Mittwoch, 8. Juni 2016

Wo warst Du, Bauer?


Ich sollte aufhören Zeitung zu lesen. Ein tägliches Panoptikum menschlicher Idiotie.

Beispiel heute: 
  • Die Bauern produzieren irrsinnige Milchüberschüsse. Deshalb werden sie dabei jetzt staatlich subventioniert.
  • Die Fischer haben durch Überfischung die Bestände ruiniert. Deshalb werden sie dabei jetzt staatlich subventioniert.
Die offensichtliche Widersprüchlichkeit ist nur erklärbar durch kriminelle Kungelei der Lobbyverbände mit den Plittikörrn sowie durch die bedingungslose Machtgeilheit ebendieser Plittikörr sowie durch ein faules, dummes und selbstzufriedenes Wahl- und Konsumvolk.

Die Bauern und Fischer tanzen nur vor, was die anderen Branchen allzubald werden lernen müssen. Das profitbesoffene Delirium vom grenzenlosen Wachstum wird unser aller Leben um so brutaler gegen die Wand fahren, je später wir anfangen, nüchterne Vernunft in konkretes Verhalten umzusetzen.

Auf die Gefahr hin, mich ganz konkret unbeliebt zu machen: Ich bin gegen die Subventionen für die leidenden Hersteller von Milchüberschüssen und begründe wie folgt:

Ich habe in den 1980ern zum Thema "Agrarindustrie" wissenschaftlich gearbeitet, auch sehr konkret vor Ort im Vechtaer "Schweinegürtel", damals Europas höchstkonzentrierter Fleischproduktionsstätte. Und ich habe sie kennengelernt, die klugen, progressiven, weitsichtig wirtschaftenden Bauern, die bereits vor 30 (!) Jahren wussten (!!!), dass das Ganze ganz offensichtlich so nicht weitergehen konnte und die sich Gedanken gemacht haben, wie und was man ändern könnte und müsste und die für die Entwicklung möglicher Alternativen mutig eine Menge Geld investiert und hohe wirtschaftliche Risiken in Kauf genommen haben.

Und ich habe die anderen Bauern kennengelernt, die bierärschigen, die profitgeilen, die fetten, ewig-konservativen, spießigen, dummen, die ja bekanntlich sowieso immer die dicksten Kartoffeln haben. Und ich habe gehört, wie sie ihre verächtliche Besserwisserei und Häme über die angeblichen "Ökos" ihrer Zunft auskübelten, wie sie dümmlich-arrogant lachten, als sie ihre von keinem Argument angekränkelten Sprüche vom Stapel ließen.

Es sind genau diese Bauern, die Letzteren, die jetzt am lautesten nach Subventionen schreien. Nö, sage ich! Unterstützen wir doch bitte endlich mal die Zukunftsgewandten, die Vorausdenkenden, die Flexiblen, Progressiven, statt immer nur die dümmstmöglichen, geldgeilsten, rücksichtslosesten, arrogantesten Betonköpfe der Branche.



(via wiki commons)

Wo warst Du, Bauer, als die Probleme offensichtlich wurden und neue Gedanken gedacht werden mussten?












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