Montag, 7. Dezember 2015

Haltung bewahren. Irgendwie.


Entnehme der Tagespresse, dass der Absatz von SUV durch die Decke geht, jenen automobilen Sport-Gelände-Missgeburten, die der beste Beweis dafür sind, dass man den Leuten auch den teuersten, widersprüchlichsten, umweltschädlichsten Schwachsinn verkaufen kann, solange man sie überzeugt, es würde ihre Nachbarn neidisch machen.

Wie soll man auf so eine Information reagieren? Die Menschheit, jedenfalls den größten Teil, noch mehr verachten? Sich noch weiter resigniert zurückziehen? (Wie weit denn noch?) Sich noch schmerzhafter fremdschämen für die eigene, ach, so wissende und, ach, so dumme Species?

Oder gibt es eine dalai-lama-mäßige Geisteshaltung dazu? Ist mir nicht bekannt. Ich seufze tief-innerlich und begebe mich, wieder einmal, auf die Suche.







PS: Inzwischen haben mich ein paar Rückmeldungen zu diesem Artikel erreicht, und ich konzediere: Ja, es gibt ein paar wenige Bedarfslagen, in denen SUVs eine technisch angemessene Wahl sein dürften: Land- und Forstwirtschaft, Caravaning etc. Ändert aber nix an der prinzipiellen Einschätzung, dass die hochglanzgewienerten Großstadt-und-Autobahn-SUVs den Großteil ausmachen und hanebüchenen Schwachsinn darstellen. 10.12.2015


Sonntag, 6. Dezember 2015

Finger weg!


Eine Umfrage der Hochschule Emden-Leer hat ergeben, dass
  • 23 % der Schülerinnen und Schüler Plattdeutsch "cool" finden. 
  • 17 % Plattdeutsch sprechen können
  • 42 % ein paar Wörter verstehen und
  • 13 % gar kein Platt verstehen.

Eigentlich sind die Werte eindeutig: 77 % der Befragten finden Plattdeutsch nicht "cool", 83 % können kein Platt sprechen, 55 % verstehen es gar nicht oder nur bruchstückhaft.

Jetzt kommt das Erstaunliche: Die Betreiber der Studie, allen voran der Präsident der "Ostfriesischen Landschaft" werten das als ein tolles Ergebnis FÜR das Plattdeutsche, man habe eine gute Grundlage, fühle sich ermutigt. Nun müssten die Schulen ... STOP!

Drei Punkte dazu:
  1. Ich freue mich, dass die beteiligten Studierenden (die erfahrungsgemäß das aufwändige Gros der Arbeit erledigt haben) anschaulich erfahren, wie schamlos und brutal Umfrageergebnisse pervertiert (sinnverdreht) werden, um der bereits vorher festgelegten Ergebniserwartung des Auftraggebers gerecht zu werden.
  2. Ich fühle mich persönlich intellektuell beleidigt, da die Auftraggeber offenbar annehmen, sie könnten mich mit so billig schöngeredeten Zahlenspielchen betrügen.
  3. Lasst gefälligst Eure inkompetenten Schmierfinger vom Curriculum, Ihr egomanischen Lobbyisten! Plattdeutsch ist Privatkram. In der Schule haben wir reichlich wichtigere Dinge zu tun. Vernünftiges Hochdeutsch zu vermitteln, ist eines davon.  



 (via wiki commons)

Tipp: Den gemütlichen Deppen gebe man erst dann, wenn absolut klar ist, dass man keiner ist. 




Mittwoch, 2. Dezember 2015

Schöne alte Wörter II



"dankverdienerische Geschäftigkeit" (Lichtenberg, Streitschriften, 1781)

Man kann im Leben entweder ziellos und faul umhertreiben oder man kann sich Ziele stecken und diese konsequent und energisch verfolgen. Der geplante deutsche Militäreinsatz in Syrien demonstriert den dritten Weg: Konsequent und energisch ziellos umhertreiben.

Und warum das alles? Klar, aus Solidarität mit Frankreich. An sich kein schlechtes Motiv. Nur, dass die SoldatInnen, die dafür den Kopf hinhalten müssen, gerne wüssten, welche Umstände eintreten müssten, damit man irgendwann sagen könnte "Da Ihr nun dies und das erreicht habt, war Euer Einsatz erfolgreich. Vielen Dank!"

Naja, daran hapert's gerade noch, und da kommt Lichtenberg mit seinem Begriff "dankverdienerische Geschäftigkeit" ins Spiel. Bei Tätigkeiten dieser Kategorie kommt es nicht auf Vernunft und Effektivität an, sondern auf Aktivität an sich, und zwar, nota bene, auf marktschreierisch darstellbare Aktivität, für die man öffentlich gelobt werden will, auf "dankverdienerische Geschäftigkeit" eben. 

Nehmen wir ein naheliegenderes Beispiel, das theoretische Beispiel eines Betriebes mit ca. 160 MitarbeiterInnen, zwei, drei Kaffee-Ecken und ohne geregeltem "Küchendienst". Wo es Kaffee-Ecken gibt, gibt es das komplexe Problem benutzter Kaffeetassen mit den Folgeproblemen Geschirrspüler befüllen, einschalten, ausräumen etc. etc.  Für die / den MitarbeiterIn ergeben sich drei Handlungsoptionen:

Option I.) Ich warte, bis ein nützlicher Idiot sich findet, der sich drum kümmert.

Option II.) Ich mach' das mal eben.

Option III. = Lichtenberg-Variante) "SOOO, DANN WERDE ICH MAL EBEN DIE KAFFEETASSEN WEGRÄUMEN; SONST MACHT'S JA KEINER, HACH, WAS IST DAS FÜR EINE RIESENSAUEREI, HACH, ICH HÄTTE JA EIGENTLICH AUCH SO VIEL ANDERES ZU TUN, ABER ES MUSS JA GEMACHT WERDEN ... etc. etc."

Wahre Anekdote am Rande: Als ich frisch zu dieser Institution kam, erklärte mir eine Kollegin, man müsse die Kaffeetassen schon dergestalt einsortieren, dass die anderen KollegInnen die Tätigkeit sehen könnten, sonst wüsste ja niemand, ob ich mich daran beteiligte. Und sie meinte das völlig unironisch.

Ich plädiere dafür, den Begriff "dankverdienerische Geschäftigkeit" nicht nur in den allgemeinen deutschen Wortschatz zu re-integrieren, sondern darüberhinaus als betriebswirtschaftlichen und politischen Topos neu zu installieren.

(verändert - via wiki commons)








Dienstag, 1. Dezember 2015

Schöne alte Wörter I


"korruptibel" (Lichtenberg, Streitschriften, 1781)

Korrupt ist im juristischen Sinne jemand, der seine / ihre Vertrauensstellung in einer Institution missbraucht, um sich oder Dritten Vorteile zu verschaffen, auf die kein rechtmäßiger Anspruch besteht. "Korrupt" bedeutet aber auch schwerst abwertend, dass jemand oder etwas moralisch verdorben ist.

Problematisch bei dem Begriff ist, dass die damit Bezeichneten natürlicherweise alles tun, um zu verhindern, mit dem Begriff bezeichnet zu werden. Dabei helfen ihnen stets ihre inselbegabungsmäßige Dreistigkeit, Verlogenheit, kriminelle Energie sowie im Regelfall höchstprofessioneller juristischer Beistand.

Die Folge davon ist, dass wir uns längst in einem erschreckendem Ausmaß daran gewöhnt haben, dass alle unsere wesentlichen Institutionen zwar durch und durch korrupt sind, damit aber stets einen Hauch, ein Nichtigstel, einen Atomradius unterhalb der justitiablen Nachweisbarkeit bleiben.

Aktuell-konkretes Beispiel: Die nun doch gegen alle Widerstände der Plittikörr (warum wohl?) veröffentlichte  Lobbyisten-Liste des Bundestages. Wie sehr muss man als MdB sein Wahlvolk verachten, wenn man  ihm, ohne vor Scham zu explodieren, erzählt, es handele sich bei den Firmenvertretern mit Hausausweis um lauter selbstlose Berater? Das Spiel ist umso niederträchtiger, als dahinter doch der offene, aber unausgesprochene Gedanke steht: "Wir, die MdB, wissen, dass Ihr, das doofe Wahlvolk, wisst, dass wir hier gerade hemmungslos und illegal den Arsch vergoldet bekommen, aber wir wissen auch, dass Ihr wisst, dass Ihr rein gar nichts dagegen tun könnt, Ihr hilflosen, dummen Loser!" Ich glaube, ich möchte lieber von einem klassischen Tyrannen unterdrückt, als von institutionalisierten, pseudo-demokratischen Parlaments-Mafiosis verachtet und betrogen werden. Ersteres ist fies. Zweiteres ist fies und demütigend.

Und die Liste derartiger Institutionen ist so elend lang ...

Ja, und deshalb brauchen wir das Wort "korruptibel"!

Es sagt den Leuten im Bundestag, in FIFA und  DOSB, den Entscheidern zum Stedesdorfer Windpark und vielen Anderen mehr: "Wir wissen, dass Ihr Eure Position gerade für niedrige, egoistische Zwecke missbraucht. Wir wissen auch, dass wir derzeit nicht in der Lage sind, Euch das justitiabel nachzuweisen oder sonstwie daran zu hindern. Aber wir sind wach. Wir beobachten Euch. Und bei der kleinsten Unachtsamkeit werden wir Euch nach Strich und Faden dafür verknacken. Seid beunruhigt!"

Schönes Wort, "korruptibel". Sehr aufgeklärt. Sehr demokratisch. Sehr Artikel 20,2 GG.









Johann Gottfried Herder: Das größte Übel des Staats, die Ratte in der Bildsäule

Hoan-Kong frage einst seinen Minister, den Koang-Tschong, wofür man sich wohl in einem Staat am meisten fürchten müsse. Koang-Tschong antwortete: »Prinz, nach meiner Einsicht hat man nichts mehr zu fürchten, als was man nennet: die Ratte in der Bildsäule.«
Hoan-Kong verstand diese Vergleichung nicht; Koang-Tschong erklärte sie ihm also:
»Ihr wisset, Prinz, daß man an vielen Orten dem Geiste des Orts Bildsäulen aufzurichten pflegt; diese hölzernen Statuen sind inwendig hohl und von außen bemalet. Eine Ratte hatte sich in eine hineingearbeitet; und man wußte nicht, wie man sie verjagen sollte. Feuer dabei zu gebrauchen getraute man sich nicht, aus Furcht, daß solches das Holz der Statue angreife; die Bildsäule ins Wasser zu setzen, getraute man sich nicht, aus Furcht, man möchte die Farben an ihr auslöschen. Und so bedeckte und beschützte die Ehrerbietung, die man vor der Bildsäule hatte, die - Ratte.«
»Und wer sind diese Ratten im Staat?« fragte Hoan-Kong.
»Leute«, sprach der Minister, »die weder Verdienst noch Tugend haben und gleichwohl die Gunst des Fürsten genießen. Sie verderben alles; man siehet es und seufzet darüber; man weiß aber nicht, wie man sie angreifen, wie man ihnen beikommen soll. Sie sind die Ratten in der Bildsäule.«

Streiche "gleichwohl die Gunst des Fürsten genießen" setze "deshalb in die Plittik eingestiegen sind", dann passt's.







Montag, 30. November 2015

Glückwunsch, Hamburg!


Die Offiziösen, die uns mit den Olympischen Spielen 2024 beglücken wollten, Plittikörr, Lobbyisten und DOSB sind nun ganz enttäuscht, dass die Befragten in Hamburg abgelehnt haben. Geheuchelte Verständnislosigkeit aller Orten. Also nochmal für Langsamversteher:

Sommermärchen sind nur dann lustig, wenn sie NICHT von korrupten, egoistischen, macht- und profitgeilen alten Männern in hochglanz-mafiosen Strukturen organisiert werden, in der Absicht, das blöde Fußvolk mit Brot und Spielen zu sedieren und gleichzeitig gnadenlos dafür zahlen zu lassen, um sich selbst ein ums andere Mal immer weiter den Arsch zu vergolden.

So einfach ist das! Das hat nicht nur vor ein paar Jahren die Münchner, sondern nun auch die Hamburger Bevölkerung begriffen und folgerichtig gehandelt. Chapeau!

"Für Sport-Deutschland stellt der heutige Tag einen herben Rückschlag und Tiefschlag dar", wird der DOSB-Pate zitiert, und er hat absolut Recht - jedenfalls solange "Sport" und "organisierte Kriminalität" definitorisch nicht getrennt werden. Für Fans schlichter körperlicher Ertüchtigung und freundschaftlicher sportlicher Wettkämpfe war's hingegen ein guter Tag.


 (verändert via www.nolympics_HH.de)

Könnte sein, dass immer weniger Menschen sich noch Märchen erzählen lassen wollen. Das wäre ein gutes Zeichen.









Mittwoch, 25. November 2015

Trigger-happy


Die kleinen, dümmlichen Spiele mit den gegenseitigen Luftraumverletzungen durch Militärs in (eigentlichen) Friedenszeiten gibt es seit den 1930ern, und in Kaltkriegszeiten waren sie sehr en vogue, sprichwörtlich Tagesgeschäft. Aber wenn dann mal wirklich mit Waffengewalt draufgehalten wurde, wie beim armen, fast ganz absolut unschuldigen Gary-"Ich-habe-doch-nur-Wetterbeobachtung-betrieben"-Powers 1960, dann war das weltpolitisch ein Riesen-Bohei und schlimm, gaaanz, gaaanz schlimm.

Seltsam, dass das im Falle des von den Türken abgeschossenen Jagdbombers nicht so ist. Das muss an der Region liegen. Die Leute, so könnte man glauben, stehen irgendwie auf Mord und Totschlag, sowas ist da normaler als bei uns, sie sind es gewohnt und mögen es, sich mit Waffengewalt wichtig zu machen. Naher Osten, Balkan, unter einer hauchdünnen Kruste oktroyierter Kulturtechnik sind die Menschen in dieser Region der Erde einfach von Grund auf kampfeslüstern. Erdogan erregt es, sich für türkische Militär-Kraftmeierei zu erregen. Putin schwelgt im Potenzgefühl, den westlichen Schwuchteln zu zeigen, wie man in Syrien richtig aufräumt. Und wie oben, so unten: Ob Turkmenen, Irakis, Kurden, Afghanen oder was auch immer: Man schaue sich die Begeisterung an, mit der junge Männer von ihren "Technicals", umgebauten Pickups mit schwerem MG, orgastisch stoßweise Todbringendes ejakulieren. Es gefällt ihnen nicht nur, sie LIEBEN es!

Und anscheinend ist jeder Versuch, daran etwas zu ändern, zum Scheitern verurteilt. Demokratie, Freiheit und Menschenrechte werden als Konzepte von Schwächlingen belächelt. So, wie wir alle wissen, dass die Bergpredigt oder das Tao-te-king eigentlich kluge Konzepte sind, aber konsequenten Umsetzern mildes Mitleid entgegenbringen, den naiven Idioten ...

Tja, wenn das denn so ist. Ich schlage vor, wir hören auf, uns gegen die bittere Erkenntnis zu wehren, dass einige Menschen Spaß am Töten haben. Seien wir konsequent. Wir laden alle die normalen friedliebenden, netten  Leute aus der Gegend ein, zu uns zu kommen und mit uns zu leben, schicken zum Ausgleich die gewaltaffinen Arschlöcher der Welt dorthin, und lassen sie sich gegenseitig massakrieren. Es gibt keine Kollateralschäden, denn da ist eh alles kaputt, die Landschaft als Kohlenstoffdioxid-Senke zu vernachlässigen, und wer was auf die Mütze kriegt, hat es schließlich so gewollt. Die Waffenfirmen des Planeten können das gerne gegen Öl-Dollars unterstützen, denn Heckler, Koch und Konsorten wollen ja auch von was leben.


(via wiki commons)
Mal ernsthaft: Mehr Pimmel-Ersatz geht nicht, oder?




Donnerstag, 19. November 2015

Unendliche Lebensfreude als Waffe



Die Ziele der Paris-Attentäter sprechen ja für sich: Kneipe, Konzertsaal, Restaurant, Fußballstadion ...

Fundamentalisten, egal, was für welche, wollen uns da treffen, wo normale Menschen gemeinsam Spaß haben. Und warum wollen sie das? Weil sie sich selbst jeden Spaß verbieten. Und warum tun sie das? Weil ihre Obereinpeitscher sich das auch verbieten und es deshalb auch für ihre Schergen verboten ist. Und warum? Damit alle Welt mit trauriger, ätzender, verbissener Hackfleischfresse durch die Gegend rennt. Und warum?  Damit man sie dann mit der In-Aussicht-Stellung eines Paradieses zu willfährigen Untertanen machen kann.

JuhUuuuh! Wir haben also einen willkommenen weiteren Grund, jetzt erst recht die Freude am Leben [*1] noch viel wichtiger zu nehmen: Nicht nur, weil Spaß per definitionem viel lustiger ist als Dauerfrust, sondern auch, weil man damit den Frust-Fundamentalisten einen Strich durch die Rechnung macht und weil man ihnen damit drittens ein Lebensmodell vor Augen führt, das ihre dumme, düstere, enge, niedrige, piefige, gemeingefährliche Einstellung so hübsch deutlich ad absurdum führt!




 Ok, Du hast ein Messer. Ich hingegen habe (trotz allem) eine grenzenlose silberlachende Freude am Leben, Du erbärmliches, feiges, krankes Arschloch! Schönen Dank, dass Du mich wieder daran erinnert hast, wie wichtig das ist.





[*1] Jaja, ich meine damit natürlich eine ganz und gar unkonsumistische, natürliche, menschliche, solidarische, tolerante Lebensfreude, ist doch klar!





Montag, 16. November 2015

Gedanken über Paris



Das Bekennerschreiben der IS-Idioten von Paris ist aufschlussreich. Die zitieren (allerdings verkürzt, nur den rot markierten Teil - dürfen die das eigentlich?) den Koran, Sure 59, Vers2:

"Er [Allah] ist es, Der diejenigen von den Leuten der Schrift, die ungläubig sind, aus ihren Wohnstätten zur ersten Versammlung vertrieben hat. Ihr habt nicht geglaubt, daß sie fortziehen würden; und sie meinten, daß ihre Festungen sie vor Allah schützten. Da kam Allah über sie, von wo sie nicht (damit) rechneten, und jagte in ihre Herzen Schrecken, so daß sie ihre Häuser mit ihren (eigenen) Händen und den Händen der Gläubigen zerstörten. Darum zieht die Lehre daraus, o die ihr Einsicht besitzt."

Ungläubige "Leute der Schrift" können eigentlich nur Juden und Christen sein, und die Festungen und Häuser können nur metaphorisch für deren Dogmen und Lehre stehen, denn sonst ergäbe es keinen Sinn, wenn jene diese mit eigenen Händen einrissen. Die Sache mit der "ersten Versammlung" hat bestimmt auch was zu sagen, aber ich war zu faul, das zu recherchieren, lasse mich gerne informieren.

Übersetzt also: Die Juden und Christen glaubten, sie hätten Recht, aber dann kam Allah und sie beschlossen, ihre Lehre in die Tonne zu kloppen.

Kurzform: Ihr dachtet, Ihr seid die Guten, aber in echt sind wir das. Ätsch!

Von Massenmord steht da eigentlich nix, es sei denn, man will es zwanghaft "reininterpretieren". Wie auch immer: Bei 132 sinnlos ermordeten Menschen spielen interpretatorische Details überhaupt keine Rolle. Aber vielleicht kann man schon mal eine erste Lehre aus den Anschlägen ziehen und ausnahmslos alle Religionen gesetzlich dazu verpflichten, im Hinblick auf ihre dümmst-anzunehmenden Anhänger auf jede Metaphorik zu verzichten und stattdessen eine ultimative, super-eindeutige Mindestklausel in die Geschäftsbedingungen aufzunehmen:

Du sollst unter keinen Umständen einem anderen Menschen Leid zufügen. Niemals! Es gibt davon keine Ausnahme! Keine, verstehst Du!? Null! Nein, auch nicht, wenn Dein Imam / Papst / Lama / Rabbi /Dorfschamane oder sonst ein selbsternannter Obereinpeitscher Dich bittet, es befiehlt, es nahelegt und / oder Dir Geld / Jungfrauen / Jünglinge / Macht / Glück / Seelenheil / Aufmerksamkeit / Anerkennung usw. dafür anbietet.

Mist, das ist auch schon wieder zu lang.

Wer anderen Menschen Leid zufügt, ist böse. Immer.

Ja, so stimmt's.






Donnerstag, 12. November 2015

Was bedauerlich ist.


Bedauerlich ist nicht, dass Helmut Schmidt gestorben ist. Der Mann war Jahrgang 1918.

Bedauerlich ist, dass er der letzte Politiker war, der nicht nur Opportunistisch-Getriebener war. Persönliche und  parteiliche Egoismen, Rücksichtnahme auf Lobby-Interessen, globale Taktiererei gab's bei Schmidt-Schnauze natürlich auch. Aber was ihn unterscheidet, ist, dass dahinter stets eine konsequente Zielverfolgung erkennbar war. Und wenn diese Ziele auch nicht allesamt allüberall  zustimmungsfähig waren, so gab es doch immer eine zuverlässige Grundlage, den Dissens offen auszutragen.

Schmidt hat Dinge entschieden und dann den Kopf dafür hingehalten.

Das nennt man Regierungsverantwortung.

Bedauerlich ist, dass es das nicht mehr gibt.


 (via wiki commons)
Ausgestorben: Politiker, die sich nicht hinter Sachzwängen, 
Alternativlosigkeiten und Beliebigkeiten wegducken.  
Eher nagelt man einen Pudding an die Wand,
als heutige Plittikörr für ihr Handeln 
zur Verantwortung 
zu ziehen.








Montag, 9. November 2015

Gute Arbeit!


"Postboten am Limit" ist der Untertitel eines heutigen Berichtes der Regionalpostille, und wir erfahren, dass auch dieser Berufszweig hoch an der Leistungsgrenze segelt und eigentlich längst darüber hinaus.

Ich träume von meinem Land Utopia, in dem "Arbeit" etwas ist, was man gut und gleichmäßig und zuverlässig jahraus, jahrein verrichten und damit Selbstbewusstsein, gesellschaftliche Anerkennung und ein auskömmliches Salär erwerben kann. Ich träume von dem Land, in dem es so altertümliche Worte wie "Tagwerk" noch gibt, die nahelegen, dass hier alltäglich zielgerichtetes Handeln mit der Selbstverständlichkeit, der Solidität und dem Durchhaltevermögen eines großen, wummernden Schiffsdiesels stattfindet. In dem Land bedeutet "Arbeit", dass sich erfahrene Leute Zeit nehmen, wichtige Dinge gut zu machen.

Stattdessen: Strohfeuernde Schnellfickermentalität, das hyperaktive Eichhörnchen auf Speed ist das Idol. Einzig akzeptierte Antwort auf die "Was-wollen-Sie-in-fünf-Jahren-erreicht-haben?"-Bewerbungsgesprächs-Frage ist "Auf Ihrem Platz sitzen!" Wer nicht beansprucht, im schon völlig überdrehten allgemeinen Rattenrennen jetzt noch mal richtig Zunder zu machen, ist ein Versager. Freizeit ist die Zeit, in der ich mich selbst optimiere, damit ich morgen noch etwas hektischer ums goldene Kalb tanzen kann. Und wenn jemand dabei erwischt wird, nicht permanent kurz vor Kollaps zu agieren, dann kann man ja noch was draufpacken. Und wer dann immer noch nicht kollabiert, beweist nur, dass da noch mehr geht, und dieses "Mehr" kommt so wie so. Und nach Sinn fragt kein Schwein.

Jaja, ich weiß, dass das derzeitge Arbeitsmodell nur zusammen mit dem kapitalistischen Wirtschaftsmodell überwunden werden kann. Na, denn man tou!



 
(verändert via wiki commons)
Beeindruckt mich tausendmal mehr 
als ein rezenter Formel-I-Motor: 
Ein alter Schiffsdiesel.