Donnerstag, 9. April 2020

Schützenswerte Wort-Denkmäler


Da wird gerade wieder ein Wort zu Tode geritten, dessen ursprüngliche Bedeutung unbedingt unter Schutz gestellt werden muss: Solidarität.

Wikipedia beschreibt es ganz treffend: " ...Haltung der Verbundenheit mit – und Unterstützung von – Ideen, Aktivitäten und Zielen anderer. [Solidarität] drückt ferner den Zusammenhalt zwischen gleichgesinnten oder gleichgestellten Individuen und Gruppen und den Einsatz für gemeinsame Werte aus ..."

Zur Zeit wird gerade mal wieder die Solidarität innerhalb der EU beschworen, insbesondere von den Ländern, die von der Pandemie so richtig übel erwischt worden sind. Aber da wird der Denkfehler ganz deutlich. Diese Länder wollen keine Solidarität, sondern Geld. Sie wollen, dass man ihnen hilft, und das ist auch nachvollziehbar, und ich bin auch dafür.

Solidarität wollen sie aber nicht, da sie, außer, wenn sie was zu ihrem eigenen Vorteil einfordern, keine Haltung der Verbundenheit zu Europa, keine Unterstützung gemeinsamer Ideen, Aktivitäten und Ziele zeigen. Diese utilitaristische Haltung, salopp: Abzocker-Mentalität, ist weltweit zwar sehr en vogue, und wir Doitschen machen's genau so, aber das ist das genaue Gegenteil von Solidarität.

Solidarität ist eine Grundhaltung. Man kann sie nicht punktuell haben und fallbezogen ein- oder ausschalten. Man vergleiche "solidarisch" und "nett". Ein Mensch, der nur im Einzelfall "nett" ist, ist eigentlich überhaupt nicht nett, sondern höchstwahrscheinlich sehr gefährlich ("Mama, der fremde Mann auf dem Spielplatz war heute richtig nett zu mir...!")

Also sagen wir's nochmal richtig: Italien braucht Kohle ohne Ende. Punkt. In der geographischen Nachbarschaft gibt es das sehr reiche Doitschland, das sich seit Jahrzehnten an der EU dumm und dusselig verdient. Punkt. Her mit dem Geld!

Es gibt keine europäische Idee, weder in Italien noch in Deutschland.

Das Gleiche gilt für unsere Kolonien im Osten, die Vizegrad-Gruppe: Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn haben mit der europäischen Idee, mit unserer Kultur, unseren Zielen noch viel weniger zu tun als Great Britain, aber wir pampern sie, um nicht mehr selber Frontstaat der NATO im Osten sein zu müssen. Dafür zahlen wir irrwitzige Agrarsubventionen und tolerieren schafsköpfig die zunehmende Abschaffung der demokratischen Grundordnungen in diesen Ländern. Das ist kalte, zynische Berechnung, aber keinesfalls Solidarität.

Wenn wir europäische Solidarität wollen, dann müssen wir die Nationalstaaterei abschaffen. Das setzte allerdings eine weitgehende Entmachtung der herrschenden plittischen Klasse voraus.

Uups, vom Thema abgeglitten.

Tl, dr: Solidarität ist ein grundlegendes Gefühl von Verbundenheit. Alles andere lässt sich mit Geld bezahlen und ist daher wertlos.







(verändert via wiki commons)

















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