Samstag, 24. Oktober 2020

Saturday night inflammation

 

Die nicht eben kurze Liste der evolutionären Konstruktionsfehler beim Homo sapiens ist seit heute um einen Punkt zu erweitern: Warum, zum Henker, müssen Kieferknochen hohl und voller Nerven sein? Warum müssen Zähne Nerven haben? Ja, klar, lautet die landläufige Antwort der Mediziner*innen und Biolog*innen, das Individuum müsse ja merken, wenn da was kaputt ist, und deshalb sind Nerven notwendig, bla, bla. 

Und ich sage: Bullshit! Wären Kiefer und Zähne eine Einheit aus einem festen, massiven, homogenen Material, dann gäb's diese Probleme überhaupt nicht! Zugegebenermaßen ist die Funktion der Nahrungszerkleinerung mechanisch ziemlich anspruchsvoll, und es wäre eine gute Idee, die Abriebflächen nachwachsen zu lassen, damit die Chose ein Leben lang hält. Aber auch die Anordnung in Form einzelner Zähne ist völlig sinnwidrig, weil Zähne einzeln ausfallen und beim erwachsenen Individuum nicht mehr nachwachsen und weil da dann nix mehr ist und weil zwischen den noch vorhandenen Zähnen Ritzen bleiben bzw. entstehen, in deren Schutz Mikroorganismen ihr frevelhaftes Treiben treiben. 

Macht, sage ich, aus Unter- und Oberkiefer massive Monoblocks. Flächig nachwachsende Hornschichten könnten als Opferschichten effektive, dauerhafte Kauleisten bilden. Die darin einnistenden Mikroorganismen werden mechanisch mit abgebaut, wenn die Nahrung zerkleinert wird. Da dringt nix ein, da entzündet sich nix. Alle Menschen wären lebenslang schmerzfreier, glücklicher, zufriedener, und in der Folge gäb's weniger Kriege und mehr Liebe zur Natur ... und so ...

Was ich EIGENTLICH sagen wollte: Ich bin heilfroh, in einem Land und in einer Zeit zu leben, in der auch am Samstagabend ein zahnärztlicher Notdienst da ist, um sehr freundlich und professionell eine Entzündung im Kiefer zu bearbeiten. Speziellen Dank an Dr. Ebrecht und seine Crew.


(verändert via wiki commons)

Es ist schon eine teuflische Ironie, dass bei der Erforschung unserer Stammesgeschichte Zähne und Unterkiefer so wichtige Befunde liefern. Schauen wir uns dieses Exemplar eines Homo rudolphensis von vor 2,4 Millionne Jahren an. Wie abgenutzt die Mahlzähne sind, wie vollständig die Schneidezähne abgebrochen sind. Was für ein Scheiß-Leben muss dieses bedauernswerte Wesen gehabt haben! Aber um fruchtbare Nachkommen zu zeugen und diesen schrottigen Bauplan weiterzugeben, dazu hat's dann immer noch gereicht ...!






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