Habe die letzten zwei Tage mit einem gewissen KI-Bildgenerator¹ herumexperimentiert. Mein wesentliches Motiv war - abgesehen von purer Neugier - einen Eindruck seiner Leistungsfähigkeit zu bekommen. Gerade weil ich Text- und Bild-KIen mit großer Reserviertheit gegenüberstehe, wollte ich um so genauer wissen, worüber wir da eigentlich reden. Ich wollte, überspitzt gesagt, den Feind kennenlernen.
Und, meine Fresse, der besagte Bildermacher ist erstaunlich, atemberaubend leistungsfähig! Die Ergebnisse sind auf Anhieb ziemlich gut, auch bei knappen, schlichten, dödeligen Anfänger-Versuchen. Wenn man dann ein bisschen übt, mit den Prompts zu jonglieren, wird's schnell immer besser. Die alten Tutorials "Wie erkenne ich KI-generierte Bilder?" kannste, was technische Details betrifft, vergessen.
Problem: Genau wie bei LLM-basierten Texten muss auch jedes Bild fürderhin mit Vorsicht, Zweifel und Skepsis betrachtet werden. Es gibt keinen unvoreingenommenen Zugang zur Kunst mehr.
Funke der Hoffnung: LLMs erkennt man an ihrer Unfähigkeit zu echtem Humor, und analog kann man Bildgeneratoren daran erkennen, dass sie Porträts nicht wirklich gut in andere Stile transferieren können. Ich bitte das geneigte Lesy, selbst auszuprobieren, ein Porträt (muss ja nicht das eigene sein) mit Prompts wie "Erstelle ein Bild auf der Basis dieses Fotos im Stile von ..." zu versehen. Einige Aufgaben dieser Art wurden erstaunlich gut gelöst, aber bei Klimt, Dali, Picasso war Brennschluss und spätestens die Ergebnisse bei "Kubismus" und "Höhlenmalerei" beweisen, dass die KI "nur" Maltechniken kopiert, aber nicht ästhetische Entscheidungen trifft, treffen kann.
Merkt Ihr, wie mühsam ich nach den letzten verbleibenden Alleinstellungsmerkmalen menschlicher Intelligenz forsche?
Vielleicht ganz gut, dass KI uns zwingt, darüber nachzudenken, was unser Menschsein ausmacht.
"im Stil von Heidi-Zeichentrickfilmen" umzusetzen.
Da ich nicht dogmatisch bin, kann ich zugeben,
dass ich das Ergebnis ganz großartig finde.
(... auch wenn da ein paar Spanndrähte fehlen
und ich die schwarze Flügelnase nacharbeiten musste.)
¹ Nein, ich verrate nicht, mit welchem. Aber ist Euch auch schon mal aufgefallen, mit welcher Schafsköpfigkeit wir us-amerikanische Kultur-Imperialismen nachbeten? Ich hatte neulich schon moniert, dass "Naikie" nicht "naikie" heißt, sondern "nike", weil das eine griechische Göttin ist. Man glaubt es nicht, denn wenn man googelt, findet man nur den Sportartikelhersteller. Trotzdem ist Nike die antike Siegesgöttin.
Im gleichen Sinne halte ich es für eine schwere Beleidigung der europäischen Kultur, "dschämminai" zu sagen, wenn das lateinische Wort "gemini" (Zwillinge) gemeint ist.
Wenn eine französische Automarke als "poi-ge-ott" ausgesprochen wird, lachen wir uns schlapp, aber den Amis lassen wir all die vielen Sprachbarbareien durchgehen. Warum eigentlich? Weil wir wissen, dass sie ungebildet sind? Oder weil wir so weich in der Birne sind, dass wir ALLES nachäffen, auch, wenn wir wissen, wie dumm es ist?