Donnerstag, 23. April 2020

Augen auf bei der Berufswahl!


"Der hat jetzt fünf Wochen Urlaub gehabt, der hätt' ja auch mal die Hecke schneiden können  ...!"

Das Letzte habe ich soeben nicht mehr ganz genau verstanden, aber das Erste kam mit einer herrlichen, höllischen, abgrundtiefen Böswilligkeit von jenseits der angenehm hohen und angenehm dichten Hecke zu meinen Nachbarn. Ich mag das, wenn die Leute so einen hilflosen Hass empfinden und den unüberhörbar rauskotzen wollen und müssen, wenn sie aber andererseits leise genug rumkotzen, weil sie zu feige sind, sich gegebenenfalls drauf festnageln zu lassen.

Aber sie haben natürlich Recht: Ist ja schon schlimm, dass man im Strandkorb sitzen und digitale Aufgaben erstellen oder korrigieren kann. That ain't working, ARBEIT beginnt da, wo man einen Spaten in der Hand hat oder einen Tank mit krebserregendem Roundup in die Rabatten entleert. Oder morgens um halb sechs los muss. ARBEIT muss körperlich sein. Und unangenehm. Und wehtun.

Im Strandkorb im Garten sitzen und mit einem Stift in der Hand was lesen, ist auf keinen Fall ARBEIT!

Auch ein Buch lesen ist keinesfalls ARBEIT. Buch lesen ist per se irgendwas angeschwult Elitäres und bestenfalls dem Freizeitbereich zuzuordnen und nichts, was ein anständiger Mensch zu einer Tageszeit macht, in der man auch ARBEITEN kann ...

Ich liebe unüberbrückbare Vorurteile. Sie machen das Leben so einfach, die Dinge so transparent. Und wenn Du die Welt nur in sehr wenige, sehr große und sehr robuste Schubladen einsortierst, dann musst Du am Ende auch gar nicht mehr so viel denken.

Richtig ist: Was berufliche Konsequenzen der Corona-Krise betrifft, sind wir Lehrer*innen im ÖD bisher ziemlich gut weggekommen. Die meisten von uns hätten dennoch liebend gerne ihren alten, gewohnten Rhythmus wieder. Wir haben uns den status quo weder ausgesucht noch ihn begrüßt.

Eine französische Lehrerin hat neulich in einem Interview treffend festgestellt: Man bezahlt Feuerwehrleute auch nicht nur dann, wenn es brennt. Die vielen tausend Lehrer*innen in Deutschland haben die Aufgabe, Millionen junger Menschen zu unterrichten. Für unser Land hat der Souverän, das Volk aus mündigen Staatsbürger*innen, das so beschlossen. Wir brauchen besonders viel Bildung, weil wir so verdammt wenig Rohstoffe haben. Dass uns Lehrer*innen derzeit teilweise die Hände gebunden sind, ist doof. Wir alle finden das doof.

Klar soweit?



(stark verändert via I-net)















Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Vielen Dank für Ihren / Deinen Kommentar