Montag, 9. November 2015

Gute Arbeit!


"Postboten am Limit" ist der Untertitel eines heutigen Berichtes der Regionalpostille, und wir erfahren, dass auch dieser Berufszweig hoch an der Leistungsgrenze segelt und eigentlich längst darüber hinaus.

Ich träume von meinem Land Utopia, in dem "Arbeit" etwas ist, was man gut und gleichmäßig und zuverlässig jahraus, jahrein verrichten und damit Selbstbewusstsein, gesellschaftliche Anerkennung und ein auskömmliches Salär erwerben kann. Ich träume von dem Land, in dem es so altertümliche Worte wie "Tagwerk" noch gibt, die nahelegen, dass hier alltäglich zielgerichtetes Handeln mit der Selbstverständlichkeit, der Solidität und dem Durchhaltevermögen eines großen, wummernden Schiffsdiesels stattfindet. In dem Land bedeutet "Arbeit", dass sich erfahrene Leute Zeit nehmen, wichtige Dinge gut zu machen.

Stattdessen: Strohfeuernde Schnellfickermentalität, das hyperaktive Eichhörnchen auf Speed ist das Idol. Einzig akzeptierte Antwort auf die "Was-wollen-Sie-in-fünf-Jahren-erreicht-haben?"-Bewerbungsgesprächs-Frage ist "Auf Ihrem Platz sitzen!" Wer nicht beansprucht, im schon völlig überdrehten allgemeinen Rattenrennen jetzt noch mal richtig Zunder zu machen, ist ein Versager. Freizeit ist die Zeit, in der ich mich selbst optimiere, damit ich morgen noch etwas hektischer ums goldene Kalb tanzen kann. Und wenn jemand dabei erwischt wird, nicht permanent kurz vor Kollaps zu agieren, dann kann man ja noch was draufpacken. Und wer dann immer noch nicht kollabiert, beweist nur, dass da noch mehr geht, und dieses "Mehr" kommt so wie so. Und nach Sinn fragt kein Schwein.

Jaja, ich weiß, dass das derzeitge Arbeitsmodell nur zusammen mit dem kapitalistischen Wirtschaftsmodell überwunden werden kann. Na, denn man tou!



 
(verändert via wiki commons)
Beeindruckt mich tausendmal mehr 
als ein rezenter Formel-I-Motor: 
Ein alter Schiffsdiesel.










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