Hm, ok, Bunzelkanzler Scholz erklärt heute, "(w)ir stehen fest an der Seite der Ukraine." Niemals würde ich dem widersprechen. Fragen und der Wunsch nach Präzisierung bleiben aber.
Frage 1: Wer ist wir? Scholz und seine Partnerin? Scholz und die SPD? Scholz und sein Pluralis majestatis? Scholz und die Leute, die gerade zufällig im Raum sind?
Frage 2: Was umfasst das An-der-Seite-stehen? Wohlwollendes Nicken? Froindliche Anteilnahme? Das Erkaufen des Eindrucks von Pseudo-Solidarität durch Multi-Milliarden-Euro-Zahlungen? Die Lieferungen von Waffen auf unüberschaubare Kosten der steuerzahlenden Menschen und zum üppigen Wohle der deutschen Rüstungskonzerne? Oder signalisiert Scholz nur, dass wir die Ukraine zwar dringend verdächtigen, zusammen mit Polen hinter dem terroristischen Anschlag auf die NordStream2-Leitung zu stecken, dass wir bis zum Erhalt zweifelsfreier Beweise vorläufig aber trotzdem nicht beginnen werden, Doitschlands Sicherheit im unbesetzten Teil der Ukraine zu verteidigen. ¹
Oderr schwörrt Scholz hier den heiligen Eid, derr Ukraine beizustehen bis zurr rrrücksichtslosen Vörrnichtung des Bolschewismus, bis auch wirrr sagen können: 'Diesorr Gägnerr wirrd sich nicht wieder erheben!'? ² Wir Doitschen stehen ja auf diese bedingungslose Nibelungen-Treue. Da sind wir richtig gut drin. Das ist quasi eine Kern-Kompetenz, unser Unique selling point. Außerdem muss man sich keine Gedanken mehr um ethische Verantwortung machen. Im Fall der Ukraine müssen wir nicht mal selber kämpfen, bequemer geht's nicht.
Zum Schluss die Präzisierung: Ich kann nicht ausschließen, dass Menschen Scholz' Aussage in dem Sinne missverstehen, alle Doitschen würden so ticken. Daher lege ich großen Wert auf folgende Feststellung: Mein Mitgefühl gilt allen Menschen, die unter dem Ukraine-Krieg leiden, russischen Menschen, ukrainischen Menschen, gleichermaßen. Und den Menschen, die im Jemen leiden. Und in Palästina. Und im Sudan. Und im Mittelmeer. Und .... und ... und ...
Für die hat Scholz nix übrig!
¹ Klingt ein klitzebisschen brutal, aber den doitschen Militär-Einsatz in Afghanistan haben wir mit viel weniger ernstzunehmenden Argumenten begründet, und niemand hat sich beschwert.
² Hitler A.: etwas verfrüht im Sportpalast, Ende 1941. Aber auch Austin L., US-Verteidigungsminister, 2022