Sonntag, 28. April 2019

Wie man nett ist.


Einfache Wörter sind am schwersten zu erklären.

Leute, die ich "nett" finde, haben drei Eigenschaften:

Demut
Natürlich ist damit nicht der kirchliche Quatsch gemeint, sondern die Selbsterkenntnis, dass man selbst auch nur eine ganz normale, arme Wurst ist, nix besser und nix schlechter als alle anderen Menschen auch, dass man zuweilen unglaublich dämliche Fehler macht, sogar Menschen versehentlich verletzt, dann aber auch mal wieder richtig, richtig gute Szenen hat. Normal eben.

Neugier
"Wer fertig ist, dem ist nichts recht zu machen / ein Werdender wird immer dankbar sein." sagt Altvater Goethe im Faust I. Wie nervtötend sind Leute, die meinen, alles Wichtige zu wissen, und alles, was sie nicht wissen, folglich für unwichtig erachten. Individuelle Universal-Genies gibt es zwar nicht mehr, aber ich mag Universal-Dilettanten, Leute, die in der Lage sind, in jedem Bereich spannende Fragen zu entdecken und sich draufzustürzen.

Mitgefühl
Das wichtigste, universalistischste Merkmal. Da hat mein Kumpel Dalai schon genug zu gesagt. Und bei uns Menschen ist es genetisch programmiert. Erschütternd ist eigentlich, dass es möglich ist, diese Programmierung zu übersteuern. Wenn das geschieht, und das geschieht anscheinend oft, fragen wir uns hinterher immer, wie die Scheiße in die Köpfe der Leute kam ...


So, das war's. Das ist die vollständige Beschreibung dessen, was ich meine, wenn ich jemanden "nett" finde.

Und jetzt kommt der Hammer: Ich habe mehrere Jahrzehnte gebraucht, um diese Defintion formulieren zu können! Kein Kreuzworträtsel, kein Sudoku kann kniffliger, komplexer und kryptisch-mystisch-rätselhafter sein, als der Versuch, so etwas Einfaches so einfach zu erklären.








(Stark verändert aus dem ersten Roger-Dean-Album. Wenn der gute Roger wüsste, wie sehr seine Bilder mich geprägt haben ...)









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