Donnerstag, 16. Februar 2023

You're so avant-garde ...


Aha, der virginianische Gouverneur sorgt gerade dafür, dass Strafverfolgungsbehörden auch weiterhin die Daten aus persönlichen Menstruations-Apps durchsuchen dürfen, um Verdachtsfälle von Verstößen gegen die immer rigider werdenden Abtreibungsgesetze zu verfolgen. 

Das erinnert an die Meldung aus dem letzten Sommer, Google wolle die Standortdaten us-amerikanischer Abtreibungskliniken löschen, weil Frauen, deren Google-Bewegungsprofil sie in der Nähe dieser Standorte zeige, sich illegaler Abtreibungen verdächtig machten. 

Was diese Geschichten so relevant macht: 

  1. Der Gegensatz zwischen allerintimsten, allerpersönlichsten Dingen einerseits und einer staatlichen Allmacht andererseits, die immer totalitärer, autoritärer, konservativ-patriarchaler und religiös-fundamentalistischer wird und zunehmend Regelungsgewalt in diesen Dingen beansprucht.
  2. Die Tatsache, dass die betroffenen Frauen die zu ihrer fortschreitenden Unterdrückung notwendigen Daten in die entsprechenden Datenbanken SELBST EINGEGEBEN haben bzw. ganz bewusst ihr Einverständnis zur automatischen Erhebung ihrer Bewegungsdaten gegeben haben. 

Natürlich haben die Frauen darauf vertraut, dass ihre personenbezogenen Daten von den entsprechenden Anbietern "irgendwie" geschützt werden. Aber wie weit dieser Schutz gegenüber zunehmender staatlicher Willkür reicht, das lässt sich an diesen Beispielen hübsch demonstrieren. 

Wir reden so viel von Digitalisierung, und der*die lässige Digital Native ist ja sowas von angesagt. Aber mittlerweile sollte auch klar geworden sein, dass nur Volltrottel*innen personenbezogene Daten bewusstlos in die Welt blähen.  

Merke: Datenschutz ist nicht das, was in den entsprechenden Disclaimern der Anbieter steht. Datenschutz ist das, was die machthabenden Arschlöcher in den modernen Autokratien daraus machen. 

Aber entscheidend ist: Die Daten lieferst Du selbst! Du bist selbst verantwortlich! 

Digitaler Imperativ: Gehe stets davon aus, dass es immer wieder macht-habende Arschlöcher gibt, die den maximalen Missbrauch mit Deinen Daten betreiben werden. 

Q.e.d.


 

Dieses Bild, ich hoffe, ich habe es stark genug verfremdet, fand ich, als ich "Digital natives" googelte, im Kontext eines sehr digital-positiven Textes. Was ich interessant finde, ist, dass die Dame gleichzeitig laptopt und smartphont und dabei fröhlich lächelt. Beantwortet sie während ihrer Arbeitszeit ein paar private Chat-Nachrichten? Zockt sie zur Ablenkung ein bisschen? Prüft sie ihre Menstruations-App? Programmiert sie nebenbei ein sex-toy? Ist das Firmen-WLAN abgekackt, so dass sie wieder mal relevante Daten über ihr privates Konto ziehen muss?  Mir fallen bei dem Bild so gar keine Geschichten von professionellem Umgang mit digitalen Endgeräten ein.  

Übrigens: Ist die robuste analoge Armbanduhr Mode-Accesoire oder ein Indiz praktischer Vernunft? 


"(...)

You might pride yourself, you're so avant-gardeBut we're Neoclassicists, I guess, at heartPatronise all you like, we both likeThe missionary position
It's a private matter as to frequencyBut we both are smiling as you well can seeAnd it ain't no joke, it ain't BaroqueIt's the missionary position
It's a little retro and a bit passéBut you know you make her feel A-OKAnd she feels all right, the stars are brightThe missionary position."

aus: Sparks: Missionary Position


   

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