Montag, 4. Juli 2016

Mi komprenas neniam ...


Es ist ganz schlimm, wenn ein Mega-Konzern wie VW 11 Millionen AutokäuferInnen sowie die Umweltschutzbehörden so ziemlich aller Länder dieses Planeten absichtsvoll und planmäßig aus niederen Motiven betrügt.

Es ist noch schlimmer, wenn die Chefs sich aus der Verantwortung stehlen und damit durchkommen.

Es ist noch viel, viel schlimmer, eigentlich schon unfassbar schlimm, wenn der Konzern vor den konsequent agierernden Amis Schuld eingesteht und Wiedergutmachungssummen vereinbart, aber ohne Angabe von Gründen allen anderen Betrogenen diese Wiedergutmachung verweigert. Was haben amerikanische Behörden und Betrugsopfer, was europäische und Rest-der-Welt-Betrugsopfer nicht haben?

Aber der Gipfel des Schlimmsten, das wirklich nicht zu überbietende Aller-Schlimmste an der Sache ist, dass hierzulande Alle, die Presse, die Plittikörr und auch die richtigen Menschen diese Auswürfe der Konzernspitze einfach so hinnehmen. Zitat dpa: "VW-Chef Matthias Müller hat vor drastischen Konsequenzen gewarnt, falls der Autobauer im Abgasskandal die Kunden in Europa nach US-Vorbild entschädigen müsse."

Hä?! Der Täter, der Oberstrolch, das Oberhaupt der Verbrecherbande droht uns - falls die Opfer in Europa das gleiche Recht verlangen, das der Konzern den Amis bereitwillig eingeräumt hat?

Der VW-Chef Müller ist einfach nur eine getriebene, deformierte, mitleiderregende Kreatur seines Systems, ein ganz armer, blöder Wicht, der nur noch reflexhaft der krankhaften Profitgier seiner Shareholder willfahren muss. Ich will hier nicht über austauschbare, devote Zwerge diskutieren.    

Ich würde gerne wissen, warum Einer wie Müller presseöffentlich so einen Spruch loslassen kann und nicht auf der Stelle gelyncht wird - metaphorisch natürlich, denn, wie gesagt, er ist sowieso austauschbar. Warum bricht nicht auf der Stelle eine Revolution aus? Oder zumindest: Warum regt sich hier niemand über so eine unerträgliche Dreistigkeit auf?

Unfassbar. Ich kapier's wirklich nicht.




 (via wiki commons)
Es stimmt übrigens: Der Käfer ist das letzte vernünftige Auto.






Samstag, 2. Juli 2016

Hört doch endlich mal auf!


(Hoffentlich stark genug verfremdet aus: harlinger.de 01.07.2016 -  *1)

Ganz reizend: Wiederindienststellung des Jagdgeschwaders 71 "Richthofen" als vollständiges Geschwader. Das Titelbild des "Harlingers" zeigt u.a. einen Eurofighter, dem ein Cleverle das Muster der "schwarzen Tulpe" auf die Entenflügel gemalt hat, persönliches Signet von Erich Hartmann, dem deutschen Piloten, der im Zweiten Weltkrieg (und überhaupt) die meisten Flugzeuge abgeschossen hat, ganz, ganz überwiegend russische. Außerdem war Hartmann der erste Kommodore des JG 71. Und schließlich war Hartmann einer der Unzähligen, die "das Wunder der Nacht vom 08. auf den 09. Mai 1945" erlebten: Als treuer Gefolgsmann des Führers eingeschlafen und als strammer Demokrat und Eigentlich-immer-schon-irgendwie-dagegen-Gewesener wieder aufgewacht.

Richthofen und Hartmann, zwei unkritische Abschießer, die erfolgreichsten in ihrem Metier, der eine im Ersten, der andere im Zweiten Weltkrieg, aber insgesamt auch nur peaks in einer blutigen Statistik, ansonsten typische Kinder ihrer Zeiten. Wir Nachgeborenen und Nicht-in-der-Situation-Gewesenen sollten uns am besten zurückhalten, Menschen wie Manfred v. Richthofen oder Erich Hartmann ethisch zu beurteilen. Das bedeutet aber auch, wir sollten uns, bitteschön, sehr damit zurückhalten, sie positiv zu beurteilen.

Hier ein paar Beispiele zur Helden-Rezeption:

 (via wiki commons)
In the beginning. Hartmanns Me 109, Ostfront, irgendwann spät im Krieg, als es schon richtig kacke lief. Man beachte das Motiv der "schwarzen Tulpe" am Bug.

 (via wiki commons)
Ok, der Krieg lief zwar schon längst final kacke und man war auch ethisch ganz offensichtlich und definitv auf der falschen Seite, aber wenn man dafür die "Brillianten zum Eichenlaub mit Schwertern zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes" bekommt, dann wird man sich doch trotzdem auch mal freuen dürfen, oder?


 (via wiki commons)
Der bruchlose Übergang. Amerikanische oder kanadische F-86 aus der Anfangszeit der Bundeswehr, Mitte / Ende der 1950er. Schlecht erkennbar das fingierte "Richthofen-R" als Geschwaderwappen. Das Zackenmuster der Tulpe ist allerdings deutlich und wird nun auch auf dem Seitenleitwerk wiederholt. Diese Maschine steht jetzt als Denkmal im Eingangsbereich des Geschwaders.

Tja, das war ja auch die Zeit des Kalten Krieges. Da wurde so ein begnadeter Russen-Abschießer wie Hartmann natürlich gern gehypt, auch und gerade von der angelsächsischen Seite:


Heldenverehrung 1972. Das Buch von Toliver und Constable wird auch im Jahre 2016 immer wieder neu aufgelegt. Im Motorbuch-Verlag, is' klar.


Hier das Cover der ungarischen Ausgabe von 1998. Die trauen sich wenigstens, klar zu sagen, wo's lang geht.

Außerdem ist ein früh-bundesrepublikanischer Geschwader-Kommodore Hartmann auch zwingend notwendig: Richthofen, dessen Namen das Geschwader trägt, hat nur Franzosen, Engländer und Amis abgeschossen, also die jetzigen NATO-Partner. Wenn man diese Botschaft so alleine stehen lässt, könnten Leute auf die Idee kommen, dass kriegerische Konflikte zwischen Nationen ziemlich zufällige, austauschbare und ergo hirnverbrannte, unlogische und durch nichts zu legitimierende Veranstaltungen seien. Eine Figur wie Hartmann mit der Geschwader-Geschichte zu verbinden, weist da wieder auf den rechten Weg: Nach Russland.

Allmählich wird's kitschig

Hartmann verkommt zum "blonden Ritter", zum Marketing-Objekt. Hier bei den Modellbauern, aber er mischt da offensichtlich auch selbst mit, denn professionelle Autogrammjäger bieten für 396,00 $ eine gleichnamige Autogrammkarte an.


 Sage also bitte niemand, Hartmann habe auch davon nix gewusst.

Und wen wundert's, wenn die Fascho-Bratzen weltweit auf den Zug aufspringen? Ich werde hier weder weitere Beispiele noch Quellenangaben liefern, aber prüft bitte mal selbst: Erich Hartmann ist auch weltweit zur Ikone der Neonazis geworden.







Und damit zurück zu dem Eurofighter und seiner Tulpen-Lackierung. Irgendjemand hat sich mal wieder für total clever gehalten, dieses Muster, das nur Insidern bekannt ist, mal wieder unterzubringen. Wahrscheinlich beschert es demjenigen gerade einen heimlichen Orgasmus, dass er ein klandestines Zeichen des Militarismus so prominent placieren konnte. Vielleicht ist es nur ein ahnungsloser Idiot. Vielleicht ist es ein überzeugter Nazi.

Wie auch immer: Es ist besorgniserregend.




(via wiki commons)
Die Verkleidung spielt keine Rolle. Idioten erkennt man am Verhalten.


[*1] Der Artikel trägt übrigens die Schlagzeile "Denkwürdiger Moment". Herrlicher Zynismus? Egal, ich schließe mich dem immanenten Appell an.




Donnerstag, 30. Juni 2016

Mit besten Empfehlungen



Herrlich selbstironisch beknackt und unprätentiös schon der Titel: "Weltgeschichte to go". Schönburg jachtert unchronologisch aber strukturiert durch der Menschen Historie, mit dem nach seiner eigenen Aussage bestmöglichen Blick, dem des versierten Dilettanten.

So ganz nebenbei fragt er auch nach den Ursachen dafür, dass die westlich-europäische Kultur seit ein paar Jahrhunderten so dominierend wird, während z.B. die chinesische und die islamische, uns einst meilenweit voraus, immer mehr ins Hintertreffen geraten. Und er findet: Die Akzeptanz des Zweifels, des Unperfekten, des Schwachen.

Es gehen unter:
  • Kulturen, die so groß und selbstbewusst sind, dass das Tun ihrer Nachbarn sie nicht mehr befruchtet,
  • Kulturen, die immer nur auf "dicke Hose machen", die das Perfekte für sich reklamieren, also für diesseitg erreichbar oder bereits erreicht betrachten,  
  • Kulturen, die sich in ihrer Stärke sielen und bei denen auch im Innern nur der Starke, der Sieger etwas zählt.

Dafür liefert Schönburg reichlich überzeugende Beispiele aus der Geschichte. Seltsam, dass ich die ganze Zeit an Trumps Ömmerrica denken muss.










Freitag, 24. Juni 2016

Vielsagendes zum Brexit


Die aktuelle Berichterstattung über den Brexit ist in mehrfacher Wortbedeutung viel-sagend. Es wird ausschließlich und flächendeckend berichtet über die Kurseinbrüche an den Börsen, über die weltweite Irritation der Finanzmärkte und über Profit-Besorgnisse der Mega-Konzerne.

Das ist offenbar das Einzige, was die Machthaber - und damit sind nun mal nicht demokratisch gewählte Plittikörr, sondern unkontrollierbare, hemmungslos profitgeile Global Players gemeint - am Projekt Europa interessiert.

Wenn die pervertierte Europa-Idee der selbsternannten "Masters of the Universe" mit einer freien, gleichen, geheimen Wahl kollidiert und abgeschmettert wird, kann ich daran nichts Schlimmes finden, im Gegenteil.

Liebe Briten, ich weiß auch nicht, was jetzt passieren wird oder ob Eure Wahl eher positive oder eher negative Effekte für Euch und den Rest haben wird. Aber dass Ihr auf dieses Europa keine Lust mehr hattet, kann ich absolut verstehen. Lasst Euch nicht kirre machen.



(via wiki commons)
Die Rules-the-waves-Zeiten sind vorbei, und das ist auch gut so. 
Aber der Slogan "...never, never, never shall be slaves" hat was. 
Der ist noch richtig aktuell.











Donnerstag, 23. Juni 2016

Kauft Eure Brillen bei Fielmann!


Hiermit werbe ich ausdrücklich, offen und gnadenlos für den Brillenkauf bei Fielmann in Wittmund und erkläre mich zum Lifetime-Stammkunden.

Und das kam so: Ich habe neulich dort eine Brille in Auftrag gegeben. Ganz was Tolles:  Gleitsicht, Sonnenbrille, mit Farbverlauf. Ich wußte ja sooo genau, was ich wollte, ganz sicher war ich, denn ich hatte mich ja schlau gemacht. Und Fielmann hat's geliefert. Und ich kam sowas von überhaupt nicht klar damit!

Um zu retten, was zu retten ist, wollte ich wenigstens versuchen, meine fehlbeauftragten Gläser durch normale Sonnenbrillen-Gläser ersetzen zu lassen. Aber - surprise, surprise - Fielmann gibt ja eine sogenannte Zufriedenheitsgarantie, d.h. bei Nichtgefallen Geld zurück!

Ich will das mal ganz klar stellen: ICH habe Mist gebaut, nicht Fielmann. Und trotzdem nehmen die meinen Mist zurück, und zwar nicht gegen irgendeinen Gutschein oder sonstwelchen Schmonz, sondern gegen Geld, cash on the nail!

Nach einem Moment der Sprachlosigkeit frug ich den Geschäftsführer nach dem nicht zu vernachlässigenden wirtschaftlichen Verlust, knapp 200 Euro, der ihm da gerade durch meine Dusseligkeit entstanden sei. Ja, bestätigte er, das sei wohl so, aber Fielmann sei es lieber, derartige Verluste hinzunehmen, als unzufriedene, muffelige Kunden zu haben, denn das sei ganz schlecht für ein Unternehmen ...

Was lernen wir daraus? Das Prinzip der Marktwirtschaft muss nicht zwingend dahin führen, dass man als Otto Endverbraucher mit immer schäbigeren Produkten und Dienstleistungen immer dreister abgekocht wird. Es ist eben kein Marktgesetz, dass die brutalstmögliche Gier nach kurzfristigem Profit ein Erfolgsrezept sei.

Fielmann ist mit einer ganz anderen Strategie sehr erfolgreich, und das beruhigt mich und das unterstütze ich.

Kauft Eure Brillen bei Fielmann!




(verändert via wiki commons)

Wir haben uns viel zu sehr angewöhnt, derartige Bilder mit Skandalen, unanständiger Profitgier sowie Lügen und Betrügen im interkontinentalen Ausmaß gleichzusetzen. Ich habe aber keineswegs etwas gegen Leute, die mit guten Ideen, guten Produkten und guten Dienstleistungen viel Geld verdienen. Das ist kein schlechtes Prinzip.





Samstag, 18. Juni 2016

Revival der Ehre


Konnte jahrelang mit dem Begriff "Ehre" nichts anfangen. Fand es lächerlich, dass erwachsene Männer meinten, man könne "Ehre" verlieren und - z.B. durch ein tödliches Duell - wiedergewinnen. Geradezu gemeingefährlich wurde und wird es, wenn Potentaten der "Ehre" wegen ganze Nationen in Kriege gegeneinander hetzen.

Allmählich eröffnet mir aber die Erfahrung im Umgang mit Menschen durchaus auch positive Aspekte dieses an sich bekloppten, spätbarocken Konzeptes.

Zum Beispiel: Es gibt tatsächlich Menschen, die um des eigenen kurzfristigen Vorteils willen hanebüchenes Lügen als ganz selbstverständliche Verhaltensoption betrachten, wohl wissend, dass ihre Lügerei jeweils sehr zeitnah auffliegen wird. Zwar kann kein Mensch von sich behaupten, sie/er habe sich aus Not, aus Bequemlichkeit, aus Unsicherheit nicht schon mal jenseits dessen bewegt, was er/sie als "eigentlich wahr" betrachtet, aber davon ist hier nicht die Rede. Ich rede hier, mit großer Faszination und distanziertem Interesse übrigens, von einer Form der Lügerei, die so doof, so kurzgedacht und so offenbar ist, dass man sie gar nicht als hinterhältig oder fies oder unethisch bezeichnen kann, sondern bestenfalls als geistige Deformation.

Menschen mit derartiger Disposition fällt gar nicht auf, dass ihnen grundlegende Attribute der Zwischenmenschlichkeit, z.B. Vertrauen und Anerkennung, nicht zu-gedacht werden. [*1] So, wie andere Menschen vielleicht appe Arme oder Beine oder rausse Nieren oder Gebärmuttern oder dreifache Chromosomen 21 haben, haben diese Menschen eben keine "Ehre". Hilft ja nix, drumrumzureden.

Ich plädiere für die Wiederindienststellung des Wortes "Ehre" in einer nicht-bewertenden, rein diagnostischen Bedeutung.




 (verändert via wiki commons)
Ehrenduelle sind natürlich nach wie vor Quatsch. Aber ich fühle mich durchaus besser, wenn ich das Gefühl haben darf, "Ehre" zu haben. Ich möchte gerne Vertrauen und Anerkennung meines Umfeldes haben. Und wer mir diese "Ehre" abspricht, muss sich zumindest auf ein Wortgefecht gefasst machen.




[*1] Jaja, nun kommt wieder die schwere Kindheit ins Spiel. Wahrscheinlich ist ihnen als Kind auch schon Vertrauen und Anerkennung versagt gewesen und dann haben sie gedacht "Was soll's?" usw. usw. Aber was spricht eigentlich gegen einen Neuanfang? Determiniert eine beschissene Kindheit wirklich absolut zwingend, dass man völlig hirnverbrannte und schmerzhafte Verhaltensmuster ewig wiederholt? Sorry, mein Menschenbild ist flexibler.









Mittwoch, 15. Juni 2016

Sprach-Geschichten


"Plattdeutsch gehört untrennbar zu Niedersachsen." banal-tümelt der Lokal-MdB im heroischen Versuch, der spargezwungenen niedersächsischen Landesregierung 272.000 Euro für das "Institut der niederdeutschen Sprache" abzuschwatzen, "damit Plattdeutsch auch eine Zukunft hat.".

Mich zwicken wieder diese grundlegenden Fragen:
  1. Wenn Plattdeutsch sowieso untrennbar zu Niedersachsen gehört, warum sollte man dann so viel Geld zum Fenster rauswerfen?
  2. Verstehe ich richtig? Ohne dieses Geld hat Plattdeutsch also keine Zukunft, mit diesem Geld aber schon?
  3. Wie funktioniert das, mit 272.000 Euro einer Sprache eine Zukunft zu kaufen? Besticht man damit Leute, die Sprache zu benutzen? Oder finanziert man damit eine geistig inzestuöse Lobby-Truppe, deren ausschließliche Aufgabe in der autokatalytischen Selbstlegitimation  besteht: Plattdeutsch gehört "untrennbar zu Niedersachsen" => deshalb wird das Institut subventioniert, das genau diese Behauptung unterstützt  => deshalb gehört Plattdeutsch "untrennbar zu Niedersachsen" => deshalb wird das Institut .. ad ultimo
Ich muss das unbedingt wissen, denn falls Sprachen jetzt auch für Geld zu kaufen sind und durch mafiose Seilschaften von Plittikörrn und arbeitslosen Linguisten gepusht werden können, wäre alles, was ich seit 26 Jahren über Sprache, Sprachentwicklung und Sprachgebrauch unterrichte, falsch.


 (via youtube)






Freitag, 10. Juni 2016

Wahlrecht für alle!


Neulich war ja wieder mal ganz kurz die medial gehypte Strohfeuerdiskussion um das Wahlrecht für 16-jährige. Wahrscheinlich losgetreten von der Kohorte fünftklassiger Plittikörr, die zwar einerseits einen unkontrollierbaren Drang zur Macht haben, andererseits aber so unerträglich unfähig sind, dass deren Parteien sie auf definitiv hoffnungslose Listenplätze verbannt haben. Diese Leute würden auch Garnelen das Wahlrecht zusprechen, wenn es denn Bruchteile von Wahlstimm-Prozenten brächte.

Das beste Argument gegen das Wahlrecht mit 16, das ich las: 16-jährige sind für ihr Handeln nur eingeschränkt verantwortlich und ergo nur eingeschränkt strafmündig, sollen aber uneingeschränkt wahlmündig und für die Zukunft unseres Landes (mit-) verantwortlich sein?  Eine unüberwindbare Bruchkante in der Logik.

Gleichwohl: Ich kenne einige 16-jährige, die wohlinformiert sind über staatstragende Dinge und denen ich durchaus zutraute, mit der Verantwortung der Wahlberechtigung kompetent und sorgsam umzugehen. Und ich kenne andererseits eine Menge, eine viel zu große Menge, von 18plus-jährigen, bei denen der Gedanke, sie seien wahlberechtigt, mir eisekaltes Grausen ins Gedärm jagt.

Was also tun?

Führerschein!

Nee, Wählerschein!

Wie wär's denn, wenn wir die nicht zielführende Altersgrenze für Wahlberechtigung komplett abschafften und stattdessen eine einmalige Prüfung einführten, in der die Menschen nachweisen, dass sie wissen, was sie tun und dass sie wirklich im Stande sind, demokratische Prozesse unfallfrei mitzugestalten und mitzubestimmen, ohne sich und andere über Gebühr zu gefährden?

Prüfungsthemen müssten sein: Menschenrechte, Menschenrechte, Menschenrechte, Demokratie, FDGO, Solidarität, Toleranz, Nachhaltigkeit, Grundzüge der Innen-, Außen-, Sozial- und Wirtschaftspolitik, Naturwissenschaft, Geschichte und ein Nachweis, in den wesentlichen politischen Fragen auf einem leidlich aktuellen Stand zu sein.

Und wer meint, sich auf diese Prüfung vorbereiten zu müssen, darf das, solange er oder sie will, jahrelang auf Kosten der Gemeinschaft in extra dafür geschaffenen, vollsubventionierten  Institutionen unter professioneller Anleitung tun.

Wir nennen diese Institution "Schule", und sie steht buchstäblich jedem Menschen offen, und es gibt nur ein einziges Abschluss-Zertifikat, die

"Berechtigung, an allen freien, gleichen und geheimen Wahlen teilzunehmen".


Das bisherige Schulsystem wird ersatzlos gestrichen. Das brauchen wir dann nicht mehr.




(verändert via wiki commons)
Die Nordseegarnele (Crangon crangon). 
Wichtiger Bestandteil des Ökosystems, 
faszinierende Lebensweise, 
außerordentlich wohlschmeckend 
- aber Wahlrecht?
Nö!





Mittwoch, 8. Juni 2016

Wo warst Du, Bauer?


Ich sollte aufhören Zeitung zu lesen. Ein tägliches Panoptikum menschlicher Idiotie.

Beispiel heute: 
  • Die Bauern produzieren irrsinnige Milchüberschüsse. Deshalb werden sie dabei jetzt staatlich subventioniert.
  • Die Fischer haben durch Überfischung die Bestände ruiniert. Deshalb werden sie dabei jetzt staatlich subventioniert.
Die offensichtliche Widersprüchlichkeit ist nur erklärbar durch kriminelle Kungelei der Lobbyverbände mit den Plittikörrn sowie durch die bedingungslose Machtgeilheit ebendieser Plittikörr sowie durch ein faules, dummes und selbstzufriedenes Wahl- und Konsumvolk.

Die Bauern und Fischer tanzen nur vor, was die anderen Branchen allzubald werden lernen müssen. Das profitbesoffene Delirium vom grenzenlosen Wachstum wird unser aller Leben um so brutaler gegen die Wand fahren, je später wir anfangen, nüchterne Vernunft in konkretes Verhalten umzusetzen.

Auf die Gefahr hin, mich ganz konkret unbeliebt zu machen: Ich bin gegen die Subventionen für die leidenden Hersteller von Milchüberschüssen und begründe wie folgt:

Ich habe in den 1980ern zum Thema "Agrarindustrie" wissenschaftlich gearbeitet, auch sehr konkret vor Ort im Vechtaer "Schweinegürtel", damals Europas höchstkonzentrierter Fleischproduktionsstätte. Und ich habe sie kennengelernt, die klugen, progressiven, weitsichtig wirtschaftenden Bauern, die bereits vor 30 (!) Jahren wussten (!!!), dass das Ganze ganz offensichtlich so nicht weitergehen konnte und die sich Gedanken gemacht haben, wie und was man ändern könnte und müsste und die für die Entwicklung möglicher Alternativen mutig eine Menge Geld investiert und hohe wirtschaftliche Risiken in Kauf genommen haben.

Und ich habe die anderen Bauern kennengelernt, die bierärschigen, die profitgeilen, die fetten, ewig-konservativen, spießigen, dummen, die ja bekanntlich sowieso immer die dicksten Kartoffeln haben. Und ich habe gehört, wie sie ihre verächtliche Besserwisserei und Häme über die angeblichen "Ökos" ihrer Zunft auskübelten, wie sie dümmlich-arrogant lachten, als sie ihre von keinem Argument angekränkelten Sprüche vom Stapel ließen.

Es sind genau diese Bauern, die Letzteren, die jetzt am lautesten nach Subventionen schreien. Nö, sage ich! Unterstützen wir doch bitte endlich mal die Zukunftsgewandten, die Vorausdenkenden, die Flexiblen, Progressiven, statt immer nur die dümmstmöglichen, geldgeilsten, rücksichtslosesten, arrogantesten Betonköpfe der Branche.



(via wiki commons)

Wo warst Du, Bauer, als die Probleme offensichtlich wurden und neue Gedanken gedacht werden mussten?












Montag, 6. Juni 2016

Der Unterschied


Ich browse durch die Nachrichten-Portale: Der Ober-Philippino gibt Lynch-Justiz an Drogendealern frei, der Obertürke nennt deutsche MdBs Terroristen, die potentiellen Ober-Amis attestieren sich gegenseitig Knastreife, westeuropäische Ober-Rechte machen sich rassistische Nazi-Parolen zu eigen usw. usw. ...

Die Diktion wird härter, marktschreierischer, greller, durchgedrehter, und die Mainstream-Journaille tut so, als sei das normal oder irgendwie lustig.

Jaja, Leute wie Wehner und Strauß neigten in frühbundesrepublikanischen Zeiten rhetorisch auch eher zum schweren Säbel als zum Florett: Schwein, Strolch, Quatschkopf, Schleimer ... Aber sie arbeiteten sich an einem ernstzunehmenden Gegner ab, und nur an dem. Sie griffen - bei aller sonstigen Schärfe - niemals zu dem perversen Mittel, den einen Teil des Wahlvolkes mit niederinstinkten Dreiwortsätzen zu Hass und Mord gegen den anderen aufzuwiegeln. Wehner und Strauß wussten aus ureigenster Biographie, wie vergiftet dieses Mittel ist.

 (verändert via Bundesarchiv via wiki commons)
Ganz gewiss kein Sympath. Menschlich eher eine Drecksau, politisch ein intriganter Machtmensch, nach allem, was man hört. Aber stets einer grundsätzlichen Ethik, einem uneingeschränkten Ja zu Freiheit, Demokratie und Menschenrechten verpflichtet.