Freitag, 23. September 2022

Forderungen an den Journalismus (und meine Landungen)

 

In der Sache Stellung zu nehmen, dazu fehlt den meisten von uns eine tragfähige Datenbasis, aber wie die "Scheinreferenden" in Donezk, Luhansk etc. in unseren öffentlichen Medien behandelt werden, das sehen wir deutlich, und mich beängstigt es. Alles ist gleich. Die Begrifflichkeit, der Zeitpunkt, der Tenor, das Framing, die Interpretation, die Kommentare. Als gäbe es keine selbständig denkenden und kritischen Redaktionen in konkurrierenden Nachrichten-Portalen, die doch alles daransetzen müssten, einer Nachricht ein ganz eigenes Gepräge zu geben.

Gleichgeschaltete Presse hat keine Existenzberechtigung. Es spielt keine Rolle, ob die Gleichschaltung durch staatliche Gewalt (s. Nazi-Zeit) oder Unfähigkeit und Desinteresse der Journalist*innen (s. "Sonntags-Umsonst-Blätter") erfolgt oder durch den irrsinnigen Zeitdruck, schnell, schnell, schneller veröffentlichen zu müssen und ergo den Dreck der großen Agenturen ungefiltert ins Freie zu blähen. 

Journalismus muss analytisch, kritisch und selektiv sein. Wenn ich nur Schnellficker-Nachrichten rezipieren will, reichen mir die Schlagzeilen der Öffentlich-rechtlichen. Und daraus mache mir dann meinen eigenen kritisch-zynischen Reim. 

Apropos "kritisch-zynisch". Es soll niemand behaupten können, ich berichtete nur über die schönen Seiten des Fliegens. Heute lief's richtig mies. Wind (praktisch 0 aus 200) und Thermik (praktisch 0) ließen lt. offizieller Vorhersage direkt vorm Start einen Flug von Oldenburg nach Dankern a.d. Ems zu, eine Sache, die ich schon länger auf'm Zeddel hatte. 

Eine halbe Stunde nach dem Start begann es unvorhergesagt zu nieseln - wenig, aber mit Aussicht auf mehr, und wir Trike-Flieger sind da wirklich mega-empfindlich. Also Abbruch. 

Zurück am Platz wollte ich wenigstens eine besonders elegante Landung hinlegen, habe das aber total verkackt, was den Flugleiter zu der Bemerkung veranlasste, er werde den zeitlichen Mittelwert der Aufschläge als Landezeit notieren. Die Landung war nicht wirklich schlecht oder gar problematisch, nicht riskant oder gefährlich, es war einfach nur ästhetisch eine Katastrophe. Flieger*innen haben da eine besondere Sensorik, vielleicht vergleichbar mit Kunstturner*innen, die ja auch gewaltige Fehler sehen, wo unsereine*r*m überhaupt nichts auffällt. 

Wie auch immer: Die Landung war Mist, und es gab keine äußeren Umstände, die ich zur Mitverantwortung ziehen konnte. Da ich mein Flugzeug vor dem nahenden Regen im Hangar haben wollte, konnte ich diesmal auch nicht - wie sonst - mit drei anschließenden Touch-and-Go's mir und der Welt beweisen, dass ich's eigentlich voll drauf habe. 

Egal, man braucht solche Kack-Tage, damit man nicht verlernt, wertzuschätzen, wenn's mal wieder gut läuft.



(verändert via wiki commons)








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