Sonntag, 27. März 2022

Abgehakt

 

Liebes Tagebuch 😘

schon oft habe ich hier geschrieben, wie toll das Fliegen ist. Heute war es richtig kacke. Viel mehr Thermik als angesagt, und als ich höher gestiegen bin, um vielleicht eine klitzewinze Inversion zu erwischen, haben mich stattdessen die angesagten böigen Winde erwischt. Kurz: Ich habe immer nur auf's Maul gekriegt, bis ich keine Lust mehr hatte. Dann bin ich wieder gelandet, weil ich es etwas später nochmal versuchen wollte. Aber etwas später war mir leicht schwindelig und ich fühlte mich schlapp. Klar: Zu wenig getrunken, ansatzweise dehydriert. Außerdem habe ich die Dreiviertelstunde, die ich oben war, geackert wie'n Preisboxer und war entsprechend ... naja ... angezählt.

Ich hab's dann gelassen und den Fliegetag abgehakt. Shit happens.  💩




(via wiki commons)
Keine Sorge: Das ist nur ein Bild von einem Test.




Donnerstag, 24. März 2022

... im leeren Raum um Welt und Ich.

 

Neulich in der Luft...

Immer noch suche ich vergeblich die Worte, die beschreiben, was die low-'n-slow-Fliegerei so besonders macht. 

Eine Rolle spielt die Spannung von Nähe und Ferne: Man ist am Geschehen, z.B. dem Verkehr auf der Küstenkanalstraße, so dicht dran, dass man alle Details erkennt, aber distanziert genug, um auch das Drumherum zu erfassen. Den Farbwechsel von Dunkelblau zu einem sehr hellen Hellblau im Kanal kann man so eigentlich nur aus der halbhohen Perspektive (ca. 230m) sehen. 

Und man ist definitiv nur Überflieger. Die Möglichkeit, mal eben anzuhalten, zu Landen und Entdecktes zu "Begreifen", zu Berühren, ist im Regelfall nicht gegeben. Diese Tatsache schafft eine Distanz, die de facto vielleicht nur 200 m beträgt, gefühlt aber genausogut 200 Lichtjahre sein könnte.

Damit erlebst Du als low-'n-slow-Flieger Dich selbst als Objekt, an dem die gegensätzlichen Kräfte von Nähe und Ferne angreifen ...

...

Was für ein verschwurbeltes Gesülze! Ich sag' ja: Ich kann es noch nicht richtig in Worte fassen. Aber ich bleibe dran.





 






Mittwoch, 23. März 2022

Propaganda macht was.

 

Jajaja, ich bin auch ganz in echter Wirklichkeit gegen den Ukraine-Krieg und finde Putin doof und so weiter ¹. Gerade deshalb finde ich es äußerst gefährlich, dass die Berichterstattung der sogenannten "westlichen" Länder immer hysterischer und immer dumm-propagandistischer und ergo immer unglaubwürdiger wird. 

Soso, Russland wendet eine Staatspleite ab, indem es planmäßig Schulden tilgt. Ähm ... ja, jedes Land und jede*r Kleindarlehensnehmer*in wendet eine Pleite ab, indem er/sie/es Schulden begleicht. Und im weiteren Text lernen wir, dass Russland seit 1917 immer gezahlt hat. Was soll also der Brüller-Artikel?

Und wir lernen, dass die Kinschal-Rakete, die in den Wochen zuvor als besonders perfide High-Tech-Waffe verteufelt wurde, in Wirklichkeit auf Technik der 80er Jahre basiert. Dunnerlüttchen, wat denn nu'? Wir werden demnächst viele Milliarden Euro für die alte amerikanische F-35 bezahlen, damit wir das Gefühl haben, mitreden und mitmachen zu dürfen, wenn taktische Atomwaffen im nächsten Weltkrieg Europa verwüsten. Wie unfair: die F-35 basiert auf doitscher Technik der 1890er Jahre. Lilienthal hat die Grundlagen erarbeitet, uralte Sache, das.

Und wenn ich mir anschaue, wie unisono, wie sehr im Gleichschritt die doitsche Presse seit einer Woche die gebetsmühlenartige Verdammung des Wladimir P. aus M. betreibt, dann will ich gegen die Inhalte an sich gar nichts sagen - aber der Gleichschritt macht mir Angst. 




(verändert via wiki commons)
Krieg macht Spaß!



 

¹ Falls das zu lässig klingt: Das Leiden der Menschen - unabhängig von ihrer Nationalität - nehme ich sehr, sehr ernst.





Dienstag, 22. März 2022

Mittwoch, 16. März 2022

Nummer 3 lebt!


 O verflucht, ich habe was übersehen!

Bisher habe ich gedacht, die kriegerische Auseinandersetzung in der Ukraine sei zwar ganz furchtbar, die russische Führungs-Camarilla werde aber nicht so wahnsinnig und selbstmörderisch sein, den Konflikt über die Grenzen der Ukraine hinaus zu eskalieren. 

Was ich dabei völlig vergessen habe, sind die wahnsinnigen und selbstmörderischen alten Männer auf - Anführungszeichen - unserer - Anführungszeichen - Seite. Wie leicht ist es augenblicklich für die altbekannten machtgeilen Visegrad-Autokraten, einen Weltkrieg vom Zaun zu brechen? Ein winziger, fingierter Grenzzwischenfall und wir alle haben NATO-Artikel 5 an den Hacken und das hieße Weltkrieg Numero 3. Wir Doitschen sind ja ganz großartig darin, Blanko-Vollmachten auszustellen (=> Weltkrieg Numero 1), und mit fingierten Grenzverletzungen kennen wir uns auch bestens aus (Gleiwitz => Weltkrieg Numero 2).

Der senile polnische Giftzwerg hat geschafft, was Putin bislang noch nicht gelungen war: Ein reales Bedrohungsszenario für den demokratischen Teil Europas.



Der Schoß ist fruchtbar noch ...
  






Samstag, 12. März 2022

Selbsterklärte Beleidigung


Meine uneingeschränkte Solidarität und - soweit ich das überhaupt sagen darf - mein Mitgefühl mit der türkischen Journalistin Sedef Kabas, die nun in der Türkei wegen Präsidentenbeleidigung zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und vier Monaten verurteilt wurde. 

Aber auch: Meine unendliche Häme und Freude über das abgrundtief strunzdumme Erdogan-Regime, das durch die Verurteilung erst so richtig endgültig bestätigt hat, die Aussage der Kabas voll und ganz zu verdienen. Gesagt hat sie nämlich:

"Wenn ein Ochse in einen Palast geht, wird er kein König, 
sondern der Palast wird zum Stall."

ohne Erdogan oder dessen Amt oder dessen Palast explizit zu nennen.

Wir sollten derartige Konstrukte in Sprachanalysen als "Potentiell autoreferentielle Injurie" diagnostizieren. Zur bewiesenermaßen berechtigten Beleidigung wird der Sprechakt erst dann, wenn die*der Adressat*in in vorhersehbarer Weise darauf reagiert. Hätte Erdogan den Spruch einfach bejaht, wäre dieser ins Leere gelaufen. Ein unglaublich intelligentes rhetorisches Mittel.

So ein bisschen funktioniert auch mein Aufkleber "Alle Rassisten sind Arschlöcher" nach diesem Schema. Wer sich drüber aufregt, verdient es sich in genau diesem Moment, gemeint zu sein.


(sehr stark verändert via diepartei.de)






Samstag, 5. März 2022

Schwieriges Thema

Jetzt kommt ein schwieriges Thema. Da hole ich lieber etwas weiter aus. Also: Ich bin sehr für den Frieden und sehr gegen den Krieg. Seit Jahren gibt es nur zwei Aufkleber, die ich auf meinem Auto umherfahre: Neben dem "Alle-Rassisten-sind-Arschlöcher"-Aufkleber gibt es nur noch die Friedenstaube von Mika Launis, weiß auf blauem Grund. Seit über 40 Jahren hängt eine weitere Launis-Taube, weiß auf blauem Grund, als Plakat über meinem Schreibtisch. Ich bin echt für Frieden, ganz in echt!

Deshalb bin ich auch allzu bereit, Putin und seine Mitläufer auf's Äußerste und aus tiefstem Herzen zu verdammen und so weiter. Aber gleichzeitig fühle ich mich auch gerade sehr unwohl mit den verzweifelten Versuchen Selenskyjs, die NATO in den Schießkrieg mit Russland hineinzuziehen. Ich fühle mich unwohl damit, dass die USA mit der arroganten Grandezza des Hegemons-in-Chief mehr Gestaltungsmacht in Europa haben und rücksichtslos ausnutzen, als die Europäischen Staaten zusammen und dass die USA mehr darüber bestimmen, ob Deutschland in einen aktiven Krieg mit Russland eintritt als die gewählte deutsche Regierung. Ich fühle mich unwohl mit der platten westlichen Propaganda, die sich in der Produktion dümmstmöglicher Feindbild-Narrative nur noch wenig von der traditionell primitiven Propaganda des Ostens unterscheidet. Ich fühle mich unwohl damit, dass ein Diskurs, der die Verlogenheit des Westens der letzten 30 Jahre in puncto Osterweiterung der NATO  berücksichtigt, derzeit nicht möglich ist. 

Und ich fühle mich ganz besonders unwohl damit, dass die Gefahr besteht, dass Arschgesichter, wie Schröder, die AfD und weiß der Geier, wer noch, diesen, meinen Text kontextbefreit missbrauchen könnten.     

Ich finde es völlig albern, dass hier jetzt besorgt gefragt wird, wie Kinder mit den grauenhaften Kriegsbildern umgehen, dass aber niemand fragt, warum unsere Medien glauben, die angenommene Geilheit des verrohten Publikums nach brutalstmöglichen Kriegsbildern bedienen zu müssen. Ich habe keine Lust, als Lehrer aufgefordert zu sein, die Traumata zu bearbeiten, die unseren Kindern medial, aus Profit-Interesse der Konzerne zugefügt wurden. Ich hätte stattdessen große Lust, jenen Kindern zu helfen, die tatsächlich Krieg erlebt und erlitten haben.

Merke: Es rächt sich, wenn man immer wieder den Teufel an die Wand malt. Überlegt Euch jetzt schon mal, wie Ihr den Hass auf die Russen, auf alles Östliche, jemals wieder einfangen wollt. 

Oder ist das gar nicht Teil des langfristigen Plans?




  (via wiki commons)







Dienstag, 1. März 2022

Ausflug ins pralle Leben, nix Corona, nix Krieg

 

01. März - für vernunftbegabte Wesen ist dieser Tag der Frühlingsanfang. Man nennt ihn auch den meteorologischen Frühlingsanfang, und hin und wieder gibt man zu, dass der phänologische Frühlingsanfang ein wenig abweicht, aber keinesfalls ist der religiös motivierte und astronomisch begründete Frühlingsanfang am 21.03. für unsere Breiten geeignet. 

Egal. Heute eröffnete ich die Fliegesaison ¹ und es ging zum ersten Mal mit dem neuen Motor auf Tour. ² Es war argkalt, die Sicht nicht so dolle, dafür waren Wind und Thermik nur sehr schwach. Optimale Testbedingungen. 



 Wie immer Anfang März: Alles sieht graubraun aus.



Doch merke: Wenn der Pilotiseur lässig seinen Unterarm auf die Basis lümmelt,
statt sie beherzt zu umgreifen, heißt das, alles ist tippitoppi,
der Motor schnurrt, die Luft ist ruhig wie selten.
Eigentlich Zeit für Kaffee und Kuchen, aber der Bordservice in Einsitzern ist oft grottenschlecht.



Dafür hat man dann aber Zeit für Saisonstart-Selfies ...



... und dann fangen einen ja auch die interessanten, malerischen, malenswerten Motive ein, 
wie z.B. diese beiden Metallkähne vor dem Schöpfwerk. 
Eine Tragflächenspitze ragt ins Bild, weil ich zunächst fast dran vorbeigeflogen wäre
 und zügig eindrehen musste. Das automobile Analogon wäre eine Vollbremsung.  





¹ Ein kurzer Probehüpfer Anfang Januar d.J. zählt nicht.

² Weichlappen hätten den ersten Dauertest vielleicht am Boden gemacht, hätten vielleicht auch gewartet, bis Drehzahl, Öldruck und Temperaturen gemessen und angezeigt würden, aber ganz, ganz unten im Entwicklungs-Stammbaum dieses Motors steht ein Rasenmäher-Motor. Und da fragt auch niemand nach Drehzahl, Öldruck und Temperatur. Außerdem ist mein Motor eine Spezialanfertigung von Volksschrauber, der schiebt meinen Vogel mit marginaler Teilleistung durch die Luft - was sollte also schiefgehen?


Diesen Artikel widme ich Nadine W. aus W. bzw. W. Wenn sie die heutige Sitzung nicht allein gewuppt hätte, hätte ich meinen Allerwertesten nicht in die Luft gekriegt. Danke, liebe Nadine! 



Samstag, 26. Februar 2022

Heißer Scheiß der Kriegspropaganda

 

Mich beeindruckt am Ukraine-Krieg, wie sehr radikal die Bild-Propaganda sich weiterentwickelt hat. Da merkt man doch deutlich, dass die Leute heute mit primitiver Kriegshetze aus dem letzten Jahrhundert nicht mehr zu packen sind.


(stark verändert via tagesschau.de)
On ne passe pas! 
Kiew wurde gegen den feindlichen Ansturm verteidigt!


(verändert via wiki commons)
On ne passe pas! 
Irgendein Ort in Serbien wurde gegen den feindlichen Ansturm verteidigt!


(verändert via wiki commons)
On ne passe pas! 
Irgendein Ort in Frankreich wurde gegen den feindlichen Ansturm verteidigt!








Freitag, 25. Februar 2022

Oberarsch-Putin-Versteher


Erste Quizfrage: Warum wurden Burgen und Festungen nie im Wald gebaut - und falls doch: Warum wurden dann nachträglich alle Bäume drumherum gerodet? ¹ 

Antwort: Du willst den Gegner nicht erst dann bemerken und bekämpfen, wenn er anfängt, Deine Burgmauer mit dem Meißel oder sonstwas zu bearbeiten. Am liebsten würdest ihn schon in reichlicher Distanz entdecken, damit Du noch allerhand unschöne Dinge auf ihn schleudern kannst, bevor er sich zu Angriff und / oder Belagerung häuslich niederlässt. 

Zweite Quizfrage: Wieso gibt es eine Dreimeilenzone an jeder Küste? 

Antwort: Die drei Meilen vor jeder Küste wurden einst der Souveränität des jeweiligen Küstenstaates unterstellt, weil das etwa der damaligen wirksamen Reichweite der Kanonen entsprach. Schiffe, die außerhalb dieser Zone fuhren, konnten diesem Staat also kein Leid antun, und wer näher kam, durfte vom jeweiligen Staat prophylaktisch beballert werden, lange bevor eventuell invasiv gestimmte Truppen den Strand erreichten. 

Dritte Quizfrage: Welchen Vorteil versprachen sich die West-Alliierten von der zügigen Wiederbewaffnung Westdeutschlands? 

Antwort: Sie wollten vor allem einen militärischen Puffer für die befürchtete sowjetische Panzerwalze haben. Wenn es knallen sollte, dann sollte es bitte hier knallen, und nicht in Frankreich, England, Italien, und erst recht nicht in den U.S. of A. Nur konsequent, dass die französischen Atomraketen damals nur eine Reichweite bis in die BRD hatten, das reichte, um die Russen aufzuhalten, bevor sie den heiligen Boden Frankreichs betraten. Und die dienstbeflissenen Doitschen freuten sich zu Tode, dass sie strategisch wichtige Autobahnbrücken und Straßenkreuze mit unterirdischen Vorrichtungen für amerikanische Atom-Minen ausstatten durften, damit sie gegebenenfalls auf amerikanischen Befehl hin ihr eigenes Land in die Luft jagen konnten, und die Amis fanden das ganz großartig und haben uns getätschelt und gesagt, dass sie zur Verteidigung Europas auch den letzten Deutschen opfern würden, und dann haben sich alle gefreut...

Vierte, alles-entscheidende Quizfrage: Was haben die drei o.g. Sachverhalte gemeinsam?

Antwort: Die Idee des Glacis. Du willst keinen ständigen Hautkontakt mit einem potentiellen Gegner. Du willst einen Leer-Raum zwischen ihm und Dir. Du willst freies Schussfeld, falls er Dich angreift. Er soll sich sichtbar bewegen müssen, bevor er Dir Leids tun kann. Du willst Zeit haben, die Situation zu analysieren, um Deine Gegenmaßnahmen abzustimmen. Und Du willst maximale Vorwarnzeiten, um Deine Bevölkerung zu schützen. Was Du NICHT willst, ist ein potentieller Gegner, der nur einen einzigen Mini-Schritt tun muss, um den nächsten Krieg vom Zaun zu brechen, und zwar in Deinem Land! 

Sun-Tzu hat schon vor 2.500 Jahren darauf hingewiesen, Clausewitz vor knapp 200 Jahren: Es ist eine saublöde Idee, Krieg im eigenen Land zu führen. Maximal dümmstmögliche Strategie! Unbedingt vermeiden!!!

Nachdem das geklärt ist: 

  1. Kann mir bitte jemand eine Karte Mitteleuropas reichen? 
  2. Kann mir bitte jemand nochmal erklären, was den Sowjets anläßlich der deutschen Wiedervereinigung in puncto NATO-Osterweiterung versprochen wurde? 
  3. Hat jemand immer noch nicht verstanden, warum die Russen bei jedem einzelnen Bruch dieses Versprechens immer besorgter wurden, je näher die NATO an ihre Grenzen rückte? 
  4. Gibt es jemanden, die*der nicht einen Hauch von klitzebisschenwinzigem Verständnis für Putin, der ansonsten zweifellos ein totaler, taktierender Oberarsch ist, aufbringt? 


(verändert via wiki commons)
Das Wiener Glacis 1773





¹ Lasst Euch nicht von heutigen Touri-Burgruinen täuschen: Die Wälder sind erst nachträglich drumherum gewachsen.