Ach herrje, der arme Scott Adams, jahrzehntelang hat man und habe ich seine genialen Dilbert-Cartoons gemocht, und nun outet er sich als Rassist und white suprematist. Was für eine Enttäuschung.
Vergleichbares empfand ich auch bei dem sogenannten Barefoot-professor Daniel Howell, der 2010 ein kleines, kluges, eingängiges, professionelles und umfassendes Barfuß-Buch verfasste, das mich sehr beeindruckte, bis der Verfasser sich später als bedingungsloser Trump-Fan und fundamentalistischer Extrem-Marktliberaler zu zelebrieren begann.
Ich registriere deutlich, dass ich den Spaß mit und an den Büchern solcher Knallköppe komplett verliere. Mag der Inhalt der Werke an sich auch unverändert und frei von Dümmlichkeiten sein, so gelingt es mir im Zuge der Rezeption nicht, mein Wissen über die geistige Verfasstheit der Schöpfer auszublenden. Solange mein Bild von Scott Adams einen klugen, selbstironischen und ein wenig desillusionierten Menschen zeigte, ein Bild, das er selbst früher in Foren und Blogs von sich zeichnete, konnte ich seine Cartoons entsprechend fröhlich lesen. Fürderhin werde ich nicht umhin kommen, wenigstens halb-bewusst darauf zu achten, wie Dilbert mit POC umgeht. Ende der Leichtigkeit.
Bei Howell beeindruckte mich, wie konsequent er seine Denke als Biologe und Chemiker auf ganz alltagspraktische Verhaltensmuster (hier: den widersinnigen gesellschaftlichen Zwang, Schuhe zu tragen) übertrug und wie plausibel und transparent seine Argumentation daherkam. Erhofft und erwartet hätte ich, dass Howell in der Folge auch andere unsinnige soziale Konstruktionen auf's Korn nimmt, sprich: dekonstruiert. Stattdessen: Trump-positiv! Irgendwas muss ich übersehen haben.
Jaaa, ich weiß, dass ich die Latte damit hoch auflege! Ich verlange nicht nur, dass die Leute gute Werke erschaffen, ich erwarte ja anscheinend auch, dass sie mit ihrem gesamten Lebenswandel und, neudeutsch, Mind-set vollumfänglich und unerschütterlich dahinterstehen.
Bingo! So isses!
Wir reden hier nämlich von Kunst! Und von Kunst erwarte ich, dass sie authentisch ist, dass sie also etwas abbildet, was in einem Menschen drinsteckt, was wichtig ist und was darum bettelt, nach Außen getragen zu werden. Alles andere kann ich von Text- bzw. Malerei-KIs (Chat GPT, MidJourney f.ex.) erledigen lassen und / oder als triviale kunsthandwerkliche Auftragsarbeit¹ abbacken.
Hm, mir fällt gerade auf, dass wir damit so ganz en passant auch geklärt haben, wo der tiefe, breite Graben zwischen KI und menschlichem Denken verläuft. Sehr gut!
Aber wir sind noch nicht fertig: Was mache ich denn nun mit den fraglichen Büchern?
Ei, ei, ei, da gibt es böse Vorbilder!
Behalten will ich die Bücher aber auch nicht, denn ich werde sie definitiv nicht nochmal lesen oder zitieren. Sie klauen kostbaren Regalplatz, und sie machen mich - Kondo lässt grüßen - nicht glücklich. Mein Motiv ist NICHT mit den Bücherverbrennungen der Nazis und all ihrer geistigen Vor-, Nach- und Wiedergänger vergleichbar, da ich mich mit den Ideen des Rassismus' und Trumpismus' bereits reichlich auseinandersetzen musste, so, wie sie uns medial aufgenötigt wurden und werden.
Conclusio: Es ist ethisch völlig korrekt, die Bücher fachgerecht zu entsorgen.
Weder ich noch Andere sollten mich zwingen, mich mit Werken von Leuten zu umgeben, die die gute Sache verraten haben.
¹ Nichts gegen Kunsthandwerk!