Gerade den Song "What's up" von 4 Non-blondes gesehen/-hört. Die Protagonistin, 25 Jahre alt, is
"trying to get up
That great big hill of hope
For a destination".
Der Refrain klärt uns darüber auf, dass das nicht so einfach ist:
"And so I wake in the morningAnd I step outsinde
And I take a deep breath
And I get real high
And I scream from the top of my lungs:
What's going on?"
Ich liebe dieses Lied und neige dazu, es sehr (!) laut mitzusingen. Und die neugierigen Fragen "Was ist hier los?" und "Was ist mein Ziel bzw. meine Bestimmung?" haben mich ein Leben lang beschäftigt, ebenso wie die Erkenntnis, dass diese Fragen gar nicht so einfach zu beantworten sind. Ich fühlte mich der Protagonistin seelenverwandt¹. Das Lied war und ist sozusagen eine Hymne für mich. Nicht die einzige, aber durchaus eine bedeutende.
Seit ein paar Jahren verschiebt sich aber mein Fokus in Bezug auf diese Fragen, und das bemerke ich, wenn ich dieses Lied heute höre. Die Frage der 25jährigen nach ihrer Position in dieser frag-würdigen Welt stellt sich für den 63jährigen alten Sack zwar immer noch in alter Frische, aber der 63jährige hat natürlich auch schon ein paar Thesen über das Funktionieren der Welt und seiner eigenen Rolle darin entwickelt.
Die Neugier des alten Sacks gilt daher immer mehr dem Versuch der akribischen Prüfung seiner Thesen. Nur eine falsifizierbare Aussage ist eine wissenschaftliche Aussage. Und deshalb laufe ich mit großer Aufmerksamkeit, Offenheit und Neugier durch die Welt, und jedes neue Stück Erkenntnis wird eingehend geprüft, ob es mein bisheriges Gedankengebäude stützt oder ob ich an letzterem Änderungen, Ergänzungen, Präzisierungen vornehmen muss.
Manchmal frage ich mich, ob das nicht schon eine geistige Selbstbeschränkung ist, nicht mehr überhaupt nichts von mir und der Welt zu wissen. Ist man dann überhaupt noch offen? Oder generiert man nicht automatisch Voreinstellungen, wenn im eigenen Kopf bereits ein Bild von der Welt kristallisiert?
Ja, nein, ja. Ich glaube, Du kannst nicht 63 Jahre leben, ohne Deine Erfahrungen zu extrapolieren. Eine geistige Einschränkung wäre das nur, wenn Du aufhörtest, kritisch damit umzugehen. Wenn Du zum Beispiel anfingest, Beobachtungen von der Welt umzuinterpretieren, damit sie zu Deinem bisher gesammelten Seich passen. Solange Du aber neue Beobachtungen nutzt, Dein Weltbild zu prüfen, ggfs. zu modifizieren, brauchst Du Dein Erfahrungswissen nicht zu verdammen und nicht zu fürchten.
Tl, dr: Mit 63 hast Du nicht null Bild von der Welt. Aber Du solltest null Voreinstellungen und 110 % Offenheit² haben.
"Just to get it all out what's in my head
And I, I am feeling a little peculiar"
¹ Und wir wollen ja schön zwischen der fiktiven Figur der Protagonistin einerseits und der Autorin / Sängerin andererseits unterscheiden, nicht wahr?!
² Ja, 110 %. Das meint, Du sollst 100 % offen und darüber hinaus noch ein bisschen bekloppt offen sein.