Kulturelle Aneignung ist, wenn eine dominante Kultur aus Profitgier und / oder sonstwie ausbeuterischen Motiven Elemente einer Minderheiten-Kultur rücksichtslos aus ihrem Kontext reißt, pervertiert (im Sinn verdreht) und hemmungslos vermarktet.
Wir haben auf der einen Seite die Amazon-Studios, die letztlich einem der beiden reichsten Männer der Welt gehören und die mit der Kinder-Serie "Herr der Ringe: Die Ringe der Macht" Versatzstücke des Originals zu einer laberigen, vorhersehbaren, furchtbar trivialen Action-/ Liebes-/ Drama-Pampe im Stile der "Thrones"-Reihe machen.
Auf der anderen Seite haben wir J.R.R. Tolkien, einen bescheidenen Oxford-Professor für englische Sprache, der den Mittelerde-Zyklus in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Alleingang schuf und dessen Intentionen man eigentlich nur verstehen kann, wenn man seine Briefe zum Thema liest¹. Zum "Herrn der Ringe" und zu Tolkiens Biographie muss hier nichts weiter gesagt werden. ²
Können wir uns, bitte, darauf einigen, dass die gesamte ursprüngliche europäische Kultur im Allgemeinen und Tolkiens Werk hier im Besonderen im Vergleich zu der überwältigenden, blind-brutalen Marktmacht US-amerikanischer Medienkonzerne den Rang schützenswerten Kulturgutes verdient und dass die Aneignung dieser Kultur dringend verhindert werden muss!?
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² Hübsch finde ich aber die Anekdote, nach der Tolkien nur ein einziges Mal in seinem Leben wütend reagiert habe, als nämlich 1944 ein amerikanischer Offizier, mit dem er ein Zugabteil teilte, sich über den lustigen "Oxford-Akzent" mokiert habe, den die Briten sprächen. Hier musste natürlich richtiggestellt werden, was die angelsächsische Hochsprache und was die dümmliche Verballhornung war.