Meine uneingeschränkte Solidarität und - soweit ich das überhaupt sagen darf - mein Mitgefühl mit der türkischen Journalistin Sedef Kabas, die nun in der Türkei wegen Präsidentenbeleidigung zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und vier Monaten verurteilt wurde.
Aber auch: Meine unendliche Häme und Freude über das abgrundtief strunzdumme Erdogan-Regime, das durch die Verurteilung erst so richtig endgültig bestätigt hat, die Aussage der Kabas voll und ganz zu verdienen. Gesagt hat sie nämlich:
"Wenn ein Ochse in einen Palast geht, wird er kein König,
sondern der Palast wird zum Stall."
ohne Erdogan oder dessen Amt oder dessen Palast explizit zu nennen.
Wir sollten derartige Konstrukte in Sprachanalysen als "Potentiell autoreferentielle Injurie" diagnostizieren. Zur bewiesenermaßen berechtigten Beleidigung wird der Sprechakt erst dann, wenn die*der Adressat*in in vorhersehbarer Weise darauf reagiert. Hätte Erdogan den Spruch einfach bejaht, wäre dieser ins Leere gelaufen. Ein unglaublich intelligentes rhetorisches Mittel.
So ein bisschen funktioniert auch mein Aufkleber "Alle Rassisten sind Arschlöcher" nach diesem Schema. Wer sich drüber aufregt, verdient es sich in genau diesem Moment, gemeint zu sein.
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