Die nationalkonservative Regierung in Polen dreht durch und den Wegweiser auf die finsteren Teile des Mittelalters, macht aber eigentlich nur, was in Ungarn schon lange läuft, Trump feiert in den U.S. of A. Erfolge, Erdogan gibt versehentlich zu, dass er die türkische Verwaltung am hitlerdeutschen Vorbild orientieren wird, Seehofer hechelt und zerrt medienwirksam im Gurtzeug, wie ein Zwergpinscher auf Dope.
Was haben alle diese Bekloppten gemeinsam? Sie müssten eigentlich, also ganz eigentlich, Demokratie machen. Alle diese Länder haben irgendwo Verfassungstexte, die Demokratie und Menschenrechte zum Fundament des jeweiligen Staates machen. Alle diese Länder haben aber auch Bevölkerungen, die mehrheitlich so eklatante Minderwertigkeitskomplexe haben, sich selbst für so beschränkt, unnütz und unfähig halten, dass sie in freien, gleichen, geheimen Wahlen den ewig bereitstehenden krankhaften Macht-Egomanen die Staatsgewalt in die Hände geben.
Der Deal ist jedes Mal der selbe: Der anti-demokratische Pseudo-Demokrat erzählt dem Wahlvolk das ewiggleiche Märchen von Stärke, Stolz, Entschlossenheit und dicker Hose, und die blöde Herde liefert sich dafür bereitwillig zur schlimmsten Erniedrigung und Unfreiheit aus.
Wir haben kein Recht, den Normalverbraucher in Nord-Korea, Weißrussland oder im Iran zu verurteilen. Die sind unfrei, hatten - Wortspiel - keine Wahl, und sie laufen mit, da sie keine Möglichkeit einer Änderung sehen. Man sollte sie bedauern und man sollte mit deren Potentaten nicht zusammenarbeiten. Klare Sache.
Aber zusehen zu müssen, wie souveräne Völker sich für ein kurzfristiges Dicke-Hose-Gefühl in die selbstverschuldete Unmündigkeit begeben - das ist hart. Da steht man sprachlos und zweifelt an der ganzen Menschheit.
Vielleicht tröstet ein Perspektivwechsel ein wenig: Das Schöne an der Demokratie ist ja auch, dass jedes Volk das Recht hat, sich vor dem Rest der Welt zum Vollidioten zu stempeln. Wenn die Mehrheiten in Polen, Ungarn, Bayern, den USA und der Türkei sich selbst für unaufgeklärte, vernunftresistente, intolerante, menschenverachtende Arschlöcher halten, warum sollte man ihnen da ständig widersprechen?
(verändert via wiki commons)
"Mia san mia", müssen die Bayern einander - warum eigentlich? - immer wieder selbst versichern, und in Polen heißt es, Polen sei kein Land der Radfahrer und Vegetarier. Aha. Aber muss man Judikative und öffentlich-rechtliche Medien deshalb mit staatlichen Zwangsmitteln zum Autofahren und Fleischessen gleichschalten? Sollen alle aussehen, wie der Chef? Naja, wem's gefällt ...