Donnerstag, 23. April 2020

Augen auf bei der Berufswahl!


"Der hat jetzt fünf Wochen Urlaub gehabt, der hätt' ja auch mal die Hecke schneiden können  ...!"

Das Letzte habe ich soeben nicht mehr ganz genau verstanden, aber das Erste kam mit einer herrlichen, höllischen, abgrundtiefen Böswilligkeit von jenseits der angenehm hohen und angenehm dichten Hecke zu meinen Nachbarn. Ich mag das, wenn die Leute so einen hilflosen Hass empfinden und den unüberhörbar rauskotzen wollen und müssen, wenn sie aber andererseits leise genug rumkotzen, weil sie zu feige sind, sich gegebenenfalls drauf festnageln zu lassen.

Aber sie haben natürlich Recht: Ist ja schon schlimm, dass man im Strandkorb sitzen und digitale Aufgaben erstellen oder korrigieren kann. That ain't working, ARBEIT beginnt da, wo man einen Spaten in der Hand hat oder einen Tank mit krebserregendem Roundup in die Rabatten entleert. Oder morgens um halb sechs los muss. ARBEIT muss körperlich sein. Und unangenehm. Und wehtun.

Im Strandkorb im Garten sitzen und mit einem Stift in der Hand was lesen, ist auf keinen Fall ARBEIT!

Auch ein Buch lesen ist keinesfalls ARBEIT. Buch lesen ist per se irgendwas angeschwult Elitäres und bestenfalls dem Freizeitbereich zuzuordnen und nichts, was ein anständiger Mensch zu einer Tageszeit macht, in der man auch ARBEITEN kann ...

Ich liebe unüberbrückbare Vorurteile. Sie machen das Leben so einfach, die Dinge so transparent. Und wenn Du die Welt nur in sehr wenige, sehr große und sehr robuste Schubladen einsortierst, dann musst Du am Ende auch gar nicht mehr so viel denken.

Richtig ist: Was berufliche Konsequenzen der Corona-Krise betrifft, sind wir Lehrer*innen im ÖD bisher ziemlich gut weggekommen. Die meisten von uns hätten dennoch liebend gerne ihren alten, gewohnten Rhythmus wieder. Wir haben uns den status quo weder ausgesucht noch ihn begrüßt.

Eine französische Lehrerin hat neulich in einem Interview treffend festgestellt: Man bezahlt Feuerwehrleute auch nicht nur dann, wenn es brennt. Die vielen tausend Lehrer*innen in Deutschland haben die Aufgabe, Millionen junger Menschen zu unterrichten. Für unser Land hat der Souverän, das Volk aus mündigen Staatsbürger*innen, das so beschlossen. Wir brauchen besonders viel Bildung, weil wir so verdammt wenig Rohstoffe haben. Dass uns Lehrer*innen derzeit teilweise die Hände gebunden sind, ist doof. Wir alle finden das doof.

Klar soweit?



(stark verändert via I-net)















Freitag, 17. April 2020

Nicht Alles schlecht!


Mit zunehmendem Lebensalter dräuen vielleicht irgendwann mancherlei Gebrechen, aber man unterschätze nicht die Vorteile! Wie geil ist's zum Beispiel, dass ich mir und anderen nichts mehr beweisen muss.  

So auch heute: Die Flugwettervorhersagen waren vielleicht ein bisschen zu liebreizend, meine Interpretation der Daten gewiss zu sehr vom Wunsch geprägt, den Allerwertesten in die Luft zu bekommen. Kurz: Es lief mal wieder grob unschön, was in einem 120kg-Drachen-Trike bedeutet, dass Du Dich schon nach kurzer Zeit fühlst wie ein Preisboxer in der 12. Runde. 

Wie geil, dann einfach abzubrechen und sehr cool nach 26 Minuten wieder zu landen, statt auf Krampf heldische Durchhalteübungen zu zelebrieren, die anschließend sowieso niemanden interessieren. 





(Heute, westl. Hude, 190 m)

Grüne, gelbe, braune Felder. 
Baumreihen. 
Straßen und Wege. 
Bauernhof, Massentierhaltung. 

Low & slow bietet Dir die Welt in einer geradezu naiven Anmutung von Ordnung, Übersicht und Gegliedert-Sein dar.  





(dto.)



Donnerstag, 16. April 2020

Spreu


Es ist keine leichte, dafür aber eine sehr lohnenswerte Übung zum Corona-Zeitvertreib: Man beobachte mal, wer in diesen Zeiten, da die Kacke echt am Dampfen ist, nichts zu sagen hat. Besonders schlaglichtartig war das nach gestriger Sitzung des sogenannten "Corona-Kabinetts" zu registrieren, wo ja wirklich relevante und nicht ganz einfache Entscheidungen zwischen Ökonomie und Epidemiologie abzuwägen waren.

Die AfD ist schon seit langer Zeit komplett aus dem Rennen. Da kam und kommt ewig nur dummes Zeug, und mehr haben die auch nicht. Das AfD-Erfolgsrezept, das Erfolgsrezept aller Populisten, den jeweils hirntotesten Braunbratzen nach dem Maul zu reden, versagt, wenn ernsthafte und vor allem neue Probleme auftauchen, die einer klug abgewogenen Lösung bedürfen.
Für die FDP wollte wenigstens Sunny-boy Lindner im "heute"-Interview Akzente setzen, aber es wurde peinlich klar erkennbar, dass er keine hatte. Warum wurde er dann interviewt? Warum das Interview dann gesendet? Um ebendies publik zu machen?
Die Linke äußert Bedenken, aber keine weiterführenden Vorschläge. Ein Zeichen von Klugheit, dann auch einfach mal die Klappe zu halten. Wenigstens lenkte Ramelow den Blick auf die Armen.

Den Großpreis verdienten Fremdschämens räumt allerdings Frau Karliczek ab, unsere Bildungministerin. Sie trötet seit Wochen mit bundesbildungsministerieller Macht banale Botschaften zu Inhalten, die ihr qua Ressort überhaupt nicht zustehen, sie wird von niemandem gehört, ihr Hinausgeblähtes wird weder kommentiert noch kritisiert, nicht mal von ihren Parteigenoss*innen. Was für ein glorioses Desinteresse dieser Frau allseits entgegenschlägt! Und mit welcher Dickfälligkeit sie das nicht mal zu bemerken scheint.

Ist die Dame intrinsisch stumpf? Möglich. Unser politisches System selegiert Stumpfheit in menschlichen Dingen positiv.

Oder merkt sie es, leidet aber schweigend? Wenig wahrscheinlich. Wenn dem so wäre, würde sie ja so nicht weitermachen. Sie könnte ja zur Abwechslung mal was Schlaues sagen. Oder schweigen.

Umgeben sich unsere Plittikör vielleicht mit einer Mischpoke aus speichelleckerischen Hofschranzen, die sie von der Außenwelt abschirmen und sie immer weiter bestärken? Ah!? Das klingt allzu plausibel.

Komödie ist, wenn ein völlig überzogener Selbstanspruch mit der Realität kollidiert. Was Frau Karliczek liefert, reicht aber nicht mal für eine Komödie, dazu ist es zu klein, zu dumm und zu niedrig. Aus Mitleid und um sie vor sich selbst zu schützen, muss man die Frau, die nichts mehr peilt, schnellst von diesem Amt entfernen. Und das Amt, das nur für parteitaktische Regional- und Geschlechterquoten geschaffen wurde und in unserem föderalen Bildungssystem gar keinen Sinn hat, gleich mit.




(stark verändert via wiki commons)














Freitag, 10. April 2020

Phänomenologische Feststellung


Es gibt alljährlich vier Beweise dafür, dass der Frühling eifrig den Sommer vorbereitet:

  1. Schmetterling-Imagos flattern umher. Die ersten habe ich am 31.03. gesehen.
  2. Schwalben sind zurück. Die erste habe ich heute gesehen.
  3. Die seltsamen 50-cent-Ferngläser für die Touries sind an der Küste installiert.
  4. Eduard Mörike (1804 - 1875) redet mit mir.    



(heute in N-siel)


Er ist's 
Frühling lässt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen.
— Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist's!
Dich hab' ich vernommen!

Eduard Mörike, 1828

Donnerstag, 9. April 2020

Schützenswerte Wort-Denkmäler


Da wird gerade wieder ein Wort zu Tode geritten, dessen ursprüngliche Bedeutung unbedingt unter Schutz gestellt werden muss: Solidarität.

Wikipedia beschreibt es ganz treffend: " ...Haltung der Verbundenheit mit – und Unterstützung von – Ideen, Aktivitäten und Zielen anderer. [Solidarität] drückt ferner den Zusammenhalt zwischen gleichgesinnten oder gleichgestellten Individuen und Gruppen und den Einsatz für gemeinsame Werte aus ..."

Zur Zeit wird gerade mal wieder die Solidarität innerhalb der EU beschworen, insbesondere von den Ländern, die von der Pandemie so richtig übel erwischt worden sind. Aber da wird der Denkfehler ganz deutlich. Diese Länder wollen keine Solidarität, sondern Geld. Sie wollen, dass man ihnen hilft, und das ist auch nachvollziehbar, und ich bin auch dafür.

Solidarität wollen sie aber nicht, da sie, außer, wenn sie was zu ihrem eigenen Vorteil einfordern, keine Haltung der Verbundenheit zu Europa, keine Unterstützung gemeinsamer Ideen, Aktivitäten und Ziele zeigen. Diese utilitaristische Haltung, salopp: Abzocker-Mentalität, ist weltweit zwar sehr en vogue, und wir Doitschen machen's genau so, aber das ist das genaue Gegenteil von Solidarität.

Solidarität ist eine Grundhaltung. Man kann sie nicht punktuell haben und fallbezogen ein- oder ausschalten. Man vergleiche "solidarisch" und "nett". Ein Mensch, der nur im Einzelfall "nett" ist, ist eigentlich überhaupt nicht nett, sondern höchstwahrscheinlich sehr gefährlich ("Mama, der fremde Mann auf dem Spielplatz war heute richtig nett zu mir...!")

Also sagen wir's nochmal richtig: Italien braucht Kohle ohne Ende. Punkt. In der geographischen Nachbarschaft gibt es das sehr reiche Doitschland, das sich seit Jahrzehnten an der EU dumm und dusselig verdient. Punkt. Her mit dem Geld!

Es gibt keine europäische Idee, weder in Italien noch in Deutschland.

Das Gleiche gilt für unsere Kolonien im Osten, die Vizegrad-Gruppe: Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn haben mit der europäischen Idee, mit unserer Kultur, unseren Zielen noch viel weniger zu tun als Great Britain, aber wir pampern sie, um nicht mehr selber Frontstaat der NATO im Osten sein zu müssen. Dafür zahlen wir irrwitzige Agrarsubventionen und tolerieren schafsköpfig die zunehmende Abschaffung der demokratischen Grundordnungen in diesen Ländern. Das ist kalte, zynische Berechnung, aber keinesfalls Solidarität.

Wenn wir europäische Solidarität wollen, dann müssen wir die Nationalstaaterei abschaffen. Das setzte allerdings eine weitgehende Entmachtung der herrschenden plittischen Klasse voraus.

Uups, vom Thema abgeglitten.

Tl, dr: Solidarität ist ein grundlegendes Gefühl von Verbundenheit. Alles andere lässt sich mit Geld bezahlen und ist daher wertlos.







(verändert via wiki commons)

















Dienstag, 7. April 2020

Unsere Seele ist ein Mosaik unserer Entscheidungen.


Na großartig! Ganz großartig, da rette ich einen süßen, kleinen Marienkäfer, der es irgendwie fertiggebracht hat, innen an der Fensterscheibe meines Ankleidezimmers herumzukrabbeln, und dann offenbart sich mir bei näherer Betrachtung ein Individuum der Species Harmonia axyridis, vulgo "Asiatischer Marienkäfer", einer invasiven Art, die sich anheischig macht, unsere heimischen Marienis zu vertreiben.



Frage: Was tun? Soll ich der fremden, wiewohl invasiven Kreatur Gnade willfahren lassen? Oder den Usurpator meucheln, bevor er unsere heimischen Marienkäfer umvolkt?

Es sind diese ewigen, alltäglichen Gewissensfragen, die mich fertig machen.





Samstag, 4. April 2020

Schöne neue Lernwelt


Soso, der Polit-Sprech bereitet gerade die Spatzen darauf vor, künftig von den Dächern zu pfeifen, was aufmerksamen Beobachter*innen ohnehin ahnbar ist: Am 20.04. wird NICHT planetenweit der Corona-Virus besiegt und also der Alltag wieder ausgerufen werden.

Mit Amüsement nehmen wir zur Kenntnis, was die doitschen Medien für diesen Fall als Pädagogik-Ersatzbefriedigung hypen: Besinnungslose Digitalisierung. Die entsprechenden Nachrichten-Schnipsel, selten länger als 60 Sekunden, folgen schon seit Wochen etwa folgender Dramaturgie:

  1. Engagierter Junglehrer (ja, immer nur Männer!) sitzt im Home-Office in einer Video-Konferenz mit seiner ganzen Klasse, 
  2. die seltsamerweise nur aus 8 bis 12 Schüler*innen zu bestehen scheint. 
  3. Die Übertragung zu den einzelnen Kiddos ruckelt ein bisschen, aber alle sind freudig erregt. 
  4. Besagter Junglehrer hat den Schüler*innen digitale Aufgaben zukommen lassen, 
  5. die diese zu Hause mit Smartphone, Laptop oder wasauchimmer lösen und zurückschicken. 
  6. Zwischenschnitt: Der Lehrer äußert sich im Skype-Interview orgasmisch über die Wahnsinns-Lernerfolge, die er erzielt.
  7. Der Lehrer tippt umfangreiche individuelle Feedbacks, grundsätzlich des Inhaltes, dass die/der Schüler*in ausgezeichnete, wundervolle Fleißarbeit geleistet habe. 
  8. Der freudig-erregte böberschte Dienstherr oder irgendein*e beliebige*r Plittikörr*in, ist im Interview des Lobes voll und schwört heilige Eide, man werde mit Hochdruck daran arbeiten, derartige Lösungen zu pushen, bla bla bla ...

Ich fühle mich so alt und ganz schrecklich "old-school", aber wenn ich diese strahlend-optimistischen Gigs sehe, befallen mich Fragen, lästig und juckend und ekelhaft, wie ekle Räude. Ich hasse mich selbst dafür, aber der Zweifel nässt aus mir heraus.


  • Wieso hat der nur so wenig Schüler*innen? 
  • Wie groß muss ein Monitor sein, damit alle, Lehrer und Schüler, eine übliche Klassenstärke von, sagen wir, 28 Schüler*innen sinnvoll fenstern können? 
  • Laut Landesamt für Statistik hatte das Land Niedersachsen im Schuljahr 2017/18 839.681 Schüler*innen. Selbst wenn die nicht alle gleichzeitig video-unterrichtet werden: Reichen unsere Übertragungskapazitäten? Gibt es in anderen Bundesländern eigentlich auch Schüler*innen? Du liebe Güte, ja, insgesamt 8,33 Millionen in 2019! Viel Erfolg mit den Video-Konferenzen!
  • Was, wenn die Eltern keine Flat-Rate haben? 
  • Was, wenn im Elternhaus überhaupt keine Infrastruktur für sowas vorhanden ist? Ein wenig technisches Know-how? Rattenschnelles Internet? Desktop-Rechner für jedes Kind und ungestörte Arbeitsecken zum Beispiel?
  • Wer beurteilt den Arbeitsaufwand individueller schriftlicher Feedbacks, und wir sprechen, bitteschön, von pädagogisch wertvollen Feedbacks? Aus meiner Erfahrung: Gute Arbeiten sind schnell zurückgemeldet: "Super!", "Gut gemacht", "Weiter so!" etc. etc. Bei problematischen Ergebnissen reicht aber leider nicht "Schwachsinn!", "Idiot!", "Nochmal!". Erklär' mal einem doofen, pardon: fachlich herausgeforderten, Schüler, der eine Aufgabe von vorn bis hinten verkackt und sichtlich keinen Bock darauf hat, was er falsch gemacht hat. Schriftlich. Kleinschrittig. Von Grund auf. Ach, übrigens: Du hast in einer Klasse nicht nur einen doofen Schüler, sondern, sagen wir, fünf. Und Du hast vier, fünf Lerngruppen. Viel Spaß!


Ich will ja nicht nur rummaulen. Konstruktiv: Lasst uns Trainingshefte zum Selberlernen anschaffen. Ich meine Bücher. Aus Papier. Die gibt es bereits massenhaft. Für jedes Fach und jede Jahrgangsstufe. Selbst das schlechteste Trainingsheft ist besser als eine Technologie, die technisch und ablauforganisatorisch nicht reif ist. Und dann lasst uns auf einfachen, erprobten,  datenschutzkonformen Plattformen kommunizieren, z.B. Foren und Chats, um gemeinsam, im Klassenverband, über die Aufgaben sprechen. 

Das Gemeinsame ist das wichtigste am Unterricht!

(verändert via wiki commons)

Apropos "Bücher" und "aus Papier": Wenn darüber nachgedacht wird, demnächst wieder Läden zu öffnen, dann bitteschön an erster Stelle die Buchläden! Es gibt derzeit tausende von Ratschlägen, wie man ausgangsbeschränkte Zeiten überstehen kann. Lest Bücher, verdammt nochmal! Bücher sind Lebensmittel.









 

Freitag, 3. April 2020

Berechtigte Selbstzweifel


Liebes Tagebuch!

Heute kam ich mir wieder so schrecklich dumm vor. Die Experten und Plittikörr sagen, Alles wird gut, und Jonny Hopkins sagt, es sieht ziemlich kacke aus. Was verstehe ich nicht?










Nachklapp, etwa einen Tag später:



Ich weiß zwar immer noch nicht genau, was Spahn damit sagen will, wenn er sagt "Die Richtung stimmt!" (s.o.), aber es gibt mir ein gutes Gefühl, wenn einer so stramme Parolen raushaut. 


Mittwoch, 1. April 2020

Cui bono Corona?



Es fällt uns unglaublich schwer, die vierzehntägige Phase zu überstehen, in der wir einfach nur abwarten müssen, welche Ergebnisse die bisherigen Maßnahmen gegen die Pandemie zeitigen. Gute Zeit für Legendenbildung, Verschwörungs- und sonstige Theorien. Hier ein flüchtiger Überblick über Dinge, die mir begegnet sind. Quellenangaben gipps nicht, da ich über vieles einfach weggeklickt habe.

1. Die globale Finanz-Oligarchie will das nächste, fällige Platzen der "Blase" vertuschen. 
Es widerspräche den bisherigen Erfahrungen, wenn die "globale Finanz-Oligarchie" nach einem koordinierten, schlüssigen Plan vorginge und / oder in der Lage wäre, einen Virus zu dienstbaren Zwecken zu lancieren. Allerdings entspricht es den bisherigen Erfahrungen, dass in einem Umfeld, in dem man profitabel auf das Scheitern von Staaten und Konzernen wetten kann, es den ganz großen "global players" ein Leichtes sein wird, aus der wirtschaftlichen Not und dem gesundheitlichen Leid der Menschen Profite zu schlagen. 

2. Der SARS-CoV-2 wurde staatlicherseits lanciert und wird in seiner Wirkung propagandistisch gepusht, um Menschenrechte auszuhebeln, insbesondere das Recht auf Datenschutz. 
Richtig ist, dass einige der Maßnahmen gegen die Pandemie unsere Grundrechte tangieren. Richtig ist weiterhin, dass Ohnehin-schon-Autokraten wie Orban, Erdogan usw. die Pandemie gerade als Vorwand benutzen, orgasmische Machträusche zu inszenieren und festzuschreiben. Aber sonst? Was für eine unelegante Art, den Planeten zu versklaven! Wozu brauche ich einen Virus, um Datenschutzgesetze auszuhebeln, wenn ich Facebook habe? Himmel nochmal, die Leute machen sich doch längst freiwillig selbst zum Dulli, da muss ich doch nicht noch mit einem unberechenbaren Virus nachhelfen.

3. Die Nazis waren's.
Yup, is' klar! Die Dummpfbirnen entwickeln per Zufall in einem Gen-Technik-Labor in Thüringen ein Corona-Update, infizieren sich absichtsvoll damit, fahren nach Wuhan und rotzen einen Flughund an. Typisches Vorgehen bei Nazis. 

4. Die Russen waren's.
Hat sich schonmal jemand gefragt, warum während des Kalten Krieges beide Seiten auf Tonnen extrem fieser biologischer Kampfstoffe gesessen haben, aber Abrüstungsverhandlungen im Wesentlichen immer nur um nukleare und konventionelle Waffen gingen? Vor der brutalen Unberechenbarkeit der biologischen Kampfstoffe hatten alle, die damit zu tun hatten, so dermaßen viel Schiss, dass sie sich lieber mit einer schönen, sauberen Kernwaffenexplosion auseinandersetzen wollten. Nein, ich glaube nicht, dass es die Russen waren.

5. Die Juden waren's.
Genau: Die Juden immer an allem Schuld. Was ich nie verstanden habe, ist, ob wir vom internationalen Finanz-Judentum oder von der jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung sprechen. Die müssten ja diametrale Interessen vertreten. Wem von denen nützt denn jetzt der Virus? Ein ungeklärter Widerspruch.   

6. Die Flüchtlinge waren's.
Das klingt richtig! Ich habe die Geschichte förmlich vor Augen: Kaum ist die syrische Familie in ihrer Heimat ausgebombt, lässt sie sich von einem eigens dafür abgeordneten Corona-Imam anrotzen, um dann 8.000 Kilometer zu Fuß und per Schlauchboot nach Wanne/Eickel oder Heinsheim zu wandern, um dort aktiv die Umvolkung dieses, unseres Landes voranzutreiben. Die Syrer sind so! Die werden schon von klein auf zu sowas erzogen! Alle! Es gibt keine Ausnahmen!

7. Gott will uns strafen!
Jawohl! Und verdient habt Ihr's, Ihr spießig-faschistoiden Seelen. Wie kann man nur einen so strafenden, bösen Gott anbeten? Ekelhaft! Und dabei ist es scheißegal, ob dieser Gott Gott oder Allah oder Jahwe oder Pupsi oder Papsi heißt. Zum Teufel damit!

8. Merkel war's.
Och nöö, jetzt hab' ich keine Lust mehr.


Wir müssen uns einfach damit abfinden, dass dieser Scheiß-Virus in der Welt ist. Und ja, einige Leute werden daraus gnadenlos ihren Vorteil ziehen. Gegen den Virus muss man sich schützen, die Leute muss man verachten.

It's always the same, it's just a shame, that's all ...
























Dienstag, 31. März 2020

Gedankenspielereien


Natürlich ist es völlig widersinnig, aktuell irgendwelche verbindlichen Corona-Zukunfts-Szenarien einzufordern. Man betrachte das Dashboard von Johnny Hopkins. Man sieht, dass man nichts sieht, außer, dass sich die Kurven nicht ernsthaft abflachen, dass also das Risiko eines Belastungsbruchs der medizinischen Infrastruktur immer noch ins Haus steht.

Hinter dieser verniedlichenden technischen Metapher verbirgt sich der ethische Horror der umgekehrten Triage, der notwendigen Entscheidung, Patienten mit kritischen Symptomen nicht mehr zu behandeln und sterben zu lassen, damit weniger schwere Fälle vielleicht eine größere Chance bekommen.

Das Gerede um Ausstiegs-Szenarien aus dem shutdown mag zwar widersinnig sein, macht mich aber doch etwas nachdenklich. Wie wird das werden, wenn "die Kurve" tatsächlich so weit abgeflacht ist, dass die Kontakt-Restriktionen staatlicherseits wieder aufgehoben werden können?

Wird dann mein Dienstherr zu mir kommen und sagen: "Ey, S., wir haben jetzt wieder genug Betten auf den Intensiv-Stationen frei, Du kannst Dich mit Deinen 58, 59 Jahren wieder vor eine Klasse stellen. Zwar haben wir 1.300 Schüler*innen an dieser Schule und Du wirst Dir mit großer Wahrscheinlichkeit den SARS-Cov-2 einfangen, aber ein Bett und ein Beatmungsgerät stehen für Dich jetzt bereit. Dass Du stirbst, ist also eher unwahrscheinlich als wahrscheinlich. In jedem Fall bist Du anschließend immun, und falls Du überlebst, wirst Du Dich dann besser fühlen."?

Ich bin insgesamt gesehen recht gerne Lehrer, und jeder Gig im Klassenraum macht mir Freude, und ich vermisse die Routine und die Menschen und wünschte, diese ganze Corona-Chose wäre schnellst vorbei oder besser: nie passiert. Wenn ich in die Zukunft schaue, spüre ich derzeit noch keine corona-bedingten wirtschaftlichen Sorgen und gehöre daher - ich sage das in tiefer Demut und Dankbarkeit - zu einer privilegierten Minderheit.

Was mich im Hinblick auf meine Corona-Zukunft aber neugierig macht, ist, wie stilvoll oder weniger stilvoll meine Böberschten mir eines Tages mitteilen werden, dass das Risiko für mein kleines, unbedeutendes Leben in Relation zu meinem gesellschaftlichen Mehrwert den Faktor X oder 42 oder was auch immer erreicht habe und dass ich doch nun, bitteschön, wieder in die Bütt treten möge.

Das ist herrlich am Corona-Virus: Er fordert mathematisierbare ethische Entscheidungen.



 (Rembrandt van Rijn: Besazar; verändert via wiki commons)


Menetekel: Gezählt, gewogen und für zu leicht befunden. 

Ethik, die Lehre vom richtigen Verhalten, 
ist nicht quantifizierbar, 
man kann auch keinen Preis draufkleben. 

Aber sie ist trotzdem nicht beliebig!