Samstag, 13. Dezember 2025

Darf man "Plutokratie" sagen?

 

Tante Wiki klärt uns auf, dass "Plutokratie" die Herrschaft der Reichen bezeichnet. Das Wort taucht in letzter Zeit in der politischen Diskussion zur Benennung der realen politischen Verfasstheit der (nicht-geographisch-)westlichen Länder immer häufiger auf, und wer auch nur einen Funken Durchblick hat, wird dem zustimmen: Die Leitlinien unserer Politik wird von den Leuten bestimmt, die die Reichsten in diesem unserem oder irgendeinem anderen Lande sind.

  • Die Reichen können unsere gewählten Politikys wirtschaftlich unter Druck setzen und tun das auch: "Wenn ihr nicht tut, was wir sagen, entlassen wir n-tausend Leute!"
  • Die Reichen können unsere gewählten Politikys schlicht bestechen und tun das auch. Hier nur ein paar Beispiele aus jüngster Zeit.
  • Die Reichen können demokratische Wahlen pervertieren und tun das auch, indem sie mit legalen und illegalen Wahlkampf-Spenden nur die ihnen genehmen Kandidatys finanziell pampern - oder jene, die potentiell in relevante Positionen gehievt werden.
  • Die Reichen können unsere gewählten Politikys mit lukrativen Posten ködern, wenn deren Karriere am Ende ist und tun das auch.

Das ist alles nix Neues, allerdings wird die Dreistigkeit, die Unverfrorenheit, die Schamlosigkeit dieser Prozesse immer offensichtlicher, so dass es uns Normalsterblichen immer schwerer fällt, uns mit dem Traum der Freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu betäuben. 

Die Macht geht nicht vom Volke aus. Macht haben die, die viel Geld haben. Und sie nutzen diese Macht, um immer mehr Geld zu anzuhäufen. Ein Teufelskreis. Eine Plutokratie.

Aber:

Die Nazis, ich meine die Originale, nicht die Abziehbilder, haben den Begriff kompromittiert. Goebbels hat damit seinerzeit eine Verschwörung der USA, Englands und des "internationalen Finanzjudentums" gegen Doitschland herbeigefaked. Und damit ist "Plutokratie" als Schlagwort für mich eigentlich tabu.

Noch ein Aber: 

Die von "Plutokratie" ursprünglich bezeichneten Sachverhalte sind damit ja nicht vom Tisch: Bei uns regieren die Reichen, niemand sonst.¹ Und es wäre gut, das mit einem Wort beschreiben zu können. "Entfesselter Kapitalismus"? "Ultra-Libertarismus" (gibt's das Wort überhaupt)? Das klingt alles sehr holperig, sehr gewollt. 

Und ein drittes Aber:

Was ich immer noch nicht verstehe: Viele von den Staaten, die man im ursprünglichen Wortsinne als "Plutokratien" bezeichnen müsste, sind gleichzeitig auch funktionierende Demokratien mit allgemeinen, freien, gleichen, geheimen Wahlen. Wie kommt es, dass in diesen Staaten Arschlöcher gewählt und immer wieder wiedergewählt werden, von denen man weiß, dass sie vom Großkapital gepampert werden und dass sie nichts weiter als willige, willenlose Erfüllungsgehilfen des Großkapitals sind? Was stimmt mit den Wählys nicht? 

Ich meine: Wer Leuten wie Merz, Linnemann, Spahn, Amthor zur Macht verhilft, weiß doch, was das bedeutet: Bewusstlose, korrupte Lakaien einer ungezügelt krankhaft profitgeilen Konzern-Camarilla. Und dass die gesamte AfD-Mischpoke von antidemokratischen Machthabern gefördert wird, die öffentlich sagen, dass sie Deutschland schaden und Europa zerstören wollen, das weiß man doch längst. 

Wir brauchen uns nicht über "Plutokratie" aufzuregen, solange bei uns in freien Wahlen  mehrheitlich Arschlöcher gewählt und wiedergewählt werden.



(via wiki commons - Evelyn de Morgan - Anbetung des Mammon, 1909)






¹ Diesen ganzen antisemitischen Dreck, der da dranhängt, lassen wir mal unberücksichtigt.