Freitag, 20. März 2015

Betriebliche Betroffenheit



Die Arbeitsamts-Statistiker, neudeutsch IAB, teilen mit, dass "zwölf Prozent der Betriebe vom Mindestlohn betroffen" seien. Klingt wie "getroffen". Klingt wie "schwer verwundet". Klingtsogar ein wenig nach "feigem, sozi-bolschewistischem Dolchstoß in den Rücken aufrechten deutschen Unternehmertums", oder?

Es ist schon ein brutales Los, dauernd von Gesetzen betroffen zu werden. Das ist wie im feindlichen Kugelhagel stehen und nicht weg können. Ich kenn' das aus eigener Erfahrung: Täglich, ja stündlich, bin ich zum Beispiel von Menschenrechten betroffen. Sie sind überall! Es ist zum Verrücktwerden: Artikel 1 GG verfolgt und knechtet mich seit meiner Geburt auf Schritt und Tritt! Nur, weil ich Deutscher bin. Das ist sowas von unfair. Das ist diskriminierend. Quasi lebenslängliche Freiheitsberaubung. Selbst mein Kinder sind betroffen. Die Leute sind da erbarmungslos ...

Genug des Klamauks.

Machen wir doch einfach mal die Ersatzprobe. Statt "Zwölf Prozent der Betriebe vom Mindestlohn betroffen" hätten die IAB-Leute doch auch melden können "88 Prozent der Unternehmen atmen auf: Der Druck durch das hemmungsloses Lohndumping ihrer Konkurrenz ist nun ein wenig gewichen." Oder: "Die profitgeilen, egoistischen Heuschrecken können sich nun nicht mehr ausschließlich auf dem Rücken ihrer ArbeitnehmerInnen einen goldenen Arsch verdienen." Oder "Die Abwärtsschraube bei Löhnen  und Gehältern ist endlich aufhaltbar geworden."

Sind die IAB-Leute nur dumm oder sind sie böswillig, dass sie diese alternativen Formulierungen nicht gewählt haben?




 (via wiki commons)

                                                       Tja, nix für Weicheier:
                                                       die freiheitlich-demokratische Grundordnung,
                                                       die soziale Marktwirtschaft.
                                                       Da bin ich echt 'n Fan von.






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