Donnerstag, 5. März 2015

Immer noch zu naiv



Ernüchternd: Da fürchet man, überreichliche Lebenserfahrung hätte einen zum vergrätzten, menschenfeindlichen Zyniker werden lassen, und dann stellt man fest, dass die gesellschaftliche Realität noch viel, viel zynischer ist und dass man - vergleichsweise - immer noch ein ahnungsloser Knabenmorgenblütenträumer ist.

Eine Grippe-Epidemie, dachte ich, ist doof, weil viele Menschen schwer krank werden, manche sogar daran sterben. Völlig naiv gedacht, lerne ich jetzt aus der Provinz-Postille: Das Problem bei einer Grippe-Epidemie ist, dass das Bruttoinlandsprodukt dadurch um bis zu 0,3 % sinken könnte! Das könnte dazu führen, dass alle Konzerne zusammengenommen 2,2 Milliarden Euro Verlust einfahren! Gut, soviel Gewinn macht allein die Deutsche Bank in einem Quartal, aber egal. Es geht ums Prinzip. Und deshalb - und nur deshalb - muss man etwas gegen die Grippe unternehmen.

Nein, ich bin nicht sauer auf die selbsternannten "Konjunkturexperten" des "Rheinisch-Westfälischen Institus für Wirtschaftsforschung". Das sind auch nur dumme, abhängige Zwerge, Lakaien und Speichellecker der wirklich Mächtigen in diesem Land, der Konzerne. Nein, sauer bin ich auf mich selbst: Immer noch zu naiv, das grenzt schon an Blödheit.


"Je älter ich werde, desto linker werde ich."

                                                                                                                                                                                Willy Brandt



(Gandhi-Denkmal via wiki commons)








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