Dienstag, 5. April 2022

Auf Wiedervorlage zur Prüfung


Die derzeit gegen die russischen Soldat*innen erhobenen Vorwürfe, in der Ukraine Kriegsverbrechen zu begehen, sind verständlicherweise aktuell schwer zu belegen. Ich habe mir den Fall daher zur Wiedervorlage am 06. April 2023, am 06. April 2027 und am 06. April 2032 notiert. Bin gespannt, ob, und, wenn ja, welche, echte, wahre Wahrheiten bis dahin zu uns durchsickern.

Was ich lustig finde: Die USA sammeln Material, um Russland vor einem Gerichtshof zu verklagen, dem die USA für die Verfolgung ihrer eigenen Kriegsverbrechen die Zuständigkeit abspricht und dessen Chefanklägerin sie verklagt hatte.  Wie verlogen geht's denn noch? Für wie blöd hält man uns denn noch? 


(stark  verändert via tagesschau.d€)
Können diese Augen lügen?
Ja, natürlich. Dafür werden sie bezahlt!


Eine der erlogenen Folien, die der US-Außenminister Powell dem UN-Sicherheitsrat vorlegte, um vor der Welt einen Kriegsgrund zu haben.
Seid mir also nicht böse, liebe Ukrainer*innen, dass ich skeptisch bin und bleibe.








Montag, 4. April 2022

Montags-Nachrichten

Montag, düsteres Kackwetter, dazu die Nachrichten der Online-Portale:

Keine propagandistische Niederträchtigkeit, die wir der einen wie der anderen Seite im Ukraine-Krieg nicht mehr zutrauen würden. Nach utopischen Erfolgs- und Abschusszahlen, nach gegenseitigen Verdächtigungen zu geplanten ABC-Waffen-Einsätzen (Irak), nach gegenseitigen Kriegsverbrecher-Vorwürfen (Ex-Jugoslawien) holt man jetzt auch die von der Gegenseite erzeugten Massengräber wieder hervor. Das neue Katyn heißt Butscha, sonst ändert sich nix. Wir haben nichts gelernt, wissen aber, dass wir Allen alles zutrauen müssen. Massaker sind unfassbar schrecklich. Damit propagandistisch zu taktieren, erbärmlich. 

Und die Ungarn haben ihren Minderwertigkeitskomplex (woher eigentlich?) wieder in die Welt gebläht, indem sie einem krankhaft machtgeilen alten Mann noch mehr Macht verliehen. Kein Mitleid mehr, dieses Volk hat, wie die Türken und die Polen, die Regierung, die es will und verdient. Mein Wunsch, da im Urlaub hinzufahren, ist darob weiter ins Bodenlose gefallen.

Man kann nicht so viel fressen, wie man kotzen könnte. (Max Liebermann)



(USA, 1941; via wiki commons)





Mittwoch, 30. März 2022

Trauma-Träume

 

Das Leid der ukrainischen Bevölkerung können wir, die wir in relativem Frieden leben, ebensowenig nachvollziehen, wie das Leid aller anderen Opfer von Kriegen, Ethnoziden und Verfolgung. 

Was ich aber auch nicht nachvollziehen kann, ist das Phänomen des transgenerationalen Traumas, jedenfalls nicht, wenn es allzu medienwirksam inszeniert wird. Allerdings geht es hier um einzelne Menschen und ihre Ängste, und das ist ein ernstes und sensibles Thema, bei dem Pauschalierungen und Bewertungen keinen Ort haben. Darum rede ich im Folgenden nur über mich:

Ich bin Jahrgang 1962, knapp 17 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges geboren, und ich teile mit: Obwohl meine Eltern, meine Verwandten allgemein, mir von ihren Kriegserlebnissen erzählt haben, verspüre ich bei den aktuellen Bildern aus der Ukraine keine traumatische (!) Belastung. Ich find's schrecklich, ich empfinde Mitgefühl, aber ich muss meinem Gefühlscocktail nicht noch das Sahnehäubchen eigener Trauma-Aufbrüche überstülpen.

Als Bobele 1985 Wimbledon gewann, behauptete ein vereinigte-staaten-von-amerikanischer Sportreporter, damit habe Doitschland sein Trauma überwunden, den Zweiten Weltkrieg verloren zu haben. Ich teile mit: Auch dieses Trauma konnte ich trotz intensiver Suche in mir nicht finden. Ehrlich gesagt haben wir uns '85 über den Kommentar halbtotgelacht. Vielleicht überwinden die USA irgendwann ihr Trauma in Sachen Allgemeinbildung - aber dazu müssten sie es erstmal erkennen. 

Und als 2012 das 100jährige Jubiläum des Titanic-Unterganges gefeiert wurde, und Urgroßenkel,  -nichten und -neffen ertrunkener Passagiere der Cunard-Line mitteilten, sie litten unter transgenerationalem Trauma, da dachte ich ... hm.

Können wir uns vielleicht darauf einigen, mit dem Begriff "Trauma" etwas vorsichtiger herumzufuhrwerken? Ja, der Erste Weltkrieg war die Ur-Katastrophe des 20. Jahrhunderts¹. Aber müssen wir dann unbedingt dieses psychologisierende Schlagwort bemühen? Hatten die Doitschen wirklich eine "toxische Beziehung" zu Hitler? Oder war der einfach nur ein krankes Arschloch und der Rest so grenzenlos blöd, ihm hinterherzulaufen? 

Manchmal kommt man der Wahrheit näher, wenn man auf hippe Pseudo-Fachsprache verzichtet. 



Mein Oppa im Krieg (l.). Oberzahlmeister, El Daba, Ägypten, 1942.
Was soll die Zahlstelle in the middle of nowhere? 
Und 50 km östlich, in El-Alamein, 
wurde etwas später das Doitsche Afrika-Korps vernichtend geschlagen. 
Wegen Nachschub-Problemen. 
Hat Opilein es verkackt?

 



 ¹  Interessanterweise wird vermutet, bis dahin hätte der 30jährige Krieg dieselbe Rolle im Kollektiven Gedächtnis eingenommen. 





  

Sonntag, 27. März 2022

Abgehakt

 

Liebes Tagebuch 😘

schon oft habe ich hier geschrieben, wie toll das Fliegen ist. Heute war es richtig kacke. Viel mehr Thermik als angesagt, und als ich höher gestiegen bin, um vielleicht eine klitzewinze Inversion zu erwischen, haben mich stattdessen die angesagten böigen Winde erwischt. Kurz: Ich habe immer nur auf's Maul gekriegt, bis ich keine Lust mehr hatte. Dann bin ich wieder gelandet, weil ich es etwas später nochmal versuchen wollte. Aber etwas später war mir leicht schwindelig und ich fühlte mich schlapp. Klar: Zu wenig getrunken, ansatzweise dehydriert. Außerdem habe ich die Dreiviertelstunde, die ich oben war, geackert wie'n Preisboxer und war entsprechend ... naja ... angezählt.

Ich hab's dann gelassen und den Fliegetag abgehakt. Shit happens.  💩




(via wiki commons)
Keine Sorge: Das ist nur ein Bild von einem Test.




Donnerstag, 24. März 2022

... im leeren Raum um Welt und Ich.

 

Neulich in der Luft...

Immer noch suche ich vergeblich die Worte, die beschreiben, was die low-'n-slow-Fliegerei so besonders macht. 

Eine Rolle spielt die Spannung von Nähe und Ferne: Man ist am Geschehen, z.B. dem Verkehr auf der Küstenkanalstraße, so dicht dran, dass man alle Details erkennt, aber distanziert genug, um auch das Drumherum zu erfassen. Den Farbwechsel von Dunkelblau zu einem sehr hellen Hellblau im Kanal kann man so eigentlich nur aus der halbhohen Perspektive (ca. 230m) sehen. 

Und man ist definitiv nur Überflieger. Die Möglichkeit, mal eben anzuhalten, zu Landen und Entdecktes zu "Begreifen", zu Berühren, ist im Regelfall nicht gegeben. Diese Tatsache schafft eine Distanz, die de facto vielleicht nur 200 m beträgt, gefühlt aber genausogut 200 Lichtjahre sein könnte.

Damit erlebst Du als low-'n-slow-Flieger Dich selbst als Objekt, an dem die gegensätzlichen Kräfte von Nähe und Ferne angreifen ...

...

Was für ein verschwurbeltes Gesülze! Ich sag' ja: Ich kann es noch nicht richtig in Worte fassen. Aber ich bleibe dran.





 






Mittwoch, 23. März 2022

Propaganda macht was.

 

Jajaja, ich bin auch ganz in echter Wirklichkeit gegen den Ukraine-Krieg und finde Putin doof und so weiter ¹. Gerade deshalb finde ich es äußerst gefährlich, dass die Berichterstattung der sogenannten "westlichen" Länder immer hysterischer und immer dumm-propagandistischer und ergo immer unglaubwürdiger wird. 

Soso, Russland wendet eine Staatspleite ab, indem es planmäßig Schulden tilgt. Ähm ... ja, jedes Land und jede*r Kleindarlehensnehmer*in wendet eine Pleite ab, indem er/sie/es Schulden begleicht. Und im weiteren Text lernen wir, dass Russland seit 1917 immer gezahlt hat. Was soll also der Brüller-Artikel?

Und wir lernen, dass die Kinschal-Rakete, die in den Wochen zuvor als besonders perfide High-Tech-Waffe verteufelt wurde, in Wirklichkeit auf Technik der 80er Jahre basiert. Dunnerlüttchen, wat denn nu'? Wir werden demnächst viele Milliarden Euro für die alte amerikanische F-35 bezahlen, damit wir das Gefühl haben, mitreden und mitmachen zu dürfen, wenn taktische Atomwaffen im nächsten Weltkrieg Europa verwüsten. Wie unfair: die F-35 basiert auf doitscher Technik der 1890er Jahre. Lilienthal hat die Grundlagen erarbeitet, uralte Sache, das.

Und wenn ich mir anschaue, wie unisono, wie sehr im Gleichschritt die doitsche Presse seit einer Woche die gebetsmühlenartige Verdammung des Wladimir P. aus M. betreibt, dann will ich gegen die Inhalte an sich gar nichts sagen - aber der Gleichschritt macht mir Angst. 




(verändert via wiki commons)
Krieg macht Spaß!



 

¹ Falls das zu lässig klingt: Das Leiden der Menschen - unabhängig von ihrer Nationalität - nehme ich sehr, sehr ernst.





Dienstag, 22. März 2022

Mittwoch, 16. März 2022

Nummer 3 lebt!


 O verflucht, ich habe was übersehen!

Bisher habe ich gedacht, die kriegerische Auseinandersetzung in der Ukraine sei zwar ganz furchtbar, die russische Führungs-Camarilla werde aber nicht so wahnsinnig und selbstmörderisch sein, den Konflikt über die Grenzen der Ukraine hinaus zu eskalieren. 

Was ich dabei völlig vergessen habe, sind die wahnsinnigen und selbstmörderischen alten Männer auf - Anführungszeichen - unserer - Anführungszeichen - Seite. Wie leicht ist es augenblicklich für die altbekannten machtgeilen Visegrad-Autokraten, einen Weltkrieg vom Zaun zu brechen? Ein winziger, fingierter Grenzzwischenfall und wir alle haben NATO-Artikel 5 an den Hacken und das hieße Weltkrieg Numero 3. Wir Doitschen sind ja ganz großartig darin, Blanko-Vollmachten auszustellen (=> Weltkrieg Numero 1), und mit fingierten Grenzverletzungen kennen wir uns auch bestens aus (Gleiwitz => Weltkrieg Numero 2).

Der senile polnische Giftzwerg hat geschafft, was Putin bislang noch nicht gelungen war: Ein reales Bedrohungsszenario für den demokratischen Teil Europas.



Der Schoß ist fruchtbar noch ...
  






Samstag, 12. März 2022

Selbsterklärte Beleidigung


Meine uneingeschränkte Solidarität und - soweit ich das überhaupt sagen darf - mein Mitgefühl mit der türkischen Journalistin Sedef Kabas, die nun in der Türkei wegen Präsidentenbeleidigung zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und vier Monaten verurteilt wurde. 

Aber auch: Meine unendliche Häme und Freude über das abgrundtief strunzdumme Erdogan-Regime, das durch die Verurteilung erst so richtig endgültig bestätigt hat, die Aussage der Kabas voll und ganz zu verdienen. Gesagt hat sie nämlich:

"Wenn ein Ochse in einen Palast geht, wird er kein König, 
sondern der Palast wird zum Stall."

ohne Erdogan oder dessen Amt oder dessen Palast explizit zu nennen.

Wir sollten derartige Konstrukte in Sprachanalysen als "Potentiell autoreferentielle Injurie" diagnostizieren. Zur bewiesenermaßen berechtigten Beleidigung wird der Sprechakt erst dann, wenn die*der Adressat*in in vorhersehbarer Weise darauf reagiert. Hätte Erdogan den Spruch einfach bejaht, wäre dieser ins Leere gelaufen. Ein unglaublich intelligentes rhetorisches Mittel.

So ein bisschen funktioniert auch mein Aufkleber "Alle Rassisten sind Arschlöcher" nach diesem Schema. Wer sich drüber aufregt, verdient es sich in genau diesem Moment, gemeint zu sein.


(sehr stark verändert via diepartei.de)






Samstag, 5. März 2022

Schwieriges Thema

Jetzt kommt ein schwieriges Thema. Da hole ich lieber etwas weiter aus. Also: Ich bin sehr für den Frieden und sehr gegen den Krieg. Seit Jahren gibt es nur zwei Aufkleber, die ich auf meinem Auto umherfahre: Neben dem "Alle-Rassisten-sind-Arschlöcher"-Aufkleber gibt es nur noch die Friedenstaube von Mika Launis, weiß auf blauem Grund. Seit über 40 Jahren hängt eine weitere Launis-Taube, weiß auf blauem Grund, als Plakat über meinem Schreibtisch. Ich bin echt für Frieden, ganz in echt!

Deshalb bin ich auch allzu bereit, Putin und seine Mitläufer auf's Äußerste und aus tiefstem Herzen zu verdammen und so weiter. Aber gleichzeitig fühle ich mich auch gerade sehr unwohl mit den verzweifelten Versuchen Selenskyjs, die NATO in den Schießkrieg mit Russland hineinzuziehen. Ich fühle mich unwohl damit, dass die USA mit der arroganten Grandezza des Hegemons-in-Chief mehr Gestaltungsmacht in Europa haben und rücksichtslos ausnutzen, als die Europäischen Staaten zusammen und dass die USA mehr darüber bestimmen, ob Deutschland in einen aktiven Krieg mit Russland eintritt als die gewählte deutsche Regierung. Ich fühle mich unwohl mit der platten westlichen Propaganda, die sich in der Produktion dümmstmöglicher Feindbild-Narrative nur noch wenig von der traditionell primitiven Propaganda des Ostens unterscheidet. Ich fühle mich unwohl damit, dass ein Diskurs, der die Verlogenheit des Westens der letzten 30 Jahre in puncto Osterweiterung der NATO  berücksichtigt, derzeit nicht möglich ist. 

Und ich fühle mich ganz besonders unwohl damit, dass die Gefahr besteht, dass Arschgesichter, wie Schröder, die AfD und weiß der Geier, wer noch, diesen, meinen Text kontextbefreit missbrauchen könnten.     

Ich finde es völlig albern, dass hier jetzt besorgt gefragt wird, wie Kinder mit den grauenhaften Kriegsbildern umgehen, dass aber niemand fragt, warum unsere Medien glauben, die angenommene Geilheit des verrohten Publikums nach brutalstmöglichen Kriegsbildern bedienen zu müssen. Ich habe keine Lust, als Lehrer aufgefordert zu sein, die Traumata zu bearbeiten, die unseren Kindern medial, aus Profit-Interesse der Konzerne zugefügt wurden. Ich hätte stattdessen große Lust, jenen Kindern zu helfen, die tatsächlich Krieg erlebt und erlitten haben.

Merke: Es rächt sich, wenn man immer wieder den Teufel an die Wand malt. Überlegt Euch jetzt schon mal, wie Ihr den Hass auf die Russen, auf alles Östliche, jemals wieder einfangen wollt. 

Oder ist das gar nicht Teil des langfristigen Plans?




  (via wiki commons)