Samstag, 17. Oktober 2020

Bloggers Freud

 

Ach, das ist ja ganz lieb! Da hat mir doch jemand, nachdem ich den letzten Artikel ("Bloggers Leid") veröffentlichte, 2.000 zusätzliche Klicks von einem russischen Server eingekauft. Vielleicht, um mich zu trösten, nachdem ich meinen Frust ob der wiederkehrenden Erkenntnis klagte, dass andere so unendlich viel bessere Texte zu den mir bedeutsamen Themen raushauen. 

Ich nehme das Geschenk in dem Geiste an, in dem es gegeben wurde.

Allerdings möchte ich auch richtigstellen, dass es mir keineswegs um Klick- bzw. Leser*innen-Zahlen ging und geht. Ich sehe mich mit meiner bewusst nicht-professionellen, dilettantischen Gelegenheits-Schreiberei auch nicht in Konkurrenz zu Hochkarätern, wie z.B. Rutger Bregman. Erst recht sehe ich mich nicht Konkurrenz zu den intellektfreien Ergüssen der Millionen Wannabe-Influencer, denen sprichwörtlich jede dreckige Clickbaiting-Strategie willkommen ist, um höhere Zugriffszahlen zu generieren.    

Mal Klartext: Dieser Blog ist 100 % unkommerziell, und - abgesehen davon, dass ich meine Seele an Google verkaufen musste - kostenfrei. Die Statistik-Funktionen sind nicht ganz schlüssig und nicht ganz widerspruchsfrei*, aber pro Tag scheinen sich im Schnitt 30 Menschen hier zu tummeln. Die Zahl schwankt mit hoher Amplitude und steigt langsam aber stetig. Aus direkt-kommunizierten Rückmeldungen kann ich schließen, dass die meisten Besucher*innen alle paar Tage mal draufschauen, ob es was Neues gibt, manche vergessen den Blog zwischendurch und erinnern sich Monate später, mal wieder vorbeizuschauen, einige schauen täglich rein, ob es was Neues gibt. 

30 pro Tag ist ein absoluter Witz! Das ist nichts, gar nichts, weniger als nichts. Jedenfalls nach Internet-Standards. Das liegt daran, dass es ein unglaublich textlastiger Blog ist und dass ich mir einfach keine Mühe gebe, die Besucherzahlen zu pimpen. Warum gebe ich mir keine Mühe? Weil ich weder auf Marketing-Einnahmen schiele, für die die Klickzahlen essentiell wären, noch den irrsinnigen Macht-Fantasien der selbsternannten Influencer erliege. 

Dieser Blog ist nur ein Testgelände für meine Gedanken.** Was ich hier schreibe, kann man mir jederzeit, auch Jahre später noch, um die Ohren hauen. Ich muss also jeden Gedanken sorgfältig prüfen, bevor ich ihn hier vom Stapel lasse. Das sorgt für eine wunderbare Ordnung und Selbstdisziplin in der eigenen Birne. Diese geistige Übung möchte ich nimmermehr missen. 

Dabei spielt die exakte Zahl der aktuell real existierernden Leser*innenschaft, mit Verlaub, keine so große Rolle. Es ist immerhin nicht ausgeschlossen, dass mein Enkel Finn, der just sein erstes Lebensjahr erfolgreich abgeschlossen hat, in 18 Jahren diesen Text liest und mich, den dann 76-jährigen, ob der inhaltlichen oder formalen Moppelkotze von heute (oder gestern oder morgen) zur Rede stellt. Diese Aussicht erzieht wirklich zu streng kontrolliertem geistigen Tun, einfach herrlich!


(Gestern, 700 ft, Richtung Nord, rechts die Wesermündung) 

Eine verheißungsvolle, hoffnungsspendende grüne Insel im Licht 

inmitten dräuender Düsternis ... 






* Für professionelle Statistik-Tools hätte ich mehr opfern müssen, als nur meine Seele: Das hätte GELD gekostet. Völlig ausgeschlossen!  

** Steht das nicht ganz oben rechts auf der Hauptseite dieses Blogs? Doch, tatsächlich! Da steht es geschrieben. 


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