Mittwoch, 14. August 2024

Niedliche Katzenbilder! Ach nee, wieder nur Fliege-Sachen ...

 

Hochsommerflüge haben immer ihren eigenen Reiz. Barfußfliegen ist entspanntestes Fliegen; Nacktfliegen wäre denkbar, aber im offenen Cockpit zieht's da auch Stellen, wo man's vielleicht nicht dauerhaft mag, und Fluginsekten sammeln sich Bein- und sonstiger Behaarung.

Lemwerder/Vegesack voraus, 250 m, Kurs 70°


Interessant: Früher haben die Werften für Luxus-Yachten ein Riesen-Geheimnis aus ihren Bauten gemacht. Lürssen hat hingegen jetzt ein regelrechtes Schaufenster eingebaut. Wir lernen: Unfassbarer, bis zum Schwachsinn gesteigerter Reichtum ist nicht nur salonfähig geworden, es hat ja auch niemand etwas davon, wenn die 99 % gar nicht mitkriegen, in was für einer Verschwendungssucht sich die 1 % sielen können. 

Manchmal sieht man beim low-'n-slow-Fliegen Dinge, die man gar nicht sehen wollte.


Und dann zeichneten sich plötzlich in der Dunstschicht am Horizont, fein, ganz fein und zunächst nur schemenhaft, die ersten Cumulanten ab, und man wusste: Was da kommt, sind keine Schönwetter-Wolken, keine silber-lachenden Himmelswesen, die Dich zu einem feuchtadiabaten Ritt einladen, sondern da kommen die Vorboten eines atmosphärischen Höllenfürsten, tödlich und gnadenlos, kein Erbarmen, keine Gefangenen ...

Ok, ich übertreibe maßlos. Das liegt einfach daran, dass man mit einem 120-kg-Trike ziemlich wetter-sensibel ist. 


Jedenfalls war dieser Anblick ein Grund, nicht noch weiter vom Flugplatz weg zu fliegen, sondern, im Gegenteil, schon mal die kuschelige Geborgenheit der Platzrunde zu suchen ...


... und das war keine ganz doofe Entscheidung, denn so sah der Himmel nach meiner Landung  'ne gute Viertelstunde später aus. Und später wurde es dann echt knusprig.


(O.T.: Was für 'ne Runzelfresse!)






Sonntag, 11. August 2024

Wider das Einheitshochdeutsch!

 
Ach Du liebe Zeit! Erst durch diesen Artikel auf Infosperber habe ich erfahren, dass die Österreicher, Schwyzer und Bayern sich vom Oktroy hochdeutscher Sprachnormen gegängelt, gefesselt und unterdrückt fühlen. 

Als Germanist mit Schwerpunkt "Sprachnormen" und als Pauker, der in hoheitlichem Auftrag eben diese hochdeutschen Sprachnormen in die sensiblen Seelen und Geister zahlloser unschuldiger norddeutscher Jugendlicher einzubrennen versucht hat, kurz: als Einer, der echt viel mit Hochdeutsch rummacht, möchte ich dringend klarstellen:

Es ist mir völlig wumpe, wie die Ösis, die Eidgenossen und die bayerischen Normalos sprechen. Ich begrüße, im Gegenteil, jede Form von Diversität auch und gerade bei Sprache. Und niemandem fällt ein Zacken aus der Krone, wenn man sich wenigstens in Ansätzen bemüht, die Sprachen und Sprachvarietäten der jeweiligen Kommunikationspartner*innen zu achten, indem man z.B. die örtlichen Tagesgruß- und Dankesformeln übernimmt, woimmer auf diesem Planeten. Eine Frage der Höflichkeit und des Respekts.

Außerdem habe ich immer wieder festgestellt, dass man viel Spaß haben kann, wenn man sich eines Idioms bedient, das man vielleicht nur zu 20, 30 Prozent drauf hat und wenn sich beide Seiten ziemlich aus dem Fenster lehnen müssen, um eine Verständigung hinzukriegen. 

Dumme, sture Idioten, die das "mia san mia" auch kommunikativ brutalst durchziehen wollen oder jene Amis, die drauf schwören, keine andere Sprache zu brauchen, da Jesus lt. Bible doch auch nur englisch sprach, sind es vielleicht auch nicht wert, dass man sich sprachlich um sie bemüht.

Ansonsten gilt: Sprache ist ein gesellschaftliches Konstrukt! Mehr und wichtiger als jedes andere Fitzelchen Kultur. Das bedeutet: Vokabular und Grammatik sind von Menschen ausgedacht, werden von Menschen benutzt und verändert und - Wichtig! - werden von Menschen bewertet, und zwar nach von Menschen gemachten Kriterien.

Deshalb, liebe Ösies und Schwyzer*innen und selbst Ihr Bayern: Redet, wie Euch der Schnabel gewachsen ist. Die Fesseln, die Ihr zu spüren meint, habt Ihr Euch selbst auferlegt. Ich kenne keine (!!!) Nordhochdeutsch-Sprechenden, die - wie z.B. die Amis - aktiv dafür eintreten, dass ihre Sprache die statistische und gesellschaftliche Norm sein müsse. Wenn Ihr Eure Art zu reden selbst abwertet, dann gebt nicht uns die Schuld dafür.

Nur der Vollständigkeit halber ergänze ich aber auch, dass ich zwar sprachliche Diversität begrüße, dass es aber durchaus etwa drei Varietäten des Deutschen gibt, die mich laut-ästhetisch ziemlich abtörnen. Ich verrate aber nicht, welche das sind. Und es gibt ein paar Varietäten, deren Sprecher*innen es mehrheitlich so scheißegal zu sein scheint, ob ich sie verstehen kann oder nicht, dass ich da überhaupt keine Lust habe, mich drauf einzulassen. 

Außerdem: Schriftsprache lässt sehr deutliche Rückschlüsse auf geistige Performance zu. Es gibt Texte von Legastheniker*innen oder von Nicht-Muttersprachler*innen, die zwar voller Normverstöße sind, die aber ein intellektuelles Feuerwerk enthalten. Und andererseits: Wenn ich in sozialen Medien oder auf Amazon Texte finde, die offensichtlich unredigiert und ungekürzt dahingeschlenzt worden sind, dann nehme ich die inhaltlich nicht ernst, egal, welche Varietät dahinter steckt.

Eigentlich issas alles ganz einfach!




Genau! Wir, die wir irgendeine Varietät von Doitsch sprechen,
sollten uns alle ganz entspannt zurücklehnen.









Dienstag, 6. August 2024

Smart oder Sackwurst?

 

Ich hatte ja schon gelegentlich beiläufig erwähnt, dass mich der Wahlkampf in den U.S. of A. nicht interessiert, jedenfalls bei weitem nicht so sehr, wie der hiesige Presse-Hype uns nötigen will. Dennoch kann ich mich dem Rummel nicht vollständig entziehen und wenn es nur auf der Ebene der wahl-propagandistischen Bilder ist. 

So völlig ohne Kenntnis der Personen und der programmatischen Ausrichtung ihrer Parteien fiel mir eben ein: Wenn die USA im weltweiten Vergleich auch weiterhin das Image einer smarten, modernen, fortschrittlichen, offenen Nation verkörpern wollen, dann geht nur die Harris. 

Man stelle sich vor, wieder nur rein auf der Ebene der Bilder, wie Kamala neben den verkniffenen Autokraten Putin, Orban, Ziegen-Peter, Al-Chamenei, Schwabbelbacke, Xi Jinping, Netanjahu usw. usw. steht. Da weiß man doch sofort, wo das Alte und wo das Neue, wo der Krampf und wo die Hoffnung sich befinden, oder?

Wenn die Amis schlau wären und wenn sie ihren Anspruch auf Weltführerschaft etwas länger träumen wollen und wenn sie die anderen herrschenden Sackwürste so richtig ärgern wollen, dann sollten sie die Harris wählen. Wenn sie stattdessen den subklinischen Psychopathen wählen, gäbe es auf der Welt wieder nur ein gefährliches, mächtiges Ober-Arschloch mehr. 



(stark verändert via wiki commons)










Freitag, 2. August 2024

Mauern in den Köpfen

 

Lese gerade ein belangloses Buch über den Limes¹. Da der Inhalt nicht fesselt, bleibt Raum für Nebengedanken. Hat es eigentlich jemals einen erfolgreichen (!) Versuch gegeben, durch Mauern einen politischen / gesellschaftlichen / wirtschaftlichen status quo dauerhaft zu fixieren? 

Limes: Nö. 

Chinesische Mauer: Nö.

Maginot-Linie: Nö.

Atlantikwall, Gustav-, Siegfried- sonstwas-Linie: Nö.

Antifaschistischer Schutzwall: Nö.

Frontex: Nö.

Trumps Zaun zu Mexiko: Nö.

Schneckenzaun: Nicht wirklich.



Wenn ein Konzept also erwiesenermaßen und ausnahmslos über Jahrtausende hinweg immer wieder nur versagt hat - warum halten wir dann so sehr dran fest?

Ganz einfach. Weil wir Schiss vor Veränderungen haben. Und zwar mehr Schiss als Verstand.

So viel zur Selbstbezeichnung "Homo sapiens sapiens". Lachhaft.






Ich krieg' auch immer voll 'n Rohr, wenn ich sonne Kanone seh'!









¹ Graichen G.: Limes - Roms Grenzwall; 2009






Donnerstag, 1. August 2024

Kein Interesse!

 

Es ist ja nicht nur, dass unsere ÖR-Medien den US-Wahlkampf so völlig übertrieben hypen, als gäbe es keine anderen, wichtigen Themen, es ist ja auch die völlig unsinnige inhaltliche Schwerpunktsetzung: Trump hat dies und das und jenes gesagt, und Harris macht jenes und das und dies. 

Wen, bitteschön, interessieren diese zwei Individuen?

Was mich interessiert, ist, wie groß der Anteil wahlberechtigter US-Bürger*innen sein wird, die im November einem subklinischen Psychopathen, einem verurteilten Verbrecher, Lügner, Betrüger, Rassisten, Sexisten und Anti-Demokraten die Macht des mächtigsten Staates dieses Planeten in die Hände legen würden.

Ich beurteile weder Trump noch Harris. Der eine hat schwerstmehrfach bewiesen, dass er ein Vollidiot ist, da muss nicht weiter drüber geredet werden. Und die andere ist mir so weitgehend unbekannt, dass jedes Urteil Quatsch wäre. 

In einer Demokratie ist das Volk der Souverän. Darum gilt: Was die Amis in toto mit der Möglichkeit einer freien, gleichen und geheimen Wahl anrichten werden, das kann und werde ich beurteilen. Alles andere ist Zierrat.



Es gibt natürlich auch ein paar wenige Plittikörr*innen,
bei denen mich interessiert hätte,
wie die menschlich so ticken.

Bei Harris und Trump interessiert's mich nicht.







Montag, 22. Juli 2024

Die Zufriedenheit des Herrn ist die Sonne des Sklaven!

 

Warum ist die Berichterstattung über die Frage, wer oder was Präsidentschaftskandidat einer bestimmten Partei in einem Land, das 8.000 km entfernt ist, so ein Aufreger in dieser unserer hiesigen Medienlandschaft?

Antworten:

  • Das ist ein herrliches Laber-Thema im nachrichtlichen Sommerloch. Sogar fünftklassige Expertopathen können Meinung absondern und haben Chance auf reale Sendezeit / Clicks.

  • Das ist ein herrliches Laber-Thema, um von zahllosen Problemen der Politik des eigenen Landes (z.B. Klima, Rechtsradikale, Haushalt) abzulenken. Seit die EM vorbei ist, besteht die Gefahr, dass sich das thumbe Wahlvolk wieder auf relevante Dinge konzentriert.

  • Wir Doitschen sind nun mal die unterwürfigsten, gehorsamsten und beflissensten Lakaien und Speichellecker der us-amerikanischen Politik. Natürlich ist es für uns lebenswichtig, was unser Hegemon, unser gottgleicher Beherrscher, in Zukunft für uns bereithält. 





Man MUSS ihn einfach lieben, oder?






Sonntag, 21. Juli 2024

Es keat oanfach mehr low 'n slow g'flogen!

 

Optimal war die Sicht heute nicht, und ich konnte entweder in später sich verschlechternde Bedingungen hinein starten (was ich ungern tue) oder es wahlweise ganz bleiben lassen. Aber aus Gründen war es mir heute einfach wichtig, den Allerwertesten in die Luft zu bekommen.

Die Tiroler würden so herrlich selbstironisch apodiktisch sagen: "Es keat oanfach mehr low 'n slow g'flogen!" Ich mag diese sprachlogische Konstruktion, weil sie von keiner Notwendigkeit eines Argumentes angeschwächelt ist und mindestens galaktische Gültigkeit beansprucht.



Irgendwo zwischen Oldenburg und Wildeshausen. Ich mag die Farbkombination.
Man sieht aber auch den Dunst. Nicht gerade Sicht bis zum Kern.



Die mäandrierende Hunte, ziemliche Schräglage von Flugzeug und Kamera, aber ein schönes Motiv.


Man entdeckt immer wieder Formen, die des Fragens würdig sind.
Wie kommt sowas zustande? Ein Bauer mit Faible für den Kubismus? 





Sonntag, 14. Juli 2024

Unsere Optionen (noch)

 
Wie wir mit der anthropogenen Zerstörung unserer Lebenswelt umgehen können:

Möglichkeit 1: Umfassende Bildung für ausnahmslos alle Menschen.

Begründung: Wenn sie wirklich begreifen, welche Verhaltensweisen und ggfs. -änderungen warum erforderlich sind, werden sie vernunftgemäß und verantwortungsvoll handeln.

Möglichkeit 2: Strikte globale Reglementierung durch staatliche Institutionen

Begründung: Nur die Öko-Diktatur kann uns noch retten, denn wir haben keine Zeit zu warten, bis der letzte Dödel es kapiert hat und sein*ihr Verhalten ändert.

Möglichkeit 3: Laissez faire

Begründung: Es ist ohnehin alles zu spät. Wir können versuchen, noch ein bisschen bzw. maximal viel Spaß zu haben und wir können versuchen, das Unausweichliche mit technischem Schickimicki für ein paar Höchst-Privilegierte hinauszuzögern. Aber eine menschenwürdige Lebensumwelt werden wir nicht behalten, dazu sind wir als Specie zu doof und zu gierig. Bestenfalls (!!!) gewöhnen wir uns daran, in  einer planetaren Blade-Runner-Dystopie zu leben.

Haben wir eigentlich noch eine Wahl?



(Skizze aus "Blade Runner" 1982, stark verändert via wiki commons)





Donnerstag, 11. Juli 2024

Leider nicht ironisch.

 

Ich meine es völlig ironiefrei: Ich wäre so gerne ein Selenskyj-Versteher! Wie sehr wünschte ich, daran glauben zu können, die Ukraine sei immer schon ein Land, dessen Bewohner*innen durchweg in der Wolle gefärbte Demokrat*innen seien, solidarisch, friedliebend, gutmütig, voller Mitgefühl. Und wie sehr wünschte ich mir meinen Knabentraum zurück, die Vereinigten Staaten von Amerika seien nichts Anderes als selbstlose Bannerträger und Lichtbringer von Frieden, Freiheit, Gleichberechtigung und Menschenrechten für alle Menschen auf diesem Planeten. Und dass die Alliierten der USA nun diesen gewaltigen ethisch-moralischen Vorsprung anerkennten und deshalb Alles daransetzten, den USA in Denken und Handeln nachzueifern und ihr Wollen auch vorauseilend bestmöglich zu unterstützen.

Wie gerne würde ich außerdem daran glauben können, dass alle (!) Russen dumme, hinterhältige, hässliche, feige, sabbernde Meuchelmörder seien, zurecht entmenschlicht und als "Orks" verschriien, hirntot, zu keiner Gefühlsregung mehr fähig und nur roboterhaft in der Lage, innerhalb eines faschistisch-militaristischen Systems koordiniert zu handeln. Und wie gerne wäre ich restlos überzeugt, dass Putin das menschgewordene Böse ist, der Herr der Hölle, der kein positives Ziel hat, nur Qual und Tod und Vernichtung will. Dann würde es mir auch leicht fallen, zu verstehen, warum die mongolischen Horden Chinas und die islamistischen Terroristen Irans ihn unterstützen.

Oij, ich muss aufpassen, nicht doch versehentlich ironisch zu werden. Also schnell zum Fazit:

Wenn ich im Stande wäre, alle die obengenannten Sachverhalte reinen Herzens, d.h. ohne irgendwelche intellektualisierenden Zweifel, zu glauben - und wenn mir dann noch jemand einen plausiblen Weg aufzeigte, wie der Konflikt begrenzt auf die Ukraine und Russland zu einem ukrainischen Sieg-Frieden und nicht etwa zu einer, huppala!, globalen Eskalation führen könnte - dann wäre meiner wunden Seele doch sehr geholfen und meinem zermaterten Verstand.

Wenn wir so völlig eindeutig und zweifelsfrei "die Guten" sind und die Anderen ebenso zweifelsfrei "die absolut Bösen", dann könnte ich mich sogar entschließen, in dem Konflikt aktiv Partei zu ergreifen! Dann würde ich sagen: "Ich bin zwar ein alter Sack, meine körperliche Kondition ist mit positiven reelen Zahlen nicht mathematisierbar, aber vielleicht liegt noch irgendwo mein altes G3 und ein bisschen Munition rum, und dann will ich sehen, was ich tun kann!"

Da all' dem aber nicht so ist, bleiben nur zwei Fragen:

  1. Glaubt Ihr tatsächlich, wir merkten nicht, dass wir verarscht werden (und mit "wir" meine ich den gesamte denkenden Teil der Menschhheit)? 
  2. Warum überlassen es unsere Plittikör*innen einem despotischen Drecksack wie Orban, erste Schritte zu gehen? Schämt Ihr Euch nicht?


Man kann einen Teil des Volkes die ganze Zeit täuschen und das ganze Volk einen Teil der Zeit. Aber man kann nicht das gesamte Volk die ganze Zeit täuschen.

Abe Lincoln, Milwaukee Daily Journal, 29. Oktober 1886


(verändert via wiki commons)
Jaja, Opa erzählt vom Krieg ...
Eine uralte Flinte, aber kleinere Kaliber
fand ich immer albern.









Montag, 8. Juli 2024

ich ficke so leute wie dich

 

Am Wochenende veröffentlicht die Postillion-Redaktion regelmäßig ausgesuchte Leserbriefe zu ihren Artikeln. Aktuell zu einem, der sich mit dem "Wolfsgruß" Demirels befasst: 

https://www.der-postillon.com/2024/07/leserbriefe-der-woche-kw-2724.html

Man muss mit sowas ganz vorsichtig sein, die Gefahr, dass das gefaked ist, ist vergleichsweise groß. Andererseits enthält der Text einige Aspekte, die mir auch aus eigener Erfahrung aus Kontexten toxischen Türkentums und Nationalismus bekannt sind.

Doch keine Auswertung ohne Analyse.

Das erste Wort "dü" hat mich ernsthaft grübeln lassen, ob das hier ein Fake ist. Wir wissen dass die türkische Sprache das "ü" liebt, aber das hier ist doch ein bisschen übertrieben, oder?

"hässlicher bastard" soll hier wohl beleidigend sein, irgendwie geht das aber voll daneben: "Hässlich" ist eine subjektive Zuordnung, und wer es ist, kann meistens nichts dafür. Im doitschen Kulturkreis wird das Wort als Beleidigung für Menschen schon längst nicht mehr verwendet. Und der "bastard" ist ein Kind aus einer nicht-ehelichen Beziehung. In Doitschland werden 36+% aller Ehen geschieden und 34 % aller Kinder in Deutschland stammen aus nichtehelichen Beziehungen. Für 70 % aller Deutschen ist der "Bastard", wenn er denn beleidigend gemeint ist, ein Relikt aus dem 16. bis 19. Jahrhundert - und ein extrem patriarchalisches obendrein, weil Frauen, meist ohnehin von der Erbfolge ausgeschlossen, nie als "Bastarde" beschimpft wurden. Der "Bastard" demaskiert den Beleidiger als ziemlich zurückgebliebenen Spießer.

"lösch den post über demiral" (sic!) Der Imperativ ist interessant, weil er so rein gar nicht mit Art. 5 GG kompatibel ist. Hier agiert jemand aus völliger Unkenntnis, wie unser Staat, unsere Gesetze und unser Zusammenleben funktionieren.

"ich ficke so leute wie dich" - Ich habe bis heute nicht verstanden, wie das Wort "ficken" so verkommen konnte. Sex ist in meinem Verständnis etwas durch und durch angenehmes. Was für ein pathologisches Verhältnis muss man dazu haben, es als Drohung einzusetzen? Mein Mitleid.

"scheiss doppelmoral" Kritisiert wird vermutlich, dass wir einerseits das Recht auf freie Meinungsäußerung hoch halten und andererseits Nazi-Kacke nicht dulden.

"du hast keine ahnung was das bedeutet!" Mein Onkel Kurt war im 2. Weltkrieg Infanterist und Nazi, und zwar mit Begeisterung und ganz bis zum Schluss und darüber hinaus. Er hat nicht das "Wunder der Nacht" vom 09. Mai 1945 erlebt, als alle Doitschen offenbar als stramme Nazis ins Bett gingen und als stramme Demokrat*innen wieder aufwachten. Onkel Kurt hat seine Nazi-Gesinnung über den Tag der Befreiung hinweg gerettet und auch später nur marginal korrigiert ("Ja, das mit den Juden wär' vielleicht nicht nötig gewesen..."). Dafür hat er mir, im Gegensatz zu einigen anderen nervigen Verwandten und Bekannten, auch nie weismachen wollen, wie er (fast) ganz alleine (fast) den Krieg gewonnen hätte. Nur, dass der Karabiner K98k die beste Waffe der Welt war und ist ... Ich schweife ab.

Wenn ich besagtem Onkel Kurt die Enkel-Frage stellte, was ich natürlich nur in homöopathischen Dosen wagte, dann war seine repetitive Anwort: "Du/Ihr habt ja keine Ahnung, wie das war ...". Ende. Mehr kam nicht. Onkel Kurt hatte überhaupt kein Interesse, sich mit etwaigen Problematiken seines Tuns auseinanderzusetzen. Oder gar mit uns darüber zu reden. Und es war ihm völlig wumpe, ob und wie wir das beurteilten, denn er hatte sein Urteil ja gefällt, so what!?

"Du hast ja keine Ahnung!" ist ein hübsch bequemer Satz für Leute, die wissen, dass sie eigentlich Mist bauen / gebaut haben / bauen werden, die aber jede Kritik abblocken wollen.

Was mich an diesem Text am meisten schockiert, ist die Drohung gegen die Familie, hier dümmlich pseudo-intellektuell verpackt ("...und jede, die deine dna trägt"). Vor gefühlten 100.000 Jahren hörte ich das erstmalig bei einer lautstarken Auseinandersetzung vor einer Disco in der Variante "Ich bring' Dich um! Dich und Deine Familie!", und ich dachte damals schon, dass so eine Haltung vollkommen, total, absolut und überhaupt gar nicht mit europäischer Ethik vereinbar ist. 

Wenn ich eine Auseinandersetzung mit einem Menschen habe, was hat dann dessen Familie damit zu tun? Eine derartige Idee ist so weit weg von dem, wie wir denken und ticken, dass ich das Gefühl habe, hier haucht mich die zentralanatolische Steppe an und die Seldschuken (oder wer auch immer) feiern fröhliche Urständ. 

Und hier ist ein Punkt erreicht, an dem meine Toleranz und mein Wunsch nach kultureller Vielfalt endet. Wenn die Türken meinen, diese kranke Fixierung auf die Familie, Familienehre, Sippenhaft und Ehrenmorde sei ihnen unverbrüchlich eigen, dann wäre das ein Grund ganz offiziell zum Rassisten zu werden! Aber wir wissen ja: Es gibt reichlich normale europäisch denkende und tickende Türk*innen, und in jeder Gruppe gibt es eben auch Idioten.

Und damit zum letzten Punkt: Die ständige Drohung mit körperlicher Gewalt. Dazu nur ein Zitat von Maggie Thatcher:

Being powerful
is like being a lady.
If you have to tell people you are,
you aren't.

Bitte an die krassesten Türken-Toxiker: Könnt Ihr bitte aufhören, so verdammt macho-männlich zu sein, stattdessen etwas cooler, schmiegsamer, lustiger? Was einige von Euch da abziehen, ist eine so peinliche Spießer-Kacke, das ist einfach nur zum Fremdschämen. Und eine Bitte an die überwältigende Mehrheit normaler Türken: Sagt Euren Leuten das, dass die voll peinlich sind und dass die der Sache schweren Schaden zufügen.

Wir Bio-Doitschen hacken ja auch mit aller Kraft auf unseren Nazis rum - aus genau demselben Grund.




(Verändert via wiki commons)

Ok, nachdem die türkischen Faschos uns Lehrer*innen bzw. Erzieher*innen den "Schweigefuchs" geklaut haben (aber: s. auch diesen Text von 2018), brauchen wir eine neue Geste, für die Funktion, die lieben Kleinen zur Ruhe zu bringen. Statt des Fuchses könnten wir ja ersatzweise den Narwal nehmen. Ich überlege gerade, welche Handhaltung dazu passte.