Montag, 23. März 2015

Bundesminister finanziert organisierte Kriminalität


Der Bundeslandwirtschaftsminister tönt im Schmierblatt, er habe sich "für eine Entlastung der Milchbauern bei der drohenden Superabgabe stark gemacht".

Klartext:
  1. Die EU hat vor Jahren ein Gesetz zur Reduzierung der Milchquoten eingeführt, damit die schwachsinnige Überproduktion heruntergefahren wird, die sowohl der Umwelt schadet als auch die kleinen und mittelgroßen Betriebe existentiell bedroht.
  2. Gegen dieses Gesetz haben ein paar deutsche Agrarindustrielle bewusst und eiskalt kalkuliert verstoßen. Deshalb sollen sie jetzt eine Strafe bezahlen. Der Bundeslandwirts-Idiot nennt das eine "drohende Superabgabe", als handele es sich um eine perfide Brüsseler Ausbeutungsidee. Tatsächlich werden da aber gerade völlig zu Recht Kriminelle verknackt.
  3. Die Bundesregierung beabsichtigt nun, diese Strafen den Steuerzahlern überzubügeln, weil ja nicht sein kann, dass hemmungloser Egoismus und ins Perverse übersteigerte Geldgier einzelner Superreicher bestraft wird. Wo kämen wir da hin?

Nun, ich bin zwar kein Großkrimineller, habe aber, wie praktisch Jede/r, in den letzten Jahren ein paar kleinere Bußgeldsachen gehabt. Winzige Geschwindigkeitsübertretungen hier und da, und im Gegensatz zu den Mega-Agrariern handelte ich völlig ohne Absicht, sondern ausschließlich aufgrund von Verbotsirrtümern. Ich erwarte und freue mich, dass der Verkehrsminister derlei Quisquilien nunmehr für uns übernimmt ...

Ernsthaft: Was bedeutet das eigentlich, wenn ein deutscher Bundesminister auf so bierärschig-joviale Weise EU-Recht konterkarriert? Wie fühlt sich jetzt wohl die überwiegende Mehrheit der deutschen Bauern, die sich - durchaus unter Schmerzen - an das Gesetz gehalten haben? Lernen die nicht zwangsläufig, dass nur Vollidioten sich an Gesetze halten? Dass rücksichtslose Gier und hemmungsloser Egoismus in unserer Gesellschaft von höchster Stelle positiv konnotierte Erfolgsfaktoren sind? Dass man bestraft wird, wenn man sich an die wohlbegründeten Regeln der Gemeinschaft hält?

Apropos Gemeinschaft: Wie fühlen sich wohl die Bauern der anderen, ärmeren EU-Ländern, jener Länder, die es nicht so dicke haben, ihren Großkapitalisten auf Kosten der kleinen Leute den Arsch vergolden zu können? Jener Länder, die es sich nicht leisten können, sich von der Befolgung der Gesetze der Gemeinschaft freikaufen zu können, die sie mit beschlossen haben? Wie erbärmlich und wütend müssen die sich fühlen, hilflos zusehen zu müssen, wie die reichen Deutschen mal wieder auf Kosten der anderen noch reicher werden?

Wir spielen innerhalb der EU Wirtschaft, wie der FC Bayern Fußball: Dumme, arrogante finanzielle Potenz macht alles kaputt, was als schöne Idee einst dahinter stand.

"Ich kann nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte."

Max Liebermann










Freitag, 20. März 2015

Betriebliche Betroffenheit



Die Arbeitsamts-Statistiker, neudeutsch IAB, teilen mit, dass "zwölf Prozent der Betriebe vom Mindestlohn betroffen" seien. Klingt wie "getroffen". Klingt wie "schwer verwundet". Klingtsogar ein wenig nach "feigem, sozi-bolschewistischem Dolchstoß in den Rücken aufrechten deutschen Unternehmertums", oder?

Es ist schon ein brutales Los, dauernd von Gesetzen betroffen zu werden. Das ist wie im feindlichen Kugelhagel stehen und nicht weg können. Ich kenn' das aus eigener Erfahrung: Täglich, ja stündlich, bin ich zum Beispiel von Menschenrechten betroffen. Sie sind überall! Es ist zum Verrücktwerden: Artikel 1 GG verfolgt und knechtet mich seit meiner Geburt auf Schritt und Tritt! Nur, weil ich Deutscher bin. Das ist sowas von unfair. Das ist diskriminierend. Quasi lebenslängliche Freiheitsberaubung. Selbst mein Kinder sind betroffen. Die Leute sind da erbarmungslos ...

Genug des Klamauks.

Machen wir doch einfach mal die Ersatzprobe. Statt "Zwölf Prozent der Betriebe vom Mindestlohn betroffen" hätten die IAB-Leute doch auch melden können "88 Prozent der Unternehmen atmen auf: Der Druck durch das hemmungsloses Lohndumping ihrer Konkurrenz ist nun ein wenig gewichen." Oder: "Die profitgeilen, egoistischen Heuschrecken können sich nun nicht mehr ausschließlich auf dem Rücken ihrer ArbeitnehmerInnen einen goldenen Arsch verdienen." Oder "Die Abwärtsschraube bei Löhnen  und Gehältern ist endlich aufhaltbar geworden."

Sind die IAB-Leute nur dumm oder sind sie böswillig, dass sie diese alternativen Formulierungen nicht gewählt haben?




 (via wiki commons)

                                                       Tja, nix für Weicheier:
                                                       die freiheitlich-demokratische Grundordnung,
                                                       die soziale Marktwirtschaft.
                                                       Da bin ich echt 'n Fan von.






Mittwoch, 18. März 2015

Anti-Gymnasier



Da hat die obergrüne Piel, Anja aber Einen rausgehauen: Von Gymnasien als Ort der Zusammenrottung von Unternehmerkindern soll sie gesprochen haben. Köstlich! Die Frau ist so arrogant inkompetent und idiotisch weit weg von der Realität, das ist schon fast wieder lustig.

Richtigstellung:

Nicht-gymnasiale Deutsche schimpfen so lange auf das Gymnasium, bis ihre eigenen Gören dort gelandet sind. Sobald das der Fall ist, dreht sich ihre Meinungsfahne um 540 ° (ein Vollkreis und noch ein halber) nach rechts und sie fordern für ihre nun also prinzipiell quasi-hochbegabte F1-Generation besinnungslosen Hochwert-Unterricht im exklusivsten (d.h. ausschließendsten) Kreis. Diese Forderung erheben, liebe, dumme Anja, alle Eltern, unabhängig von Klasse, Rasse, Religion, Geschlecht und Gehalt.

Man muss schon sehr dumm oder sehr böswillig sein, zu behaupten, Schulen im Allgemeinen und Gymnasien im Besonderen würden in Niedersachsen 2015 den Kindern armer Leute weniger Chancen bieten. Genau betrachtet ist das eine schwere Beleidigung für unsere Arbeit als LehrerInnen. Chancengleichheit von Kindern hat fast nichts mit dem Schulsystem zu tun, fast alles hängt am Elternhaus. Wenn den Kindern zu Hause suggeriert wird, Bildung sei eigentlich unnötiger Ballast, kann kein Schulsystem der Welt dagegen an arbeiten, auch nicht das finnische.

Wenn den Kindern dagegen zu Hause klar gemacht wird, dass Bildung per se eine tolle Sache sei, dann - und nur dann - ist fast jedes Kind ein/e potentielle AbiturientIn. Aber so eine Erkenntnis ist dem Wahlvolk natürlich nicht zuzumuten. Das hätte ja was mit Verantwortung der Eltern zu tun, pfui!

Ich nehme zur Kenntnis: Die Grünen haben, genau wie die anderen saturierten Arschkrampen-Parteien, beschlossen, sich beim Wahlvolk mit der RTL-II-Botschaft anzubiedern:

  1. Doofsein ist gut, es ist völlig in Ordnung doof zu sein. 
  2. Es gibt noch viel Doofere als wie Dich. 
  3. Doofe sind viel netter als wie Schlaue.
  4. Alle sind Schuld, außer Du. 
  5. Du musst nichts verändern.
  6. Fang vor allem nicht an zu denken, daraus entsteht nie was Gutes.
Thema durch.


[Hier sollte eigentlich ein provokantes Bild von den profi-bescheuerten RTL-II-Geissens zu sehen sein, aber mir wurde übel, als ich die Auswahl durchmusterte. Stattdessen ein reizendes Bodensee-Panorama aus dem letzten Jahr. Die kühlen Blautöne beruhigen das Gemüt.]










Donnerstag, 12. März 2015

Terry Pratchett



Unersetzlicher Verlust. Einer der ganz großen Beobachter und In-Worte-Fasser ist gegangen.


(verändert via wiki commons)

Es ist zum Heulen.



Mittwoch, 11. März 2015

Vernünftige Lösung



Oje, jetzt verhärten sich die Fronten weiter: Der verzweifelte griechische MP schlägt um sich und bringt wieder die Reparationssache auf's Tapet: Bis zu 332 Milliarden Euro will er von uns Nazis haben. Und die Deutschen wollen nicht und alle drehen wieder durch.

Bleiben wir doch einfach mal ruhig und überlegen, was ein/e Kaufmann/frau macht, wenn eine fragliche Forderung erhoben wird? Richtig: Rückstellungen bilden! Bis die Sache juristisch geklärt ist, wird das Geld zur Seite gepackt, damit man was hat, wenn man am Ende vielleicht doch zahlen muss.

Ist doch ganz einfach: Wir nehmen das Geld, das die Griechen eigentlich jetzt sofort zur Rettung ihrer Staatsfinanzen bräuchten, und legen es erstmal auf die hohe Kante. Und wenn nach genauer Prüfung die internationalen Gerichtshöfe den Griechen mit ihren Reparationsforderungen Recht geben sollten, können wir unverzüglich und schmerzfrei zahlen.

Also, ich weiß gar nicht, wo da ein Problem ist. Das sind doch alles Dinge, die man mit heiterer Gelassenheit regeln kann. Oder ist das gar nicht das vordergründige Interesse bei Tspiras? Sollte er uns wirklich nur moralisch erpressen wollen? Ach nein, das glaube ich nicht.


(verändert via wiki commons)
                                         Gute Freundschaft, klare Rechnung: Die Kosten für
                                         ihren Bürgerkrieg 1946 - 49 müssen wir aber rausrechnen.
                                         Da waren wir nun wirklich nicht Schuld dran.


Samstag, 7. März 2015

Gute Idee



Als es neulich hieß, die EZB wolle Geld in den Markt pumpen, den Banken massenhaft Staatsanleihen abkaufen, damit die wieder flüssig seien, um neue, günstige Kredite an die Wirtschaft vergeben zu können, da schoss mir der völlig abstruse und alberne Gedanke durch den Kopf, die EZB könne ja eigentlich auch die Restfinanzierung meines Hauses übernehmen - ich würde mit den freiwerdenden Ressourcen auch ganz bestimmt die Wirtschaft ankurbeln.

Je länger ich drüber nachdenke, desto weniger abstrus und albern kommt mir der Gedanke vor. Die Idee, dass die Banken die anderthalb Billionen via Kreditvergabe in die Realwirtschaft pumpen, wird von manchen Fachleuten erheblich bezweifelt. Viel wahrscheinlicher ist, dass die Banken die Kohle  nehmen, um sie lustvoll in die hochlukrative Finanz-Zockerei pumpen, so dass wieder nur ein paar Superreiche noch ein bisschen superreicher werden, ohne, dass irgendwer sonst etwas Positives davon hat.

Nehmen wir doch mal an, die EZB kaufte stattdessen tatsächlich zig-tausend solide Finanzierungen europäischer Normalos auf, wenn diese im Gegenzug versprächen, das gewonnene Geld tatsächlich auf den Kopp zu hauen, also nicht in Aktien, Lebensversicherungen oder sonstige Schwiemel-Transaktionen anzulegen. Das wäre anhand der Rechnungen prüfbar. Die Umsätze des Einzelhandels würden durch die Decke gehen, mit entsprechenden Folgen für die Hersteller, die folglich Arbeitsplätze ohne Ende schaffen würden usw. usw. ...

Ist logisch, oder? Mindestens ebenso logisch, wie der Plan, das Geld den Konzernen in den Allerwertesten zu schieben, in der allzuoft enttäuschten Hoffnung, dass daraus irgendwas Gutes für die Allgemeinheit entstünde. Aber keine Sorge: Es wird nicht passieren. Das herrschende Recht ist nun mal das Recht der Herrschenden.


 Was bleibt ...? Alkohol oder die Revolucion. Oder beides.





Donnerstag, 5. März 2015

Immer noch zu naiv



Ernüchternd: Da fürchet man, überreichliche Lebenserfahrung hätte einen zum vergrätzten, menschenfeindlichen Zyniker werden lassen, und dann stellt man fest, dass die gesellschaftliche Realität noch viel, viel zynischer ist und dass man - vergleichsweise - immer noch ein ahnungsloser Knabenmorgenblütenträumer ist.

Eine Grippe-Epidemie, dachte ich, ist doof, weil viele Menschen schwer krank werden, manche sogar daran sterben. Völlig naiv gedacht, lerne ich jetzt aus der Provinz-Postille: Das Problem bei einer Grippe-Epidemie ist, dass das Bruttoinlandsprodukt dadurch um bis zu 0,3 % sinken könnte! Das könnte dazu führen, dass alle Konzerne zusammengenommen 2,2 Milliarden Euro Verlust einfahren! Gut, soviel Gewinn macht allein die Deutsche Bank in einem Quartal, aber egal. Es geht ums Prinzip. Und deshalb - und nur deshalb - muss man etwas gegen die Grippe unternehmen.

Nein, ich bin nicht sauer auf die selbsternannten "Konjunkturexperten" des "Rheinisch-Westfälischen Institus für Wirtschaftsforschung". Das sind auch nur dumme, abhängige Zwerge, Lakaien und Speichellecker der wirklich Mächtigen in diesem Land, der Konzerne. Nein, sauer bin ich auf mich selbst: Immer noch zu naiv, das grenzt schon an Blödheit.


"Je älter ich werde, desto linker werde ich."

                                                                                                                                                                                Willy Brandt



(Gandhi-Denkmal via wiki commons)








Sonntag, 1. März 2015

Banalität des alltäglichen Unrechts



Dass in Moskau ein prominenter Oppositioneller erschossen wird, bauschen die Medien mal wieder so richtig dolle auf. Aber in Wirklichkeit haben wir uns doch längst dran gewöhnt:

Dass Russland keine Demokratie und Meinungsfreiheit will - banal. Dass die Russen menschen / rechts / verachtende Mittel vom Machterhaltungs-Zweck geheiligt sehen - banal. Dass die westlichen Medien diesen Mord zum Anlass für Hetze nehmen - banal. Dass wir ganz sicher die wahre Wahrheit über diesen Mord niemals erfahren werden - banal.

Das sind alles keine neuen Nachrichten, meine innere Empörung ist bestenfalls bemüht.

Was mich bei solchen Anlässen hingegen immer noch fasziniert: 
  1. Wie kommt die Scheiße in die Köpfe der Leute, in diesem Fall: der Mörder? 
  2. Wo ist der Quell der Scheiße? (Es muss ein Arsch sein, so viel ist sicher.) 


(verändert via wiki commons)

Mittwoch, 25. Februar 2015

Die Macht der Mächtigen



Gestern arte-doku über die Troika. Das Einzige, was man den griechischen Normal-Menschen vorwerfen kann, ist, dass sie sich jahrelang von ihren Plittikörrn mit Wahlgeschenken haben korrumpieren lassen. Woher sollten sie es auch besser wissen, da die EU-Verträge im Inhalt so komplex und absichtsvoll verklausuliert sind, dass nicht mal Experten sie verstehen und da die Verhandlungen doch stets unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden?

Und wir Deutschen sind nix besser: Unsere Plittikörr hetzen gegen das griechische Volk und bedienen in Wirklichkeit nur ihre eigene Machtgeilheit sowie die Interessen deutscher (und französischer) Banken.

Ergebnis: Die griechischen Normalos stehen weitgehend unverschuldet mitten im Zusammenbruch ihrer Sozialsysteme, und die deutschen Normalos zahlen endlose Milliarden, um schwerreiche Banken zu pampern, die wohlüberlegt einem maroden Staat Kredite aufgedrängt haben.

Mal wieder ein Kantersieg der Ultra-Egoisten: Die Reichen werden unerträglich viel reicher, die Normalos zahlen einen hohen Preis. 

Erneut Zeit für Klassenkampf. Zumindest sollten alle, die unter der Macht der Mächtigen leiden, aufhören, sich gegeneinander aufhetzen zu lassen. Verarschte aller Länder, vereinigt Euch!








Sonntag, 22. Februar 2015

Ungelogen



Wir haben uns so sehr daran gewöhnt, dass Hersteller uns in der Werbung grundsätzlich auf's Übelste belügen, dass wir irritiert innehalten, wenn mal ein Produkt hält, was seine Werbung verspricht.

Tataaa! Ich präsentiere: Den Leifheit Fenstersauger! Was für eine bemerkenswerte Erleichterung beim Fensterputzen! Keine Streifen, kein Rumgekleckere mit dem siffigen Wischwasser, einfach nur gut. Grob geschätzt spare ich zwischen 30 und 50 % der Arbeitszeit.

Man muss auch mal über die Lichtblicke in der öden, blöden Konsumwüste reden.


 (Quelle: Leifheit)