Dienstag, 21. Februar 2023

Panzermuseum I: Allgemeines über Exponate und so


Heute endlich Panzermuseum Munster jewesen. Kann unbedingt empfehlen! Wer's nich' hinschafft, weil's ja mitten inna Pampa liegt, sollte wennixxens den virtuellen Rundgang und die vielen guten Youtube-Videos des Kanals goutieren.

Dass die Sammlung gut und sinnbringend ist, muss nicht weiter erwähnt werden, und der Museums-Direktor, Ralf Raths, macht auch als Spiritus rector den best-wünschbaren Job. Wem Militärgeschichte und -technik nicht fremd sind, dem sind die meisten Exponate natürlich bekannt, aber bei aufmerksamer Betrachtung erfährt man immer wieder neue Details. 

Ich blubbere mal einfach im Stream-of-Consciousness: Der Panzer I ist noch viel kleiner, als ich ihn aufgrund der Fotos einschätzte. Die Panzer III und IV sind in realiter in ihren Standard-Ausführungen hingegen genau so langweilig, wie sie auch in den Dokumenten rüberkommen. Der Sherman dito, der T-34 tut seine museale Pflicht, beim zweiten Exemplar, dem T-34/85 achte man aber auf die Details ...

Völlig neu einschätzen muss ich diesen Kasemattpanzer aus den frühen 1970ern, den ich bei meinem ersten Besuch in diesem Museum vor, ach Gott, 30 Jahren als ganz und gar dummes Ich-hab-die-größeren-Wummen-Projekt missverstanden habe. Zwar erfüllte das Projekt nicht die Erwartungen, aber so ganz dumm war es auch wieder nicht, wie aus dem Text des Aufstellers hervorgeht.

Ganz allgemein stelle ich wieder mal fest, dass ich die halbfertigen, die halbreifen Projekte besonders mag, jene, bei denen man deutlich erkennt, dass die Macher*innen dabei noch auf der Suche waren oder aufgrund äußerer Zwänge, wie z.B. Materialknappheit nicht so konnten, wie sie wollten.    

(Ich musste hier ein wiki commons-Bild aus dem Museum verwenden und verfremden, da meine eigenen Fotos nicht gut genug sind.)
Die Jungs¹, die in einer Frontwerkstatt behelfsmäßig eine nicht ganz kleine Panzerabwehrkanone auf einen dazu völlig ungeeigneten Raupenschlepper gebraten haben, verdienen mehr Respekt, als die Entwickler-Teams, die aus dem bekannten, erfolgreichen, aber zu schweren Tiger I in langweiliger Fantasielosigkeit einen noch schwereren, größeren und unbeweglicheren Tiger II entwickelten. Die Improvisation mit der Pak zeigt, wie sehr die Kacke am Dampfen war, der Tiger II ist dagegen nur eine abseitige Große-Jungens-Fantasie.

Und bei dem kleinen, unscheinbaren britischen Ferret, einem Zwei-Personen-Spähpanzer aus den Anfangsbeständen der Bundeswehr, überlegte ich, ob so ein kleines, schnelles Frettchen, das für die antizipierten Panzer-Schlachten im mitteleuropäischen III. Weltkrieg als zu mickrig ausgemustert wurde, in aktualisierter Form und mit künstlich-intelligenten High-Tech-Waffen heute nicht fröhliche Urständ feiern könnte. 


Die großen, modernen Main-Battle-Tanks erscheinen mir dagegen immer mehr wie ziemliche Dinosaurier.

Ein allgemeiner Tipp an Museums-Macher*innen: Gebt uns auch das Unfertige, das Kaputte und Ursprüngliche. So wie die Reste dieses SdKfz 10 im Eingangsbereich: 


Für uns Connaisseurs ist so ein Haufen Schrott wie ein gutes Sudoku: Mit Logik und Scharfsinn kannst Du die fehlenden Teile erschließen, und das macht mehr Spaß, als immer nur fertige Restaurierungsergebnisse zu sehen. Aktiv vs passiv, Ihr versteht?

Es muss noch einiges zum Publikum gesagt werden, eigentlich der wichtigere Teil, aber der Text ist ohnehin schon zu lang, ich reiche das nach. 




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¹ Ich bemühe mich, genderbewusst zu formulieren, aber ehrlich gesagt bezweifle ich, dass Mädels bei der abgebildeten Frontmodifikation ihre Finger im Spiel hatten.







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