Sonntag, 14. Juli 2024

Unsere Optionen (noch)

 
Wie wir mit der anthropogenen Zerstörung unserer Lebenswelt umgehen können:

Möglichkeit 1: Umfassende Bildung für ausnahmslos alle Menschen.

Begründung: Wenn sie wirklich begreifen, welche Verhaltensweisen und ggfs. -änderungen warum erforderlich sind, werden sie vernunftgemäß und verantwortungsvoll handeln.

Möglichkeit 2: Strikte globale Reglementierung durch staatliche Institutionen

Begründung: Nur die Öko-Diktatur kann uns noch retten, denn wir haben keine Zeit zu warten, bis der letzte Dödel es kapiert hat und sein*ihr Verhalten ändert.

Möglichkeit 3: Laissez faire

Begründung: Es ist ohnehin alles zu spät. Wir können versuchen, noch ein bisschen bzw. maximal viel Spaß zu haben und wir können versuchen, das Unausweichliche mit technischem Schickimicki für ein paar Höchst-Privilegierte hinauszuzögern. Aber eine menschenwürdige Lebensumwelt werden wir nicht behalten, dazu sind wir als Specie zu doof und zu gierig. Bestenfalls (!!!) gewöhnen wir uns daran, in  einer planetaren Blade-Runner-Dystopie zu leben.

Haben wir eigentlich noch eine Wahl?



(Skizze aus "Blade Runner" 1982, stark verändert via wiki commons)





Donnerstag, 11. Juli 2024

Leider nicht ironisch.

 

Ich meine es völlig ironiefrei: Ich wäre so gerne ein Selenskyj-Versteher! Wie sehr wünschte ich, daran glauben zu können, die Ukraine sei immer schon ein Land, dessen Bewohner*innen durchweg in der Wolle gefärbte Demokrat*innen seien, solidarisch, friedliebend, gutmütig, voller Mitgefühl. Und wie sehr wünschte ich mir meinen Knabentraum zurück, die Vereinigten Staaten von Amerika seien nichts Anderes als selbstlose Bannerträger und Lichtbringer von Frieden, Freiheit, Gleichberechtigung und Menschenrechten für alle Menschen auf diesem Planeten. Und dass die Alliierten der USA nun diesen gewaltigen ethisch-moralischen Vorsprung anerkennten und deshalb Alles daransetzten, den USA in Denken und Handeln nachzueifern und ihr Wollen auch vorauseilend bestmöglich zu unterstützen.

Wie gerne würde ich außerdem daran glauben können, dass alle (!) Russen dumme, hinterhältige, hässliche, feige, sabbernde Meuchelmörder seien, zurecht entmenschlicht und als "Orks" verschriien, hirntot, zu keiner Gefühlsregung mehr fähig und nur roboterhaft in der Lage, innerhalb eines faschistisch-militaristischen Systems koordiniert zu handeln. Und wie gerne wäre ich restlos überzeugt, dass Putin das menschgewordene Böse ist, der Herr der Hölle, der kein positives Ziel hat, nur Qual und Tod und Vernichtung will. Dann würde es mir auch leicht fallen, zu verstehen, warum die mongolischen Horden Chinas und die islamistischen Terroristen Irans ihn unterstützen.

Oij, ich muss aufpassen, nicht doch versehentlich ironisch zu werden. Also schnell zum Fazit:

Wenn ich im Stande wäre, alle die obengenannten Sachverhalte reinen Herzens, d.h. ohne irgendwelche intellektualisierenden Zweifel, zu glauben - und wenn mir dann noch jemand einen plausiblen Weg aufzeigte, wie der Konflikt begrenzt auf die Ukraine und Russland zu einem ukrainischen Sieg-Frieden und nicht etwa zu einer, huppala!, globalen Eskalation führen könnte - dann wäre meiner wunden Seele doch sehr geholfen und meinem zermaterten Verstand.

Wenn wir so völlig eindeutig und zweifelsfrei "die Guten" sind und die Anderen ebenso zweifelsfrei "die absolut Bösen", dann könnte ich mich sogar entschließen, in dem Konflikt aktiv Partei zu ergreifen! Dann würde ich sagen: "Ich bin zwar ein alter Sack, meine körperliche Kondition ist mit positiven reelen Zahlen nicht mathematisierbar, aber vielleicht liegt noch irgendwo mein altes G3 und ein bisschen Munition rum, und dann will ich sehen, was ich tun kann!"

Da all' dem aber nicht so ist, bleiben nur zwei Fragen:

  1. Glaubt Ihr tatsächlich, wir merkten nicht, dass wir verarscht werden (und mit "wir" meine ich den gesamte denkenden Teil der Menschhheit)? 
  2. Warum überlassen es unsere Plittikör*innen einem despotischen Drecksack wie Orban, erste Schritte zu gehen? Schämt Ihr Euch nicht?


Man kann einen Teil des Volkes die ganze Zeit täuschen und das ganze Volk einen Teil der Zeit. Aber man kann nicht das gesamte Volk die ganze Zeit täuschen.

Abe Lincoln, Milwaukee Daily Journal, 29. Oktober 1886


(verändert via wiki commons)
Jaja, Opa erzählt vom Krieg ...
Eine uralte Flinte, aber kleinere Kaliber
fand ich immer albern.









Montag, 8. Juli 2024

ich ficke so leute wie dich

 

Am Wochenende veröffentlicht die Postillion-Redaktion regelmäßig ausgesuchte Leserbriefe zu ihren Artikeln. Aktuell zu einem, der sich mit dem "Wolfsgruß" Demirels befasst: 

https://www.der-postillon.com/2024/07/leserbriefe-der-woche-kw-2724.html

Man muss mit sowas ganz vorsichtig sein, die Gefahr, dass das gefaked ist, ist vergleichsweise groß. Andererseits enthält der Text einige Aspekte, die mir auch aus eigener Erfahrung aus Kontexten toxischen Türkentums und Nationalismus bekannt sind.

Doch keine Auswertung ohne Analyse.

Das erste Wort "dü" hat mich ernsthaft grübeln lassen, ob das hier ein Fake ist. Wir wissen dass die türkische Sprache das "ü" liebt, aber das hier ist doch ein bisschen übertrieben, oder?

"hässlicher bastard" soll hier wohl beleidigend sein, irgendwie geht das aber voll daneben: "Hässlich" ist eine subjektive Zuordnung, und wer es ist, kann meistens nichts dafür. Im doitschen Kulturkreis wird das Wort als Beleidigung für Menschen schon längst nicht mehr verwendet. Und der "bastard" ist ein Kind aus einer nicht-ehelichen Beziehung. In Doitschland werden 36+% aller Ehen geschieden und 34 % aller Kinder in Deutschland stammen aus nichtehelichen Beziehungen. Für 70 % aller Deutschen ist der "Bastard", wenn er denn beleidigend gemeint ist, ein Relikt aus dem 16. bis 19. Jahrhundert - und ein extrem patriarchalisches obendrein, weil Frauen, meist ohnehin von der Erbfolge ausgeschlossen, nie als "Bastarde" beschimpft wurden. Der "Bastard" demaskiert den Beleidiger als ziemlich zurückgebliebenen Spießer.

"lösch den post über demiral" (sic!) Der Imperativ ist interessant, weil er so rein gar nicht mit Art. 5 GG kompatibel ist. Hier agiert jemand aus völliger Unkenntnis, wie unser Staat, unsere Gesetze und unser Zusammenleben funktionieren.

"ich ficke so leute wie dich" - Ich habe bis heute nicht verstanden, wie das Wort "ficken" so verkommen konnte. Sex ist in meinem Verständnis etwas durch und durch angenehmes. Was für ein pathologisches Verhältnis muss man dazu haben, es als Drohung einzusetzen? Mein Mitleid.

"scheiss doppelmoral" Kritisiert wird vermutlich, dass wir einerseits das Recht auf freie Meinungsäußerung hoch halten und andererseits Nazi-Kacke nicht dulden.

"du hast keine ahnung was das bedeutet!" Mein Onkel Kurt war im 2. Weltkrieg Infanterist und Nazi, und zwar mit Begeisterung und ganz bis zum Schluss und darüber hinaus. Er hat nicht das "Wunder der Nacht" vom 09. Mai 1945 erlebt, als alle Doitschen offenbar als stramme Nazis ins Bett gingen und als stramme Demokrat*innen wieder aufwachten. Onkel Kurt hat seine Nazi-Gesinnung über den Tag der Befreiung hinweg gerettet und auch später nur marginal korrigiert ("Ja, das mit den Juden wär' vielleicht nicht nötig gewesen..."). Dafür hat er mir, im Gegensatz zu einigen anderen nervigen Verwandten und Bekannten, auch nie weismachen wollen, wie er (fast) ganz alleine (fast) den Krieg gewonnen hätte. Nur, dass der Karabiner K98k die beste Waffe der Welt war und ist ... Ich schweife ab.

Wenn ich besagtem Onkel Kurt die Enkel-Frage stellte, was ich natürlich nur in homöopathischen Dosen wagte, dann war seine repetitive Anwort: "Du/Ihr habt ja keine Ahnung, wie das war ...". Ende. Mehr kam nicht. Onkel Kurt hatte überhaupt kein Interesse, sich mit etwaigen Problematiken seines Tuns auseinanderzusetzen. Oder gar mit uns darüber zu reden. Und es war ihm völlig wumpe, ob und wie wir das beurteilten, denn er hatte sein Urteil ja gefällt, so what!?

"Du hast ja keine Ahnung!" ist ein hübsch bequemer Satz für Leute, die wissen, dass sie eigentlich Mist bauen / gebaut haben / bauen werden, die aber jede Kritik abblocken wollen.

Was mich an diesem Text am meisten schockiert, ist die Drohung gegen die Familie, hier dümmlich pseudo-intellektuell verpackt ("...und jede, die deine dna trägt"). Vor gefühlten 100.000 Jahren hörte ich das erstmalig bei einer lautstarken Auseinandersetzung vor einer Disco in der Variante "Ich bring' Dich um! Dich und Deine Familie!", und ich dachte damals schon, dass so eine Haltung vollkommen, total, absolut und überhaupt gar nicht mit europäischer Ethik vereinbar ist. 

Wenn ich eine Auseinandersetzung mit einem Menschen habe, was hat dann dessen Familie damit zu tun? Eine derartige Idee ist so weit weg von dem, wie wir denken und ticken, dass ich das Gefühl habe, hier haucht mich die zentralanatolische Steppe an und die Seldschuken (oder wer auch immer) feiern fröhliche Urständ. 

Und hier ist ein Punkt erreicht, an dem meine Toleranz und mein Wunsch nach kultureller Vielfalt endet. Wenn die Türken meinen, diese kranke Fixierung auf die Familie, Familienehre, Sippenhaft und Ehrenmorde sei ihnen unverbrüchlich eigen, dann wäre das ein Grund ganz offiziell zum Rassisten zu werden! Aber wir wissen ja: Es gibt reichlich normale europäisch denkende und tickende Türk*innen, und in jeder Gruppe gibt es eben auch Idioten.

Und damit zum letzten Punkt: Die ständige Drohung mit körperlicher Gewalt. Dazu nur ein Zitat von Maggie Thatcher:

Being powerful
is like being a lady.
If you have to tell people you are,
you aren't.

Bitte an die krassesten Türken-Toxiker: Könnt Ihr bitte aufhören, so verdammt macho-männlich zu sein, stattdessen etwas cooler, schmiegsamer, lustiger? Was einige von Euch da abziehen, ist eine so peinliche Spießer-Kacke, das ist einfach nur zum Fremdschämen. Und eine Bitte an die überwältigende Mehrheit normaler Türken: Sagt Euren Leuten das, dass die voll peinlich sind und dass die der Sache schweren Schaden zufügen.

Wir Bio-Doitschen hacken ja auch mit aller Kraft auf unseren Nazis rum - aus genau demselben Grund.




(Verändert via wiki commons)

Ok, nachdem die türkischen Faschos uns Lehrer*innen bzw. Erzieher*innen den "Schweigefuchs" geklaut haben (aber: s. auch diesen Text von 2018), brauchen wir eine neue Geste, für die Funktion, die lieben Kleinen zur Ruhe zu bringen. Statt des Fuchses könnten wir ja ersatzweise den Narwal nehmen. Ich überlege gerade, welche Handhaltung dazu passte.








Freitag, 5. Juli 2024

Neulich auf der Alm


Nach anstrengender Kraxelei endlich auf der Alm in den karnischen Alpen angekommen. Die Wirtin hatte bereits Feierabend gemacht, aber seitlich an der Hütte fanden wir ...



... eine Tränke, gespeist von eisekaltem Quellwasser und gefüllt mit diversen Getränken sowie eine Bedienungsanleitung nebst Preisliste.



Die Preise sind ganz knusprig, und das real-existierende Angebot umfasste nur die ersten zwei Zeilen der Preisliste, aber erstens muss man den Aufwand einpreisen, das ganze Zeug hier hochzuschaffen und zweitens zwingt Dich ja niemand, von dem Angebot Gebrauch zu machen.

Egal. Was mir eigentlich wichtig ist: So, haargenau so, stelle ich mir menschenwürdiges ¹  Miteinander vor. Vertrauen gegen Vertrauen, und wenn das nicht da wäre, kannste so etwas Angenehmes wie dieses Angebot in luftiger Höhe eben nicht machen. Dann musste alles verrammeln, abschließen, sichern, um Dich gegen ein paar dumme Arschlöcher zu schützen, die den Code nicht kennen².

Ich freue mich immer, wenn ich auf so vertrauensbasierte Kulturtechniken stoße, denn wir leben ja eigentlich  in einer Gesellschaftsform, die von Dir erwartet, maximal und hemmungslos egoistisch zu sein. Da dürfte so eine Einrichtung eigentlich gar nicht überleben. Außerdem gibt es Kulturkreise, in denen es als Dummheit bzw. Schwäche ausgelegt wird, wenn Du nicht im Stande bist, Dein Eigentum zu schützen und in denen es ergo als ethisch korrekt gilt, wenn man Dich beklaut.

Richtig zu Hause fühle ich mich in diesen kapitalistischen bzw. prä-kapitalistisch-barbarischen  Kulturen nicht. Ich muss notgedrungen damit leben und habe gelernt, darin zu überleben - aber im tiefsten Innern bin ich offensichtlich eher ein norddoitscher Alm-Öhi.


(verändert via wiki commons)





¹ Was für eine herrliche Doppel-Bedeutung. Man vergleiche f.ex. die "Würde des Menschen" und "unwürdiges Fehlverhalten".

² Diese Formulierung habe ich vor vielen Jahren von einem Niederländer geklaut. Ich weiß gar nicht, ob es das im Doitschen auch gibt. Gemeint war mit dem "Code" so ein einfaches Set von Verhaltensnormen, die das menschliche Zusammenleben etwas weniger unerträglich machen.







Sonntag, 30. Juni 2024

Genuss- und Ausgleichsfliegen

 

Was ich bei meiner Fliegerei sehr genieße, ist,

  • dass es da oft Situationen gibt, in denen man nicht nicht entscheiden kann und
  • dass man oft ziemlich schnell entscheiden muss und
  • dass die der Entscheidung zugrundeliegende Datenlage oft nur Annahmen zulässt, aber keine Gewissheiten bietet und
  • dass aus jeder Entscheidung wieder neue Sachverhalte resultieren, die neue Entscheidungen erfordern und
  • dass die meisten Entscheidungen relevant sind, in dem Sinne, dass, wenn Du Mist baust, echt was kaputt gehen kann.
Vermutlich siele ich mich so sehr in dem Gedanken der Eigenverantwortlichkeit, weil in unserem Alltag viele Leute ein Interesse zu haben scheinen, uns genau davor zu bewahren. Warum nur?

(Zwischenruf: Ja-ha, ich weiß, dass es auch reichlich andere Handlungsfelder gibt, auf die diese Kriterien zutreffen, aber die Fliegerei ist nun mal meins. Warum sollte ich in die Domäne von, sagen wir, Bagger-Fahrenden oder U-Boot-Kommandierenden ¹ eindringen, um meine Gedanken zu exemplifizieren?) 

 


Gestern über Norddeutschland: Die Wetterfront war eigentlich für zwei, drei Stunden später angesagt. Der professionellen Vorhersage trauen und weiterfliegen? Oder dem eigenen, subjektiven Eindruck und abbrechen? Im Regen fliegen ist in einem Drachen-Trike möglich, aber nicht lustig. ² Juhu, eine Entscheidung wird fällig. Zumal der heimische Flugplatz genau in Richtung der hereinkommenden Schlotze liegt ...

Ansonsten war's wieder wunderschön. Meine alte Rennstrecke, weserabwärts.



Schiffe, Campingplatz, "Strand" wie im Miniatur-Wunderland. Mein Flugzeug hatte gestern das Bedürfnis, vergleichsweise hoch zu fliegen. Keine Ahnung, warum ...


... aber ich misch' mich da auch nicht allzusehr ein. Bin ja froh, wenn es mich mitnimmt.







¹ Seit "Das Boot" und "Jagd auf Roter Oktober" wissen wir natürlich alle, wie man das macht, ein U-Boot kommandieren. 

² Und ob ein 120-kg-Drachen-Trike im Gewitter als faradayscher Käfig funktioniert, ist unklar. Bisher hat das noch niemand ausprobiert.






Freitag, 28. Juni 2024

Demokratie ist nix für Doofe.

 

Das Prinzip der Demokratie ist, dass alle Menschen einer Gruppe über Themen, die das Wohl der Allgemeinheit betreffen, erst nachdenken und dann mehrheitliche Entscheidungen treffen. Die Grundlagen dieser Entscheidungen sind idealerweise

  1. Vernunft, zusammengesetzt aus wissenschaftlicher Erkenntnis sowie historischer und persönlicher Erfahrung und 
  2. Ethik, reduzierbar auf die "Goldene Regel": „Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst.“

Was wir machen, ist keine Demokratie. Die Parteien, die laut Verfassung (Art. 21 GG) eigentlich nur die Aufgabe haben, das Volk bei der demokratischen Willensbildung zu unterstützen, existieren nur noch (= ausschließlich) für den jeweiligen Machterhalt. Dafür versprechen sie uns Geld und Glück und Macht und dass wir unsere umwelt- und selbstzerstörerischen Gewohnheiten NIEMALS ändern müssen. 

Selbst der größte anzunehmende Dummdödel weiß, dass das alles Lügen sind, aber wehe der Partei, die uns realistischerweise sagt, dass wir grundsätzlich etwas ändern müssen, runter müssen von unserem völlig durchgedrehten Konsumismus. 

Und was machen wir Dummdödel, wir, das Wahlvolk, das eigentlich höchster Souverän in diesem unserem Staate sein sollte? Wir schmeißen den verlogenen Arschlöchern die Macht hinterher, je verlogener sie sind, desto mehr.

Die Bilanz ist überaus erschreckend: Wir leben längst nicht mehr in einer Demokratie. Wir leben in einer Ochlokratie, in einer Gesellschaftsform, in der jene, die am lautesten brüllen, sich am unsachlichsten daneben benehmen und herumpöbeln als gäb's kein Morgen, den Beifall der Massen und entsprechend die politische Macht gewinnen. Trump ist ein Beispiel, Milei, Orban, die AfD, u.v.a.m. sie alle wollen gar keine Demokrat*innen sein. 

US-Wahlkampf: Ist es wirklich denkbar, dass aus einem Volk von 328 Millionen Menschen ausgerechnet Trump bzw. Biden die bestgeeigneten Menschen sind, das mächtigste politische Amt der Welt zu bekommen? Da läuft doch etwas ganz grauenhaft falsch mit der Demokratie. 

Wie kann Scholz nach der Cum-Ex-Sache Kanzler sein? Wieso werden Verräter wie Krah und Bystron überhaupt gewählt? Warum hat deren Verrat, ihre Korruption, ihre himmelschreiende Doppelmoral der AfD überhaupt nicht geschadet? Nochmal: Was läuft falsch?

Immer wieder zurück zur Frage: Warum erinnert sich kaum noch jemand daran, was "Demokratie" eigentlich bedeutet?

Ich habe eine Hypothese:

  1. Wir sind einfach zu doof. Damit meine ich niemand Einzelnen, sondern die Summe aller Teile.
  2. Wir finden es zu anstrengend, uns mit den relevanten Themen auseinanderzusetzen, mit Vernunft und Ethik.
  3. Diese Haltung entspricht einer uns innewohnenden Bequemlichkeit, wird aber auch von außen aktiv bestärkt. Unterhaltungsmedien pushen nicht mehr Vernunft und Ethik, sondern nur noch Oberflächlichkeit, Gewalt, hemmungslosen Konsum, subklinische Psychopathen.

  4. Daraus ergibt sich meine persönliche Verschwörungstheorie: Die Herrschenden hatten NIE ein Interesse an einem gebildeten Volk. Doofe sind viel leichter zu beherrschen.

Ach, übrigens: Möchte jemand wissen, warum unser Schulsystem so kaputt ist, wie es ist? Und warum sich niemand ernsthaft darüber beklagt?




(verändert via wiki commons)

"Bildung ist der Zugang zu Freiheit, Demokratie und Entwicklung."
Nelson Mandela

Ja, für manche klingt das wie eine Drohung.







Sonntag, 23. Juni 2024

Toilettenpapier-Meditation

 

Es gibt gewisse Verrichtungen, bei denen wir gezwungen sind, relativ still zu sitzen und Dinge geschehen zu lassen. Die Muße ermöglicht zuweilen ganz tiefschürfende Gedanken zu denken und Fragen zu fragen.

Beispiel: Dieses Toilettenpapier.


Zentrales Motiv ist eine Eule, deren blaue Augen die Betrachtenden anschauen und an das übliche hilflos-vertrauensvolle Kindchen-Schema japanischer Mangas erinnern. Flügel und Krallen sind minimalisiert dargestellt (und wie die Augen anatomisch falsch) und offensichtlich völlig dysfunktional. 

Was will uns diese Figur sagen? Fliegen und Beutegreifen sind nicht wichtig, wenn Du nur niedlich genug aussiehst? Oder abstrahiert: Niedlich-Sein ist wichtig, alles Andere ist egal. Was für eine beruhigende Botschaft in einer Gesellschaft, in der ausschließlich hemmungslose individuelle Gier nach Macht und Geld als Motiv anerkannt wird. 

Drumherum haben wir blaue und braue Federn und stark stilisierte blaue Schneeflocken. Welcher Zusammenhang besteht zum Eulen-Motiv? Die Eule selbst scheint auch braune Federn zu haben, aber woher stammen die blauen Federn? Einzige Erklärung: Es hat einen Kampf zwischen der braunfedrigen Eule und einem blaufedrigen Gegner gegeben, beide Seiten haben dabei Federn verloren, aber die Eule hat gewonnen. Da die Leiche des Gegners nicht abgebildet ist, können wir annehmen, die Eule habe sie verspeist. Das würde auch den wohlgerundeten Bauch erklären. Das Ganze hat im Winter stattgefunden (-> Schneeflocken), wenn die Ressourcen knapp und der Überlebenskampf besonders hart ist.

Weiterführende Fragen:

  1. Wer denkt sich so ein Motiv aus?
  2. Muss man dafür ein einschlägiges Studium absolviert haben?
  3. Wie sieht der innerbetriebliche Entscheidungsprozess aus, der dazu führte, dass dieses Motiv und kein anderes millionenfach aufgedruckt wird? 
  4. Gab es konkurrierende Entwürfe?
  5. Gab es eine Jury aus Kunstsachverständigen und Marketing-Leuten, zahllose Konferenzen mit hitzigen Diskussionen ("Also, mir sagt das jetzt nicht so viel...!" "Ja, doch, ich würde so ein Produkt kaufen!")
  6. Hat das Controling die Kosten für den Druck einem dadurch etwa zu erzielenden Umsatz-Plus gegenübergestellt (Kosten-Nutzen)? Aufgrund welcher Annahmen bzw. Datenlage? 
  7. Hat der Konzern eine Abteilung, die die Nachhaltigkeit dieser Entscheidung prüft (“Corporate Social Responsibility [CSR])”?
  8. Würde das Klopapier auch ohne diesen Aufdruck funktionieren?
  9. Könnte es Menschen geben, die es für eine völlig bescheuerte Idee halten, Klopapier bunt zu bedrucken?
  10. Ist es denkbar, dass es viel zu viele Menschen gibt, die so bescheuert sind, buntes Klopapier dem nicht-bunten vorzuziehen?
  11. Und wenn die vorangegangene Frage positiv zu beantworten ist: Ist dann die Annahme plausibel, dass die Menschheit intelligent genug ist, den Selbstmord durch Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen abzuwenden?

Und dabei wollte ich eigentlich nur in Ruhe kacken ...












Samstag, 22. Juni 2024

Nach-Urlaubs-Gedanken


So, Urlaub ist vorbei. Ich habe einen wunderschönen, verwunschenen Ort kennengelernt, einen echten Geheimtipp, der Geheimtipp bleiben soll und ergo nur privatim weiter beschrieben wird.

Und sonst?

Ich stelle wenigstens eine (in Zahlen: "1") positive Spätfolge der Europa-Wahl fest: Meine auf diesem Blog schon oft thematisierte Angst vor den Enkel-Fragen hat sich definitiv erledigt. Juhu. 

Eine junge Generation, die sich so erbärmlich dumm und unverantwortlich und überproportional an die Rechten rangeschmissen hat, die so vollständig überhaupt nicht kapiert hat, dass und was insbesondere wir Doitschen aus der Geschichte zu lernen haben, eine solche Generation hat definitiv das Recht verloren, den Boomern im Allgemeinen und mir im Besonderen vorwurfsvolle Fragen nach dem "How-dare-you"-Schema oder nach dem "Warum-habt-Ihr-nicht"-Schema zu stellen.

Jaaa, und jetzt werden alle 16- bis 30-Jährigen natürlich aufschreien, wie furchtbar unfair ich hier die Rechtslastigkeit und Borniertheit verallgemeinere und dass es doch nur 16, 18 oder 20 % der jeweiligen Kohorte waren, die AfD gewählt haben, und dann werde ich sagen: "Ja und? Glaubt Ihr denn, dass Eure dümmlich-arroganten Scheiß-Verallgemeinerungen der bösen Boomer auch nur ein klitze-bisschen weniger unfair waren und sind?!" 

Und vielleicht, ganz vielleicht, kommen wir dann zu dem gemeinsamen Entschluss, dass arrogante Überheblichkeit und Generationenkonflikte unter den verbliebenen Aufrechten keine guten Strategien sind, um den Fascho-Bratzen of any colour and any kind Paroli zu bieten.

Ich hoffe und wünsche es so sehr.

Und sonst noch?

Ich habe zu viele nette und kluge Menschen kennengelernt, die einerseits über die täglich konkreter sich manifestierenden Folgen des anthropogenen Klimawandels in ihrem direkten Umfeld besorgt sind, die aber andererseits kaum den Bogen zur Notwendigkeit der Änderung eigenen Verhaltens schlagen. 

Bedauerlicherweise muss ich mich da teilweise einschließen: Auch ich könnte noch viel radikaler meinen Ressourcen-Verbrauch einschränken. Faulheit und Bequemlichkeit hindern mich - und  natürlich die Fallstricke des hyperbolischen Diskontierens

Wir werden es nicht schaffen.



Reste einer Baum-Schutthalde. Die Einheimischen bedauern das Absterben ihrer Wälder natürlich, sagen aber, schuld sei der Borkenkäfer, der alle 160 Jahren massenhaft aufträte. Eine Verantwortung des Menschen wird, wenn überhaupt, nur in einem ganz großen, ganz abstrakten Rahmen anerkannt - so abstrakt, dass die Frage nach je individueller Verhaltensänderung sich kaum stellt. 










Donnerstag, 30. Mai 2024

Kotzen und Kackwetter trotzen und fliegen ohne Scham.

 

Politik kotzt mich weiterhin nur noch an. Die NATO eskaliert immer offener, Stoltenberg, Macron, die Briten und unsere Spitzen-Grünen können kaum erwarten, erste Kriegstote unter ihren Landsleuten zu produzieren. Warum so viel besoffene Kriegsgeilheit? Müssen Rüstungskonzerne noch schneller noch mehr Geld verdienen? Haben alle Angst davor, dass ab November der neue alte subklinische Psychopathen-POTUS die Ukraine den Russen zum Fraß vorwirft, wenn es bis dahin keinen Fait accompli in Sachen NATO-Kampftruppen in der Ukraine gibt? Es ist alles so erbärmlich, so dumm, so ganz offen abgekartetes Spiel mit dem Leid der Menschen.

Deshalb Themenwechsel: Ausnahmsweise habe ich heute entschieden, im noch guten Wetter zu starten und vor dem Eintreffen des Kackwetters wieder unten sein zu wollen. Normalerweise bevorzuge ich es, in den mieseren Bedingungen zu starten und ins Gute hineinzufliegen, aber das gaben die Vorhersagen heute nicht her. 

Egal, es hat sich gelohnt: Eine Stunde und eine Minute in der Luft, und nur die letzten paar Minuten waren etwas bockiger, als meine Definition von Comfort-Zone vorsieht.



Wenn ich so über die weitgehend leblose Agrarindustrie-Ödnis der Wesermarsch fliege, vergesse ich oft, dass da unten vereinzelt Menschen hausen und arbeiten. Wenn mir dann bewusst wird, dass ich alltags luftwandeln kann, während andere knechten müssen, fühle ich mich nicht so ganz schlecht, wie ich eigentlich sollte. Ich beruhige mein soziales Gewissen mit dem Gedanken, dass ich einen scheiß-hohen Preis für die Frühpensionierung zahle. Das passt schon.










Freitag, 24. Mai 2024

Statt Politik und Katzenbilder: Mal wieder Fliege-Bilder.


Im Gegenlicht wird klar, wie dunstig die Fliege-Sache gestern war. Für "Low 'n slow"-Fliegerei großartig. Man beachte das Schattenspiel:





Mein kleiner Foto-Apparat¹ kann erstaunlich gut mit den Gegenlicht-Motiven umgehen. Hier zwei Ballöne, die gerade in Hatten gestartet sind: 




Das selbe nochmal mit Seitenlicht. Der Dunst scheint verschwunden.




Der Wind war so schwach, dass die Ballons auch nach meiner Landung noch nicht so richtig viel Strecke gemacht haben. Das ist ja auch nicht ihr Zweck. Da sind sich 120-kg-Drachentriker und Ballöner sehr, sehr einig!





Im Gartenstuhl am Himmel ...






¹ Ich benutze absichtlich diese antiquierte Bezeichnung und nicht das aktuelle Marketing-Sprech ("Digicam" etc..) Geneigte Lesende werden die Absicht verstehen.