Donnerstag, 11. September 2025

Nazis töten

 

Ich find's ekelhaft und abstoßend, dass der Video-Schnipsel, der das Attentat auf den US-Faschisten Charlie Kirk zeigt, gerade viral geht. In den asozialen Medien¹, feiern Idiotys von ganz rechts und ganz links das Event.

Die Rechten feiern, weil sie jetzt einen Anlass zur hemmungslosen Gewaltanwendung gegen Andersdenkende haben. Ein kluger Kopf hat den Mord an Kirk mit dem Mord an Horst Wessel 1930 verglichen, damals ein gigantischer, nachhaltiger Propaganda-Gig FÜR die Nazis.

Die Linken feiern, weil ... weiß ich nicht. Einen ersetzbaren Unterführer abzuschießen, hat null positiven Effekt für die Sache der Freiheit, Gleichheit, Solidarität. 

Und überhaupt, die Linken. Mich erschüttert, wie viele "linke" oder sich sonstwie als progressiv verstehende Menschen das Video positiv mit mehr oder weniger Häme kommentieren. Was ist mit den Lippenbekenntnissen zur Würde eines Menschen? Wo steht, dass Arschlöcher wie Kirk keinen Anspruch auf ebendiese Würde haben? Wie dünn ist die Tünche humanistischer Ethik bei diesen "Linken"? Wie erbärmlich und ernüchternd, wenn man feststellt, dass das Alles nur hohle, hirntote Laberei gewesen ist.

Wer das Attentat gutheißt, wer Gewalt als Mittel politischer Auseinandersetzungen gutheißt, stellt sich in eine Reihe mit Putin, Netanjahu, Hitler, Trump. Wenn ich mit einer Pistole einen Nazi erschieße, dann kann ich auch mit einer Drohne einen Hamas-Führer töten, mit Polonium einen Litwinenko vergiften, mit einem Messer einen US-Journalisten enthaupten  und so weiter und so weiter und so weiter. Prinzipiell kein Unterschied.

Apropos "Nazi töten": Warum wohl hat der israelische Geheimdienst, als er 1960 Adolf Eichmann, einen der höchstrangigen Holocaust-Verantwortlichen, in Argentinien aufspürte, mühevoll und nicht ohne Risiko eine Entführung Eichmanns nach Israel organisiert, statt ihn einfach vor Ort abzuknallen? Weil es nicht in erster Linie um die Person Eichmann ging, sondern um die Auseinandersetzung mit der Denkart, die er repräsentierte. 

Am Eichmann-Prozess sind die Zeugenaussagen wichtig, die Aussagen Eichmanns, Hannah Arendts Text über die "Banalität des Bösen", vielleicht ist auch das Urteil wichtig. Überhaupt nicht wichtig ist hingegen, wie das Urteil vollstreckt wurde. Ich muss und möchte davon kein Video sehen. 

Warum geilen sich so viele Leute am Video über Kirks Ermordung auf?


(verändert via wiki commons)

Bei diesem Bild brauche ich ein bisschen Hilfe: Das sollen tote Soldaten sein, aber die sind so zerfetzt und aufgedunsen, man erkennt gar nicht mehr, ob das gute oder böse Soldaten sind. Man weiß gar nicht, ob man jetzt betroffen und wütend sein soll oder ob man sich freuen soll. Was für ein Durcheinander. Wer kann helfen? Na los! Ihr steht doch auf Erschießungen. Schaut mal genau hin.






PS: Während ich diesen Text schrieb, wurde ich auf Mastodon als Nazi-Versteher identifiziert, weil ich das Kirk-Video verurteilte. 

So viel Blödheit - die Opposition zerlegt sich wieder mal selbst. 

Wir werden es nicht schaffen.






¹ An dieser Stelle erlaube ich mir den Hinweis, dass ich von heute an den Begriff "soziale Medien" ganz bewusst nicht mehr verwenden werde. Denn wasauchimmer darunter subsumiert wird, ist alles Mögliche, aber nicht sozial. Auch dieser Weblog ist nicht "sozial". Es sind meine Inhalte, und nur weil ich sie der geneigten Leseryschaft verfügbar mache, keineswegs an die Allgemeinheit übereignet. 

Ich werde also fürderhin den Begriff "Internet-Medien" verwenden. Das ist neutral

Mittwoch, 10. September 2025

Demokratie kaputt

 

Es ist nicht leicht, über die Probleme eines demokratischen Systems zu schreiben, ohne den Nazys, (Ja, ich meine die AfD) und/oder Möchtegern-Autokratys und/oder sonstigen Fundamentalistys Wasser auf die Mühlen zu gießen.

Deshalb vorweg: Ich bin FDGO-Ultra. Ich mag die Demokratie und die dazugehörige Rechtstaatlichkeit, weil sie die Leute, denen sie Macht in die Hand gibt, in ihrem Handlungsspielraum beschränkt und sie in einer stets wackeligen und angreifbaren Position hält. 

In Staaten wie Iran und Nord-Korea sehen wir, wie Menschen unter nichtdemokratischen, d.h. autoritären bzw. faschistischen Regimes leiden. In der Türkei und in den U.S. of A. sehen wir, wie Demokratie und Rechtstaatlichkeit peu à peu untergehen und autoritäre bzw. faschistische Regimes sich etablieren.

Zurück nach Doitschland und der Frage nach dem hier derzeit stattfindenden Absturz der Demokratie.

Ich habe viele Gründe gehört und gelesen, die meisten sind unplausibel, dumm und/oder taktisch motiviert vorgeschoben. Folgende Hypothesen konnte ich bis jetzt nicht widerlegen:

  1. Bei uns regieren nicht demokratisch gewählte Vertreterys. Das höchste Souverän in diesem unserem Staate sind nicht die mündigen Staatsbürgerys, sondern die großen Konzerne. Gegen die Interessen der Wirtschaft kann kein Politiky agieren. Beweis: Wenn Auto-, Agrar-, Rüstung-, Energie-Lobbyismus einer Partei ihre Gunst entziehen und sie einer anderen Partei erweisen. Dieter Hildebrandt sagte: "Politik ist der Freiraum, den die Wirtschaft ihr lässt." Das Interesse der Konzerne ist nicht das Wohlergehen der Gesellschaft, sondern die jeweilige Profitmaximierung. 
  2. Das Parteipersonal, das es in die relevanten Ressorts und Positionen schafft, besteht aus den Siegerys eines je parteiinternen Selektionsprozesses. Diese Prozesse werden von den Betroffenen als intransparent, verlogen, intrigant, brutal erlebt und beschrieben. Wer in diesem jahre- und jahrzehntelangen Rattenrennen erfolgreich ist, ist deshalb nicht unbedingt geeignet, ein politisches Amt auszuüben. Schaue ich  mir e.g. die aktuelle Bundesministy an, fällt mir nur das Bild gezüchteter Laborratten ein. Aber das ist nur mein ganz persönlich und total subjektiver Eindruck.
  3. Die Wählerys, die mündigen Staatsbürgerys ... Allzu oft habe ich hier schon verflucht, dass Demokratie EIGENTLICH davon lebt, dass alle (!) Menschen sich kluge (!!) Gedanken darüber machen, was langfristig (!!!) das Beste für die Gemeinschaft (!!!!) ist. Und dass sie dann jener Partei die Stimme geben, die diesem Ideal am nächsten kommt. Stattdessen haben wir einen rasant wachsenden Anteil von Leuten, die Demokratie mit "Wähl' Dich reich!" verwechseln. "Populismus" heißt, man verspreche den Leuten Reichtum, Macht, tabulosen Sex und dass Doofsein total gut ist. Und je schwachsinniger die Versprechen, desto sicherer der Sieg.

Ich bin selbst erstaunt: Es sind wirklich nur drei ganz überschaubare, konkret belegbare Punkte, die unserer Demokratie gerade das Genick brechen.

Gibt es einen Ausweg?

Bildung. Kritische Bildung. Bildung, Bildung, Bildung, Erziehung zu mündigen Staatsbürgys, Kritische Bildung. Naturwissenschaftliche Bildung. Geisteswissenschaftliche Bildung. Jede Bildung jenseits kapitalistischer Verwertungsinteressen. Bildung. Kritische Bildung. 

Noch was?

Ach ja: Bildung!


(via wiki commons)
















Sonntag, 7. September 2025

Die 25jährige und der Alte Sack

 

Gerade den Song "What's up" von 4 Non-blondes gesehen/-hört. Die Protagonistin, 25 Jahre alt, is 

"trying to get up
That great big hill of hope
For a destination". 

Der Refrain klärt uns darüber auf, dass das nicht so einfach ist: 

"And so I wake in the morning
And I step outsinde
And I take a deep breath
And I get real high
And I scream from the top of my lungs:
What's going on?"

Ich liebe dieses Lied und neige dazu, es sehr (!) laut mitzusingen. Und die neugierigen Fragen "Was ist hier los?" und "Was ist mein Ziel bzw. meine Bestimmung?" haben mich ein Leben lang beschäftigt, ebenso wie die Erkenntnis, dass diese Fragen gar nicht so einfach zu beantworten sind. Ich fühlte mich der Protagonistin seelenverwandt¹. Das Lied war und ist sozusagen eine Hymne für mich. Nicht die einzige, aber durchaus eine bedeutende.

Seit ein paar Jahren verschiebt sich aber mein Fokus in Bezug auf diese Fragen, und das bemerke ich, wenn ich dieses Lied heute höre. Die Frage der 25jährigen nach ihrer Position in dieser frag-würdigen Welt stellt sich für den 63jährigen alten Sack zwar immer noch in alter Frische, aber der 63jährige hat natürlich auch schon ein paar Thesen über das Funktionieren der Welt und seiner eigenen Rolle darin entwickelt. 

Die Neugier des alten Sacks gilt daher immer mehr dem Versuch der akribischen Prüfung seiner Thesen. Nur eine falsifizierbare Aussage ist eine wissenschaftliche Aussage. Und deshalb laufe ich mit großer Aufmerksamkeit, Offenheit und Neugier durch die Welt, und jedes neue Stück Erkenntnis wird eingehend geprüft, ob es mein bisheriges Gedankengebäude stützt oder ob ich an letzterem Änderungen, Ergänzungen, Präzisierungen vornehmen muss. 

Manchmal frage ich mich, ob das nicht schon eine geistige Selbstbeschränkung ist, nicht mehr überhaupt nichts von mir und der Welt zu wissen. Ist man dann überhaupt noch offen? Oder generiert man nicht automatisch Voreinstellungen, wenn im eigenen Kopf bereits ein Bild von der Welt kristallisiert?

Ja, nein, ja. Ich glaube, Du kannst nicht 63 Jahre leben, ohne Deine Erfahrungen zu extrapolieren. Eine geistige Einschränkung wäre das nur, wenn Du aufhörtest, kritisch damit umzugehen. Wenn Du zum Beispiel anfingest, Beobachtungen von der Welt umzuinterpretieren, damit sie zu Deinem bisher gesammelten Seich passen. Solange Du aber neue Beobachtungen nutzt, Dein Weltbild zu prüfen, ggfs. zu modifizieren, brauchst Du Dein Erfahrungswissen nicht zu verdammen und nicht zu fürchten.

Tl, dr: Mit 63 hast Du nicht null Bild von der Welt. Aber Du solltest null Voreinstellungen und 110 % Offenheit² haben. 





"Just to get it all out what's in my head
And I, I am feeling a little peculiar"





¹ Und wir wollen ja schön zwischen der fiktiven Figur der Protagonistin einerseits und der Autorin / Sängerin andererseits unterscheiden, nicht wahr?!

² Ja, 110 %. Das meint, Du sollst 100 % offen und darüber hinaus noch ein bisschen bekloppt offen sein.












Donnerstag, 4. September 2025

When will you ever learn ...?

 

Gestern Abend die Arte-Doku über Joan Baez gesehen. 

Es gelingt mir nicht, jenen progressiven Teil von USAmerika, den wir da erlebt haben, mit dem heutigen protofaschistischen Staat zusammenzubringen. Wie konnte die Idee so brutalstmöglich scheitern? Welche Fehler haben die Friedensbewegten, die Antirassistys gemacht? Oder waren sie letztlich doch korrumpierbar durch die Versprechen des kapitalistischen Way of Life?

Man muss das genau erforschen. Und lernen.



↓ Tja, das ist jetzt etwas ernüchternd, aber: Das lächelnde Mädel im Vordergrund hat verloren, und die weißen Männer mit den Schlagstöcken haben gewonnen. Schade eigentlich. Am schlimmsten ist, dass die Mehrheit der Amis das auch noch befürworten.


(sehr stark verändert via wiki commons)
 






Mittwoch, 3. September 2025

Wichtig: Vorbilder!

 

Der DFL verleiht Uli Hoeneß den Ehrenpreis. 

Mehr Zynismus geht nicht, und mehr muss man nicht wissen.

  • Wir lernen, was beim Sport wichtig ist (hemmungslose, grenzenlose Profitmaximierung) und was nicht (Sport).
  • Wir lernen, dass kriminelles Verhalten zum Zwecke der hemmungslosen, grenzenlosen Selbstbereicherung bei uns nicht ethisch verurteilt wird. Wer die Allgemeinheit um 28,462 Millionen Euro betrügt und dafür in den Knast geht, gilt als vollkommen unbescholtener Ehrenmann.

Was ich ein bisschen schwierig finde, ist, unseren Kiddos zu erklären, warum sie fleissig, ehrlich, solidarisch sein und unsere Gesetze, die Grundregeln des Zusammenlebens, achten sollen. 

Die Vorbilder, die gesellschaftlich Erfolgreichen, weisen ausschließlich in die entgegengesetzte Richtung.


(stark verändert via wiki commons)

Die Panzerknacker hatten und haben stets einen klaren moralischen Kompass.
Sie hatten nie den Anspruch, ihr Verhalten sei gut oder richtig.
Die Panzerknacker sind Hoeneß ethisch Lichtjahre voraus.












Sonntag, 31. August 2025

Gelungene Dressur

  

Im erbärmlichsten Druckerzeugnis der Welt, dem Werbemüll-Sonntagsblatt, findet sich heute ein Artikel zur Leisure Sickness, dem Phänomen, dass viele Arbeitnehmys (70+%) an den ersten Tagen eines Urlaubs krank werden. Medizinys erklärten, dass Adrenalin und Cortisol als "Stresshormone" während der Arbeitsphasen die Immunreaktionen unterdrückten, was beim Abfall des Arbeits-Stresses zu nachgeholten Abwehr-Prozessen führe.

Man solle also zu Beginn der Urlaubszeit ein bis zwei Tage für den Übergang reservieren, "moderate Bewegung, regelmäßiger Schlaf und eine ausgewogene Ernährung" seien empfohlen.

Ich finde zwei, nein, drei Aspekte daran wert, bemerkt zu werden:

  1. Nirgendwo, weder im besagten Drecksblatt, noch in den ÖRR-Berichten über Leisure Sickness wird problematisiert, dass, wenn die Zahlen zutreffen, über 70 % der Arbeitnehmys unter den Bedingungen krankmachender Stresslevel arbeiten.
  2. Nirgendwo wird in Frage gestellt, warum es die ersten ein, zwei freien Tage des Arbeitnehmys sein müssen, die mit den Symptomen Müdigkeit, Erschöpfung, Schlafstörung, Kopfschmerzen etc. versaut werden. Man könnte ja auch sagen: "Ich habe demnächst Urlaub, da fahre ich jetzt schon mal den Stresslevel runter, mache jetzt schon mal Leisure, damit ich nicht in der wertvollsten Zeit des Jahres aus den Schuhen kippe." Oder man sagt: "Ich lasse überhaupt nicht mehr, zu keiner Zeit des Jahres zu, auf Stressleveln zu arbeiten, die mich umhauen würden, wenn sie denn mal vorbei gingen."
  3. Was für ein dümmliches, krankmachendes Arbeitsethos haben wir denn da internalisiert? Und wie kommt es wohl, dass Drecksblätter und sonstige Medien das immer weiter kritiklos befeuern? Und wie kommt es, dass Arbeitnehmys, die von sich sagen, sie hätten einen einen stressfreien Job, inzwischen sogar von ihren Peers ein wenig belächelt, wenn nicht gar verachtet werden?


Zusatzfrage: Wer verdient sich eigentlich einen goldenen Arsch, wenn wir uns so bereitwillig selbst ausbeuten, buchstäblich bis zum Umfallen? Wer?


(Albert Hahn, Entwurf "Der Kapitalist", verändert via wiki commons)

Nein, das Bild ist nicht mehr zeitgemäß.

Wir brauchen keinen fiesen, fetten Kapitalisten mehr.
Wir sind schon so wirkungsvoll dressiert,
dass wir uns das Leben selbst zur Hölle machen.
Den Einpeitscher im Hintergrund tragen wir längst mit uns herum. 











Freitag, 29. August 2025

Dauerzweifelnder Antikapitalist

 

Vor zwei, drei Jahren schied ich aus dem aktiven Berufsleben aus. Seitdem wundere ich mich immer mehr, wie viele gesellschaftliche, politische und soziale Details und Zusammenhänge ich wahrnehme, für die ich bislang im direkten täglichen Nahkampf offenbar blind und taub gewesen sein muss.

Habe ich wirklich über 40 Jahre in diesem Rattenrennen mitgemacht? Wie konnte ich die zerstörerische Wirkung der kapitalistischen Tiefenstrukturen meiner Umgebung so fabrikblind übersehen?

Täglich prüfe ich mich kritisch und distanziert im peinlichen Selbstverhör, ob meine zunehmende Linkslastigkeit vielleicht durch Selbstradikalisierung in einer selbsterschaffenen virtuellen Social-Media-Bubble entstanden sein könnte. Und immer wieder komme ich zu dem Ergebnis, dass das wahrscheinlich nicht der Fall ist. 

Wenn man versucht, unsere Unfähigkeit im Umgang mit dem anthropogenen Klimawandel, die allerorten stattfindende Rechtsradikalisierung, den global wirksamen Autoritarismus, den Abbau von Demokratie, Menschenrechten usw. usw. mit einer einheitlichen Theorie zu erklären, dann stößt man zum Schluss immer auf die Diktatur des maximalmöglichen Profits, mit anderen Worten auf den hemmungslosen, entfesselten Kapitalismus.

Wer's nicht glaubt, mache die Probe mit Ockhams Rasiermesser: Erkläre den gesammelten menschenverursachten Kackscheiß dieser Welt mit einer möglichst einfachen Theorie. Definition aus Wikipedia: "Eine Theorie ist einfach, wenn sie möglichst wenige Variablen und Hypothesen enthält und diese in logischen Beziehungen zueinander stehen, aus denen der zu erklärende Sachverhalt folgt."

Das bedeutet: Fundamentalreligiöse Erklärungen, wie das Konzept eines strafenden Gottes oder eines toiflischen Toifels sind ungültig, da sie nicht die einfachste Theorie darstellen, sondern zusätzliche Variablen und Hypothesen bemühen müssen. Ähnlich der "Deep-State"-Gedanke, der besagt, es gäbe eine weltweit operierende, klandestine Super-Organisation, die das alles detailliert plant und umsetzt. Auch nicht die einfachst-denkbare Theorie.

Aber die individuelle menschliche Gier einzelner egomanischer, subklinischer Psychopathys, das ist greifbar, das ist schlicht, das ist allgegenwärtig und verstehbar. Kapitalismus eben.

Wie ich's auch drehe und wende, und ob ich's will oder nicht: Ich bin zum Anti-Kapitalisten geworden. Nicht willentlich, sondern logik-getrieben.


(stark verändert via I-net)









Mittwoch, 27. August 2025

Ich spreche auch fließend Arschloch!

 

Das Arschlöchige als Sprache ist insofern eine Besonderheit, als sie auf eigenes Vokabular und eigene Grammatik verzichtet. Arschloch-Sprache funktioniert innerhalb jeder bekannten Sprache und ist doch von jeder Normal-Sprache ganz klar abgrenzbar.

Folgende Regeln musst Du beachten, wenn auch Du fließend Arschloch sprechen willst:

  1. Weiche niemals von Deiner vorgefassten Meinung ab. Wäre eine Aussage von Dir unwahr bzw.  unzutreffend, hättest Du's ja nicht gesagt. Dass Du es aber gesagt hast, beweist, dass es auch wahr ist.
  2. Lass Dich nicht verunsichern, wenn man Dir logische Fehler nachweist. Das machen die Leute nur aus Hinterhältigkeit und Böswilligkeit. Gerade die arrogante Scheiß-Elite aus dem natur- und geisteswissenschaftlichen Bereich benutzt da teuflische Tricks. Wische das einfach  souverän beiseite. 
  3. Lass Dich nicht verunsichern, wenn Du keine Ahnung vom Thema hast. Du weißt alles, was Du wissen musst, und was Du nicht weißt, muss man auch nicht wissen. Hau also im Zweifelsfall einen beständigen Strom von Pseudo-Fakten raus, Verschwörungstheorien sind immer hilfreich, flood the zone with shit. Vorbilder gibt es inzwischen reichlich.
  4. Am aller-aller-allerwichtigsten ist: Sobald Dein Feind signalisiert, den Konflikt entschärfen zu wollen, hast Du ihn am Arsch! Das ist ein Zeichen von Schwäche, da musst Du sofort reinhacken. De-eskalation, Kompromissbereitschaft, teilweises Verständnis für Deine Position oder sogar  ein konstruktiver Lösungsvorschlag, das sind allesamt Zeichen, dass der Schwächling um Gnade winselt. Er schwankt bereits, es fehlt nur noch ein beherzter Tritt in die Weichteile, und der Drecksack liegt am Boden!
  5. Noch wichtiger als das Aller-aller-allerwichtigste ist: Dein gefährlichster Gegner ist Deine Empathie, Dein Mitgefühl! Sobald Du anfängst, Dich in den Standpunkt Deines Feindes hineinzudenken, bist Du verloren! Wenn Du an die "Goldene Regel" denkst, bist Du verloren! 
  6. Wappne Dich gegen diesen Weichspüler-Scheiß, indem Du Dir klarmachst, dass Dein Feind gar kein Mensch ist. Der steht nicht auf einer Ebene mit Dir. Du bist tausendmal besser als der, tausendmal mehr wert. 



Denn Du bist Du. 

Die Anderen sind nur ... Andere, Fremde.


(stark verändert via I-net)







Donnerstag, 21. August 2025

Memory overflow


Gestern wurd's mir zu viel: 

  • Das Bild, wie der POTUS die europäischen Regierungschefys vor sich platziert wie Grundschülys im Stuhlkreis, während er selbst hinter seinem wuchtigen Schreibtisch thront. 
  • Der Bericht über die erzwungene Abstimmung zum Gerrymandering, der Wahlkreisverschiebung in Texas und den Anwesenheitszwang für Abgeordnete.
  • Der Bericht über die Nationalgarde in Washington.
  • Der Bericht über den Angriffs- und Eroberungskrieg der Israelis.
  • ...

Der Hegemon fordert brutal seine Herrschaft ein, errichtet im Innern ein faschistisches Regime und demütigt demonstrativ nach außen seine hörigen Diener. Wir Europäer sind abhängig und wehrlos, buhlen weiter devot um die Gnade seiner Aufmerksamkeit, statt solidarisch gegen den Psychopathen aufzutreten.

Und drumherum, in Israel und Russland wird wieder schamlos das Recht des Stärkeren gefeiert, und alle finden's gut so.

Dass wir statt dieser ganzen Kackshyce derzeit eigentlich mit allen verfügbaren Mitteln die menschengemachte Klimakatastrophe abwenden müssten, daran denkt in solchen Phasen niemand.

Wir sind am Arsch, aber sowas von!


(20.08.2025 - stark verändert via wiki commons)

Ein Bild des Leidens, des Grauens und der Erschütterung. 
So peinlich. So ernüchternd. 
Und niemand hat den Mut aufzumucken. 
Erbärmlichkeit in historischer Dimension. 
Mit diesem Bild wird das Ende einer Epoche besiegelt 
und eine neue, noch schlimmere, beginnt. 








Mittwoch, 20. August 2025

Damit ich stolz sein könnte, Deutscher zu sein

 

Ich finde Patriotismus in jeder Form und in jedem Land problematisch. Stolz auf eine angeborene Staatsangehörigkeit ist Unsinn, denn dahinter steckt keine Eigenleistung.¹ Aber neulich ist mir eingefallen, wie Deutschland sein müsste, damit ich meiner deutschen Staatsangehörigkeit was Positives abgewinnen könnte.

Vor allem Anderen müssten alle Deutschen offensiv zu ihrer historischen Verantwortung stehen. Konkret: Aufgrund der ewigen, unüberwindlichen Scham der von unseren Vorfahren verursachten Gräuel sind wir Deutschys extrem sensibel, wenn es irgendwo auf der Welt um Menschenrechtsverletzungen, Faschismus, Fundamentalismus, Autokratismus, Rassismus, Sexismus geht. Weder im persönlichen Kontakt noch auf internationaler Ebene akzeptieren wir entsprechende Attitüden. 

Wir brechen derartige Kontakte sofort ab, auch Geschäfte mit Einzelpersonen und Staaten sind nicht möglich. Wer mit uns handeln will, muss unsere Mindeststandards akzeptieren, mit Räubern und Verbrechern gibt es auch keine Kompromisse. 

Das wird natürlich schwierig, weil die großen Konzerne ja international engmaschig verflochten sind. Schwierig heißt aber nicht unmöglich. Ein in Deutschland ansässiges Unternehmen hat sich an deutsche Gesetze zu halten. Diese Haltung führt natürlich zu einer Abwanderung der menschenrechtsfeindlichen, undemokratischen Kräfte, und das ist gut so. ²

Die Wirtschaftsleistung des Exportlands Deutschlands wird einbrechen, wir werden arm wie die Kirchenmäuse. Ja, und? Besser als eine Wirtschaft, die mit jedem Arschloch, besser gesagt: gerade und ganz besonders mit den Arschlöchern dieser Welt Geschäfte macht.

So eine konsequent ethische Haltung ist unbequem, klar. Vielleicht ziehen aber auch ein paar andere Länder mit, wer weiß? Vielleicht entsteht ein globales Denkschema "Wenn die guten Deutschen mit saudischen Machthabern nicht mehr dealen, wieso machen wir das dann noch?"

Der ganze Gedanke klingt verrückt, oder? Mich erschreckt dabei, wie selbstverständlich es für uns geworden ist, Wirtschaft und Ethik voneinander zu trennen. Wir hängen so sehr vom Blutgeld ab, dass wir uns gar nicht mehr vorstellen können, mit Völkermördern keine Geschäfte mehr zu machen.

Apropos "Blut": Es könnte sein, dass irgendwelche Idiotys im In- und Ausland versuchen, die Phase der Umstellung auf unser neues Staatsmodell zu missbrauchen, um zu putschen, uns aufzukaufen oder gar militärisch zu besetzen. Aber die Deutschen, die mir so vorschweben, würden darauf natürlich sofort und hoch-solidarisch mit einem Generalstreik reagieren, der jede Attacke ins Leere laufen ließe ...

Hach, das ist ja noch so ein total verrückter Gedanke! Völlig weltfremd und unrealistisch, dass wir Deutschen gemeinsam gegen einen Feind aufstehen würden, dass wir so solidarisch sein könnten, dass wir passiven Widerstand erfolgreich machen könnten. 

Wenn das die Denke in Deutschland wäre, wenn es wenigstens minimale, nein: mikromale, tendenzielle Ansätze in diese Richtung gäbe, dann könnte ich sagen "Es ist ein geiles Gefühl, Deutschy zu sein!"

Solange mir aber gesagt wird, die Deutschen seien weder zu konsequentem ethischen noch solidarischen Handeln in der Lage, worauf, bitteschön, soll ich denn dann stolz sein?

Wir sind weit, sehr weit davon entfernt.






¹ Ich verweise auf entsprechende Ausführungen bei Ole Nymoen, 2025.

² Die wirtschaftliche Entflechtung wird spätestens dann eintreten, wenn das Gesetz in Kraft tritt, nach dem innerhalb eines Unternehmens dy bestverdienende Mitarbeity höchstens das zwanzigfache Einkommen dys wenigstverdienenden Mitarbeity erzielen darf.