Nach anstrengender Kraxelei endlich auf der Alm in den karnischen Alpen angekommen. Die Wirtin hatte bereits Feierabend gemacht, aber seitlich an der Hütte fanden wir ...
... eine Tränke, gespeist von eisekaltem Quellwasser und gefüllt mit diversen Getränken sowie eine Bedienungsanleitung nebst Preisliste.
Die Preise sind ganz knusprig, und das real-existierende Angebot umfasste nur die ersten zwei Zeilen der Preisliste, aber erstens muss man den Aufwand einpreisen, das ganze Zeug hier hochzuschaffen und zweitens zwingt Dich ja niemand, von dem Angebot Gebrauch zu machen.
Egal. Was mir eigentlich wichtig ist: So, haargenau so, stelle ich mir menschenwürdiges ¹ Miteinander vor. Vertrauen gegen Vertrauen, und wenn das nicht da wäre, kannste so etwas Angenehmes wie dieses Angebot in luftiger Höhe eben nicht machen. Dann musste alles verrammeln, abschließen, sichern, um Dich gegen ein paar dumme Arschlöcher zu schützen, die den Code nicht kennen².
Ich freue mich immer, wenn ich auf so vertrauensbasierte Kulturtechniken stoße, denn wir leben ja eigentlich in einer Gesellschaftsform, die von Dir erwartet, maximal und hemmungslos egoistisch zu sein. Da dürfte so eine Einrichtung eigentlich gar nicht überleben. Außerdem gibt es Kulturkreise, in denen es als Dummheit bzw. Schwäche ausgelegt wird, wenn Du nicht im Stande bist, Dein Eigentum zu schützen und in denen es ergo als ethisch korrekt gilt, wenn man Dich beklaut.
Richtig zu Hause fühle ich mich in diesen kapitalistischen bzw. prä-kapitalistisch-barbarischen Kulturen nicht. Ich muss notgedrungen damit leben und habe gelernt, darin zu überleben - aber im tiefsten Innern bin ich offensichtlich eher ein norddoitscher Alm-Öhi.
¹ Was für eine herrliche Doppel-Bedeutung. Man vergleiche f.ex. die "Würde des Menschen" und "unwürdiges Fehlverhalten".
² Diese Formulierung habe ich vor vielen Jahren von einem Niederländer geklaut. Ich weiß gar nicht, ob es das im Doitschen auch gibt. Gemeint war mit dem "Code" so ein einfaches Set von Verhaltensnormen, die das menschliche Zusammenleben etwas weniger unerträglich machen.
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