Donnerstag, 29. Dezember 2016

Bilanz 2016


  • Dummheit, Machtgeilheit, Gier, Egoismus und selbstverschuldete Unmündigkeit haben große Siege errungen und gewaltige Fortschritte gemacht. 
  • Solidarität, Mitgefühl und Zurückhaltung (Demut) gingen beschleunigt den Bach runter.
  • Ethik, die Frage nach der Richtigkeit menschlichen Handelns, wird nicht mal mehr als verlogenes Lippenbekenntnis bemüht.

Gestehen wir's ein: In der großen Arena, da, wo den Konzernen längst die Politik gehört, ist der Kampf um eine menschenwürdige Welt endgültig verloren. Bleibt die Flucht ins Private, und bleibt der gemeinsame Aufbau einer Welt, in der Konzerne und Plittikörr keine Macht gewinnen können.



(verändert via wiki commons)
Ja, die Orks haben Osgiliath erobert. Aber Minas Tirith bekommen sie nicht!


Sonntag, 25. Dezember 2016

Erleichterung


AfD, Seehofer, Orban, Erdogan, Trump und nun auch Netanjahu ... ganz ehrlich: Es macht die Sache viel einfacher, wenn krankhaft egomanische, machtgeile alte Männer (und Nationen) es neuerdings chique finden, die Weltöffentlichkeit darüber zu informieren, dass sie gemeingefährliche Arschlöcher seien und dass sie das ganz bewusst seien und dass sie jedes ethisches Hinterfragen ihres Handelns grundsätzlich als aggressiven Akt, quasi als Kriegserklärung betrachteten.

Der gewaltaffine, unberechenbare Irre wird zwar nirgends geliebt, nicht mal respektiert, aber die therapeutische Zurückhaltung und Vorsicht, die die Umwelt ihm entgegenbringt, scheint eine hinreichende Ersatzbefriedigung für das Urbedürfnis nach wahrer Liebe und Wertschätzung zu sein. Man kennt das von den pubertären Schulhof-Schlägern: Alle anderen SchülerInnen wissen, dass das absolute Vollidioten sind, aber niemand bringt den psychopathologischen Befund konsequent auf den Punkt. Stattdessen schleicht man drumherum, aus Feigheit, Faulheit oder Desinteresse. Und der prügelnde Proll betrügt sich selbst mit dem Gedanken, man achte ihn.

Der fette Schwachkopf aus Pjöngjang gehört übrigens nicht in die obengenannte Reihe. Kim-Jong-Un hängt dem Zeitgeist mindestens vierzig Jahre hinterher und arbeitet immer noch an dem hirnrissigen und längst gescheiterten Versuch, sein Arschloch-Sein mit militärischen Bedrohungs-Szenarien von außen zu begründen. Kleiner Tipp, Schwabbelbacke: Hör' auf, Dich lächerlich zu machen. Sag' der Welt einfach, dass Du krankhaft machtgeil bist, einen zu kleinen Penis hast und deshalb jeden massenvernichten wirst, der Dir auch nur ansatzweise quer kommt. Früher gehörte sich das nicht, sowas offen auszusprechen, auch, wenn es ohnehin Jede/r wusste. Inzwischen ist das aber salonfähig, und mehr noch: Trump wird das voll liken, Dich lieben und verstehen, echt jetzt!



(via wiki commons)
Ersatzbefriedigung.




 

Freitag, 23. Dezember 2016

Zombie-Gefahr


Wurde gefragt, warum ich nix zum Anschlag vom Berliner Weihnachtsmarkt mache.
Antwort: Mir fällt nix ein.
  • Mein Mitgefühl, aber das ist eine Binse, gilt den Opfern, ist doch klar. 
  • Der Täter: ein feiger, hinterhältiger Idiot, sich von Obereinpeitschern so instrumentalisieren zu lassen. 
  • Das Motiv: Entweder saublöd, anzunehmen, mit sowas irgendwas erreichen zu können. Oder extrem teuflisch: Die Fronten zwischen Islam und Europa absichtsvoll zu verhärten, bis es zum richtig großen Knall kommt. 
  • Die Reaktion: Seitens der Muslime wieder mal keine hörbare, ganz grundsätzliche Absage an die Gewalt. Seitens der Europäer wieder mal keine ernsthafte Ursachensuche, stattdessen die vorhersehbar dümmstmöglichen (und von den Attentätern beabsichtigten) Reaktionen, v.a. aus Bayern.   

Es ist all dies so absolut un-überraschend. Und so deprimierend, zu beobachten, wie alle Agierenden mit zombiehaftem Schematismus nur die immer wieder gleichen, untauglichen, gefährlichen Verhaltensmuster abspulen.




It's always the same,
it's a shame,
that's all ...

P. Collins






Donnerstag, 22. Dezember 2016

Lichtlein in der Marketing-Finsternis


Habe gerade die beste Marketing-Idee seit Erfindung des Internets gefunden:

"Give well" ist eine US-amerikanische NGOrganisation, die sich auf die Fahnen geschrieben hat, wohltätige Spendenorganisationen auf Transparenz und Kosteneffizienz zu prüfen und entsprechende Empfehlungen zu veröffentlichen. An sich schon mal eine kluge Idee und ein sehr notwendiges Projekt.

Besonders genial ist aber, dass auf der website an durchaus prominenter Stelle auch das Register "Our mistakes" auftaucht, mit der Erklärung "Diese Seite protokolliert alle Fehler, die wir gemacht haben, Fälle, in denen unsere Organisation nicht den Werten, für die wir stehen, oder den Dingen, die wir gelernt haben, entsprach oder entspricht." (Übers. von mir.) Und es folgt dann auch eine hübsch selbstkritische und einigermaßen aktuelle Liste.

Was für eine brilliante Strategie! Was für brilliante implizite Selbstaussagen!
  1. Alle Menschen machen Fehler. Im Unterschied zu anderen Unternehmen sind wir uns dessen bewusst. Und wir sind so transparent (=verdienen so viel Vertrauen), dass wir das veröffentlichen, und unsere Unternehmensorganisation ist so professionell, so qualitätsbewusst  und selbstlernend, dass wir Jede/n in die Lage versetzen, permanent zu kontrollieren, ob wir nur herumheucheln oder ensthaft an der nachhaltigen Fehlerkorrektur arbeiten.
  2. Schaut Euch genau an, was wir selbst als fehlerhaftes Verhalten betrachten, und Ihr lernt, was uns wichtig ist, worauf es uns bei unserer Arbeit ankommt, für welche Ideale wir einstehen.

Gute Güte! Man vergleiche das mit den hirnlosen Hochdruck-Selbstbeweihräucherungs-sites der großen, satten, selbstzufriedenen Mega-Konzerne, mit ihrer mordormäßigen Marketing-Monokultur.

Wie peinlich dümmlich-arrogant wirken die neben "Give well". Gut, gut!



(verändert via swr.de)
Ein hoffnungsvolles Lichtlein in der Dunkelheit ...







Mittwoch, 21. Dezember 2016

Den Nazis zum Trotz: Sonnenwende feiern


Man muss kein Nazi sein, um zu feiern, dass ab heute Mittag die Tage wieder länger werden. Man muss einfach nur Licht, Wärme, blauen Himmel, sprießendes Grün und unbeschwertes Leben in freier Natur lieben.

Die abrahamitisch-amtskirchlich angeordneten Saturnalien, inzwischen zu 120 % vom Kommerz gekidnappt, gehen mir schon längst am Allerwertesten vorbei.



 (verändert via wiki commons)
Steingewordene Sonnwendfeier





Sonntag, 18. Dezember 2016

Was bedeutet "Menschenursachen bekämpfen"?


Im sonntäglichen Umsonst-Werbe-Blättchen titelt ein Artikel:

"Flüchtlingsursachen bekämpfen".

Beschrieben wird eine (durchaus sinnvoll anmutende) Aktion, die Fluchtursachen und nicht etwa "Flüchtlingsursachen" bekämpfen will.

Wie kann so ein Faux-pas geschehen? Drei, nein, vier Gründe sind denkbar:

1. Der Verfasser ist völlig überarbeitet und unterbezahlt, war unkonzentriert, vielleicht auch alkoholisiert und hat im geistigen Blindflug agiert.
2. Der Verfasser ist inkompetent und zu blöd oder zu unsensibel, den mörderischen Bedeutungsunterschied zu erfassen. Deshalb arbeitet er ja auch nur für ein Umsonst-Werbe-Blättchen, statt für eine anständige Zeitung. [*1]
3. Der Verfasser ist einer der sehr wenigen nicht-doofen Braunbratzen, eine gefährliche Subspezies, und hat ganz absichtsvoll gehandelt.
4. Der Verfasser hat ganz bewusst, sehr subtil und mit scharfem kritischen Geist darauf aufmerksam gemacht, dass bei uns inzwischen die meisten Aktionen, die unter der Flagge "Flüchtlingshilfe" segeln, ausschließlich der kurzfristigen Flüchtlingsvermeidung dienen.

Zum letztgenannten Punkt: Es ist völlig richtig, dass auf lange Sicht Ziel sein muss, dass nirgendwo auf der Welt mehr Menschen vor -> Arschlöchern fliehen müssen. Das bedeutet aber nicht, dass wir derzeit den aus unsäglichen Lebens- und Sterbensbedingungen Geflohenen sagen: "Nee, Du musst zurück, weil wir das Geld sparen, um, vielleicht (!), in zehn, zwanzig Jahren in Deiner Heimat oder sonstwo für menschenwürdige Bedingungen zu sorgen."

Apropos sparen: Nigeria hat neulich gerade die Weltgemeinschaft vergeblich um 700 Millionen Dollar gebeten, um Fluchtursachen vor Ort zu bekämpfen und durchziehende Flüchtlinge aus anderen Staaten menschenwürdig unterbringen zu können, damit die nicht weiter nach Norden ziehen müssen - wie gesagt: vergeblich. Gleichzeitig haben die PlittikörrInnen zweier mickriger norddeutscher Bundesländer 10 Milliarden Euro aus Steuergeldern locker gemacht, um die beschissene, abgehalfterte, von inkompetenten Managern und Plittikörrn in die Grütze gefahrene HSH-Bank zu retten.

Nein, man kann nicht so viel fressen, wie man kotzen könnte. (Liebermann)

Und was rege ich mich auf? Das ist Alles bekannt und schon hunderttausend Mal durchgekaut worden. Aber ich habe eine Bitte: Wenn demnächst Weihnachtsreden geschwungen werden, tut bitte nicht so, als würde die Mehrheit in diesem unserem Lande den geflüchteten Menschen aus Barmherzigkeit und Nächstenliebe helfen. Das ist nicht so. Die ganz überwiegende Mehrheit der Bundesdeutschen hat de facto gar nichts mit den geflüchteten Menschen zu tun. Nur unsere Verwaltungen verwalten ein Verwaltungsproblem, das ist im Wesentlichen Alles. Das soll man auch nicht gering schätzen, aber man soll eben auch nichts reinmenscheln, was nicht da ist.




(Flüchtlingskinder Wiefelstede 1945 via heimatmuseum-wiefelstede.de)
Hier der Beweis: Das sind alles Wirtschaftsflüchtlinge, die nur herkommen, um faul rumzusitzen und uns die Haare vom Kopp zu fressen.




[*1] Pkt. 2 setzt voraus, dass überhaupt ein redaktioneller Mitarbeiter den Waschzettel geprüft hat. Tendenziell unwahrscheinlich.



Freitag, 16. Dezember 2016

Verfassungskämpfer


Mit immer größerer Verwirrung verfolge ich die empörte Berichterstattung über Wahlkampfmanipulationen via Facebook, Twitter und Konsorten. Da würden doch - schlimm, gaaanz, gaaanz schlimm! - tatsächlich falsche Nachrichten und fingierte Kommentare lanciert, aus Trollfabriken, von webbots und weiß der Himmel wem. Die Russen [*1] tun's, die US-Republikaner tun's, und die US-Demokraten auch. Und wenn demnächst bei uns gewählt wird, dann tun's sie's bestimmt alle wieder. Da kann ja JEDER ALLES posten, und der gute, treudoofe doitsche Wahlkampf wird zum hilflosen Spielball fremder Menschen, Mächte und Maschinen.

Und da ist der Punkt meiner maximalen Verwirrung erreicht. Alles, was in Wirklichkeit passiert, ist doch, dass eine Handvoll Vollidioten sich bemüht, den größten anzunehmenden Schwachsinn in den Netzwerken zu verbreiten. Ok, es sind organisierte Vollidioten, es sind hochtechnisierte Vollidioten und es sind medial äußerst versierte Volidioten. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass das, was sie verbreiten, Schwachsinn ist, der auch nur beim Hauch einer Nachprüfung sofort verpufft, und der hier in Betracht stehende Schwachsinn findet wirklich nur in den sozialen Netzen statt. Ernsthafte Information passiert doch ganz woanders und ist überhaupt nicht betroffen.

So what!?

Oder glaubt tatsächlich irgendwer, es gäbe irgendwo einen Menschen, der / die ihre / seine Wahlentscheidung von dem Geseiere in Facebook / Twitter etc. abhängig macht? Diese Annahme ist nicht nur völlig abwegig, sie enthält außerdem eine schreckliche, unauslöschliche Beleidigung aller WählerInnen.

Der / die WählerIn in einer Demokratie ist der / die mündige StaatsbürgerIn, ist ein aufgeklärtes, ständig um Aufklärung, um Rationalität bemühtes Subjekt, ist höchste staatliche Autorität! Das sind per definitionem alles Leute, die sich ihrer großen Verantwortung bewusst sind, sich also auf der Basis eines soliden Allgemeinwissens permanent umfassend informieren und Dank ihres Intellekts weitestmöglich in die Zukunft vorausschauen und so zu politischen Entscheidungen kommen, die auf das Wohl der Allgemeinheit der eigenen Nation und der ganzen Welt gerichtet sind.

Das ist mein fester Glaube und meine Hoffnung, und ich bin sicher, dass ich damit nicht alleine stehe und dass die SchöpferInnen des Grundgesetzes genau diese Art von weltklugen, selbstlosen, solidarischen, verantwortungsbewussten Menschen im Blick hatten, als sie die Freiheitlich-Demokratische-Grundordnung festklopfen.

Sollte sich je herausstellen, dass eine übergroße Mehrheit der Wählerschaft zwischenzeitlich zu  sabbernden, vollverblödeten Kurzsicht-Egoisten mutiert ist, die zu gehirnverfettet, zu faul und zu korrumpiert sind, sich anständig zu informieren (was zugegebenermaßen einer gewissen permanenten Anstrengung bedarf) und die sich stattdessen lieber der kollektiven Pseudomeinungs-Masturbation im Internet hingeben, einerseits ihre eigenen Hirnblähungen hinausfurzen und sich andererseits lustvoll mit den reptilienhirnadressierten Botschaften der globalen Obereinpeitscher volllaufen lassen, um sich auch noch die letzten Reste menschenwürdigen Denkens wegzuflexen, dann ... ja dann ...

(... und jetzt kommt einer der heftigsten Sätze, die ich je veröffentlicht habe ...)

... wäre es an der Zeit, das Gescheitert-Sein des demokratischen Projektes zu konstatieren.

Aber zum Glück gibt es noch reichlich Leute, die ethisch, intellektuell und - notfalls - physisch für den standesgemäßen Erhalt unserer Verfassung eintreten. Und diese Leute, glaubt's mir, die sind gegen die gequirlte Scheiße aus den Netzwerken hinreichend immun.




 (unbek. 1848 - via wiki commons)





[*1] Äh. Frage: Warum ist den Russen eigentlich so sehr daran gelegen, dass Trump Präsi wird? Beschleunigt das den Untergang des Kapitalismus? Gut gemeint klingt das jedenfalls nicht, wie Putins Mannen da agieren.



Mittwoch, 14. Dezember 2016

Kabale und grenzenlose Wut


Syrische Regierungstruppen kämpfen gegen Rebellen, die untereinander zerstritten sind, aber Assad stürzen wollen, der mit Hilfe der Russen den IS und die Rebellen bekämpft, aber nicht die Kurden, die einen eigenen Staat wollen, teilweise auch auf syrischem Gebiet, und deshalb vom Ober-Ziegenpeter vom Bosporus bombardiert werden, und zwar im Nord-Irak. Deutschland unterstützt die Kurden mit Waffen und Geld, weil die sehr effektiv gegen den IS kämpfen, der immerhin die gesamte westliche Welt bedroht, aber Deutschland unterstützt auch Saudi-Arabien, z.B. mit immensen Waffenlieferungen und demnächst auch mit Militärausbildern, obwohl Saudi-Arabien, Kuwait und die Vereinigten Arabischen Emirate den IS, und damit auch die Terroranschläge in Europa quasi vollfinanzieren. Gleichzeitig bezichtigt Deutschland in Deutschland lebende Kurden, Terroristen zu sein, jedenfalls ist die PKK hier verboten, und deutsche Bundeswehrsoldaten sind in der Türkei stationiert, in der sichtlich schon seit Langem eine menschenverachtende Diktatur installiert wird, um diese Diktatur nach außen vor ... äh ... wem nochmal? ... zu schützen?


Natürlich, natürlich, es gibt für diese Sachverhalte ganz klar historische, diplomatische und realpolitische Kausalitätsketten. Plittikörr sprechen mitunter von "gewachsenen Strukturen", wenn sie null Ahnung und null Argumente haben, und sie tun so, als wäre das eine Begründung für irgendwas, und sie übersehen, dass der Begriff "gewachsene Strukturen" von BetriebswirtschaftlerInnen als sozialverträgliches Synonym für "Der Laden ist von einem inkompetenten, arroganten Management über Jahre so nachhaltig und endgültig in die Grütze gefahren worden, dass wir am besten alle Leute evakuieren, alles in die Luft sprengen und dann ganz neu anfangen sollten." verwendet wird.

Ich bin äußerst gespannt, wenn in zwanzig, dreißig Jahren die ersten Dokus über jene Hintergründe berichten, die uns aktuell komplett vorenthalten werden, weil wir sonst vielleicht, nein: mit allergrößter Gewissheit stinkesauer würden über so viel menschenverachtenden Zynismus, so viel abscheulichen Egoismus, so viel perverse Machtgeilheit sadistischer alter Männer.

Nur mal 'ne Frage an das denkende Publikum: Wie offensichtlich müssen die inneren Widersprüche deutscher und internationaler Politik denn noch werden, wie groß das Leiden der Zivilbevölkerung, damit Ihr Euch, wir uns, endlich mal final empören und das ganze beteiligte Gesocks aus Diplomaten, Diktatoren, Konzern-Muftis und pseudo-religiösen Obereinpeitschern endlich auf den Merkur [*1] schießen?

Nachtrag 15.12.2016: In der gestrigen Tagesschau hießen die Rebellen nicht mehr "Rebellen", sondern "bewaffnette Oppositionsparteien", und die vormals "syrische Regierung" war sprachlich wieder mal zum "Assad-Regime" mutiert. Was will uns der Dichter damit sagen?



(Merkur - zusammengesetztes NASA-Bild via wiki commons)




[*1] Warum Merkur? Ganz einfach: Temperaturschwankungen zwischen + 430 °C und -170 °C, keine nennenswerte Atmosphäre, eine herrlich verschrobene siderische Rotationsperiode; ja, ich möchte, dass es den Leuten richtig schlecht geht. Außerdem war Merkur der Gott der Diebe und Händler, und das passt ja auch zum Thema.




Donnerstag, 8. Dezember 2016

Hohl


Wenn
es tatsächlich zutrifft,
dass die von Trumps Schergen in sozialen Netzwerken gestreute Geschichte,
Hillary Clinton habe aus einer Pizzeria heraus einen Kinderpornoring geleitet,
von irgendwelchen Menschen geglaubt wurde,

dann
sollte man klarstellen,
dass nicht das Internet im Allgemeinen und / oder die soziale Netzwerke im Besonderen
die Schuld zu tragen haben
für die unermessliche Doofheit einiger Menschen.

Oder
mit G. C. Lichtenberg gefragt:
"Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstoßen und es klingt hohl,
ist denn das allemal im Buche?" (Sudelbücher, Heft D)






(G.C. Lichtenberg, 1742-1799 - verändert via wiki commons)

 In diesem Zusammenhang auch schön:
"Ein Buch ist wie ein Spiegel, wenn ein Affe hineinsieht, kann kein Apostel herausgucken."




Mittwoch, 7. Dezember 2016

PISA-Kasper


Die Provinz-Presse bläht die ganz einfache Wahrheit über das nur mittelprächtige Abschneiden doitscher 15jähriger im weltweiten PISA-Vergleichstest heraus: Es liegt die Schuld natürlich bei den LehrerInnen. Hier müsse, einzige Lösung, ganz dringend an der Aus- und Fortbildung gearbeitet werden.

Das ist so sicher und so logisch, wie das Amen in der Kirche! Wenn es nämlich nicht an den LehrerInnen läge, müsste man ja anderswo nach Gründen suchen, und das wird ganz und gar unappetitlich. Wo sollte man da denn ansetzen?

Bei den SchülerInnen etwa? Auf keinen Fall, denn erstens sind diese zarten Seelchen, und das meine ich völlig unironisch, nur ein Opfer ihrer Zeit und gesellschaftlichen Umgebung. Wir präsentieren ihnen Hoeneß, Trump und Dieter Bohlen als mediengehypte menschliche Vorbilder und RTL2, Facebook und beliebige Videostreams als Surrogat für echte Kulturaneignung, z.B. das Lesen.

Und zweitens haben SchülerInnen Eltern, und wer hat schon den Arsch in der Hose, den Eltern mitzuteilen, dass ihre Sprösslinge nicht allesamt hochbegabte künftige NobelpreisanwärterInnen sind, sondern normal-doofe, normal-faule Kiddos, wie überall auf diesem kultur-nivellierten McDonald's-Planeten? Eltern sind WählerInnen. Sollen sich Plittikörr etwa selbst absägen, indem sie unbequeme Wahrheiten verbreiten? Für eine Legislatur wird's schon noch gehen.

Weiter oben in der Kultus-Nahrungskette kommt dann der schulorganisatorische Mittelbau, die Ratten in der Bildsäule [*1]. Die KultusministerInnen selbst können wir dabei getrost ignorieren, denn die sind in unserem föderalen Bildungssystem per definitionem Nullnummern, die grundsätzlich nur aus parteipolitischem Proporz gesetzt werden und nicht, weil sie kompetent sind, Verantwortung haben oder übernehmen oder gar ernsthaft was verändern sollen.

Nein, wir müssen uns auf der Ebene der StaatssekretärInnen und knapp darunter umsehen. Das sind die Leute, die so spannende Konzepte raushauen, wie Integration von Flüchtlingen, Inklusion von Menschen mit Behinderungen, Förderung von schwächeren und gleichzeitig von hochbegabten SchülerInnen mit ziel- und binnendiffernziertem, medien- und sozial- und fachkompetenzorientiertem Unterricht  - und das Alles gleichzeitig in einem Klassenraum mit 28 Schwerstpubertierenden.

Sollen wir diesen politisch gesetzt, höchstbesoldeten BeamtInnen etwa Vorwürfe machen? Können die etwa was dafür, dass unsere Kiddos gefühlt vollverblöden? Um Himmels Willen, nein, denn erstens verlören die Damen und Herren mit sofortiger Wirkung ihre berufliche Existenzberechtigung, wenn sie sich nicht ständig so schwachsinnige - pardon: unevaluierte - Konzepte ausdächten und zweitens sind das die Leute, die über die nächste PISA-Teilnahme und ergo -Finanzierung mitentscheiden. So jemanden will man sich keinesfalls zum Gegner machen.

Und oberhalb dieser Ebene kommt der "big cheese", die Bundespolitik, die sich zurecht immer wieder auf die Position zurückzieht, Bildungspolitik sei Ländersache (aber gleichzeitig ein paar hundert Millionen Euro gießkannenartig für digitalen Unterricht verplempert, obwohl niemand eine klare Vorstellung hat, was genau das sein und vor allem bewirken soll).

Schließlich wäre da ja auch noch die sehr heiße Frage nach der Aussagefähigkeit des PISA-Tests. Alter Witz aus der Lernpsychologie: "Was ist Intelligenz?" "Das, was der Intelligenztest misst." Kein Witz: "Warum haben die Niederländer kein Problem mit dem PISA-Test?" "Weil sie einfach beschlossen haben, nicht daran teilzunehmen." Den PISA-Test an sich in Frage stellen? Niemals! Wisst Ihr nicht, was für unfassbare Umsätze die Schulbuch-Verlage damit machen? Und wer hat in den Kultusministerien wohl mehr zu sagen, ausgebildete PädagogInnen oder die Verlags-Lobby?

Liebe Freunde der Pädagogik, wenn Ihr wollt, dass ich die Kinder auf den PISA-Test vorbereite, dann braucht Ihr's nur zu sagen! Ich bin eine ganz und gar unmoralische Söldnerseele, ich zieh' das durch, ohne mit der Wimper zu zucken. Als Erstes alle schwachen SchülerInnen absägen. Dann Paukschulen nach Vorbild Singapurs (Testsieger) einrichten. Knallharte Selektion durch dauerhafte Testkultur, wer nicht mithält, ist eben abgehängt. Vielleicht hilft massive Nachhilfe in renomierten Institutionen, wenn die Eltern es sich leisten können. Da haben wir Sieger auf allen Seiten: Die Plittikörr können sich einmal jährlich auf die Schultern klopfen, für uns LehrerInnen wird das Leben unglaublich leicht, die Eltern und die späteren Arbeitgeber freuen sich über wohlerzogene, pflegeleichte, seelisch gebrochene,  duckmäuserische Kinder - Friede, Freude, Eierkuchen.

Spaß beiseite, kurzer, ernster Sinn: Das wahnwitzig hohe LehrerInnengehalt ist zu einem gewissen Teil auch ein Schweige- und Schmerzensgeld. Wir ertragen den täglichen Schwachsinn, prostituieren uns (mit der geballten Faust in der Tasche) als Sündenböcke für Plittikörr und Eltern, schweigen und versuchen auch weiterhin, unsere SchülerInnen vor dem kompletten Irrsinn da draußen bestmöglich zu schützen. Wir alle betreiben längst Guerilla-Pädagogik gegen verrottete, verlogene Strukturen.



(Bansky - via wiki commons)







PS: Wer meint, ich hätte hier nur Frust abgeladen, führe bitte folgendes Gedankenexperiment durch.

Gesetzt den Fall, Doitschland wäre im PISA-Test 2016 auf Rang 1 (statt auf 16) von 76 gelandet - welche Option wäre wahrscheinlicher? 

1. Die Plittikörr und die Medien hätten auch in diesem Fall die komplette und ausschließliche  Verantwortung für den Erfolg allein auf die LehrerInnen geschoben, nebst Glückwünschen und Dank für die brilliante Arbeit.

2. Die Plittikörr und ihre anhängigen Ratten hätten sich orgastisch dafür selbstbeweihräuchert, dass sie den ewig-lahmblöden LehrerInnen so eine vortreffliche Struktur verfügbar machten ... blablabla ...







[*1] J.G. Herder: Das größte Übel des Staats, die Ratte in der Bildsäule

Hoan-Kong frage einst seinen Minister, den Koang-Tschong, wofür man sich wohl in einem Staat am meisten fürchten müsse. Koang-Tschong antwortete: »Prinz, nach meiner Einsicht hat man nichts mehr zu fürchten, als was man nennet: die Ratte in der Bildsäule.«
Hoan-Kong verstand diese Vergleichung nicht; Koang-Tschong erklärte sie ihm also:
»Ihr wisset, Prinz, daß man an vielen Orten dem Geiste des Orts Bildsäulen aufzurichten pflegt; diese hölzernen Statuen sind inwendig hohl und von außen bemalet. Eine Ratte hatte sich in eine hineingearbeitet; und man wußte nicht, wie man sie verjagen sollte. Feuer dabei zu gebrauchen getraute man sich nicht, aus Furcht, daß solches das Holz der Statue angreife; die Bildsäule ins Wasser zu setzen, getraute man sich nicht, aus Furcht, man möchte die Farben an ihr auslöschen. Und so bedeckte und beschützte die Ehrerbietung, die man vor der Bildsäule hatte, die - Ratte.«
»Und wer sind diese Ratten im Staat?« fragte Hoan-Kong.
»Leute«, sprach der Minister, »die weder Verdienst noch Tugend haben und gleichwohl die Gunst des Fürsten genießen. Sie verderben alles; man siehet es und seufzet darüber; man weiß aber nicht, wie man sie angreifen, wie man ihnen beikommen soll. Sie sind die Ratten in der Bildsäule.«










Dienstag, 6. Dezember 2016

Lasst nur Eliten um mich sein!


A: Es gibt Menschen, die ständig hart und unermüdlich an ihrem Weltbild arbeiten, Menschen, die auf eine ganz wahllose Weise umfassend aufmerksam und neugierig sind, Menschen, die alle Informationen, derer sie habhaft werden können, verwenden, um ihr Weltbild andauernd zu prüfen, zu modifizieren und zu aktualisieren, im Kleinen wie im Großen, Menschen, die ständig kritisch zweifeln und die sich nur selten und nur unter größter Vorsicht, fast widerwillig, zu Aussagen allgemeinen Wahrheitsgehaltes bewegen lassen und die verbindliche Gewissheiten per se ablehnen.

B: Und dann gibt es die anderen Menschen, jene, die niemals denken, weil denken heißt, dass man zweifelt und weil diese Menschen Zweifel grundsätzlich für Schwäche halten und stattdessen lieber ewige Gewissheiten, bevorzugt in Dreiwortsätzen, mit der gleichen Selbstverständlichkeit absondern, mit der andere scheißen gehen: regelmäßig, jenseits aller Kognition und mit tiefempfundener animalischer Befriedigung.

Typ A, die wahren Menschen, werden von den Populisten weltweit neuerdings ebenso abfällig wie medienwirksam als "Eliten" stigmatisiert und sind schuld an ALLEM. Ich gebe hiermit zu Protokoll, dass ich in diesem Sinne schwerstmehrfach elitär bin und fürderhin ausschließlich mit Eliten zu kommunizieren wünsche.

Typ B repräsentiert das, was die Trumpisten, die machtgeilen Arschlöcher aller Länder, mit versteckter Häme hofieren und bauchpinseln.

Dazu zwei Anmerkungen:

Erstens: Zu Typ A gehören unglaublich viele Menschen, und weder Schulbildung noch Ausbildung, Beruf, Einkommen, Besitz, Alter, Geschlecht, Hautfarbe, Orientierung oder tatsächliches Ansehen spielen eine Rolle bei der Frage der Elitenzugehörigkeit, sondern nur Wunsch und Wille, letztlich zu verstehen, was die Welt zusammenhält. Ich kenne Siebenjährige, die so ticken, und HauptschülerInnen und funktionale Analphabeten.

Zweitens: Es muss klargestellt werden, dass ausschließlich Äußerungen vom Typ A durch § 5 GG richtigerweise unter staatlichen Schutz gestellt sind: "Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten." 

Man beachte, dass zwischen "Meinung äußern" (Typ A) und "Hirnlos Scheiße labern" (Typ B) ganz klar getrennt werden kann und muss. "Meinung äußern" bedeutet: Erst tüchtig nachdenken ... - und dann (vielleicht) reden. § 5 GG meint ganz sicher nicht Aussagen, die gewöhnlich mit "Das wird man ja wohl noch sagen dürfen ... " ein- oder ausgeleitet werden!

Merke: Wer die Spießer-Denke schon nicht im löchrigen Brägen behalten kann, sollte sie im stillen Kämmerlein rauslassen, aber keinesfalls öffentlich. Man kackt doch auch nicht auf den Marktplatz, oder? Warum dort also AfD-Demos zulassen?





(stark verändert via igmetall-salzgitter-peine.de)
 







Donnerstag, 1. Dezember 2016

Klare Intoleranz



Lese jrade Stumberger: "Flüchtlinge verstehen".

Stumberger so: Wir müssen die Eigenheiten der Flüchtenden kennen, um die Unterschiede berücksichtigen zu können.

Und ich so: Nö!

Klären wir doch noch mal eben die Rollen: Da kommen Menschen in größter Not zu uns, die alles verloren haben. Ich bin wirklich gerne bereit, sie mit Freundlichkeit und Nächstenliebe zu empfangen und ihnen materiell und ideell alle Hilfe zukommen zu lassen, derer sie bedürfen. Da könnten und müssten wir noch viel mehr tun.

Aber es interessiert mich einen Scheißdreck, was Sunniten von Schiiten halten, oder dass viele Jesiden zutiefst rassistisch sind und dass viele Flüchtende aus extrem frauenfeindlichen und homophoben Kulturkreisen stammen. Ich habe überhaupt keinen (sprichwörtlich: NULL) Bock, mich auf die Hühnerkacke einzulassen, die möglicherweise in den Köpfen einzelner Leute umherschwappt. Da bin ich auch deshalb ganz ungeduldig, weil wir überreichlich genug eigene Fundamental-Vollidioten haben.

Und ich werde keinen noch so winzigen verständnisvollen Schritt auf Idioten zugehen, wenn sie ihren menschenverachtenden, menschrechts- und grundgesetzwidrigen Scheiß hier ausleben wollen.
No way!


 (via wiki commons)
Ich bin echt total nett, aber nicht immer und unbedingt.







Mittwoch, 30. November 2016

Dunkle Lüste


AfD: Prinzipiell nicht schlecht,
dass der ewige grantelnde Spießer
endlich mal das Maul aufmacht
gegen die Obrigkeit.

Aber warum geht das nur
in diese menschenverachtende, verfassungsfeindliche Richtung?

Weil der Spießer
sich immer und immer wieder
eine autoritäre Obrigkeit wünscht, so autoritär,
dass er hinterher wieder und wieder wird sagen können:
"Wir haben nix davon gewusst,
und gegen das, was wir wussten,
konnten wir nix tun,
und das, was wir taten,
taten wir auf Befehl."


Merke: Der Spießer ist ein Idiot. Immer. Idiot, griech.: "der Privatmensch", d.h. Eine/r, die/der nicht begriffen hat und nicht begreifen will, dass man sich auch politisch nicht nicht verhalten kann.


 (via wiki commons)
Der Spießer empfindet eine geradezu sexuelle Lust daran, sich devot zu machen. Wenn es tatsächlich zutrifft, dass Trumpismus den unverstandenen white trash anspricht, dann in diesem Sinne: Sie sehnen sich danach, unterwürfig sein zu dürfen, sei es unter Kaiser Wilhälm oder Trump oder Berlusconi oder Hitler. Zuviel Freiheit und Demokratie verunsichert sie, weil sie genau wissen, dass sie eigentlich zu doof sind, damit etwas anzufangen und weil sie zu feige sind, die Verantwortung für ihr Handeln selbst zu übernehmen.





Samstag, 26. November 2016

Tagesabbruch


Hoeneß, der aus pervertierter, egomanischer Gewinnsucht den Staat, also uns alle, um über 27 Millionen Euro betrog, wurde mit 97,7-prozentiger Mehrheit so früh wie irgend möglich zum Vorsitzenden des FC Bayern München wiedergewählt.

Damit ist Alles gesagt
- über das wahre Ansehen von Verbrechern und Verbrechen in unserem Lande,
- über Ethik und ethische Vorbilder,
- über den Profi-Sport.

Was muss eigentlich noch passieren, damit auch der letzte Dödel bemerkt, dass hier etwas ganz grauenhaft schief läuft?

Hoeneß wird mehr als re-etabliert. Trump lebt, Fidel stirbt. Bis jetzt läuft der Tag laut Nachrichten-Portalen beschissen.



Ich habe mich immer gefragt, warum ich mir den Text nie merken konnte. Jetzt weiß ich: Er ist, im Gegensatz zur Melodie,  einfach bescheuert. Außerdem fehlt da 'n Komma. Verbesserungsvorschlag: Selbe Melodie, neuer Text, und zwar "BA-ba-BA-ba-BUMPF-taTAA ..." Wenn zwei Dutzend Leute das gröhlen, merkt man keinen Unterschied.




Mittwoch, 23. November 2016

Felgen



Ich kenne nun schon mehrere Menschen,
denen es zeitlebens finanziell gar nicht so gut ging und geht,
und die,
als sie dann erstmalig doch eine freie Spitzen erwirtschafteten,
als Erstes 
wahnsinnig teure Felgen
für ihr altes, klappriges Auto kauften
und begründen:
Standard-Felgen seien was für Asoziale.

Was für Prioritäten! Was für ein Blick auf die Welt und die Menschen.





(verändert via wiki commons)
Diese Felge ist nach der Frau eines berühmten britischen Fußballspielers benannt, 
die dafür berühmt ist, dass sie die Frau von ihm ist.






Sonntag, 20. November 2016

Schöne Geschichte








A und B bildeten zusammen einen kompensierbaren Kompass. Der funktionierte aber nicht vernünftig, und in B klöterten Kleinteile auf eine Art und Weise, wie sie das in anständigen Kompassen nicht tun sollten. Nur mit Hilfe von C ließen A und B sich trennen.

Außerdem war C ein geeignetes Medium, meine aktuellen Gefühle gegenüber A und B auszudrücken.

B ist jetzt völlig im Eimer, dafür funktioniert A wie ein zwar unkompensierbarer, aber ansonsten völlig normaler Kompass.

Irgendwas befriedigt mich an der Geschichte. Vielleicht dies: Rohe, spontane, aber nicht völlig unintelligente Gewalt führt zum Erfolg, indem überflüssiger Schikimicki beseitigt wird und etwas Schlichtes, Einfaches, Nützliches übrigbleibt.

Ja, ich glaube, derartige Geschichten gefallen mir. Sie sind so selten.







Genesis 2016


Jrade jelesen: Ein regionaler Weihnachtsmarkt wird werbend beworben mit dem großfettgedruckten Motto "Mehr Licht! Mehr Deko!". Finde ich gut, finde ich sehr gut. Das ist genau das, was mir letztes Jahr auf Weihnachtsmärkten gefehlt hat: Licht und Deko [*1]. Ich meine, wie soll man sonst in Weihnachtsstimmung kommen? Viele Leute würden nicht mal merken, dass Weihnachten ist, gäbe es nicht Licht und Deko.

So steht's auch schon in der Bibel, Genesis 1:

"Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde, 
die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut.
Da sprach Gott: Es werden Licht und Deko 
und es wurden Licht und Deko und Gott sah, dass es gut war.
Dann sprach Gott: Achgott, das reicht eigentlich auch ... so rein optisch."

Auf diese Weise führte er die Drei-Stunden-Arbeitswoche bei vollem Lohnausgleich ein und bewies eindrücklich, dass man - wenn man nur konsequent zielorientiert arbeitet - an einem halben Vormittag das erreichen kann, wofür andere eine ganze Woche brauchen.

Zugegeben: Meine Version der Genesis ist nicht zu 100 % deckungsgleich mit der Geschichte, wie Moses sie erzählt hat, aber ich finde, meine Fassung erklärt den derzeitigen Zustand der Welt viel einleuchtender.



(Lukas Cranach d. Ä. Genesis - via wiki commons)
 Hier deutlich zu erkennen: Alles nur ein Frage von Licht & Deko





[*1] ... und quäkende Lautsprecherbeschallung mit Weihnachtsliedern, aber da können die Marketingleute ja nächstes Jahr noch mal einen Schwerpunkt setzen.   

Dienstag, 15. November 2016

Europäisch für Dummies

"Erdogan droht mit Referendum" titelt die taz und obwohl ich den nachgehenden Artikel mehrfach gelesen habe, verstehe ich nicht. Wie kann man damit drohen, dass ein Volk zu EU-Beitrittsverhandlungen befragt wird und eine Entscheidung trifft? Was genau ist daran bedrohlich? Falls die Türken "Ja" sagen, gehen schlimmstenfalls die aussichtslosen Verhandlungen weiter, ansonsten nicht.

Mir fällt nicht mal 'ne sinnvolle Analogie ein, um mir den Sachverhalt zu erklären: "Entweder Du tust, was ich will oder ich fange an, mich ernsthaft zu fragen, was ich eigentlich will?" Kann doch nicht sein. Das ist doch total bescheuert.

Oder kapiert Erdogan die Finessen westeuropäischer Diplomatie nur so halb und hat er sich bei den Briten abgeguckt, dass das Wort "Referendum" in Brüssel hirnlose Panik erzeugt? "Ey, Alter, wenn Du nicht XY machst, mach' isch disch voll Referendum, bis Du Krankenhaus!" In dem Fall müsste man ihm nochmal die Kontextabhängigkeit von Sprechakten erläutern.

Also speziell für Ziegenpeterle ein Schnellkurs in "Europäisch": Die überwiegende Mehrheit der EuropäerInnen fand und findet den AUSstieg der Briten ebenso saublöd, wie einen möglichen EINstieg der Türkei (jedenfalls unter ihrer derzeitigen Junta). Wir erweitern das zu einem Dreisatz:

Britischer EU-Ausstieg = blöd 

Türkischer EU-Nicht-Einstieg = gut


Ergebnis: Schieb' Dir Deine Drohung dahin, ...
   ... حيث الشمس لا يبدو 


 (verändert via no129.info)
Gut, das zwickt jetzt ein bisschen ...





Samstag, 12. November 2016

Postfaktisch


Wikipedia, heute:

"Der Begriff postfaktische Politik bezeichnet ein politisches Denken und Handeln, bei dem Fakten nicht mehr im Mittelpunkt stehen. Die Wahrheit einer Aussage tritt hinter den Effekt der Aussage auf die eigene Klientel zurück. In einem demokratischen Diskurs wird – nach dem Ideal der Aufklärung – über die zu ziehenden Schlussfolgerungen aus belegbaren Fakten gestritten. In einem postfaktischen Diskurs wird hingegen gelogen, abgelenkt oder verwässert – ohne dass dies entscheidende Relevanz für das Zielpublikum hätte. Entscheidend für die von postfaktischer Politik angesprochenen Wähler ist, ob die angebotenen Erklärungsmodelle eine Nähe zu deren Gefühlswelt haben."

Furchtbare Aussichten, oder?

Die ewige Frage: Wem nützt es?

Antwort: Ausschließlich den machthabenden -> Arschlöchern.

Die Aussage, alle Menschen dieses Planeten haben zu 99,9 Prozent identische Erbinformation, ist eine naturwissenschaftliche Aussage und also jederzeit experimentell prüfbar und also weder durch Geld noch Macht dauerhaft zu korrumpieren. Hingegen können Aussagen wie "Es ist doch allgemein bekannt, dass der weiße heterosexuelle Mann die Krone der Schöpfung ist und absolut und rücksichtslos die Welt beherrschen muss, während Neger, Juden und Frauen ihm untertan sein sollen und Schwule und Andersdenkende ausgemerzt werden müssen."  durch hemmungslosen Einsatz von Geld in privatisierte, d.h. kaufbare Massenmedien je nach Belieben gepusht werden und sie werden bei nachhaltiger Investition früher oder später bei den -> Hirntoten dieses Planeten auf fruchtbaren Boden fallen.

"Postfaktisch" macht Wahrheit kaufbar und Massen leichter lenkbar.

Die grundsätzliche Botschaft des "Postfaktischen" lautet: "Es ist ok, es ist geradezu vorteilhaft, wenn Du doof und denkfaul bist! Bleib dabei! Dann wirst Du Macht und viele attraktive Sexualpartnerinnen haben. Alles andere ist viel zu anstrengend, und - mal ehrlich: Für's Denken bist Du nicht gemacht, oder? Überlass das lieber uns."



"Postfaktisch" - die bedingungslose geistige Kapitulation vor dem kapitalkräftigen -> Arschloch.



(via wikipedia)
Wie absolut eklig und unappetitlich!




Freitag, 11. November 2016

So geht Verantwortung


Eine taz-Gastautorin zeigt Verständnis für die Trump-Wähler und weist Plittikörrn, Medien und Intellektuellen aufgrund deren Ignoranz eine Mitschuld an der Trump-Wahl zu: "Nach all den Jahren, in denen wir sie ignoriert haben, haben die Menschen endlich einen Weg gefunden, uns zum Zuhören zu zwingen."

Aha, der White Trash wollte also nur Aufmerksamkeit "der Gebildeten". Mehr nicht. Zutiefst menschlich und verständlich, nicht wahr? Und weiter:

"Klar, die Verantwortung liegt zuallererst bei den Politikern, die Unternehmer- und private Interessen über die der Bürger und Bürgerinnen stellen, bei den Medien, die auf populistisch geäußerte Unzufriedenheit mit herablassendem Ton reagieren, der dazu taugt, alle diejenigen Verachtung und Scham spüren zu lassen, deren Meinung vom Mainstream als unangenehm empfunden wird. (...) Die meiste Schuld aber trägt die privilegierte Elite, die Toleranz und Offenheit predigt, die nur innerhalb ihres eigenen Weltbilds Gültigkeit besitzen."

Aha, Plittikörr, Medien und eine Toleranz-und-Offenheit-predigende-Elite (Letzteres können ja wohl nur linksintellektuelle Öko-Spinner sein) tragen also die Verantwortung. Was für ein überaus arrogantes und dummes Welt- und Menschenbild. Was für ein perverses Demokratie-Verständnis.

Da unten die armen, unschuldigen, verzweifelten, um Aufmerksamkeit heischenden Massen, da oben die Verantwortung tragenden Eliten? Geht's noch? Wir reden hier von einer freien, gleichen und geheimen Wahl, und wer, bitteschön, außer der/dem einzelnen WählerIn hat hier Verantwortung? Wie kann Deborah Feldmann so menschenverachtend sein, den Millionen WählerInnen zu attestieren, sie seien nur begrenzt verantwortlich (in diesem Fall: schuldhaft verantwortlich), da ja ein Teil der Verantwortung für die Wahl Trumps ganz woanders zu suchen sei!? 

Nee, liebe Leute, so nicht! Wir sind es dem Prinzip der Demokratie und der Menschenwürde, d.h. dem Glauben an die Eigenverantwortlichkeit der Menschen schuldig, davon auszugehen, dass die Mehrheit der US-Amerikaner GERNE einen sexistischen, rassistischen, egomanischen Oberarsch zum Präsidenten haben wollten und dass sie nun bekommen, was sie verdienen. Daran wird nichts gedeutelt und beschönigt.

Andernfalls könnten wir mit denselben Argumenten die Wahlergebnisse der NSDAP in den frühen 30ern ebenfalls relativieren: Die wollten doch nur spielen, wollten nur Aufmerksamkeit, die Armen ... Nix da! Die Deutschen hatten damals einfach Scheiße im Kopp, gefährliche, menschenverachtende, nationalistische, revanchistische, antisemitische Scheiße. Und dafür haben sie die Rechnung bekommen. SO funktioniert das mit der Verantwortung!

Wer sich von Medien, von Intellektuellen oder gar von Plittikörrn geistig auf die schiefe Bahn bringen lässt, ist ein Idiot, aber was für einer. Mitleid wäre da völlig fehl am Platze. Der "american dream" ist doch ganz besoffen und zugedröhnt von der Idee der Eigenverantwortung, also bitte!

Die einzigen Amis, mit denen ich Mitleid habe, sind jene, die nachvollziehbarerweise weder HC noch DT ihre Stimme geben wollten, mangels Alternative also gar nicht gewählt haben und nun richtig Grund zur Verzweiflung haben. Vielleicht stoßen die mal den Gedanken an, dass das Zwei-Parteien-Wahlsystem der US of A offensichtlich nicht mehr die Ergebnisse bringt, die das Volk will?



 (via wikipedia)








 

Mittwoch, 9. November 2016

Vielleicht gar nicht sooo schlecht.

Was wäre denn, wenn Trump verloren hätte? Er und seine Zombies hätten die die ohnehin schon grauenvolle Clinton-Politik vor sich her getrieben. Jetzt ist's umgekehrt und Trump muss beweisen, dass er nicht das -> Arschloch ist, für das alle Nicht-->Hirntoten ihn halten und als das er sich stets dargestellt hat. Alternativ stellt sich in der nächsten Zeit heraus, dass er nicht nur so tut, als ob er ein Riesen-->Arschloch ist.

Außerdem gut: -> Arschlöcher und -> Idioten aller Länder sollten jederzeit das Recht und die Möglichkeit haben, laut in die Welt hinauszurufen, dass sie -> Arschlöcher und -> Idioten sind. Das erfrischt und erleichtert die Kommunikation. Die US-amerikanischen WählerInnen haben gesprochen. Das sollte man Ihnen nicht vergessen.

Drittens gut: Karikaturisten, Kommunisten, Grüne, Menschenrechtler, normale Menschen, Aufklärer, Humanisten sehen goldenen Jahren entgegen: Auf diese Regierung kann man verbal und medial blindlings eindreschen, ohne befürchten zu müssen, jemanden zu treffen, der's nicht verdient hätte

Viertens gut: Alle anderen Regierungen werden sich zu der neuen US-Finanz-Junta irgendwie verhalten müssen - und können prächtig daran gemessen werden.

Mein Mitleid gilt nicht nur den künftig absehbaren Opfern dieser Regierung weltweit; mein Mitleid gilt auch jenen US-AmerikanerInnen, die zwischen Pest und Cholera wählen durften und nun die Pest am Hals haben. Was für einen Abgrund von Fremdscham müssen die wohl durchschreiten, jetzt und in den nächsten Jahren ...



 (verändert via wiki commons)

 Es tut mir so leid, Abe, aber Deine Leute haben's voll verkackt.





Montag, 7. November 2016

Ernüchterung - und die Konsequenzen


Mich beschäftigt immer noch der Gedanke aus vorangegangenem Post, dass nämlich seit zwei Jahrtausenden (plusminus) der Profit aus dem globalen Kommerz mit schwachsinnigen Luxusartikeln die entscheidende Triebfeder unserer Geschichte sei und dass alle die dreckigen Machtspiele um Politik und Religion letztlich nur von der Frage befeuert seien, wer diese Profite abschöpft. Die Belege, die Frankopan liefert, sind erdrückend.

Stellt sich die Frage nach Konsequenzen.

Erstens: Traditionelle politische und religiöse Narrative sind entwertet. Am Ende. Im Eimer. Alle.

Zweitens: Kritik an den Infrastrukturen dieses Kommerzes, den Konzernen, den machtgeilen poltischen und religiösen Einzeltätern und Institutionen, ist wirkungslos. Wenn 2.000 Jahre Widerstand so offensichtlich ergebnislos sind, dann sollte man sich vielleicht mal was Anderes einfallen lassen.

Drittens: Wenn wir menschlichem Zusammenleben künftig eine andere Grundlage geben wollen, was wir tun sollten, da die bisherige Grundlage vollkommen unvernünftig ist und ergo unermessliches Leid verursacht hat und weiterhin verursachen wird, und wenn an Institutionen zu rütteln nicht zielführend ist, dann bleibt nur ein Ansatzpunkt übrig: Jede Einzelne und jeder Einzelne. Wir, die Pupsis ganz unten in der Nahrungskette, wir, die 99 Prozent, müssen, ganz einfach, auf den vielen überflüssigen Scheiß verzichten, den wir sowieso nicht ernsthaft brauchen und den wir vernünftigerweise auch nicht wirklich vermissen werden. Wenn mit überflüssigem Luxus kein massenhaftes Geld zu verdienen ist, dann, erst dann, dürfen wir auf Verbesserung unserer Lebensbedingungen hoffen.

Oder, wie mein alter Kumpel Mahatma zu sagen pflegte: "Man soll weder annehmen noch besitzen, was man nicht wirklich zum Leben braucht."

Dazu käme auch, dass wir endlich den krankhaft pervers macht- und geldgierigen Egoisten klar machen, dass wir sie verachten. Ich verstehe bis heute nicht, dass vor allem die ganz armen Schlucker von superteuren Schwachsinnsautos und milliardenschweren Mega-Yachten so leicht zu beeindrucken sind. Korrelieren Armut und Blödheit?

Ein weites Feld ...

Ja, da lachen sie wieder, die ewigen Spießer, und finden das Alles so ausgesprochen naiv. Und das ist gut so: Wenn die Arschlöcher der Welt über diese These NICHT lachen würden, wenn sie stattdessen zustimmend nicken würden, dann würde ich tatsächlich annehmen, da wäre ein grauenvoller Fehler in Mahatmas Gedanken.





(via wiki commons)
Versteht das jetzt nicht falsch:
Die Forderung ist nicht, wieder in den Wald zu kacken, weil das so natürlich ist.
Aber brauchen wir wirklich ein elektronisches Multifunktions-Panel zur vollendet gelungenen Defäkation?






Sonntag, 6. November 2016

Ernüchternde Geschichte

Lese gerade Frankopans "Licht aus dem Osten - eine neue Geschichte der Welt".

Erster Eindruck: Oh, Himmel, was für eine erbärmlich peinliches Zeugnis der Selbstüberschätzung ist doch die gewohnte westeuropäische Geschichtsschreibung. Wir finden Karl den Großen groß? Schaut mal, was zeitgleich in Bagdad und umzu so los ist! Und stimmt es wirklich, dass Nachfahren Dschingis-Khans im 12./13. Jahrhundert Westeuropa nur deshalb nicht überfallen haben, weil es machtpolitisch völlig irrelvant und in jeder Hinsicht viel zu ärmlich war - verglichen mit den reichen Hochkulturen östlich des Mittelmeeres?

Zweiter Eindruck: Scheiß was auf die Religion und Wissenschaft, scheiß was auf Herrschermacht und Landbesitz - glaubt man Frankopans Ausführungen [*1], so war von Anbeginn der kulturellen Entwicklung die allesentscheidende, einzige und ewige Triebfeder der Kommerz. Das ist an sich erstmal nichts Schlimmes, jedenfalls nicht schlimmer als der perverse machtgeile Egoismus religiöser und/oder politischer Führer.

Aber dieser die Geschicke der Welt bestimmende Kommerz hängt sich offenbar am Handel mit Waren auf, die fast ausschließlich Luxusgüter sind, in dem Sinne nämlich, dass sie alltägliche Bedarfe, die Bedarfe der Normalverbraucher, nicht befriedigen. Es ging nicht um Kleidung, Werkzeuge und Grundnahrungsmittel, sondern um exotische Gewürze, Seide, Porzellan, Gold, Sklaven. (Nun gut, Sklaven SIND eine praktische Sache, wenn man sie sich leisten kann und ein paar ethische Spitzfindigkeiten der Neuzeit komplett ausblendet [*2]).

Kurz: Es ging um Dinge, die die Reichen nur deshalb kauften, um mit ihrem Reichtum protzen zu können, wie man heute frotzelt: "Wir kaufen Dinge, die wir nicht brauchen mit Geld, das wir nicht haben, um Leute zu beeindrucken, die wir nicht mögen." -  ein völlig schwachsinniges, uncooles und verachtenswertes Verhalten, das vernunftbegabte Lebewesen eigentlich mit einem befremdeten Schulterzucken abtun ...

... wäre da nicht Frankopans Nachweis, dass es genau dieser Schwachsinn ist, der seit Jahrtausenden die menschliche Kultur und Politik antreibt.

Mir wird schlecht. Mir wird gaaanz, ganz schlecht!




(via wiki commons)
Na, mein kleiner, hinterwäldlerischer Wichtigtuer, 
wenn Du wüßtest, wer wirklich was entscheidet ...





[*1] Und warum sollte man ihm nicht glauben? 20 Prozent des Œvres sind Quellenverweise und Literaturangaben. Das müsste natürlich noch geprüft werden, ergibt aber schon mal einen Vertrauensvorschuss.

[*2] So, wie bei uns aktuell über "Flüchtlinge" geredet wird, sind wir auf einem guten Weg, diese Spitzfindigkeiten alsbald wieder hinter uns zu lassen. Extrem desillusionierend, wie die Menschen damals aus reiner Profitgier bereit waren, auch ihre eigenen Landsleute und Glaubensbrüder und -schwestern international und interreligiös zu verschachern. Natürlich wurden Christinnen und Christen von Christen, Muslima und Muslims von Muslimen verkauft. Freie Marktwirtschaft. Und wenn heute Drittwelt-Potentaten ihre Stammesbrüder in Coltan-Minen verheizen, ist das zwar unmenschlich zynisch, aber nicht so zynisch, dass wir mit den Arschlöchern nicht weiterhin grenzenlos Geschäfte machen.




Samstag, 29. Oktober 2016

Warum ich Wissen gut finde.


Jugenderinnerung: Die Kühlrippen am Motor meines Mofas zeigten einen Hauch von Rostansatz, was mich nicht weiter scherte, bis ein Bekannter mit darob ernst erhobener Stimme verkündete "Das ist Flugrost!!!", wirklich inklusive der drei Ausrufezeichen!

Ich war jung, ich war naiv, ich war leicht zu verunsichern, insbesondere, da ich überhaupt keine Ahnung hatte, was Flugrost vom normalen, guten, schlichten Allerwelts-Rost unterscheidet. Und so wusste ich überhaupt nicht, wie ich auf die Äußerung reagieren sollte. Panik? Entsetzen? Scham? Mussten irgendwelche Behörden verständigt werden?

Ich war sehr erschrocken, reagierte aber ziemlich lahm: "Ach? Ahso ... ja ... äh." und hoffte, dass, wenn nun Katastrophenalarme, großräumige Evakuierungen oder Quarantänemaßnahmen fällig würden, man mich alsbald eindringlich darauf hinweisen würde. Aber nichts geschah, und auch der Verkünder des Urteils ging nicht weiter drauf ein.

Später lernte ich, dass Flugrost auf Kühlrippen, die aus einer Alu-Legierung bestehen und ergo unanfällig für Rost sind, schlimmstenfalls ein kosmetisches Problem ist.

Noch etwas später hatte ich irgendwelche technischen Probleme mit Lautsprecherboxen, und ein anderer Bekannter schlenzte beiläufig das Todesurteil dahin: "Endstufe im Arsch, die kanntze wegschmeißen!", per Ferndiagnose. Da war ich aber wenigstens schon so weit gereift, dessen überlegene Technik-Kompetenz zuvörderst auf eine ganz allgemeine Probe zu stellen: "Oh verdammt. Und ich weiß nicht mal, was eine 'Endstufe' macht. Was macht die?" Gefolgt von heißer Luft, Gelaber und Peinlichkeit.

Seitdem weiß ich zwei Dinge: Eigenes Wissen, egal, in welchem Fachgebiet, kastriert [*1] etwaige Klugschnacker. Und: Bei Unwissenheit nachfragen, egal, in welchem Fachgebiet, macht entweder schlau oder kastriert ebenfalls etwaige Klugschnacker.

Meine naiv-verunsicherten Jugendjahre liegen nunmehr vierzig Jahre zurück. Ich finde Klugschnacker immer noch unerträglich. [*2] Aber längst habe ich aufgehört, sie zu demaskieren. Stattdessen genieße ich still und klammheimlich ihr eifrig-bemühtes, energieaufwändiges Zappeln, sich und die Welt zu beeindrucken.

Da gönne ich mir, ethisch nicht ganz sauber, ein bisschen arrogante Altersweisheit.



(stark verändert via fz.net)
Ecce homo!





[*1] lat. castrare = schwächen, berauben

[*2] Allerdings ärgere ich mich nach wie vor am meisten über mich selbst: Warum falle ich immer wieder darauf rein, nur, weil irgendwelche Knallköppe irgendwelchen Müll mit hinreichender Gravitas raushauen?





Montag, 24. Oktober 2016

Recht ungleich Recht


Wie läch-er-bärmlich die allseitige Empörung darüber, dass die Wallonie mit der Ablehnung des CETA-Vertrages ihre ganz und gar unstrittigen Rechte wahrnimmt. Das erinnert sehr ans Asylrecht: Wir haben eins, aber wenn jemand ernsthaft Gebrauch davon macht, dann ist das eine Frechheit.

Komisch: Wenn global operierende Konzerne ihre Privilegien (z. dt.: extra auf sie zugeschnittene Gesetze, wie CETA, TTIP etc.) gnadenlos ausreizen, und zwar aus ethisch viel fraglicheren Motiven, quakt niemand.




(Wallonie - via wiki commons)
Weiter so!




Samstag, 22. Oktober 2016

Neue Kriegsstrategie


Lese gerade "Höllensturz", einen geschichtlichen Abriss über den ersten und zweiten Weltkrieg vom britischen Historiker Ian Kershaw. Bin gerade im Ersten Weltkrieg. Mir fällt auf, wie gewaltig, wie vollkommen unüberbrückbar bei allen beteiligten Nationen die Diskrepanz ist zwischen dem unsagbaren Leiden der Zivilbevölkerungen und der Millionen sinnlos verheizten Soldaten einerseits und den satten, reichen, luxuriös lebenden, arroganten Führungszirkeln andererseits. Die einen, die 99 Prozent, wünschen sich nichts sehnlicher als Frieden, die anderen halten den Krieg prächtig aus, während Frieden eher Gefahren für ihre persönliche Machtstellung und / oder Profit bedeutete.

Daran hat sich bis heute im Wesentlichen nichts geändert. Massenhaft schlachten meist arme, meist ziemlich unwissende Menschen einander bestialisch ab, während die Verursacher, die Drahtzieher, weit, weit weg, teilweise maximal weit weg, auf der gegenüberliegenden Seite des Planeten, in Komfort und Sicherheit leben.

Das ist so himmelschreiend widersinnig und unmenschlich, dass ich beschlossen habe, künftige Kriege müssen, wenn überhaupt, ganz anders geführt werden.

Ich fordere eine grundlegende strategische Neukonzeption. Die regulären Armeen dieser Welt werden künftig darauf ausgerichtet, dass sie, falls (!!!) ein richtiger "heißer" Krieg unausweichlich ist, nicht mehr die Vernichtung von Massen von Menschen, egal, ob Soldaten oder Zivilisten, anstreben, sondern ihr gesamtes militärisches und nachrichtendienstliches Potential ausschließlich und unmittelbar auf die Tötung der jeweils höchsten gegnerischen Machthaber fokussieren.

Am Beispiel Hitler:

Nach dem Kriegsausbruch, sagen wir, den Kriegserklärungen Frankreichs und Englands, beauftragen diese beiden Nationen ihre Geheimdienste und Aufklärungseinheiten mit der ausschließlichen Aufgabe, Hitlers jeweiligen Aufenthaltsort zu bestimmen und wenn möglich vorherzusagen. Die Orte werden konsequent Ziele der Projektion militärischer Macht. Das könnten zum Beispiel Bombenangriffe sein, Einsatz von Commando-Einheiten, Sprengfallen, Scharfschützen, egal, da kann Militaristen-Phantasie sich mal so richtig austoben.

Was würde passieren? Natürlich, der Gröfaz müsste und würde bestmöglich geschützt. Tiefste Bunker, schwerstgepanzerte Züge, keine öffentlichen Auftritte, trickreiche, hochartifizielle Täuschungs- und Ablenkungsmanöver. Kurz: Er würde zwangsläufig isoliert. Und: Bunker sind technische Wunderwerke. Die halten echt was aus. Moderne Atombunker sind inzwischen so gut, dass sie sogar einem direkten Treffer widerstehen können. Aber was ist mit zwei Treffern? Oder drei? Und wie lebt sich's eigentlich so in einem Bunker unter Dauerbeschuss, während der Rest der Welt weitgehend unbeschadet bleibt?

Weiterhin: Es wird sich ziemlich schnell herumsprechen, dass, woimmer der "Führer" auftaucht, es mit hoher Wahrscheinlichkeit alsbald lebensgefährlich wird. Allzu idiotische Euphorie in Führernähe wird deutlich heruntergekühlt. Vielleicht überlegt sich auch dieser oder jener Bürgermeister, ob er den Reichskanzler überschwänglich zum Besuch seiner Stadt auffordert.

Und mögen auch ganz viele Tötungsversuche misslingen - es ist nur eine Frage der Zeit, bis man, Hartnäckigkeit vorausgesetzt, die Drecksau final erwischt. Und dann? Jaja, niemand ist unersetzbar. [*1] Was aber, wenn ich Adolfs Ersatzmann auch ausgeschaltet habe? Und dessen Ersatzmann? Und so weiter? Irgendwann kommt Einer, der dann doch lieber Frieden schließt. Oder einer, der zwar macht- und kriegsgeil, aber so unfähig ist, dass das Volk dann doch endlich revoltiert. Hochkarätige -> Arschlöcher sind eben nicht beliebig ersetzbar. [*2]

Kurz und gut: Lasst uns dafür sorgen, dass, wenn es zu einem Krieg kommt, es vor allem den -> Arschlöchern mies geht und nicht dem Fußvolk, den kleinen, manchmal sogar unschuldigen Mitläufern.

Übrigens:

Warum wurde Gröfazens Lieblings-Aufenthaltsort, der Berghof am Obersalzberg, erstmalig am 25. April 1945 bombardiert und nicht schon längst vorher? Fünf weltweit agierende, potente Geheimdienste, zwei amerikanische Luftflotten, das Bomber Command der Royal Airforce, viele schlagkräftige Commando-Einheiten - das Potential war doch überreichlich vorhanden. Warum wurde Hitler von den Alliierten nicht ganz offen permanent gejagt, wie ein tollwütiger Hund?

Und davor: Warum konnte Kaiser Wilhelm während des Ersten Weltkrieges im Hauptquartier der deutschen Armee im belgischen Spa, nur ein paar Bomber-Flugminuten von der Front entfernt, ein- und ausgehen, ohne angegriffen zu werden? Warum wurde dieses Hautquartier überhaupt niemals angegriffen? Familiäre Rücksichtnahme der Briten?


 Wilhelm in Spa, 1917
(via wiki commons) 
Und später: Warum gingen alle im Kalten Krieg durchgeführten Übungsszenarien (in Ost und West!) eigentlich immer davon aus, dass die militärischen und politischen Führungen in ihren Atombunkern überleben und weiter agieren könnten und nur der Rest der Welt zerbombt, verstrahlt, vernichtet, vergiftet werde? Wie wirken sich derartige Annahmen auf die Risikoabwägungen der für Krieg und Frieden verantwortlichen Plittikörr aus?

Und noch später: Warum dürfen ein paar superreiche, supermächtige -> Arschlöcher in Washington, Moskau und Riad entscheiden, ob das unfassbare Leiden in Aleppo fortgesetzt wird? Welches persönliche Risiko hängt für sie daran? Keines? Schlecht. Ganz schlecht!


 (via wiki commons)





[*1] Allerdings gilt dieses Argument auch für den hinterletzten Soldaten an der Front. Wenn es danach ginge, wären Kriege sowieso obsolet. 

[*2] Aktuelles Problem der CSU: Wer kommt nach Strauß, Stoiber und Seehofer? Söder ist eben nicht hochkarätig.










Donnerstag, 13. Oktober 2016

Differenzierung


Wurde gerade darauf hingewiesen, meine Aussage, am Anfang einer Kausalkette menschlichen  Leidens stünde entweder eine Naturkatastrophe oder ein machtgeiler alter Mann, sei nicht durchzuhalten, wenn man an Maggie Thatcher, Marie LePen und Frauke Petry denke.

Zu Thatcher und LePen: Das Attribut, ein "machtgeiler alter Mann" zu sein, hat weder etwas mit dem tatsächlichen biologischen Alter noch mit dem biologischen Geschlecht zu tun.

Zu Petry: Die Dame gehört nicht in die Kategorie der echten Arschlöcher. Dazu fehlt ihr das Format. Frauke Petry ist nur eine verhätschelte blöde Zicke, die politisch so lange herumirrte, bis sie irgendeine Partei fand, die sie für ihr Rumgezicke auch noch beklatscht. Petry könnte ebensogut bei den Violetten gelandet sein.

Und bevor jemand fragt: Angela Merkel gehört auf keinen Fall in diese Kategorie. Sie ist zwar von machtgeilen alten Männern umzingelt, aber angesichts dieses Umstandes ist ihr Wirken um so positiver zu bewerten. Ich bin natürlich auch nicht mit allem einverstanden bin, was sie macht, aber das ist noch lange kein Grund, jemanden als Arschloch zu bezeichnen. So funktioniert Demokratie nicht. Das wäre wirklich nur obszön und beleidigend.




(verändert via wiki commons)
Nicht alles gut. Aber man bedenke die Alternativen ...



Mittwoch, 12. Oktober 2016

Zur Diktion dieses Blogs


Habe gerade mal die Blog-Artikel der letzten Wochen überflogen. Stelle auffällige Häufung von Vulgarismen fest, insbesondere "Arschloch", "Idiot", "Scheiße (im Kopp)" und "hirntot". Nach brutalstmöglicher Introspektion stelle ich fest, dass diese Begriffe zu Platzhaltern in der Beschreibung endlos sich wiederholender Sachverhalte geworden sind.

Das Arschloch

Sieht man von echten Naturkatastrophen ab, so steht am Anfang einer jeden Kausalkette, die am Ende zu vielfachem menschlichen Leiden führt, ein machtbesessener alter Mann. Das kann der Chef einer global operierenden Investmentgesellschaft sein oder ein fundamentalistischer religiöser / politischer Führer. Es sind Leute, die sich daran ergötzen, Macht zu akkumulieren und einzusetzen, d.h. das Verhalten anderer Menschen bestimmen zu können. [*1]

Die Idioten

Idioten sind die Leute, die auf der anderen Seite der Macht stehen, also von den -> Arschlöchern dominiert und gelenkt werden, UND DAS AUCH NOCH GUT FINDEN. Beispiele sind die verarmten US-Wähler, die Trump auch heute noch bewundern. Orthodoxe Katholiken. Erdogan-Fans. CSU-Wähler. Islamisten. Unkritische Konsumenten. etc. etc. etc. etc. etc. etc.

Die Scheiße im Kopp

Warum kennen so viele SchülerInnen, die die ungefähre Dauer des Dreißigjährigen Krieges nur mit erheblicher Hilfestellung memorieren können, das Geburtsdatum Adolf Hitlers, obwohl der doch die Mauer zur DDR gebaut hat?

Nein, es geht nicht darum, sich über mangelndes Wissen lustig zu machen. Es geht um dieses gefährliche Un-Wissen, eigentlich Anti-Wissen, das einen netten, freundlichen, normal paddeligen, normal liebenswürdigen Achtklässler zu der Formulierung bringt, nur Sprosse aus fünfter deutscher Generation dürften sich "Deutsche" nennen, alle Anderen seien Ausländer und gehörten nicht hierher? Das hat der sich nicht selbst ausgedacht, dazu ist er (eigentlich[!!!]) zu schlau. Wie kommt dieses Anti-Wissen in die Köpfe der Leute? Warum ist diese Art von "Wissen so attraktiv, so scheinbar leicht eingängig? Warum kapiert niemand, dass dieses Anti-Wissen nur den Arschlöchern hilft?

hirntot

"Hitler hat die Macht ergriffen." und "Hitler hat die Juden ermordet." Beides falsch. Ein paar Arschlöcher und sehr viele Idioten haben Hitler die Macht geradezu aufgedrängt. Und von den  entsetzlichen Gräueltaten hat Hitler selbst keine einzige begangen [*2], das haben alles Idioten mit SEHR viel Scheiße im Kopp für ihn erledigt. Aber auf keinen Fall wollen wir nochmals greinende Sätze hören, wie "Nicht schuldig! Ja, ich war ein verführter Idiot, und die Arschlöcher haben mir Scheiße in'en Kopp getrichtert, was kann ICH dafür?"

Mit dem Schlagwort "hirntot" kommt also der Aspekt der individuellen ethischen Verantwortung ins Spiel. Es ist nicht so, dass wir, jede/r Einzelne, das Wissen nicht hätten, z.B. zu erkennen, dass wir mit unserem ultra-konsumistischen Lebensstil die Zukunft unserer Spezies in die Grütze hauen. Und es ist auch nicht so, dass die Folterer des IS oder der SS oder die Besatzung der "Enola Gay" oder die Leute, die fordern, Flüchtende einfach irgendwo verrecken zu lassen, ohne einen Funken Barmherzigkeit geboren worden sind. Man muss sich schon aktiv selbst manipulieren, Teile des Denkens und Fühlens bewusst abschalten, um diesen Schwachsinn mitzumachen. [*3] In diesem Sinne ist das Prädikat "hirntot" eigentlich nicht mal vulgär. "Auto-Lobotomie" wäre präziser, aber das versteht ja kaum jemand.


Kurz & schlecht:

Wenn man das Weltgeschehen allzu lange betrachtet und nach (Hinter-)Gründen sucht, stößt man auf wiederkehrende Phänomene, und es ist einfach praktisch, diese Dinge mit zusammenfassenden Symbolen zu bezeichnen. So funktioniert sprachgebundenes Denken.

Dass die von mir gewählten sprachlichen Symbole eher aus dem derben Bereich unserer an Höhen und Tiefen, ach, so reichen Sprache stammen, liegt daran, dass ich den bezeichneten Phänomenen eben nicht neutral gegenüberstehe, sondern sie ganz klar ethisch bewerte und das auch ganz deutlich kommunizieren möchte.

Wenn die rechten Arschlöcher so knusprige Begriffe wie "völkisch", "Umvolkung" und "Ausländer raus!" verwenden, dann kann ich frühestens im zweiten oder dritten Schritt therapeutisch zugeneigt überlegen, welche frühkindlichen Traumata zu dieser problematischen Xenophobie geführt haben könnten. Zunächst einmal muss in der öffentlichen Diskussion unmissverständlich klargestellt werden, dass hier ein -> Arschloch -> Scheiße redet.




 (via wiki commons)
"Enola Gay" hieß das Flugzeug, das die erste Atombombe nach Hiroshima trug.




Diesen Text widme ich Barbara W. aus W., die für mich ein (unerreichbares) Vorbild für die Fähigkeit ist, jederzeit, auch in kontroversen Situationen, mit Freundlichkeit, Zugewandtheit, Ruhe, Sachlichkeit und vor allem Stil zu agieren.




[*1] Je mehr das von den Arschlöchern oktroyierte Verhalten den eigentlichen Interessen der Opfer widerspricht, desto wohliger wird's dem Arschloch. Beispiel: Selbstmord-Attentate. Was muss das für ein Machtrausch sein, einen Menschen so weit manipulieren zu können, dass er sein (meist junges) Leben nebst dem einiger Anderer zu opfern bereit ist. Oder: Eine ganze Gesellschaft zu einem Lebensstil zu verführen, von dem JEDE/r weiß, dass er zur Ausrottung der eigenen Art führen wird. Beispiellos in der bekannten Geschichte des Universums!

[*2] Jaja, da ist der Mord an Röhm, aber den buche ich eher nicht als Nazi-Verbrechen, sondern (mit klammheimlicher Freude) unter der Rubrik "Pack schlägt sich, Pack verträgt sich."  oder so.

[*3] Tiere sind zu sowas nicht im Stande, wir schon. Auf diesen Unterschied zwischen Mensch und Tier lege ich sogar großen Wert, und deshalb maße ich mir übrigens auch ethische Urteile über meine Mitmenschen an, und versuche umgekehrt, mein Verhalten vor ihnen ethisch legitimieren zu können. Auch das machen Tiere nicht. Aber das ist eine andere Geschichte ...









Dienstag, 11. Oktober 2016

Ende der Bequemlichkeit




"Das ganze Problem mit der Welt ist, dass die Dummköpfe und Fanatiker so sicher sind und die Klugen so voller Zweifel."
B. Russell

Ja, ja, ja, das ist immer die Standard-Erklärung, wenn mal wieder jemand verzweifelt fragt, warum die politischen und religiösen Fundamentalisten, die größten anzunehmenden Arschlöcher mit den dümmsten anzunehmenden Thesen immer so leichtes Spiel haben. Laaangweilig!

Vielleicht fangen die, ach, so Klugen mal langsam an, daraus Konsequenzen zu ziehen. Bei allen notwendig kontroversen Diskursen muss zwischendurch immer wieder klar gemacht werden, dass es durchaus ein paar unumstößliche Topics gibt, an denen niemand rüttelt. Beispiele:

Ja, die Idee Europa wird gerade ganz schlecht verwaltet, und da müssen schnell grundsätzliche Änderungen her. Common sense ist aber: Die national-egoistische Kleinstaaterei des 19. Jahrhunderts ist für keinen normal denkenden Menschen mehr wünschenswert, und wer das dennoch fordert, ist ein Idiot. Dreiwortsatz: Europa ist gut!

Ja, der Kapitalismus ist als Wirtschaftsform nicht mehr durchzuhalten, und da müssen schnell grundsätzliche Änderungen her. Common sense ist aber: Weder der Kommunismus, noch Bitcoin, noch Tauschhandel mit Naturalien sind plausible Lösungen. Dreiwortsatz: Hörtauf, jedenScheiß zukaufen. LasstEuch nicht verarschen.

Ja, die Demokratie ist als Staatsform nicht völlig problemfrei, und da müssen Änderungen her. Common sense ist aber: Diktaturen, Kommunismus, Theokratien oder irgendwelche anderen -kratieen sind nachweislich immer in die Hose gegangen und haben dabei viel Leid verursacht. Dreiwortsatz: Demokratie ist dasBeste.

Ja, das Konzept der Toleranz enthält ein Paradoxon, nämlich die Frage, ob man Intoleranz dann nicht auch tolerieren müsse. Common sense ist da ganz einfach: Nein! Dreiwortsatz: Toleranz ist gut! IntoleranteMenschen sind Arschlöcher. Jeder darf angstfreianderssein.

Ja, an die UN-Menschenrechtscharta hält sich kein Mensch. Common sense müsste aber sein: Wer gegen die Charta verstößt wird boykottiert, bis er quietscht.

to be continued ...

Kurzfassung: Um den ewigen Trumperdoganorbanseehoferpetrys angemessen zu begegnen, muss die Intelligenzija lernen, regelmäßig zu betonen, dass es in grundsätzlichen ethischen Dingen immer auch einen kleinsten gemeinsamen Nenner gibt. Es ist eben NICHT alles postmodern beliebig. Das ist unbequem und unterbricht den widerstandsfreien geistigen Höhenflug, zweifellos. Aber wenn man alle Gewissheiten RESTLOS theoretisierend zerschlägt, dann haben die Arschlöcher natürlich allzu leichtes Spiel, die freien Bedeutungsfelder mit ihren schmutzigen Inhalten zu füllen. 

Nee, Ihr "Klugen", hört auf, Euch mit Russell selbst zu bemitleiden, und fangt an, Eure Verantwortung für den aufhaltbaren Aufstieg der Unmenschen wahrzunehmen.


 (verändert via wiki commons)
"Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert;
es kommt aber darauf an, sie zu verändern."
                                                                    Marx K.