Samstag, 5. März 2022

Schwieriges Thema

Jetzt kommt ein schwieriges Thema. Da hole ich lieber etwas weiter aus. Also: Ich bin sehr für den Frieden und sehr gegen den Krieg. Seit Jahren gibt es nur zwei Aufkleber, die ich auf meinem Auto umherfahre: Neben dem "Alle-Rassisten-sind-Arschlöcher"-Aufkleber gibt es nur noch die Friedenstaube von Mika Launis, weiß auf blauem Grund. Seit über 40 Jahren hängt eine weitere Launis-Taube, weiß auf blauem Grund, als Plakat über meinem Schreibtisch. Ich bin echt für Frieden, ganz in echt!

Deshalb bin ich auch allzu bereit, Putin und seine Mitläufer auf's Äußerste und aus tiefstem Herzen zu verdammen und so weiter. Aber gleichzeitig fühle ich mich auch gerade sehr unwohl mit den verzweifelten Versuchen Selenskyjs, die NATO in den Schießkrieg mit Russland hineinzuziehen. Ich fühle mich unwohl damit, dass die USA mit der arroganten Grandezza des Hegemons-in-Chief mehr Gestaltungsmacht in Europa haben und rücksichtslos ausnutzen, als die Europäischen Staaten zusammen und dass die USA mehr darüber bestimmen, ob Deutschland in einen aktiven Krieg mit Russland eintritt als die gewählte deutsche Regierung. Ich fühle mich unwohl mit der platten westlichen Propaganda, die sich in der Produktion dümmstmöglicher Feindbild-Narrative nur noch wenig von der traditionell primitiven Propaganda des Ostens unterscheidet. Ich fühle mich unwohl damit, dass ein Diskurs, der die Verlogenheit des Westens der letzten 30 Jahre in puncto Osterweiterung der NATO  berücksichtigt, derzeit nicht möglich ist. 

Und ich fühle mich ganz besonders unwohl damit, dass die Gefahr besteht, dass Arschgesichter, wie Schröder, die AfD und weiß der Geier, wer noch, diesen, meinen Text kontextbefreit missbrauchen könnten.     

Ich finde es völlig albern, dass hier jetzt besorgt gefragt wird, wie Kinder mit den grauenhaften Kriegsbildern umgehen, dass aber niemand fragt, warum unsere Medien glauben, die angenommene Geilheit des verrohten Publikums nach brutalstmöglichen Kriegsbildern bedienen zu müssen. Ich habe keine Lust, als Lehrer aufgefordert zu sein, die Traumata zu bearbeiten, die unseren Kindern medial, aus Profit-Interesse der Konzerne zugefügt wurden. Ich hätte stattdessen große Lust, jenen Kindern zu helfen, die tatsächlich Krieg erlebt und erlitten haben.

Merke: Es rächt sich, wenn man immer wieder den Teufel an die Wand malt. Überlegt Euch jetzt schon mal, wie Ihr den Hass auf die Russen, auf alles Östliche, jemals wieder einfangen wollt. 

Oder ist das gar nicht Teil des langfristigen Plans?




  (via wiki commons)







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