Donnerstag, 26. April 2018

Kontrollverlust


"Kinder und Kontrollverlust" titelt die taz über das Gebaren von Kindern und Eltern im Hinblick auf die sogenannten sozialen Medien und untertitelt: "Eltern werden (...) mit der Verantwortung für ihre Kinder alleingelassen". Tenor des Artikels: Die I-net-Konzerne missbrauchen nahezu hemmungslos  unsere Kinder, und Eltern können gar nichts dagegen tun.

Ich winde mich. Erinnere mich an zu viele Beratungsgespräche, in denen ich Eltern mitteilte, die Abstürze schulischer Leistungen ihrer Sprößlinge seien wahrscheinlich auf viel zu hohen Computerspiel-, I-net- und Smartphone-Konsum zurückzuführen und als empörte Antwort "Ja, aber verbieten kann man das auch nicht!" erhielt.

Zugegeben: Wenn das die offenbar unhinterfragbare Antwort ist, dann haben wir in der Tat ein Problem.

Richtig ist: Elterliche Mahnungen und Verbote sind von Kindern schrecklich einfach zu umgehen. Diese Erkenntnis ist älter als die Menschheit.

Aber: Kinder registrieren sehr sensibel, ob sie mit einer Handlung gerade in einem freien, fröhlichen, ungefährdeten Bereich oder in einem verbotenen, bedrohlichen Bereich oder irgendwo dazwischen agieren. Es macht für Kinder einen Riesenunterschied, ob ich sie warne und ermahne oder ob ich von Anfang an nur schulterzuckend resignierend rumstehe.

Erst indem wir unseren Kindern unsere alltägliche Kapitulation vor den Konzernen demonstrieren, geben wir jenen die Macht, über die wir dann öffentlichkeitswirksam greinen.






(verändert via wiki commons)









Samstag, 21. April 2018

Genetische Bekenntnisse eines Multi-Hybriden


Die folgenden Sachverhalte zu meiner patrilinearen Familiengeschichte ergeben sich aus jahrelanger, beiläufiger ... nein, nicht "Forschung", das wäre zu hoch gegriffen. Nennen wir's "ständige beiläufige Aufmerksamkeit". Es gibt einige Hinweise, dass die Sache wirklich so gewesen sein könnte, und es gibt keine Hinweise, dass irgendwas davon gelogen ist. Ziemlich schwache Datenbasis also. Dennoch:



Mein Nachname hat nichts mit "Singen" zu tun, sondern mit lat. "cingulum", der Mauer, die eine Stadt umgürtet. Meine Vorfahren waren also Wach-Fuzzis und zwar in einem latinisierten (sprich: von den Römern besetzten) Teil Europas, Hinweise zielen irgendwie in den Bereich Strasbourg / Vogesen, wo der Name immer noch auftaucht, sogar bei Franzosen.

Da gab's dann wohl ein Techtelmechtel mit einer französischen Adelsdame, was Rückschlüsse zulässt, wenn Madame es nötig haben, mit Wachleuten handgemein zu werden. Verarmter Landadel? Vielleicht Hugenotten, also Religionsflüchtlinge? Egal, der Name vögelt und mendelt sich von da an quer durch Mitteleuropa, allgemeine Richtung Nordost. Ruhrpott (der damals noch keiner war), Westfalen (da kommen wir drauf zurück*), schließlich Rospitz in Westpreussen (heute Rozpedziny, Polen, Geburtsort meines Vaters).

Ein Teil des Clans ist irgendwie weiter östlich gelandet und zum Judentum konvertiert, Ashkenasen, besonders isoliert und daher besonders fundamentalistisch und dumm, und von denen sind dann im 19. Jahrhundert ein paar nach Amerika ausgewandert, wo inzwischen Frauen schon in dritter Generation und unter dem amerikanisierten Namen (ohne das letzt "n") große sportliche Erfolge im Schlamm-Catchen einheimsen.

Das hinderte aber meinen Opa nicht, erster nationalsozialistischer Bürgermeister seines Dorfes zu werden. Das Problem mit dem Arier-Nachweis müssen die irgendwie genauso gedeichselt haben, wie die eigentlich offensichtlichen ethischen Widersprüche. Die Polen hatten damit später schon mehr Probleme, denn sie vernichteten ab 1945 alle Dokumente des Deutschtums und kloppten auch die Steinplatten kaputt, die im Dom von Marienburg die tapferen Kämpfer Westpreussens bei der Völkerschlacht bei Leipzig, 1813, aufführte, unter anderem auch irgendeinen Urgroßopi von mir, der immerhin für Demokratie und Eingkeit und Recht und Freiheit in früher Stunde Doitschlands den Allerwertesten riskiert hat ...  

Kurioserweise wurden die Deutschen, deren Ortsgeschichte die Polen negieren wollten, am Ende ihrer Flucht vor den Russen in "Westdeutschland" angekommen, dort abfällig als "Pollacken", als "Polen" begrüßt und diskriminiert ...
 
Wen interessiert das? Mich.

Denn neulich habe ich erstmalig tatsächlich einen Hinweis darauf erhalten, dass bei ein paar wenigen, leicht beeinflussbaren, strunzdummen Schülern antisemitische und antipolnische Ressentiments wieder en vogue sind. Klar, die AfD und die anderen Nazis, wie Trump, Erdogan, Seehofer, Kaczinsky und Visegrad-Konsorten  arbeiten ja an nichts Anderem, als derartigen Scheiß wieder salonfähig zu machen.

Ich bin glücklich mit meiner Familiengeschichte. Wer-auch-immer die hirnverbrannte These vom "reinrassigen doitschen Blut" verbreitet und instrumentalisiert, findet in mir die perfekte Antithese. In mir schwappt das Blut vom froschfressenden Erbfeind, von Christen und Juden, von Vogesenern, Westfalen, Preussen, Polen, von Nazis und Freiheitskämpfern, von Bauern und Soldaten ... eine echt krasse Melange! ** Wer also Juden oder Polen angreift, greift MICH an. Wer was gegen Franzosen oder Preussen sagt, muss mich als Gegenbeispiel berücksichtigen. ***

Und ich behaupte: Wenn es ein Merkmal gibt, das "typisch deutsch" ist, dann ist es diese Melange.




(verändert via wiki commons)
Schön, schön, das meiste davon - und noch viel mehr - haben meine Leute ausprobiert.
Gut so!





 * Meine Mutter ist Westfälin. Meine Eltern haben also, allerdings über viele Generationen hinweg,  das gemacht, was Pflanzenzüchter als "Rückkreuzung" bezeichnen.

** Wenn's nicht so makaber wäre, würde ich meine Nachkommen beauftragen, noch ein paar Buddhisten, Muslime und ein paar mehr Luft- und Raumfahrt-Ingenieure reinzumendeln. Einfach, um die Sammlung zu komplettieren.

*** Was ich außerdem sehr genieße: Da ich ja selbst ein 256stel Jude, ein 512tel Franzose und so weiter bin, kann ich meinerseits politisch korrekt auf allen rumhacken, ohne diesem mehltauartigen Vorwurf des Antisemitismus, der Francophobie oder Weiß-der-Geier-was ausgesetzt zu sein. Ist ja praktisch Selbstkritik. Und die ist immer gut.




Sonntag, 15. April 2018

Finaler Denkfehler


Ich erwische mich bei dem Gedanken,
dass das, was Menschen derzeit einander antun,
und wie psychopathische Machtmenschen uns derzeit behandeln
und wie wir uns derzeit ohne Gegenwehr von ihnen behandeln lassen,
wohl "nur so eine Phase" ist.

Als betrachtete ich einen randalierenden Besoffenen,
mit der Gewissheit, derzeit ihn zwar nicht stoppen zu können,
aber mit der sicheren Hoffnung, dass er ja irgendwann zusammenbrechen müsste,
und dann,

wenn er schwer verkatert wieder aufwachte,
wir einen vernunftbasierten Dialog führen würden,
wie wir ihn von seiner krankhaften Sucht heilen
und derartige Schwachsinnsausbrüche fürderhin ausschließen könnten.

Aber der Gedanke ist falsch. 
Was wir erleben, ist keine Phase, sondern
unsere absehbare, endliche Zukunft.







(verändert via wiki commons)










Montag, 9. April 2018

Verzweifelter Versuch


Ich kann fast kein Spanisch, aber in Anbetracht der Dinge muss man doch IRGENDWAS unternehmen:

Queridos españoles!

Les ruego que disculpen el hecho de que los políticos alemanes estén empezando a decir estupideces sobre el Estado de Derecho español. Estas personas no están en el cargo porque sean inteligentes o competentes, sino por razones tácticas y poco éticas.
La mayoría de los alemanes se avergüenzan de que su sistema político se haya deteriorado tanto.





Ist jetzt doof, weil ich nicht genau weiß, ob der Übersetzer "DeepL" das so rüberbringt, wie ich es gemeint habe. Sicherheitshalber hier die deutsche Fassung, bewusst in einfachen Worten:

Liebe Spanierinnen und Spanier!

Bitte entschuldigen Sie, dass deutsche Politiker nun anfangen, dummes Zeug über die spanische Rechtsstaatlichkeit zu erzählen. Diese Leute haben ihr Amt nicht, weil sie klug oder kompetent sind, sondern aus taktischen, unethischen Gründen.
Die meisten Deutschen schämen sich dafür, dass ihr politisches System so verkommen ist.










Samstag, 7. April 2018

Reihenfolge beachten!


In immer kürzeren Intervallen kocht die Diskussion um autonom agierende Maschinen zum militärischen Einsatz, sogenannte Killer-Roboter, hoch.

Setzen wir mal die ethische Prämisse, dass die Anwendung von Gewalt gegen Menschen immer und ausnahmslos böse ist, als selbsterklärend und selbstverständlich voraus. Beugen wir uns aber auch der bitteren Erkenntnis, dass es trotzdem Menschen gibt, die Gewalt gegen andere Menschen einsetzen oder einzusetzen befehlen oder bereit sind, entsprechende Befehle umzusetzen oder das sonstwie unterstützen oder keinen hinreichenden Widerstand dagegen leisten.

Dann bleibt eine einfache Frage: Warum regen die Leute sich so über Killer-Roboter auf?

Gehen wir doch mal von einem wirklich üblen Szenario aus, dass nämlich "Schurkenstaat A" einen ganzen Schwarm autonomer Killer-Roboter über, sagen wir, Wittmund loslässt, mit dem Befehl, alle Menschen im Umkreis von 5 Kilometern aufzuspüren und zu eliminieren. Wo ist da die aufregenswerte zusätzliche ethische Fallhöhe im Vergleich zu einem nuklearen Sprengkopf?

Zumal man die Killer-Roboter ja leichterhand dahingehend programmieren kann, nur kampffähige Menschen zu eliminieren, also z.B. ab einer angenommenen Körpergröße von 1,30 m. Gut, ist natürlich hart, hinterher eine Region nur mit verwaisten, traumatisierten kleinen Kindern zu haben, aber immer noch besser, als alle umzubringen, samt Fallout, den Strahlenschäden, dem Siechtum derer, die unglücklicherweise überlebt haben ...

Nein, je länger ich mich mit den furchtbaren Implikationen beschäftige, desto klarer wird mir: Tausendmal schlimmer als der Horror autonomer Waffensysteme ist der Horror der längst existierenden Massenvernichtungswaffen. Können wir, bitte, erstmal darüber lamentieren, bevor wir uns über vergleichsweise sauberen, zweitklassigen Schrecken aufregen?





(via wiki commons)
Opfer des A-Bombenabwurfs auf Nagasaki. Ich habe das Bild absichtlich verwischt. Wer sich die Realität antun will, kann ja mal selbst "Nagasaki Opfer" - "Bilder" suchen.










   

Donnerstag, 5. April 2018

"It's a little retro ..."*


Nach langem Hin- und Herüberlegen habe ich mich schlussendlich doch dazu durchgerungen, den "Alle-Rassisten-sind-Arschlöcher-.-Überall"-Aufkleber am Heck meines Autos zu applizieren.

(verändert via linke-t-shirts.de)


Contra-Argumente waren:
  • Auto-Aufkleber werden nur wenig wahrgenommen.
  • Als Beamter muss ich neutral sein.
  • Es besteht die Gefahr, dass irgendeine hirntote Braunbratze mangels Diskursfähigkeit sich am wehrlosen Auto vergreift.
  • Der Spruch ist so alt, dass er bestenfalls als "retro", wahrscheinlicher aber als Ausdruck einer three-quaters-life-crisis durchgehen wird.
  • Er enthält eine fäkalsprachliche Verunglimpfung.

Pro-Argumente waren:
  • Auto-Aufkleber werden ohnehin nur wenig wahrgenommen.
  • Als Beamter bin ich kein politischer Kastrat, sondern habe ich beeidet, unsere FDGO zu verteidigen, und die hat's derzeit und bei diesem Thema wahrlich nötig.
  • Der Spruch hatte damals, 80er Jahre, einen Vorgänger, der auch nicht schlecht war: "Alle Menschen sind Ausländer. Fast überall." Ich mochte es schon immer, dass die kritische Szene mit der "Rassisten = Arschloch"-Variante das eigene Weichgespültsein auf's Korn genommen und konsequent eine etwas schnoddrigere Alternative entwickelt hat. 
  • Nicht der Spruch ist "retro", sondern die Probleme sind es. Die Orbans, Kaczynskis, Netanjahus, Trumps, Erdogans, Sachsen, Bayern etc. etc. drehen die Inhalte des gesellschaftlichen Diskurses zurück in die 1950er, 1930er, ins Mittelalter ...
  • Wenn es stimmt, darf man es auch sagen.
  • Entscheidendes Argument zum Schluss: Alle rezenten Nationalisten, Rassisten, Sexisten, Fundamentalisten und Was-weiß-ich-isten, bomben uns seit Jahren tagtäglich mit zunehmender Tendenz mit Sprüchen zu, die politisch so dermaßen unkorrekt, so rückwärtsgewandt und brandgefährlich sind, dass sie früher zum sofortigen Platzverweis geführt hätten. Durch die schiere Menge des medial vermittelten Schwachsinns, durch die praktische Unfähigkeit der kritischen Geister, das Alles im Einzelnen aufzuarbeiten und also zu widerlegen, könnte gegenwärtig bei leicht beeinflussbaren Menschen der Eindruck entstehen, das sei normal und die braune Soße werde allmählich wieder salonfähig.
    So ist es aber nicht. Und es ist eine uralte Erbkrankheit der denkenden, kritischen Mehrheit, anzunehmen, die lancierte Unwahrheit der bösen Braunbratzen sei so offensichtlich blödsinnig, sie werde sich selbst entlarven, man könne das vornehm schweigend abwarten.
    Ist sie nicht. Tut sie nicht. Kann man nicht.
Es ist an der Zeit, Zeichen zu setzen.






*  Titelzeile  aus: Sparks: Missionary Position

"...
You might have positions you can recommend
But I don’t know if we’ll ever get to them
‘cause we feel alright, the stars are bright, the missionary position
You might pride yourself, you’re so Avant garde
But we're neoclassicists, I guess, at heart
 
Patronise all you like, we both like the missionary position
Missionary, missionary, missionary, missionary…
 
It’s a private matter as to frequency
But we both are smiling as you well can see
And it ain’t no joke, it ain’t baroque, it’s the missionary position
 
It’s a little retro and a bit passé ..."






Dienstag, 3. April 2018

Steel-Buddies


Gerade im Radio gehört, wenn Trump Zölle auf chinesischen Stahl erhöbe, dann, wörtlich, "fließt der chinesische Stahl nach Europa". Der Sprecher sagte das in einem so bedeutungsgeschwängerten Ton, dass ich mich selbstverständlich beeile, die normativ erwartete Reaktion zu zeigen - wenn ich nur wüsste, welche das ist:

A. "Dunnerlüttchen, das ist aber ziemlich pfiffiger Stahl, der einfach dahin fließt, wo die meiste Kohle sitzt!"
B. "Die Chinesen, diese hinterhältigen, kleinen Dreckskerle, verkaufen uns einfach ihren preiswerten Stahl! Die haben keinen Fatz Ehre im Leib, wollen nur Profit machen, egal, wo und mit wem."
C. "Mein, unser, Bedauern gilt den armen doitschen Konzernen, die von diesen hinterhältigen, asiatischen Horden brutalst vergewaltigt werden, den preiswerten chinesischen Stahl zu kaufen. Die Schlitzaugen demütigen erst unsere Konzernbosse, und als Nächstes vergreifen sie sich an unseren blonden, blauäugigen, unschuldigen, minderjährigen Mädchen - das war doch schon immer so ..."

Ok, das ist alles totaler Unsinn, ich gebe es zu. Aber ich habe es versucht, nicht wahr? Ich wollte mich wirklich ganz empathisch und offen auf die Empörung des DLF-Experten * einlassen, aber irgendwie hat's nicht funktioniert. Zu viele Fragen schwirren im Raum, da klappt das nicht, sich einfach emotional fallen zu lassen undsoweiter.

Erstens: Jaaadoch, die Chinesen subventionieren ihre Stahlproduktion staatlicherseits ohne Ende, ich weiß. Na und? Das machen doch alle! Die doitsche Stahlindustrie wäre längst Geschichte, wenn sie nicht permanent direkt oder indirekt, z.B. via Energiekosten, Steuervergünstigungen etc., offen oder verdeckt aus unseren Steuergeldern gestützt würde. Was spricht eigentlich dagegen, den super-preiswerten chinesischen Stahl zu nehmen, die chinesische Regierung zahlen zu lassen, bis der Arzt kommt?

Zweitens: Huuuh, kommt dann immer der Einwand, denkt an die Aaahrbeitsplätze! Ok, denken wir an die Arbeitsplätze. Ich behaupte, wenn wir jeden Arbeitsplatz, der dann wegfallen sollte, es werden ja keineswegs alle sein, mit Bedingungslosem Grundeinkommen für den Betroffenen auffangen, zahlen wir netto immer noch weniger, als beim status quo. Man beweise mir das Gegenteil. Die Einzigen, die ernsthafte Einbußen haben werden, sind die Bosse, und das allgemeine Mitleid dürfte in diesem Fall so begrenzt sein, dass die irrsinnigen volkswirtschaftlichen Verluste dagegen nicht gerechtfertigt scheinen.

Drittens: Huuuh, kommt dann der nächste Einwand, dann machen wir uns abhängig von Chineeeesen....! Ach, ja, stimmt ja, die asiatischen Horden, die es letztlich nur auf unsere blonden, minderjährigen Mädels abgesehen haben. Das mit der Abhängigkeit ist aber Quatsch, denn der internationale Stahlmarkt hat unglaublich viele Anbieter, die ein kluger Kunde trefflich gegeneinander ausspielen kann. Das Risiko der Abhängigkeit ist, wenn überhaupt, beim Erdgas viel höher, so sehr, wie Europa sich da von "den Russen" abhängig gemacht hat. Beim Erdgas gibt es nicht sooo viel Konkurrenz - und trotzdem können wir ruhig schlafen, denn "die Russen" schössen sich zuallererst in den eigenen Fuß, wenn sie je begönnen, machtpolitisch auf diesem Instrument zu spielen.

Das wahre Argument - außer der individuellen Profitgeilheit deutscher Konzern-Böberschter - scheint aber tatsächlich der Umstand zu sein, dass "wir" möglicherweise "den Chinesen" eine Chance geben, Umsätze zu machen, und schlimm, schlimm, dass "wir" diese Umsätze dann eben nicht machen. Das ist ganz primitiver, kreatürlicher Futterneid, der nicht vom Großhirn, sondern vom Hirnstamm gesteuert wird. Man nennt den menschlichen Hirnstamm auch "Reptilienhirn", weil beispielsweise auch ein Komodowaran ** sein Verhaltensrepertoire dort aktualisiert.

Was "wir" dabei oft vergessen: "Wir" wollen "den Chinesen" doch mit ständig wachsender Begeisterung unsere Produkte in den Rachen schieben. Schon mal überlegt, wie die das auf Dauer bezahlen sollen? Wäre es nicht herrlich, wenn "die Chinesen" "uns" "ihren" Stahl verkaufen könnten, und wir ihnen im Gegenzug Werkzeugmaschinen? Dann würde doch jeder das machen, was er am besten kann, das wäre doch ein kapitalistisches Idealbild, oder?

Derzeit lassen wir den anderen Völkern gar keine Wahl, als ihre Leute mit sprichwörtlichen Hungerlöhnen abzuspeisen, denn wenn es irgendwo ernsthaft Geld zu tragbaren Konditionen zu verdienen gibt, dann sind die sogenannten Erstwelt-Staaten immer ganz schnell als Erste zur Stelle mit ihren Geld-spielt-keine-Rolle-Investitionen, und immer darf für "die Anderen" nur gerade so viel rausspringen, dass es nicht zu Hungeraufständen kommt. ***

Und das Schönste, wenn Europa und China da einen modus vivendi fänden: Der Pussy-grabber von Washington würde ja so dermaßen gelackmeiert dastehen, so machtlos, so eiskalt ausmanövriert - allein das wäre es wert, jetzt wirklich mal diplomatisch zu agieren!






(verändert via wiki commons)
Ich habe meine Studien der chinesischen Sprache und Schrift in letzter Zeit etwas vernachlässigt, aber die Bildunterschrift kann ja nur lauten: "Wir wollen alle nur das Eine: Unschuldige, blonde, blauäugige, doitsche, minderjährige Mädels missbrauchen, damit die doitschen Männer, die allesamt und ausnahmslos große Penisse haben und unglaublich attraktiv, durchtrainiert, klug und liebevoll (eigentlich) sind, verminderte Fortpflanzungschancen haben. Auf diese Weise streben wir die Weltherrschaft unserer kleinen, unattraktiven, minderintelligenten, hinterhältigen, verlogenen, kleinpimmeligen Rasse an!" 

Das Verständnis fremder Sprachen und Schriften wird unglaublich erleichtert, wenn man sich so ein kleines Stück weit in die Seele eines Volkes hineindenken kann.








* Noch 'ne Frage: Wie kann man eigentlich Experte für globale Außen- und Wirtschaftpolitik sein und gleichzeitig Betroffenheits-Reportagen für den Deutsclhandfunk machen?

** Wie komme ich hier auf den Komodowaran? Weil er grobmotorisch, egozentrisch, eklig, gefährlich, unberechenbar, giftig, unsolidarisch und brutal ist. Außerdem hat er furchtbare Essgewohnheiten. Ist die Allegorie so weit klar?



*** Hungerrevolten sind nicht fotogen. Kommt es hingegen zu einem richtigen Krieg, ist dagegen nichts einzuwenden. Kriege sind immer gut. Zuerst für's Geschäft und hinterher hat man eine verwüstete Landschaft mit labilen Regierungen, die Dir aus der Hand fressen müssen. Die kommen NIE WIEDER auf die Idee, global etwas verkaufen zu wollen, womit Du selbst Profit machen könntest. ****

**** Um nochmal auf die asiatischen Horden zurückzukommen, die unsere Mädels vergewaltigen wollen: Man vergegenwärtige sich bitte nur mal, was die Europäer während des sogenannten "Boxer-Aufstandes" und der sogenannten "Opiumkriege" getan haben. Wer muss hier Angst vor wem haben?







Sonntag, 1. April 2018

Kein Scherz ...!


Suche gerade den obligaten Aprilscherz in den Online-Portalen der Nachrichten-Magazine. Hier die plausibelsten Kandidaten:

Kauder will Schulen zwingen, antisemitische Vorfälle zu melden? Joa, das hätte inhaltlich durchaus das Zeug zum Aprilscherz, aber das hat Kauder schon gestern gesagt, ich glaube das gilt nicht als Aprilscherz und Kauder ist so jenseits der Gipfel allen Wahnsinns, so weit über jegliche Vernunft und Menschlichkeit und Logik hinaus, dass er sowas wirklich rausgehauen haben könnte. Also leider kein Aprilscherz.

Die CSU-Staatsministerin für Digitales fordert Antworten von Facebook? Herrlich bescheuert, sie weiß ja nicht mal die richtigen Fragen - aber als Aprilscherz wäre das zu subtil, zu philosophisch.

Seehofers Forderung, der Braunbär gehöre zu Doitschland ... Ahja, das ist eine Meldung, die nach der von Seehofer bösartig und absichtsvoll neuangefeuerten Islamdebatte richtig fieses Potential hat, das ist treffsichere Satire. Muslime raus, Braun-Bären (Achtung: geniales Wortspiel!) rein. Aber ... seit wann trauen sich die Öffentlich-rechtlichen denn so beissende Kritik? Seit wann trauen sie sich, Macht-Haber wie Seehofer so brutal bloßzustellen? Uh-oh, sollte Seehofer tatsächlich selbst ...? Vermutlich ja, wir müssen wohl eher befürchten, dass diese Meldung wahr ist, kein Aprilscherz also, aber langsam kommen wir der Sache näher.

Meine Nummer 1 für die vermutete Aprilscherz-Meldung ist natürlich, dass Erdogan Netanjahu vorwirft, dessen Sicherheitskräfte hätten im Gaza-Streifen ein Massaker an Unschuldigen angerichtet. Ich meine - hallo!? - Erdogan führt gerade einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg mit dem Ziel ethnischer Säuberung gegen die Kurden in Syrien. Und dann beklagt er 15 unschuldige Tote in Gaza ...!? Ausgerechnet er? Das ist wahrhaftig ein Witz! Allerdings: Irgendwie ist das als Witz nicht wirklich lustig, weil es um soviel Menschenopfer geht. Total untauglich für einen Aprilscherz. Wir müssen schweren Herzens davon ausgehen, Ziegenpeter hat das tatsächlich gesagt.

Tja, liebe LeserInnen, an dieser Stelle sollte die augenzwinkernde Pointe kommen, dass der unfassbare Mist, den krankhaft egomanische Machtmenschen real verzapfen, leider nicht aprilscherztauglich sei und dass sich die Online-Redaktionen aus lauter Verzweiflung deshalb das 6:0 des FCB versus BVB ausgedacht haben, was ein blöder Scherz wäre, weil so offensichtlicher, hanebüchener Schwachsinn ... Und dann bestätigte eine Expertin (sowohl für Politik als auch für den BVB) mir soeben auf Nachfrage, dass auch diese Meldung zuträfe.

Ich geb's auf! Dieser Text hat keine Pointe. Es gibt diesmal kein ironisierendes Entspannungssignal, keine befreiende Wut zum Schluss. Die Wahrheit ist aktuell nicht lustig, sondern einfach nur beschissen. Dauergrinsen, auch ironisierendes, kann auch ein Indiz individuellen Schwachsinns sein.




"Ick kann janich so viel fressen, wie ick kotzen möchte!"
 (M. Liebermann 1933 - via wiki commons)