal nebenan", "die Juden", "die Russen" etc. etc. pp.






Samstag, 17. Februar 2024

Offener Brief an Volodymyr Oleksandrovyč S. aus K. /UKR

 

Lieber Volodymyr Oleksandrovyč,

Umstände wie Alter, Wohnsitz und Berufserfahrung machen es mir unmöglich, die Ukraine im Konflikt mit Russland mehr zu unterstützen, als durch meinen staatsbürgerlich-solidarischen Anteil¹ an den materiellen Gaben, die meine Regierung Euch zufließen läßt.

Eine Winzigkeit kann ich darüberhinaus allerdings beitragen, nur einen Tipp.

Eure Propaganda ist erbärmlich! Die ist so schlecht, dass sie kontraproduktiv ist. Ich kann zwar nur aus der Perspektive westlicher Rezipienten urteilen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Menschen östlicher Kulturkreise so sehr anders ticken.

Aktuelles Beispiel

"Die ukrainische Armee gibt die seit Monaten umkämpfte Stadt Awdijiwka im Osten des Landes auf. Der neue Oberkommandierende Syrskyj und der für den Frontabschnitt zuständige General Tarnawskij teilten mit, die Soldaten hätten sich auf zuvor vorbereitete Stellungen zurückgezogen. Die Einnahme hat vor allem symbolische Bedeutung."

Oder hier:

"Russland hat die seit Monaten umkämpfte ukrainische Stadt Awdijiwka eingenommen. 'Angesichts der operativen Lage um Awdijiwka habe ich beschlossen, unsere Einheiten aus der Stadt abzuziehen und auf günstigeren Linien in die Verteidigung zu gehen, um eine Einkreisung zu vermeiden und das Leben und die Gesundheit der Soldaten zu schützen', schrieb der neue ukrainische Armeeführer Oleksandr Syrskyj bei X. Die Armee will die Stadt aber offenbar nicht aufgeben. Man werde zurückkehren.

Die Soldaten hätten sich 'entsprechend einem Befehl aus Awdijiwka auf zuvor vorbereitete Stellungen zurückgezogen', schrieb der für den Frontabschnitt zuständige General Oleksandr Tarnawskyj in der Nacht bei Telegram."

Das geht so nicht, Voly. Das ist  eine nahezu wörtliche Übernahme des Nazi-Propaganda-Framing/Wording/Slangs. Schau mal hier ab etwa 04:10. Oder googele "Frontbegradigung". Das kannste nicht machen, Oleks, und Du musst unbedingt auch Deine sogenannten Verbündeten bitten, in den offiziösen Medien auf derartige Texte zu verzichten. Die "vorbereitete Auffangstellung" stammt sogar aus dem Ersten Weltkrieg, übrigens von beiden Seiten benutzt, je nach dem, wo gerade im Stellungskrieg die Kacke am Dampfen war und man furchtbare ²  Niederlagen einsteckte. 

Sensiblere Naturen registrieren vielleicht auch, dass Eure anfängliche Sucht nach Landkarten mit der strategischen und taktischen Stagnation, also dem Übergang zum Stellungskrieg, zur Abnutzungsschlacht, deutlich abnahm. 

Besagte sensible Naturen, wie ich zum Beispiel, erinnern sich in dem Zusammenhang vielleicht an Erzählungen wie die meiner Großmutter, von der als Ehefrau eines Wehrmachtsoffiziers normativ erwartet wurde, das Vorrücken der Deutschen Wehrmacht mit einem roten Wollfaden auf einer Europa-Karte zeitnah zu protokollieren. Meine Großmutter war ehrlich genug zuzugeben, dass sie dieses Projekt dann im weiteren Verlauf des Krieges sang- und klanglos eingestampft hat, weil es zu deprimierend wurde. Nichts gegen meine Oma, aber gestatte mir, Voly, den Hinweis, dass Ihr gerade exakt denselben Fehler gemacht habt.

Ganz allgemein: Geht die Propaganda-Sache etwas ruhiger an, gefasster. Ja, Ihr habt eine militärische Auseinandersetzung mit einem bedrohlichen Gegner. Aber es wird nicht besser, wenn Ihr den Gegner, jeden einzelnen Soldaten, als "Feind" betrachtet und als "Ork" entmenschlicht. 

Viel eindrucksvoller wäre es, würdet Ihr souverän und mit ruhigem Ernst über die Sache berichten.



(verändert via wiki commons)






¹ Natürlich rede ich hier von den mannigfachen Steuern, die ich zu entrichten habe. Aber "staatsbürgerlich-solidarischer Anteil" klingt doch viel netter. Außerdem macht es deutlich, dass, wer Steuern hinterzieht, eine unsolidarische Ego-Sau ist.

² "furchtbar" waren die Niederlagen eigentlich nur für die einfachen Soldaten. Die Generalitäten waren nicht wirklich betroffen.







Mittwoch, 14. Februar 2024

Zum Kotzen: Doitsches Wesen ...

 

Vorgestern regt sich die gesamte NATO über die idiotischen und äußerst gefährlichen Aussagen eines Größenwahnsinnigen auf, Heute beeilen sich die offiziösen doitschen Online-Portale mit der Meldung, dass Doitschland den Forderungen dieses Größenwahnsinnigen wieder mal in musterschülermäßiger Weise über-entspricht. 

Wie peinlich kann unsere devote und völlig kritiklose Abhängigkeit von diesen Verehrern subklinischer Psychopathen noch sein? Warum schaffen wir Europäer*innen es nicht, uns von diesem "Rudel hirnloser Irrer" (D. Adams) zu emanzipieren?

Weil die Gemeinsamkeit fehlt. 

Warum fehlt die Gemeinsamkeit?

Weil, wenn Europa tatsächlich zusammenwüchse, einige Mächtige an Macht verlieren würden. Und weil die Weltenherrscher in den U.S. of A. bzw in der V.R. of C. bzw. in der R.R. ein gewaltiges Interesse daran haben, uns zu spalten und uns klein zu halten.

Und weil selbständiges Denken und Handeln stets risikobehaftet ist. Dann doch lieber ein absolut gesetzter, bedingungsloser, sabbernd-winselnder will-to-comply ...



(verändert via wiki commons)

Es wäre eine nette Idee gewesen.






Sonntag, 11. Februar 2024

Wider die Religionen der Rache

 

Die aktuelle "Monde diplomatique" (02/2024, S. 10) berichtet mit Quellenangabe, dass Südafrikas Klage gegen Israel wegen des Vorwurfes des Völkermordes an den Palästinensern u.a. damit begründet wird, dass sowohl israelische Regierungskreise als auch Netanjahu wiederholt auf die alttestamentarische Textstelle Samuel 1, 15,3 verweisen, einen göttlichen Aufruf  an Gottes auserwähltes Volk zum Völkermord an den Amalekitern, den Erzfeinden der aus Ägypten einwandernden Israeliten: " ... schlag Amalek! Weihe alles, was ihm gehört, dem Untergang! Schone es nicht, sondern töte Männer und Frauen, Kinder und Säuglinge, Rinder und Schafe, Kamele und Esel!" 

Verwiesen wird in der Anklage weiterhin auf Videos israelischer Soldaten, die ihre Erfolge in Gaza feiern und dabei ebendiese von der Regierung vorgegebene Textstelle skandierten - ein Indiz dafür, dass es sich bei Israels Kampf gegen die Palästinenser um geplanten Völkermord handelt.

Ich habe nie verstanden, wie wir Religionen zulassen können, deren heilige Texte verfassungsfeindlich, menschenverachtend, rassistisch, gewaltverherrlichend usw. usw. sind und zum Völkermord aufrufen. "Heilig" bedeutet in diesem Fall immerhin, dass von den Gläubigen verlangt wird, diese Texte als wahre und richtige und verbindliche Anweisungen zu verstehen. 

In den zahlreichen Diskussionen, die ich mit den Einpeitschern der Abrahamiten¹ darum hatte, wurde mir immer wieder versichert, das Alte Testament werde ja nicht angewendet. Meine Rückfrage, warum man es dann heilig und also verbindlich mache, wurde nicht beantwortet. 

Spätestens mit der Klage Südafrikas dürfte klar sein, warum die Abrahamiten den bösen, gewaltaffinen, alten Rachegott ² der eisenzeitlichen Wüsten-Nomaden des Nahen Ostens nie wirklich abschaffen wollten: Man behielt ihn in der Hinterhand, als diskretes Drohpotenzial und um ihn hervorzaubern zu können, wenn es - wie jetzt offenbar - opportun ist.

Netanjahu hat nun also die Gelegenheit genutzt, einen zweieinhalbtausend Jahre alten Fluch zu zaubern, und er kann sich auf die Autorität ebendieser zweieinhalbtausendjährigen Tradition beziehen und sie für seine erbärmlichen Zwecke missbrauchen. 

Ich sage: Verbieten! Alle religiösen Institutionen, alle religiöse Indoktrination und alle öffentliche Ausübung von Religionen sofort verbieten! Wer für sich, im stillen Kämmerlein davon träumt, auserwählt zu sein und / oder in Himmel und / oder Hölle zu landen, mag das tun. Aber sobald diese sehr schrägen Gedankenkonstrukte anfangen, Außenwirkung zu entwickeln, beginnt umfassendes, unfassbares Leid. Es gibt in der Geschichte keine Ausnahmen.


(stark verändert via wiki commons)





¹ Juden, Christen, Moslems 

² Ich empfehle immer die Lektüre von Esekiel 21 ff. Wenn ihr an die Stelle kommt, an der der HERR die Täler mit dem Blut seiner Widersacher (d.h. Anderdenkender) füllt, denkt dran: Es ist ein HEILIGER Text!




Donnerstag, 8. Februar 2024

Krieg macht klug!

 

Atemberaubende Überraschung: Der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, kein ganz unbedeutender Stichwortgeber in Sachen Militärpolitik, zitiert plötzlich öffentlich den Oberkommandierenden der ukrainischen Streitkräfte und fordert ein Ende des Ukraine-Krieges auf Verhandlungswege

Das ist an sich nicht erstaunlich, da der Krieg schon längst zu einem langweiligen¹, kostenintensiven und wenig medienwirksamen Abnutzungs- und Stellungskrieg verkommen ist. Weshalb die Amis nun folgerichtig beschlossen haben, dass sie sich die ausufernden Kosten für die Fortführung des Krieges nicht mehr ans Bein binden wollen. Das alles ist nicht atemberaubend überraschend, das war lange sichtbar bzw. absehbar. 

Was überrascht ist, dass es keine konzertierte Troll-Reaktion mehr gibt. Kein flächendeckendes Mobbing, kein hysterisches Medien-Geschrei, dass, wer für Verhandlungslösungen sei, ein Putin-Versteher, ein Russen-Unterstützer, ein Agent Moskaus sei.² Als Feigling und Verräter wurde verunglimpft, wer gemahnte, dass ein totaler Sieg über Russland wenig plausibel anzunehmen sei. Oder wer daran erinnerte, dass totale Siege eigentlich nie Frieden, sondern bestenfalls temporäre Waffenstillstände gebracht haben ...

Was mich interessiert:

  • Wo sind diese Trolls jetzt?
  • Befeuern die jetzt die neue US-Kriegspolitik, sich aus Israel und der Ukraine rauszuhalten?
  • Empfinden die Menschen, die damals so eine Schafscheiße geschrieben haben, Scham?
  • Ist es ihnen peinlich, dass sie sich damals so sehr von der westlichen Propaganda haben instrumentalisieren lassen?
  • Lernen sie etwas daraus - im Sinne einer Verhaltensänderung?

Ich fürchte, viele Menschen sind einfach so strunzendumm, dass sie nicht reflektieren, können, dass sie nur westliche Propaganda multipliziert haben. Das ist mir im Falle der griechischen Finanz-Staatskrise 2008 genau so ergangen. Erst Jahre später habe ich kapiert, dass ich - unzureichend informiert - voll auf den Falschen herumgehackt habe. Allerdings habe ich mittlerweile daraus gelernt.

Und ganz klar ist, dass die konkret-korrekt bezahlten Trolls hier nicht mitgemeint sind. Die haben ja nicht aus Überzeugung gehandelt, sondern nur aus Gier³. Das einzige, was die lernen können, ist, ob sich der Einsatz gelohnt hat oder nicht. Darüber wüsste ich allerdings gerne mehr. Kann man als Profi-Troll wirtschaftlich erfolgreich sein? Muss man sich da auf eine Seite festlegen? Wie laufen die Vertragsabschlüsse, die Erfolgsmessung, die Bezahlung? Ist KI eine Bedrohung für das Berufsbild des konventionellen Trolls - oder eine Bereicherung?

Fragen über Fragen!


(Stark verändert via wiki commons)
Erfolgsgeschichte Korea-Krieg.



¹ Ich erlaube mir diesen schnoddrigen Ton, um die Geisteshaltung der westlichen Macht-Haber zu karikieren. Nein, ich habe die Opfer auf beiden Seiten und den Schmerz ihrer Angehörigen nicht aus dem Blick verloren. 

² Der Transparenz und Kommunikationshygiene wegen gebe ich zu, dass ich hier als Betroffener schreibe. Ich hätte niemals gedacht, dass ich mit meinem kleinen, unschuldigen Blog so viel Hass aufwirbeln könnte. Wer's nicht glaubt, schaue sich meine Texte von etwa vor einem Jahr an. Himmel, was habe ich in den sozialen Netzen auf die Fresse gekriegt.

³ Letzteres ist in kapitalistischen Wirtschaftssystemen ja keine Sünde, im Gegenteil. Sündhaft wäre es, für die eigene Überzeugung einzutreten, OHNE dass Profit dabei herausspringt.


 




Dienstag, 6. Februar 2024

Plädoyer für verbindlichen "Plan B"

 

Habe auf Mastodon vorhin beiläufig meiner Verbitterung Ausdruck verliehen über den Grad, in dem die Grüne Spitze sich zwecks Erhalt der Ampel gerade inhaltlich bis zur Unkenntlichkeit verbiegt. Ein Mit-Forist antwortete nicht unintelligent, dass Kompromisse, auch schmerzhafte, nun mal zum Wesen der Demokratie gehörten, da Demokratie nun mal von Mehrheiten lebe. Die von ihm angegebene Quelle muss ich erst noch lesen, aber ich stimme dem Gedanken natürlich prinzipiell zu. 

Wie so oft bei klugen Gedanken, fällt es aber leicht, sie durch Übertreibung ad absurdum zu führen. In diesem Fall durch die Frage, ob die Grünen auch mit der (derzeit noch fiktiven!) "Satanistisch-faschistischen-Massenmörder-Partei" Kompromisse finden sollen, um deren eventueller Herrschaft wenigstens einen Hauch Grüner Politik aufzudrücken. 

Die Antwort ist banal, aber die Frage ist es nicht, denn sie führt uns zur Notwendigkeit, Grenzbedingungen zu definieren. 

Andersrum: Ich habe den Grünen meine Stimme gegeben, weil ich sie aufgrund öffentlicher Statements ihrer Führer*innen und aufgrund ihres Wahlprogrammes für die am wenigsten ungeeignete Partei gehalten habe. Wenn ich das aktuelle Regierungshandeln der Partei inclusive der Summe der inzwischen geschluckten Kröten und geschlossenen Kompromisse (Ist-Wert) mit den Aussagen, die mich zur Wahl derselben verleitet haben (Soll-Wert), vergleiche, dann fühle ich mich auf's schändlichste betrogen. 

Und da fällt mir sinngemäß die alte irische Volksweisheit ein: "Wenn sie mich EIN Mal betrügen, sind sie böse. Wenn ich mich ZWEI Mal betrügen lasse, bin ich ein Idiot!"

Ja, ja, ja, ich verstehe das Dilemma von Baerbock, Habeck, Lang und Konsorten: Man kommt nicht da hin, wo sie sind, wenn man nicht hemmungslos machtgeil ist. Wenn Dir Prinzipien wichtiger sind als persönliche Macht, dann werd' Einsiedler*in, dann hast Du in der Politik nix verloren. 

Diesen Gedanken dürfen wir aber nicht akzeptieren, denn er stellt den Fortbestand der FDGO in Frage, und der fühle ich mich durch Vernunft und dreifachen Eid verpflichtet.¹ 

Daher mein dringender Vorschlag:

Jede politische Partei, die sich einer Wahl stellt, hat ZWEI Wahlprogramme öffentlich zu machen. Das erste Wahlprogramm, wir wollen es künftig "Plan A" nennen, ist das gewohnte Wahlprogramm, voller blumiger Versprechungen, als gäb's kein Morgen.

Das zweite Wahlprogramm, "Plan B", ist das realistische Wahlprogramm, an dessen Erfüllung sich eine Partei in jedem Fall messen lassen muss. Das bedeutet, die hier aufgeführten Ziele

  • müssen nachprüfbar sein, operationalisierbar und mathematisierbar.
    "Wir wollen Frieden in Nahost." ist kein mathematisierbares Ziel. "Wir brechen alle politischen und wirtschaftlichen  Kontakte zu jenen ab, die den Krieg in Nahost auf der einen oder anderen Seite unterstützen und wir koalieren mit keiner Partei, die das nicht mitgeht." ist mathematisierbar. 
  • müssen auch umsetzbar sein, wenn die Agrar-, Auto-, Energie- und Waffenlobby dagegen ballern.
    Wenn Ihr wisst, dass die Konzerne Eure Ziele sabotieren werden, warum wollt Ihr sie dann ins Wahlprogramm schreiben? Mutig wäre Euer Programm, wenn Ihr Wege aufzeigtet, dagegen zu halten. Und Ihr koaliert mit keiner Partei, die das nicht mitgeht. 
  • müssen auch umsetzbar sein, wenn der Hegemon, der POTUS, der Imperator der westlichen Welt dagegen ballert.
    Wenn Ihr wisst, dass wer-auch-immer-in-Washington Eure Ziele sabotieren wird, warum wollt Ihr sie dann ins Wahlprogramm schreiben? Mutig wäre Euer Programm, wenn Ihr Wege aufzeigtet, dagegen zu halten. Und Ihr koaliert mit keiner Partei, die das nicht mitgeht. 
  • müssen auch umsetzbar sein, wenn die Reichen dagegen ballern.
    Wenn Ihr wisst, dass die Reichen Eure Ziele sabotieren werden, warum wollt Ihr sie dann ins Wahlprogramm schreiben? Mutig wäre Euer Programm, wenn Ihr Wege aufzeigtet, dagegen zu halten. Und Ihr koaliert mit keiner Partei, die das nicht mitgeht. 
  • müssen auch umsetzbar sein, wenn russische, chinesische, europäische und amerikanische Geheimdienste in den asozialen Netzen dagegen ballern.
    Wenn Ihr wisst, dass Geheimdienste of any color and any kind Eure Ziele sabotieren werden, warum wollt Ihr sie dann ins Wahlprogramm schreiben? Mutig wäre Euer Programm, wenn Ihr Wege aufzeigtet, dagegen zu halten. Und Ihr koaliert mit keiner Partei, die das nicht mitgeht. 
Zugegeben: "Plan B" wird ein dünner, leicht fasslicher Reader. Aber die Leute werden Euch lieben.

Und ich würde Euch wieder wählen.



Wahlplakat der Grünen 1983. 
Habeck 2022: "Jetzt ist keine Zeit für Pazifismus."
Den Spruch verzeihe ich ihm NIE.







¹ Was für eine hammer-heroische, geradezu mythische Formulierung, oder!? Aber sie stimmt: Verglichen mit dem Doitschen Grundgesetz gibt es auf diesem Planeten nur noch schlechtere Staats-Verfassungen. Und ich habe im Laufe meines Lebens drei Mal geschworen, unsere Verfassung zu achten und zu schützen. Daran fühle ich mich nach wie vor gebunden, und das ist gut so.

 



Donnerstag, 1. Februar 2024

Kinky

 

Gerade die rbb-Doku "F*ck Berlin: Folge 2: Kinky" gesehen. Stelle fest:

  1. Gut, dass ÖRR sich endlich so offen und positiv an derlei Themen herantraut.
  2. Kinky scheint ausschließlich bei gutaussehenden weiblichen Mittzwanzigerinnen stattzufinden. Oder spiegeln sich da nur die Präferenzen der Macher*innen der Doku?
  3. Indem ich mich selbst in distanzierter Außensicht ansehe, wie ich mir diese Doku ansehe, explodiert mein innerer Spießer vor Empörung und suggeriert mir ein Selbstbild als sabbernden, notgeilen dirty old man, der mit seinen demnächst 62 Jahren doch, bitteschön, das gesamte Thema Sexualität im allerweitesten Sinne schleunigst ad acta legen sollte, diese erbärmliche, lächerliche, alte Pottsau!
  4. Prompt reagiert ein anderer, offenbar progressiverer Teil meines Großhirns mit der Frage, warum, bitteschön, ich mich mit 250 Jahre alter Spießbürger-Moralkacke blockieren soll und warum Comfreys Gesetz "Wenn zwei sich einig sind, ist alles möglich." nicht auch für mich gelten soll.

Es entsteht ein, öhm, interessanter innerer Dialog, den evolutionär ältere Teile meines Hirns mit nicht-zitierfähigen Neologismen zur Selbst-Beleidigung befeuern.

Die Ergebnisse in Kürze:

  • Es ist kein Age-ismus, wenn ältere Menschen von jüngeren sexuell weniger anziehend empfunden werden. Bei der Paarung jüngerer Menschen ist die Herstellung genetischer Vielfalt wahrscheinlicher, als wenn der uralte Revierbulle sich immer wieder nur mit dem erfahrensten Weibchen paart. Da genetische Vielfalt ein Selektionsvorteil¹ ist, handelt es sich hier um ein evolutionär stabilisiertes Verhalten. 
  • Völlig unabhängig davon werde ich mir meinen ungebrochenen Spaß an Körperlichkeit, an Sex of any colour and any kind weder nehmen lassen noch selbst verbieten noch von irgendwem mies machen lassen, erst recht nicht von mir selbst.





(stark verändert via wiki commons)
"Wer Dich liebt, liebt Dich auch so!"
sagte meine Mutter immer.





¹ Hört guuut zu, ihr Rassisten aller Länder!