Ist ja auch schon lange her: 2007 erfüllt sich der niedersächsische Finanzminister Möllring (CDU) bei dem
Jagdgeschwader in Wittmund "einen Jugendtraum" und lässt sich mit einer Phantom auf Steuerzahler-Kosten für 8.700 Euro pro Stunde über die norddeutsche Tiefebene gondeln. "Skandalöser Vorgang", "Amtsmissbrauch", "nicht hinnehmbar" dröhnen daraufhin die Böberschten der SPD-Opposition.
Gestern, 06.02.2019: Die Wittmunder SPD-MdB Möller lässt sich vom Jagdgeschwader in Wittmund mit einem Eurofighter auf Steuerzahler-Kosten eine Stunde lang über die norddeutsche Tiefebene gondeln.
Fragen:
Dass PlittikörrInnen per definitionem kein Schamgefühl, kein ethisches Empfinden und keine Skrupel haben, ist ja klar. Das ist Teil ihrer Arbeitsplatzbeschreibung. Aber warum hat kein Berater der MdB Möller darauf hingewiesen, wie offensichtlich widersprüchlich ihr Verhalten ist? Wenn schon nicht der moralische Kompass, so müsste doch zumindest taktisches Kalkül so eine Aktion verbieten?
Möllring hat vor zwölf Jahren völlig zurecht mächtig Zunder bekommen, weil er so leichtfertig Steuergelder zum Fenster rausschmeißt. Aber die Angebote für die Lustflüge kommen von der Bundeswehr, und die bucht das als Werbekosten.
Fragen: Was für eine Art Werbung ist das? Welche Aussage bleibt da in den Köpfen der Leute hängen? Was denken die SoldatInnen, die sich ihre Einsatzausrüstung für die Krisengebiete aus eigener Taschen kaufen müssen, wenn sie denn was Vernünftiges haben wollen? Für 8.000 Euro bekommt man schon gute schusssichere Westen, die in Afghanistan oder Mali Leben retten. Aber eine Stunde Privat-Spaß für Möller ist ja auch ein Realgewinn.
Apropos Gewinn: Ganz uneigennützig hat die BW gewiss nicht gehandelt. Welches konkrete Entgegenkommen erwartet denn die Bundeswehr von der Abgeordneten? Und wer muss die Kosten für die fälligen Gefallen tragen?
Kurz und schlecht: Wie ist es erklärlich, dass Frau Möller sich so eine Instinktlosigkeit erlaubt?
Hypothese 1: Sie ist Plittikörrin in Doitschland und als solche gewohnt, rücksichtslos alle denkbaren Privilegien* mitnehmen zu können, ohne, dass das tumbe Wahlvolk sie unverzüglich abstraft.
Hypothese 2: Der Zustand und die Prognosen der SPD sind dergestalt, dass es überhaupt keine Rolle mehr spielt, wenn namhafte Bonzen sich so völlig danebenbenehmen. Der Ruf ist so unwiederbringlich ruiniert ... blablabla ...
Hypothese 3: Der Zustand und die Prognosen der SPD sind dergestalt, dass es sogar höchste Zeit wird, noch ein bisschen Spaß zu haben, bevor der Laden dicht ist. Und wenn demnächst
die übliche "Aktion Abendsonne" anläuft, dann ist eine rechtzeitige Ranschmeiße an die Rüstungsindustrie immer hilfreich.
Hypothese 4: Das jahrzehntelange totale ethische Versagen aller Groko-Parteien führt beim Wahlvolk nicht zu Politikverdrossenheit, aber zu Plittikörrverdrossenheit. Die Erfolge der Demokratiefeinde werden damit befeuert. Ein weiteres Argument für Frau Möller, noch ein bisschen Spaß mitzunehmen, bevor der von ihr mitzuverantwortende Untergang der FDGO dem einen Riegel vorschiebt.**
(verändert via wiki commons)
* Privileg = Die besondere Rechtsprechung, die nicht für die Allgemeinheit, sondern nur für eine einzelne, ausgewählte Person gilt.
** Ja, das klingt ein bisschen pathetisch und hochgegriffen. Aber ich stehe tagtäglich vor dem Problem, jungen Menschen Beispiele für das Funktionieren unserer Gesellschaftsordnung liefern zu müssen. Soll ich denen wirklich sagen: "Diene Dich immer nur recht fleißig in der Hierarchie einer beliebigen Partei nach oben, dann kannste auch eines Tages fröhlich-sinnlos die Kohle verpulvern, die andernorts fehlt."? Oder soll ich sagen: "Ja, unsere Schul-Rechner sind total veraltet, aber wenn irgendwo 8.000 Euro übrig sind, dann muss die MdB dieser Region mal eben 'n Stündchen lustfliegen. Das musste einfach verstehen..."?
Der AfD wird es dadurch so verdammt einfach gemacht, zu sagen, das System müsse weg.