Samstag, 7. November 2020

Flying Philosopher Service

 Sei dies Beweisstück A:




Bevor ich vorhin zum Flugplatz fuhr, fiel mein kritischer Blick auf den etwas angeschlagenen Teil meines aktuellen Haargummis, das ich in dieser Form schon seit einigen Tage trage. Für den Alltag mag das ja angehen, sprach mein innerer Flug-Sicherheits-Ingenieur, aber zum Fliegen nimmst Du besser ein vernünftiges Haargummi! 

Und - schwupps - wechselte ich das nicht ganz einwandfreie Haargummi gegen ein fabrikneues aus und fühlte mich sogleich besser. Was komisch ist, da ich beim Fliegen gar kein Haargummi trage, weil ein "Pferdeschwanz" unter dem Helm total nervt und weil ich ohnehin eine Sturmhaube trage, die nicht nur ein bisschen wärmt, sondern auch meine schütt're Mähne bändigt.   

Diese an sich blödsinnige und belanglose Mikro-Episode erzählt ganz viel darüber, wie Flieger*innen ticken, nein, genauer: wie einige andere, die ich kenne, und ich als Flieger ticken. Man kann in der Luft so verdammt wenig reparieren! Man kann während des Fliegens auch so verdammt wenig nachholen, nacharbeiten oder an der nächsten Tanke nachkaufen, wenn man an was nicht gedacht hat oder wenn ein ohnehin verdächtiges Rost-Teil dann doch die längst erwartete Grätsche macht...

Deshalb, und weil Technik-Ausfälle beim Fliegen oft brutalere Konsequenzen haben, als nur, dass man handytelefonierenderweise auf dem Pannenstreifen der Autobahn steht, neigt man zu sehr ausgiebigen und aufmerksamen Checks und zu frühzeitigem und generösen Austausch zweifelhafter Teile*. Der mittlerweile etwas angestaubte Begriff der "Aufmerksamkeit" kommt uns in den Sinn, die Entdeckung der Langsamkeit, der einpunktige Zustand. 

Kurz und ironiefrei: Fliegen erdet!








*Eine Folge davon ist, dass Flugzeuge im Gegensatz zu Autos richtig, richtig alt werden. Das automobile Gehubere mit den H-Kennzeichen wäre in der Privatfliegerei undenkbar, denn 25 Jahre auf dem Buckel zu haben, ist da keine Leistung. Es gibt ja auch keine programmierte Obsoleszenz, andernfalls die Pilot*innen Amok liefen. Warum Autofahrer*innen sich das gefallen lassen, ist unbegreiflich. **

** Schlussendlich schützt unsere Sicherheits-Denke aber nicht hundertpro vor Ausfällen: Als Weichspül-Warmduscher-Pilot trage ich natürlich beheizbare Handschuhe. Heute ist das Heizsystem links allerdings ausgefallen, und das war richtig doof! Deshalb hatte ich auch keine Lust, Fotos zu machen***. Jetzt überlege ich, ob und wie man da redundante Systeme einbauen könnte.   

*** Und, Insider,  bis Hoya bin ich auch nicht gekommen. 




 

Freitag, 6. November 2020

Präzise, bitte!

Wieder so viel Ungenauigkeit! Das ist alles so unsauber formuliert und gedacht, das sollte so nicht stehenbleiben.

"Trump will die amerikanische Demokratie zerstören" - Als könnte ein alter, krankhaft egomanischer Psychopath so etwas leisten! Neinnein, eine echte Demokratie, und das war die US-amerikanische in der Tat mal mehr oder weniger, kann sich nur selbst zerstören. Und zwar dann, wenn die Wähler*innen aufhören, Demokrat*innen zu sein. Und das tun sie, sobald ihnen die Heilsversprechungen des Konsumismus' hinreichend Hirn weggeätzt haben, so dass Vernunft und Mitgefühl keine Rolle mehr spielen.

Und wie auch immer die POTUS-Wahl ausgeht und wie auch immer die Ergebnisse umgesetzt werden, das Ergebnis ist weder spannend noch hoffnungsvoll noch hoffnungslos, es ist in jedem Fall niederschmetternd und beängstigend. Etwa die Hälfte der Amis ist bereit, einen psychopathen Egomanen zu wählen, und die andere Hälfte ist bereit, Biden zu wählen, dessen Wahlprogramm nach normaldenkender Lesart eine erbärmliche und lächerliche Karikatur nationalkonservativer Weltsicht ist. Biden wird so unter Druck stehen, die nationalistischen Fundamentalisten zu befriedigen und einen Bürgerkrieg zu vermeiden, dass er praktisch handlungsunfähig sein wird.  

Die einzig gute Nachricht: Die USA sind bis auf die Knochen blamiert! Wer zukünftig "America first!" oder Sinngemäßes deklamiert, kann und will und wird nur noch ironisch verstanden werden. 



(verändert via wiki commons)

 Lost & gone forever: Lonesome-Cowboy-Romantik 



Freitag, 30. Oktober 2020

Nicht bereit

 

Wahlkampfberichterstattung aus einem Land weit, weit weg. Die Kommentatoren beantworten die selbstgestellte Frage, warum so viele Amerikaner den schlimmeren der beiden psychopathen Egomanen wählen werden, unisono und fast wörtlich mit dem Hinweis, den Amis sei Alles zu komplex, niemand blicke mehr durch, und da wähle man eben jemanden, der die Dinge brutalst vereinfacht, auch, wenn man wisse, dass es ein rücksichtsloser Vollidiot sei. 

Die nörgelige Klage, es sei alles so kompliziert, hört man auch bei uns. Und auch bei uns ist man bereit, erklärten Feinde unserer Verfassung wieder mal die Macht in die Hände zu spielen, wenn sie denn nur den Schmerz, den vernunftgesteuertes Denken anscheinend verursacht, mit faktenwidrigem Subkomplexem lindern. 

Ich rufe erneut zur Rettung der Demokratie auf* und erneuere und präzisiere meinen Vorschlag:

  1. Wem die aktuellen politischen Themen zu kompliziert sind, darf das ab sofort sagen und wird von diesem Moment an von der Verantwortung, die eine demokratische Wahl für die Wähler*innen nun mal mit sich bringt, entbunden. 
  2. Wer irrtümlich annimmt, Demokratie bedeute "Wähl' Dich reich!", ist ebenfalls feierlich von der Wahl enthoben.
  3. Wer zu blöd und zu faul ist, sich mit politischen Themen hinreichend auseinanderzusetzen, ist auch raus.**

Man muss das natürlich so deichseln, dass es trotzdem einigermaßen ehrenhaft wirkt. Die Selbstaussage "Ich bin charakterlich und intellektuell unfähig, am Prozess demokratischer Willensbildung teilzunehmen" ist wenig schmeichelhaft. Da könnte die Akzeptanz leiden. Besser ist: "Ich hatte gar keine Zeit, mich drum zu kümmern. Nächstes Mal vielleicht ..." oder "Meine Religion verbietet mir zu wählen!" (Dazu müsste man natürliche einen entsprechenden Religionsanbieter vorhalten. Zum Glück gibt es reichlich Religionen bei uns, die in Wort und Schrift schon seit Jahrtausenden der Freiheitlich-Demokratischen-Grundordnung spinnefeind sind.)

Kurz: Es sollten die Leute, die demokratieunfähig sind, ohne Nachteil vom demokratischen Prozess dismissed werden, ohne dabei das Gefühl zu haben, eine Elite bestimme demokratisch die Geschicke des Staates.***  



* Jedenfalls bei uns in Deutschland. Da gibt es vielleicht noch ein letztes Fünkchen Hoffnung. Den Amis ist in keinem Fall mehr zu helfen.

** Wie man das misst? SUV-Fahrer, Bild-Leser, Dieter-Bohlen-Fans, Corona-Leugner, Bayern, FC-Bayern-Fans, Klimawandel-Leugner, religiöse Fundamentalisten jeder Couleur ... Himmel, es gibt doch einen Haufen ganz konkreter Indizien. Das ist nicht so schwierig, wie immer gesagt wird.

*** Obwohl genau das de facto der Fall wäre, und das wäre gut so. Elite wäre in diesem Fall definiert als "aktives Befürworten und Eintreten für die Menschenrechte, die deutsche Verfassung / die FDGO" und wissen, was das überhaupt ist.




(verändert via wiki commons)
Meine Solidarität mit Samuel Paty!








Samstag, 24. Oktober 2020

Saturday night inflammation

 

Die nicht eben kurze Liste der evolutionären Konstruktionsfehler beim Homo sapiens ist seit heute um einen Punkt zu erweitern: Warum, zum Henker, müssen Kieferknochen hohl und voller Nerven sein? Warum müssen Zähne Nerven haben? Ja, klar, lautet die landläufige Antwort der Mediziner*innen und Biolog*innen, das Individuum müsse ja merken, wenn da was kaputt ist, und deshalb sind Nerven notwendig, bla, bla. 

Und ich sage: Bullshit! Wären Kiefer und Zähne eine Einheit aus einem festen, massiven, homogenen Material, dann gäb's diese Probleme überhaupt nicht! Zugegebenermaßen ist die Funktion der Nahrungszerkleinerung mechanisch ziemlich anspruchsvoll, und es wäre eine gute Idee, die Abriebflächen nachwachsen zu lassen, damit die Chose ein Leben lang hält. Aber auch die Anordnung in Form einzelner Zähne ist völlig sinnwidrig, weil Zähne einzeln ausfallen und beim erwachsenen Individuum nicht mehr nachwachsen und weil da dann nix mehr ist und weil zwischen den noch vorhandenen Zähnen Ritzen bleiben bzw. entstehen, in deren Schutz Mikroorganismen ihr frevelhaftes Treiben treiben. 

Macht, sage ich, aus Unter- und Oberkiefer massive Monoblocks. Flächig nachwachsende Hornschichten könnten als Opferschichten effektive, dauerhafte Kauleisten bilden. Die darin einnistenden Mikroorganismen werden mechanisch mit abgebaut, wenn die Nahrung zerkleinert wird. Da dringt nix ein, da entzündet sich nix. Alle Menschen wären lebenslang schmerzfreier, glücklicher, zufriedener, und in der Folge gäb's weniger Kriege und mehr Liebe zur Natur ... und so ...

Was ich EIGENTLICH sagen wollte: Ich bin heilfroh, in einem Land und in einer Zeit zu leben, in der auch am Samstagabend ein zahnärztlicher Notdienst da ist, um sehr freundlich und professionell eine Entzündung im Kiefer zu bearbeiten. Speziellen Dank an Dr. Ebrecht und seine Crew.


(verändert via wiki commons)

Es ist schon eine teuflische Ironie, dass bei der Erforschung unserer Stammesgeschichte Zähne und Unterkiefer so wichtige Befunde liefern. Schauen wir uns dieses Exemplar eines Homo rudolphensis von vor 2,4 Millionne Jahren an. Wie abgenutzt die Mahlzähne sind, wie vollständig die Schneidezähne abgebrochen sind. Was für ein Scheiß-Leben muss dieses bedauernswerte Wesen gehabt haben! Aber um fruchtbare Nachkommen zu zeugen und diesen schrottigen Bauplan weiterzugeben, dazu hat's dann immer noch gereicht ...!






Dienstag, 20. Oktober 2020

Protoprotokoll

 Hiermit beanspruche ich für mich die soeben stattgefundene Erfindung des Wortes

Protoprotokoll

sowie alle potentiell damit zusammenhängenden Bedeutungen, insbesondere arbeits- und ablauforganisatorische Implikationen, Prozesse und Prozeduren.

Es spielt überhaupt keine Rolle, dass außer mir derzeit niemand damit etwas anfangen kann. Wichtig ist, dass ich gerade eine richtig geniale Idee für ein verzwicktes Verwaltungs-Problem hatte und dass die doitsche Sprache endlich ein Wort erhält, das fünf Vokale hat, die allesamt "o" lauten!

Man kann das Wort auch rückwärts lesen, dann ist es ein Llokotorpotorp. Das ist eine Meerschweinchen-Art, die nur im bolivianischen Hochland, im südlichen Altiplano vorkommt. Äußerst selten. 



Cavia lloko* - verändert via wiki commons



* Das Sternchen bedeutet in der Wissenschaft, dass dieses solcherart benamste Phänomen noch nie gesehen wurde, aber dass es, wenn es denn mal entdeckt würde, bestimmt so - oder so ähnlich - aussähe.








Sonntag, 18. Oktober 2020

Studie zum Gruppenverhalten


Gestern, südlich Zwischenahn, 200 m Höhe. Kurs etwa SW. Eine Horde Graugänse, etwa 20 Tiere in sauberer V-Formation, hält von rechts hinten kommend in gleicher Höhe und in spitzem Winkel auf mich zu, d.h. unsere Kurse nähern sich immer weiter an, und Graugänse haben eine etwas höhere Airspeed als mein low&slow-Flugzeug ... 


Ich kürze mal die ganze Dramatik raus und stelle fest: Als der Abstand auf etwa 25 bis 30 Meter * geschrumpft war, wurde mir klar, dass die blöden Viecher sturheil Kurs und Höhe beibehalten würden und dass es an mir wäre, den Kurs zu ändern, sollte eine Kollision vermieden werden.

Übliche Floskel könnte sein: "Da fällt Dir nix mehr zu ein...!", aber mir fällt eine Menge dazu ein:

  1. Ich könnte mich mal wieder über mich selbst totlachen, da ich ganz selbstverständlich angenommen habe, dass ich als Mensch, als Krone der Schöpfung und Lenker eines laut-lärmenden Technik-Vehikels ein gottgegebenes Vorflugrecht hätte. ** 
  2. Ich frage mich, ob eine einzelfliegende Gans genauso stumpf, dreist und rücksichtslos reagiert hätte, wie der Schwarm. Wir kennen das: Der vereinzelte Radfahrer, Fußgänger, Boßel-Sportler, Corona-Leugner und Nazi weiß genau, wo er in der Nahrungskette steht und agiert entsprechend vorsichtig. Rotten sie sich aber zu einer größeren Gruppe zusammen, wird's für die umgebende Öffentlichkeit gefährlich. Oder, wie Schopenhauer konstatierte: "Der Schwachsinn ist beim Individuum die Ausnahme, in der Gruppe die Regel." Ganz ernsthaft müsste die Verhaltensbiologie hier vergleichend untersuchen. 
  3. Wenn ich mir den sehr subjektiven Eindruck erlauben darf: Der Schwarm war weder dummdreist noch gruppen-arrogant, sondern in tiefer Trance oder Meditation total weggetreten. Die Tiere lautierten auch nicht, soweit ich das beurteilen konnte. Das ist natürlich nur eine gewagte Hypothese, aber für Langstreckenflieger wie Gänse wäre es eine angemessene Geisteshaltung. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, ein paar tausend Kilometer weit zu fliegen und dabei permanent bewusst zu denken "Flügel rauf, Flügel runter, Scheiß-Gegenwind!, Flügel rauf, Flügel runter, Flügel rauf, Flügel runter ... äh, der Vordermann hat wieder gepupst, die Drecksau, puuh, was hat der denn gefressen, mannmannmann .. Flügel rauf, Flügel runter, Flügel rauf, Flügel runter ..."
  4. Eigentlich finde ich diese Begegnung mit dem Schwarm unglaublich schön und erfreulich und ein bisschen paradiesisch. Zahllose ähnliche Erfahrungen kennen alle Flieger*innen, wenn sie nicht gerade mit Echo-Klasse aufwärts unterwegs sind: Das Vogelvieh hat da oben keine Angst vor uns, nicht mal, wenn wir mit einem knatternden Zweitakter und 8,40 m Spannweite unterwegs sind. 
  5. Wenn wir uns da also angstfrei begegnen können, dann stellt sich natürlich auch die Frage, warum ein Schwarm von 20 Individuen einem einzelnen Flieger ausweichen sollte und nicht umgekehrt. Ich meine, das gebietet, wenn schon nicht die Höflichkeit, so doch die schlichte Logik, oder?




Ja, das Bild ist so ähnlich, wie das von gestern, aber ich finde das Kontrast-Motiv einfach spannend , und eine Reflexion des Sonnenlichts über so eine Distanz ist doch auch beeindruckend.
Schade, dass ich von der Gänse-Begegnung kein Foto geschafft habe.






* Ich habe mich bei dieser Entfernungsangabe sehr misstrauisch selbst geprüft und bin mir ziemlich sicher, dass die Schätzung fehlerbereinigt ist. 

** Auszug aus dem Luftrecht: "Überholt wird rechts. (...) Das überholende Luftfahrzeug hat aber in jedem Fall den Flugweg des anderen zu meiden." SERA.32




Samstag, 17. Oktober 2020

Bloggers Freud

 

Ach, das ist ja ganz lieb! Da hat mir doch jemand, nachdem ich den letzten Artikel ("Bloggers Leid") veröffentlichte, 2.000 zusätzliche Klicks von einem russischen Server eingekauft. Vielleicht, um mich zu trösten, nachdem ich meinen Frust ob der wiederkehrenden Erkenntnis klagte, dass andere so unendlich viel bessere Texte zu den mir bedeutsamen Themen raushauen. 

Ich nehme das Geschenk in dem Geiste an, in dem es gegeben wurde.

Allerdings möchte ich auch richtigstellen, dass es mir keineswegs um Klick- bzw. Leser*innen-Zahlen ging und geht. Ich sehe mich mit meiner bewusst nicht-professionellen, dilettantischen Gelegenheits-Schreiberei auch nicht in Konkurrenz zu Hochkarätern, wie z.B. Rutger Bregman. Erst recht sehe ich mich nicht Konkurrenz zu den intellektfreien Ergüssen der Millionen Wannabe-Influencer, denen sprichwörtlich jede dreckige Clickbaiting-Strategie willkommen ist, um höhere Zugriffszahlen zu generieren.    

Mal Klartext: Dieser Blog ist 100 % unkommerziell, und - abgesehen davon, dass ich meine Seele an Google verkaufen musste - kostenfrei. Die Statistik-Funktionen sind nicht ganz schlüssig und nicht ganz widerspruchsfrei*, aber pro Tag scheinen sich im Schnitt 30 Menschen hier zu tummeln. Die Zahl schwankt mit hoher Amplitude und steigt langsam aber stetig. Aus direkt-kommunizierten Rückmeldungen kann ich schließen, dass die meisten Besucher*innen alle paar Tage mal draufschauen, ob es was Neues gibt, manche vergessen den Blog zwischendurch und erinnern sich Monate später, mal wieder vorbeizuschauen, einige schauen täglich rein, ob es was Neues gibt. 

30 pro Tag ist ein absoluter Witz! Das ist nichts, gar nichts, weniger als nichts. Jedenfalls nach Internet-Standards. Das liegt daran, dass es ein unglaublich textlastiger Blog ist und dass ich mir einfach keine Mühe gebe, die Besucherzahlen zu pimpen. Warum gebe ich mir keine Mühe? Weil ich weder auf Marketing-Einnahmen schiele, für die die Klickzahlen essentiell wären, noch den irrsinnigen Macht-Fantasien der selbsternannten Influencer erliege. 

Dieser Blog ist nur ein Testgelände für meine Gedanken.** Was ich hier schreibe, kann man mir jederzeit, auch Jahre später noch, um die Ohren hauen. Ich muss also jeden Gedanken sorgfältig prüfen, bevor ich ihn hier vom Stapel lasse. Das sorgt für eine wunderbare Ordnung und Selbstdisziplin in der eigenen Birne. Diese geistige Übung möchte ich nimmermehr missen. 

Dabei spielt die exakte Zahl der aktuell real existierernden Leser*innenschaft, mit Verlaub, keine so große Rolle. Es ist immerhin nicht ausgeschlossen, dass mein Enkel Finn, der just sein erstes Lebensjahr erfolgreich abgeschlossen hat, in 18 Jahren diesen Text liest und mich, den dann 76-jährigen, ob der inhaltlichen oder formalen Moppelkotze von heute (oder gestern oder morgen) zur Rede stellt. Diese Aussicht erzieht wirklich zu streng kontrolliertem geistigen Tun, einfach herrlich!


(Gestern, 700 ft, Richtung Nord, rechts die Wesermündung) 

Eine verheißungsvolle, hoffnungsspendende grüne Insel im Licht 

inmitten dräuender Düsternis ... 






* Für professionelle Statistik-Tools hätte ich mehr opfern müssen, als nur meine Seele: Das hätte GELD gekostet. Völlig ausgeschlossen!  

** Steht das nicht ganz oben rechts auf der Hauptseite dieses Blogs? Doch, tatsächlich! Da steht es geschrieben. 


Donnerstag, 15. Oktober 2020

Bloggers Leid

 

Von Zeit zu Zeit fällt mir dieses oder jenes Buch in die Hände, bei dessen Lektüre ich denke: "Ja, super, da steht ja schon alles drin, alles, was Dir auf der Seele brennt, alles, woran Du Dich mit Deinem Blog so mühsam abarbeitest. Allerdings millionenfach intelligenter kontextualisiert, millionenfach kompetenter recherchiert, millionenfach leseappetitlicher dargestellt - und folglich und gerechterweise mit millionenfach mehr Leser*innen. Deinen plöterigen Blog kannste dagegen in die Tonne kloppen, sowas von peinlich ..."

Gerade habe ich wieder so eins, das ich dringend zur Lektüre empfehle: 




Man braucht als Alltags-Blogger dann erstmal ein bisschen Zeit, um zu veratmen, dass da jemand mit heiterer Leichtigkeit ein wirklich wichtiges, großartiges Werk abgeliefert hat, eines, dem man Vergleichbares entgegenzusetzen aus ganz verschiedenen Gründen einfach nicht fähig ist. 

Nur langsam löst sich schließlich die resultierende Schreib-Unlust des Alltags-Bloggers, und er findet Trost in dem Gedanken, dass es auch unzählige unterschiedliche Darstellungen von Buddha, Shiva, Jesus, Gesellschaft, Individuum, Krieg, Glück,  usw. usw. gibt, einige prachtvoll, andere mickrig, und dass keine davon letztgültig WAHR sein kann und will, sondern dass alles ernsthafte ästhetische Tun dem persönlichen Bemühen geschuldet ist, sich einer politischen und/oder philosophischen und/oder sonstwie menschlichen Wahrheit anzunähern*.

Und dann, nach angemessener Auszeit, denkt der Alltags-Blogger "Ja, mein Blog ist vergleichsweise mickrig und plöterig, aber so wie er ist, ist er nun mal eine meiner Ausdrucksformen bei der Suche nach dem, was diese ominöse Wahrheit sein könnte."

Bedauernswert sind eigentlich nur jene, die da gar nix auf der Pfanne haben.









* Ja, ich kenne die Diskussion der Frage, ob diese Wahrheit für Menschen überhaupt erreichbar ist und ob das überhaupt wünschenswert wäre. Es sind sich hier aber ausnahmsweise alle einig, dass die unermüdliche Suche danach uns überhaupt erst zum Menschen macht ... **

** ... wasauchimmer das nun wieder bedeutet ...











Sonntag, 11. Oktober 2020

Kranke(n)Berichte

 

Möge die*der geneigte Leser*in bitte folgendes Gedankenexperiment mitgehen: Man nehme alle Nachrichten-Portale, alle Zeitungen, alle Nachrichtensendungen und Podcasts und streiche ersatzlos alle Berichte, die sich mehr oder weniger direkt mit Trump, seiner Person, seinem Verhalten, seinem Geisteszustand  befassen.

Was bleibt übrig?

Erbärmlich wenig, oder?

Können wir nächstens davon ausgehen, dass Trump, genau wie viele seiner Berufskollegen, so mächtig er auch scheinen mag, nichts weiter ist, als der Wackeldackel des reichsten einen Prozentes der Menschheit? Können wir als Beleg für diese These bitteschön akzeptieren, dass nichts, aber auch gar nichts, von dem, was alle die Trumps dieses Planeten je taten, den Profit-Interessen dieses einen Prozentes je entgegenlief, sondern dass, im Gegenteil, der weltweite Populismus besagtem einen Prozent ökonomisch grundsätzlich in die Hände spielte und spielt?

Können wir schließlich, bitte, unsere Medienschaffenden mit ernsten Worten und konsequenten Taten dazu auffordern, die ebenso gewaltige wie dümmliche Vernebelungsaktion des seit 2015 permanent laufenden US-Wahlkampfes zu ignorieren? Es ist keine relevante Information, ob ein alter, kranker Mann 8.500 km westlich von hier eine MNS-Maske trägt oder nicht und was ein anderer alter Mann darüber denkt. 

Wie verantwortungslos, fremdbestimmt und durchgedreht muss eine europäische Presse sein, so einen belanglosen Mist zur Nachricht hochzupimpen? Von welchen wirklich wichtigen Sachverhalten sollen wir abgelenkt werden?



(stark verändert via wiki commons)









Donnerstag, 8. Oktober 2020

Kilmisters Kulturtipp

 

“People don’t read anymore. It’s a sad state of affairs. Reading’s the only thing that allows you to use your imagination. When you watch films it’s someone else’s vision, isn’t it?”

Lemmy Kilmister



(verändert via wikicommons)
Der Rebell weiß, was gut ist!