Donnerstag, 10. Dezember 2020

Lösegeld - lasst uns zahlen!


Liebe Konzerne,

uns, den machtlosen Endverbrauchern, ist natürlich klar, dass Ihr den Druck auf die Plittikörr jedweder Couleur nicht verringern werdet, Weihnachts-Konsum buchstäblich ums Verrecken und bis zum bitteren Ende zu pushen. Aufgepeitscht von Euren Lobbyisten trauen sich die Wirtschaftsplittikörr immer deutlicher die Feststellung zu formulieren, dass es eine Sache der Abwägung sei, entweder Menschenleben oder den Profit zu retten, und dass man beim Profit eben keine Kompromisse machen dürfe, weil das den Konzerninteressen schade. 

Wir verstehen dieses Argument, und da es ohnehin völlig schnuppe ist, was wir davon halten, widersprechen wir auch nicht.

Aber heute Morgen hatten wir im kleinen Kreis in unserem Lehrerzimmer eine gute Idee, die wir Euch vorschlagen möchten:

  • Wir machen eine Spendensammlung und sammeln so viel Geld ein, wie es Euren prognostizierten coronafreien Umsätzen im Weihnachtsgeschäft entspricht. Dieses Geld schenken wir Euch. Zum Teil ist das ja auch schon geschehen. 
  • Im Gegenzug lasst Ihr endlich zu, dass die Schüler*innen aus den völlig idiotischen und brand-gefährlichen Bedingungen in den Schulen entlassen werden und zu Hause bleiben dürfen und dass überhaupt ein dringend benötigter Weihnachts-Lockdown durchgeführt werden kann.

Ja, wir wissen, dass Ihr die absolute Macht habt, unsere Kinder auch weiterhin als Geiseln Eurer Profitsucht in den Schulen zu halten, den Lockdown zu verhindern und somit das Leben tausender unserer Mitbürger*innen zu bedrohen. Deshalb bitten wir hier ja auch in allertiefster  Demut darum, unser Angebot eines üppigen Lösegeldes anzunehmen.    



(verändert via wiki commons)

Ok, die freundlichen Herren von den Wirtschaftsverbänden 
erklären das jetzt nochmal mit ganz einfachen Worten: 
"Eure Kinder werden so lange von Tag zu Tag 
zum Super-Hotspot gehen, 
bis unsere jährliche Profit-Erwartung erfüllt ist. 
Klar soweit?!"





Sonntag, 6. Dezember 2020

Wichtige Phase der Demontage


Das ist jetzt eine ganz wichtige Phase: Aller Welt ist klar, dass Trump die POTUS-Wahlen verloren hat, und er geriert sich, wie zu erwarten war, als der Hampelmann, der von der Macht nicht lassen kann. 

Man sollte Menschen mit Behinderungen eigentlich stets ein wenig vor sich selbst schützen, wenn sie öffentlich etwas Unangemessenes, zum Fremdschämen Peinliches machen.

Aber wenn die Störung ein unbedingter egomanischer, realitätsverleugnender Machtrausch ist, der vier oder vierzig Jahre lang untherapiert ausgelebt und vom Umfeld positiv verstärkt wurde und mittlerweile eine echte Gefahr für die Menschheit darstellt, dann wäre jede Rücksichtnahme fehl am Platze. Daher muss die Weltgemeinschaft, müssen vor allem die Amis, die ihn gewählt haben, nun dieser grausamen Selbst-Demontage mit distanzierter Aufmerksamkeit zuschauen. 

Die Krankheit des Geistes muss sich in aller Konsequenz manifestieren dürfen, damit wir sie studieren können. Therapieren können wir dann - später vielleicht - die Erdogans, Kaczinskys, Orbans, Dutertes und die ganzen anderen Mini-Trumps. Vielleicht lernen wir auch nur, dass Demokratie Vernunft voraussetzt und an "alternativer Realität" zugrundegeht.


Kleines Schmankerl zum Thema: Das Buch "Der kleine König Kalle Wirsch" , 1969 (!), von Tilde Michels war für mich der Einstieg in die Welt des Lesens. Handlung: Kalles weise, gute Regierung über die Erdmännchen wird von dem bösen - und das ist jetzt kein Witz - Zoppo TRUMP (sic!) gewaltsam usurpiert. Erst nach vielen Abenteuern kommt es zum Showdown, den Z. Trump eindeutig verliert. Dessen Reaktion wird im Buch großartig beschrieben, die Inszenierung der Augsburger Puppenkiste  von 1970 gibt das (ab Minute 00:23:00 bis 00:24:30) nur arg verkürzt wieder, aber für die Zwecke des Blogs soll's reichen. Die Parallelen sind umwerfend!



(verändert via wiki commons)
Zoppo Trump (links) mit einer Ratte (rechts), die sein Berater ist. 
Sogar das hat Tilde Michels richtig vorhergesagt! 











Samstag, 5. Dezember 2020

Hiberniert!


Lockdown, kurze Tage, düsteres, feuchtkaltes Wetter und heute Vormittag der erste signifikante Schneefall, der die Erde zwar nicht weiß überpudert, dafür aber klitschig, matschig und klamm macht. 

Beim morgendlichen Einkauf packe ich den Einkaufswagen unbewusst voller als gewöhnlich, ich spüre die Kreatur in mir, die langfristige Vorräte anlegen will, um dann für den restlichen Winter der lebensfeindlichen Umwelt zu  entsagen und in der warmen, knuffigen, gemütlichen Wohnhöhle bis zum Wiedereintritt in lebenswerte Jahreszeiten vor sich hinzudämmern. 


(verändert via wiki commons)


Samstag, 28. November 2020

Wieder die quälenden Fragen...

 

Ich lese von einer europaweiten Studie, die sich mit corona-bezogenen Falschinformationen in Facebook-Beiträgen und Russia-Today-Artikeln befasst. Ich lese von Verschwörungstheorien, Antisemitismus, Corona-Leugnern, Impfgegnern, Nazis und anderen Fundamentalisten of any color and any kind. 

Was ich nicht verstehe: 

  1. Ist dann also der oft verbreitete Eindruck falsch, die Leute würden immer unfähiger, verschriftlichte Informationen aufzunehmen?
  2. Wenn diese Leute aber entgegen aller Unkenrufe in der Lage sind, verschriftlichte Informationen aufzunehmen, warum lesen sie dann nur diesen durchschaubar menschenverachtenden, dummen, destruktiven, vernunftzerstörenden Mist aus erkennbar verlogenen Quellen?
  3. Formulieren wir die Frage wertungsfrei: Welches besondere Merkmale haben jene Beiträge in sozialen Medien, die durchschaubar menschenverachtend, dumm, destruktiv und vernunftzerstörend sind? Was genau ist es, das sie so attraktiv macht?
  4. Welche Ursache hat es, dass so viele Menschen ihr Leben so tiefgreifend von Facebook-Beiträgen völlig fremder Menschen beeinflussen lassen, sei es bei Stilberatung, Autokauf, Potenzproblemen, Corona-Politik, Urlaubsreisen oder Rassismus?

90 Prozent der Doitschen würden, wären nächsten Sonntag Wahlen, irgendeine verfassungsbejahende, demokratische Partei wählen und nicht die AfD. Daher ist das Problem noch nicht allzu groß. Aber dennoch: Können wir, die vernunftbegabten 90 Prozent, an unseren Online-Veröffentlichungen oder an unserem gesamten öffentlichen Erscheinungsbild etwas verbessern, um auch die Knallköppe zu erreichen?

Hintergrund ist eine Idee, mir gestern während der arte-Doku "Die Jahrhundertschlacht" kam. Mir fiel auf, dass die Klima-Proteste in Frankreich anscheinend von einer Reihe attraktiver Frauen organisiert werden. Das ist interessant, seit man immer mehr begreift, dass politischer und religiöser Fundamentalismus, Rassismus, Faschismus etc. ihre stärkste Kraft aus der Verzweiflung der Incels saugen, der unfreiwillig zölibatären Männer, also jener Männer überall auf der Welt, die keine Geschlechtspartnerin finden und ihre Frustration in Fremdenhass, Frauenfeindlichkeit etc. projizieren.

Ein älterer Kollege hat mir mal gestanden, er habe sich nur deshalb für die "Frankfurter Schule" interessiert, weil in Habermas' Soziologie-Vorlesungen die knusprigsten Mädels saßen. So selbstironisch, wie er das erzählte, war da gar nichts Sexistisches dabei, nur sehr viel kluge Menschlichkeit und Selbsterkenntnis. 

Vielleicht müssen wir Vernunft und Demokratie einfach - im Marketing-Sinne - sexy machen.* Es IST  nämlich cool und neu und sexy, sich für Freiheit, Menschenrechte, Umwelt, die FDGO einzusetzen. 

Stilprobe: Schaut Euch doch mal die Fascho-Bratzen genau an, egal, ob Männchen oder Weibchen: Wer Bock hat, mit denen ein Leben lang abzuhängen, muss echt einen  an der Waffel haben!


Gescheiterte Existenzen, bemitleidenswerte arme Würstchen.





*Laschet, Merz und Röttgen sind jetzt nicht so ... wie soll ich sagen ... 





 


Samstag, 21. November 2020

"Der Kopf ist rund ...

 ... damit man in jede Richtung denken kann", soll Brecht gesagt haben. Und ja, der letzte Artikel hat einen  - von mir so nicht intendierten - Anruch von Eltern-Bashing. Und nein, ich möchte auch nicht in einer zu kleinen Wohnung im Zentrum einer Riesenmetropole alleinerziehend mit zwei Kindern hocken, deren Schulbesuch coronabedingt nicht stattfindet.

Was ich sagen wollte, ist, SARS-CoV-2 bringt Vieles an den Tag, was wir ohne es gesellschaftlich gerne und erfolgreich verdrängen. Es geht eben nicht nur um die Erkenntnis, dass wir unseren gesamten Pflege- und Sozialbereich arschig behandeln oder dass, wenn Konzern-Profit und die Gesundheit des Wahlvolks einander gegenüberstehen, die Plittikörr den Wissenschaftler*innen das Wort entziehen und sich bedingungslos an die Profitinteressen verhuren.

Und am Beispiel der Frage der eigentlich fälligen und gebotenen Schulschließungen können wir Folgendes erkennen:

  • Unser Wirtschaftssystem hat längst unser liebliches Familienbild zertrümmert: Wer abhängig beschäftigt ist, hat kaum noch eine Chance, sich anständig um die Kinder zu kümmern, wie Art. 6 GG es evoziert.
  • Seit Kinderarbeit verboten ist, hat deshalb Schule in diesem System tatsächlich die Funktion einer Kinderbewahr-Anstalt übernommen. Das ist KEINE polemische oder kämpferisch-rhetorische Figur, sondern, so erfahren wir dank Corona, längst Realität.*

Es soll hier nicht bewertet werden. Aber es wäre klug und überaus hilfreich, wenn wir uns bewusst machten, was längst brutale Realität ist, dann könnten wir auch bewusst entscheiden:

  • Ist das wirklich die Gesellschafts- und die Lebensform, die wir anstreben? Ansonsten bliebe nur ein radikal neuer Entwurf. Vielleicht sollten wir wie Bhutan das Bruttoinlandsprodukt durch das Bruttonationalglück der Menschen ersetzen.
  • Falls wir weitermachen wollen wie bisher, dann muss § 2 des Niedersächsischen Schulgesetz u.v.a.m. umgeschrieben werden, denn da stehen nur die klassischen Aufgaben von Schule drin, aber nicht die Rolle der Ersatzfamilie, des Teilzeit-Internates oder des Teil-offenen Vollzugs. Und dann muss die Ausstattung der Schulen entsprechend geändert werden, Personal (weniger Lehrer*innen, mehr Sozialarbeiter*innen), Räumlichkeiten (Kuschel-, Zock- und Abhäng-Räume), Kreativ- und Sport-Angebote etc. etc. 

Tl, dr: Der vorangegangene Artikel richtet sich nicht gegen Eltern schulpflichtiger Kinder, sondern gegen offenbare Verlogenheit und den Selbstbetrug.


Tun wir, was wir wollen?

Wollen wir, was wir tun?





(verändert via wiki commons)

So blöde Lügen sind einfach nur ... blöd. Brilliante Lügen sind die, bei denen Du die Menschen dazu bringst, sich aktiv selbst zu belügen. Wem nutzt unser Wirtschaftssystem? Wer verdient am meisten daran, dass wir Erwerbsarbeit wichtiger nehmen als liebe Menschen? Warum reden wir uns selbst ein, dass diese Art von Leben irgendwie gut ist? Corona - Zeit zum Nachdenken!





*Neulich tönte irgendein mediokrer FDP-Plittikörr etwas von sozialen Implikationen bei Schließungen von Kindergärten und Schulen gerade bei den "sozial Benachteiligten". Wie lustig, dass die FDP immer dann - und nur dann - wenn eine Forderung der Wirtschafts-Lobby in den Kram passt, die Armen und Benachteiligten als Argument entdeckt. Erbärmlich!    

Montag, 16. November 2020

Fragen eines Lehrers in der Pandemie


Man erkläre mir bitte die Uneinheitlichkeit der Anti-Pandemie-Maßnahmen in puncto Schule auf Bundes-, Länder- und Landkreis-Ebene. Da SARS-CoV-2, soweit man weiß, überall gleich funktioniert, frage ich mich, warum die Maßnahmen zu seiner Einschränkung so unterschiedlich und umstritten sein können. 

Insbesondere frage ich mich, wie man bitte folgenden bei uns Lehrer*innen in der Pandemie sich immer weiter manifestierenden Eindruck widerlegen wird:

  1. Es wird in der Pandemie brutalst deutlich, dass Schule zur reinen Kinder-Bewahr-Anstalt verkommen ist. Die sehr überwiegende Mehrzahl der Eltern kann sich auch und gerade in der Pandemie keinen größeren Horror vorstellen, als täglich mit ihren Kindern umzugehen, Ansteckungsrisiko hin oder her.
  2. In diesem Horror gegenüber der Kinderbetreuung werden die Eltern seitens der Unternehmer voll unterstützt: Undenkbar, dass die Pandemie dem Profit auch noch über die Blagen-Betreuungs-Problematik der Mitarbeiter*innen im Wege steht. 
  3. Betreuungsunwillige Eltern und profitgeile Unternehmen* sind eine starke Wählerschaft. Da kann kein Plittikörr dran vorbei.
  4. Die genannten Sachverhalte können nicht öffentlich kommuniziert werden, weil das Eingeständnis Mut erforderte, der nicht da ist und weil nach wie vor gilt:
    § 6,2 GG: "Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht."

Ich präzisiere meine Bitte: Widerlege bitte jemand ganz dringend den bösen Eindruck, den wir, die wir mit den Schüler*innen in der Misere aushalten müssen, haben. Sage uns doch mal bitte jemand, wie wir den Schüler*innen, die ja auch nicht ganz blöd sind, die allzu offensichtlichen logischen Widersprüche noch erklären oder sie zumindest vertuschen sollen.

Alternativ schlage ich vor, wir streichen § 6 GG. Oder variieren ihn: "Vom sechsten Lebensjahr an übernimmt die Schule die vollumfängliche Verantwortung für die Pflege, Erziehung und Ausbildung der Kinder." 

Lasst mich das nur machen, das wird garantiert gut! Lauter fröhliche, tolerante, demokratische, solidarische, neugierige, kluge junge Menschen, ...

" ... ein Geschlecht, das mir gleich sei. 
Und Dein nicht zu achten. 
Wie ich."



(Prometheus..., Füger, 1817, verändert via wiki commons) 


Um die Sache richtig einzuordnen: Es heißt, gegen die Pandemie müsse es unser Bestreben sein, soziale Kontakte brutalstmöglich zu reduzieren. Da wird dann gerade diskutiert, wie klein Kleingruppen zu sein haben, was mit dem Weihnachtsfest wird und so weiter. Deutschland hat aktuell etwa 83 Millionen Einwohner*innen, davon, sagt Frau Merkel, 12 Millionen Schüler*innen und 1 Million Lehrer*innen. 

Daraus folgt: Daumenpeil 16 %, ein Sechstel der Bevölkerung, treffen sich tagtäglich in der Super-Spreader-Institution Schule - und niemand stört sich daran. Erwartbar wäre, dass die Eltern durchdrehen, wenn das Kindeswohl derart den Profitinteressen der Konzerne geopfert würde. Aber es passiert - nichts. Warum nicht? Das ist hier die Frage.




*ein Pleonasmus, ich weiß




Sonntag, 15. November 2020

Miese Miscellanea


November, der dunkelste Monat. Die lebenswerten Umweltparameter sind allesamt auf absteigendem Ast, Temperaturen und Tageslichtlänge schwinden, und was da kreucht und fleucht, reduziert möglichst jeglichen Stoffwechsel, jede Lebensäußerung, in vielen Fällen final. Düstere, nasskalte Verwesung liegt allüberall in der Luft. Die Tristesse ist im Dezember nicht größer, weil der Prozess des mählichen aber unaufhaltsamen Absterbens da vorbei ist und weil die Wintersonnenwende absehbar Hoffnung haucht.  

Jetzt kommt auch noch Corona hinzu, nur begrenzt sind noch die Möglichkeiten, sich die Trübsal kollektiv schönzusaufen. Stattdessen entflammt der Zorn der Hilflosigkeit darüber, dass zunehmend Plittikörr, d.h. ausgerechnet die Klasse, die am verlogensten, am egoistischsten und am wenigsten kompetent und vertrauenswürdig ist*, über Maßnahmen entscheiden, die massiv meine Gesundheit und die meiner Lieben betreffen. 

Wielers Spruch, wir müssten jetzt eben "ein paar Monate die Pobacken zusammenkneifen", wirkt da wie Labsal. Die inhaltliche Klarheit, die Kürze und Verständlichkeit, vor allem aber die Fähigkeit zur klugen Flexibilität im Duktus sind gar nicht hoch genug zu schätzen. 


(verändert via wiki commons)




*Ja, es gibt auch noch Investmentbanker und wahnsinnige Diktatoren, aber die geben ganz offen zu, dass sie geld- bzw. machtgeile psychopathische Egomanen sind. Irgendwie kann ich damit besser umgehen, als mit dem geheuchelten Dreck unserer Herrschenden. 

Sonntag, 8. November 2020

Flying Asthete Service

 

Für Ortsunkundige: Die A29 überquert östlich Oldenburgs die Hunte, einen an dieser Stelle schiffbaren Fluss mittels einer Autobahnbrücke, die sich 26 m hoch über das recht flache Umland erhebt. Das Panorama ist so schön, dass viele Autofahrer*innen die hier gültige Geschwindigkeitsbegrenzung auf 100 km/h noch deutlich unterschreiten, um diesen Ausblick etwas länger genießen zu können. Als Hinterherfahrender nervt mich sowas jedes Mal, da ich als Einheimischer das Bild kenne und drum nicht mehr so ganz sensationell finde.   

Als Low & slow-Flieger verstehe ich das Verhalten allerdings vollkommen. Genau für derartige Ausblicke macht man den ganzen Quatsch doch!



Heute Nachmittag westlich Brake, 200 m Höhe, 69 km/h. Warum, zum Geier, sollte ich höher oder schneller fliegen wollen? Ich will in Ruhe gucken können!



November-Herbst ist nicht so mein Ding, aber die Farben sind großartig.





Ja, ich weiß: So ähnliche Bilder hatten wir hier schon! Und weißt Du, was mir das ist? Sch..egal ist mir das! Die Sonne, die Dunstschicht ... Hast Du die fein-ziselierten Windräder entdeckt? Es macht mich immer wieder besoffen, sowas! 



Jaaa, gut, ich geb's zu: Manchmal, sehr, sehr selten, ist es auch ein klitzebisschen langweilig. Und dann fängt man an, mit dem Fotoapparat rumzualbern. Zuweilen mit interessanten Ergebnissen. Wie die Reflexionen des Visiers das Gesicht zerlegen, das hat was, finde ich. Schade, dass die Riesen-Nase durch die Linsenwölbung der Kamera noch weiter betont wird.  





Samstag, 7. November 2020

Flying Philosopher Service

 Sei dies Beweisstück A:




Bevor ich vorhin zum Flugplatz fuhr, fiel mein kritischer Blick auf den etwas angeschlagenen Teil meines aktuellen Haargummis, das ich in dieser Form schon seit einigen Tage trage. Für den Alltag mag das ja angehen, sprach mein innerer Flug-Sicherheits-Ingenieur, aber zum Fliegen nimmst Du besser ein vernünftiges Haargummi! 

Und - schwupps - wechselte ich das nicht ganz einwandfreie Haargummi gegen ein fabrikneues aus und fühlte mich sogleich besser. Was komisch ist, da ich beim Fliegen gar kein Haargummi trage, weil ein "Pferdeschwanz" unter dem Helm total nervt und weil ich ohnehin eine Sturmhaube trage, die nicht nur ein bisschen wärmt, sondern auch meine schütt're Mähne bändigt.   

Diese an sich blödsinnige und belanglose Mikro-Episode erzählt ganz viel darüber, wie Flieger*innen ticken, nein, genauer: wie einige andere, die ich kenne, und ich als Flieger ticken. Man kann in der Luft so verdammt wenig reparieren! Man kann während des Fliegens auch so verdammt wenig nachholen, nacharbeiten oder an der nächsten Tanke nachkaufen, wenn man an was nicht gedacht hat oder wenn ein ohnehin verdächtiges Rost-Teil dann doch die längst erwartete Grätsche macht...

Deshalb, und weil Technik-Ausfälle beim Fliegen oft brutalere Konsequenzen haben, als nur, dass man handytelefonierenderweise auf dem Pannenstreifen der Autobahn steht, neigt man zu sehr ausgiebigen und aufmerksamen Checks und zu frühzeitigem und generösen Austausch zweifelhafter Teile*. Der mittlerweile etwas angestaubte Begriff der "Aufmerksamkeit" kommt uns in den Sinn, die Entdeckung der Langsamkeit, der einpunktige Zustand. 

Kurz und ironiefrei: Fliegen erdet!








*Eine Folge davon ist, dass Flugzeuge im Gegensatz zu Autos richtig, richtig alt werden. Das automobile Gehubere mit den H-Kennzeichen wäre in der Privatfliegerei undenkbar, denn 25 Jahre auf dem Buckel zu haben, ist da keine Leistung. Es gibt ja auch keine programmierte Obsoleszenz, andernfalls die Pilot*innen Amok liefen. Warum Autofahrer*innen sich das gefallen lassen, ist unbegreiflich. **

** Schlussendlich schützt unsere Sicherheits-Denke aber nicht hundertpro vor Ausfällen: Als Weichspül-Warmduscher-Pilot trage ich natürlich beheizbare Handschuhe. Heute ist das Heizsystem links allerdings ausgefallen, und das war richtig doof! Deshalb hatte ich auch keine Lust, Fotos zu machen***. Jetzt überlege ich, ob und wie man da redundante Systeme einbauen könnte.   

*** Und, Insider,  bis Hoya bin ich auch nicht gekommen. 




 

Freitag, 6. November 2020

Präzise, bitte!

Wieder so viel Ungenauigkeit! Das ist alles so unsauber formuliert und gedacht, das sollte so nicht stehenbleiben.

"Trump will die amerikanische Demokratie zerstören" - Als könnte ein alter, krankhaft egomanischer Psychopath so etwas leisten! Neinnein, eine echte Demokratie, und das war die US-amerikanische in der Tat mal mehr oder weniger, kann sich nur selbst zerstören. Und zwar dann, wenn die Wähler*innen aufhören, Demokrat*innen zu sein. Und das tun sie, sobald ihnen die Heilsversprechungen des Konsumismus' hinreichend Hirn weggeätzt haben, so dass Vernunft und Mitgefühl keine Rolle mehr spielen.

Und wie auch immer die POTUS-Wahl ausgeht und wie auch immer die Ergebnisse umgesetzt werden, das Ergebnis ist weder spannend noch hoffnungsvoll noch hoffnungslos, es ist in jedem Fall niederschmetternd und beängstigend. Etwa die Hälfte der Amis ist bereit, einen psychopathen Egomanen zu wählen, und die andere Hälfte ist bereit, Biden zu wählen, dessen Wahlprogramm nach normaldenkender Lesart eine erbärmliche und lächerliche Karikatur nationalkonservativer Weltsicht ist. Biden wird so unter Druck stehen, die nationalistischen Fundamentalisten zu befriedigen und einen Bürgerkrieg zu vermeiden, dass er praktisch handlungsunfähig sein wird.  

Die einzig gute Nachricht: Die USA sind bis auf die Knochen blamiert! Wer zukünftig "America first!" oder Sinngemäßes deklamiert, kann und will und wird nur noch ironisch verstanden werden. 



(verändert via wiki commons)

 Lost & gone forever: Lonesome-Cowboy-Romantik