Vor ein paar Jahren sagte ein Mittzwanziger mir, er sei beeindruckt, dass ich so viele erlesene Alltags-Gegenstände besäße, Dinge hoher Qualität und Robustheit und doch von klassischer Eleganz und praktischem, durchdachtem Design.
Ich nahm das als persönliches Kompliment und fühlte mich entsprechend gebauchpinselt. Dann fiel mir ein, dass ich früher ähnliche Beobachtungen bei vielen (keineswegs allen) älteren Leuten gemacht habe und dass die Erklärung ziemlich banal ist: Je älter Du wirst, desto mehr Fehlkäufe hast Du hinter Dir.
Und wenn Du nicht völlig stumpf bist, dann lernst Du irgendwann aus Fehlern. Im Alter passiert es Dir natürlich auch noch, dass Du was kaufst und feststellst, dass es totaler Schrott ist, aber die Quote der Fehlkäufe wird immer geringer. Und die Dinge, die sich im Alltagseinsatz bewähren, behältst und benutzt Du, während der Rest aus Deinem Leben verschwindet.
Der Grund für den hohen Anteil praktischer und schöner Dinge in meinem Umfeld ist also NICHT, dass ich ein kluger, weitsichtiger Mensch mit speziellem Sinn für Schönheit und schlichter Eleganz bin, sondern dass ich im Laufe meines Lebens echt viel Kackscheiß gekauft habe, dann aber, früher oder später, aus Fehlern lernte.
Die Marketing-Fuzzies und -Tussis wissen sehr genau, dass sie die Gerontys ab 50 nicht mehr erreichen, außer wenn es um Treppenlifte, Rollatoren und Inkontinenz-Artikel geht. Bei allen anderen Produkten weiß ich nach Jahrzehnten des Irrens und Wirrens irgendwann auf drei Stellen nach dem Komma, was ich will, erkenne ich Werte, taxiere ich Preise, und ich habe einen überschaubaren Kreis vertrauenswürdiger Bezugsquellen.
Ein weiterer Grund für die geschmackssichere Entscheidung: Mit jedem Jahr Deines Lebens glaubst Du weniger an das zentrale Versprechen aller Konsumwerbung, dass nämlich Anzahl und Qualität Deiner Sexualkontakte davon abhingen¹, ob Du die richtige Kack-Frisur, das saison-aktuelle Nike-Equipment, das angesagte cellphone, lip-gloss, den schwachsinnigsten SUV usw. usw. hast. Du wirst autonomer in Deinen konsumästhetischen Entscheidungen, entspannter, selbstbewusster.
all that she thinks about
(...)
Sparks