Man erkläre mir bitte die Uneinheitlichkeit der Anti-Pandemie-Maßnahmen in puncto Schule auf Bundes-, Länder- und Landkreis-Ebene. Da SARS-CoV-2, soweit man weiß, überall gleich funktioniert, frage ich mich, warum die Maßnahmen zu seiner Einschränkung so unterschiedlich und umstritten sein können.
Insbesondere frage ich mich, wie man bitte folgenden bei uns Lehrer*innen in der Pandemie sich immer weiter manifestierenden Eindruck widerlegen wird:
- Es wird in der Pandemie brutalst deutlich, dass Schule zur reinen Kinder-Bewahr-Anstalt verkommen ist. Die sehr überwiegende Mehrzahl der Eltern kann sich auch und gerade in der Pandemie keinen größeren Horror vorstellen, als täglich mit ihren Kindern umzugehen, Ansteckungsrisiko hin oder her.
- In diesem Horror gegenüber der Kinderbetreuung werden die Eltern seitens der Unternehmer voll unterstützt: Undenkbar, dass die Pandemie dem Profit auch noch über die Blagen-Betreuungs-Problematik der Mitarbeiter*innen im Wege steht.
- Betreuungsunwillige Eltern und profitgeile Unternehmen* sind eine starke Wählerschaft. Da kann kein Plittikörr dran vorbei.
- Die genannten Sachverhalte können nicht öffentlich kommuniziert werden, weil das Eingeständnis Mut erforderte, der nicht da ist und weil nach wie vor gilt:
§ 6,2 GG: "Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht."
Ich präzisiere meine Bitte: Widerlege bitte jemand ganz dringend den bösen Eindruck, den wir, die wir mit den Schüler*innen in der Misere aushalten müssen, haben. Sage uns doch mal bitte jemand, wie wir den Schüler*innen, die ja auch nicht ganz blöd sind, die allzu offensichtlichen logischen Widersprüche noch erklären oder sie zumindest vertuschen sollen.
Alternativ schlage ich vor, wir streichen § 6 GG. Oder variieren ihn: "Vom sechsten Lebensjahr an übernimmt die Schule die vollumfängliche Verantwortung für die Pflege, Erziehung und Ausbildung der Kinder."
Lasst mich das nur machen, das wird garantiert gut! Lauter fröhliche, tolerante, demokratische, solidarische, neugierige, kluge junge Menschen, ...
Um die Sache richtig einzuordnen: Es heißt, gegen die Pandemie müsse es unser Bestreben sein, soziale Kontakte brutalstmöglich zu reduzieren. Da wird dann gerade diskutiert, wie klein Kleingruppen zu sein haben, was mit dem Weihnachtsfest wird und so weiter. Deutschland hat aktuell etwa 83 Millionen Einwohner*innen, davon, sagt Frau Merkel, 12 Millionen Schüler*innen und 1 Million Lehrer*innen.
Daraus folgt: Daumenpeil 16 %, ein Sechstel der Bevölkerung, treffen sich tagtäglich in der Super-Spreader-Institution Schule - und niemand stört sich daran. Erwartbar wäre, dass die Eltern durchdrehen, wenn das Kindeswohl derart den Profitinteressen der Konzerne geopfert würde. Aber es passiert - nichts. Warum nicht? Das ist hier die Frage.
*ein Pleonasmus, ich weiß