... damit man in jede Richtung denken kann", soll Brecht gesagt haben. Und ja, der letzte Artikel hat einen - von mir so nicht intendierten - Anruch von Eltern-Bashing. Und nein, ich möchte auch nicht in einer zu kleinen Wohnung im Zentrum einer Riesenmetropole alleinerziehend mit zwei Kindern hocken, deren Schulbesuch coronabedingt nicht stattfindet.
Was ich sagen wollte, ist, SARS-CoV-2 bringt Vieles an den Tag, was wir ohne es gesellschaftlich gerne und erfolgreich verdrängen. Es geht eben nicht nur um die Erkenntnis, dass wir unseren gesamten Pflege- und Sozialbereich arschig behandeln oder dass, wenn Konzern-Profit und die Gesundheit des Wahlvolks einander gegenüberstehen, die Plittikörr den Wissenschaftler*innen das Wort entziehen und sich bedingungslos an die Profitinteressen verhuren.
Und am Beispiel der Frage der eigentlich fälligen und gebotenen Schulschließungen können wir Folgendes erkennen:
- Unser Wirtschaftssystem hat längst unser liebliches Familienbild zertrümmert: Wer abhängig beschäftigt ist, hat kaum noch eine Chance, sich anständig um die Kinder zu kümmern, wie Art. 6 GG es evoziert.
- Seit Kinderarbeit verboten ist, hat deshalb Schule in diesem System tatsächlich die Funktion einer Kinderbewahr-Anstalt übernommen. Das ist KEINE polemische oder kämpferisch-rhetorische Figur, sondern, so erfahren wir dank Corona, längst Realität.*
Es soll hier nicht bewertet werden. Aber es wäre klug und überaus hilfreich, wenn wir uns bewusst machten, was längst brutale Realität ist, dann könnten wir auch bewusst entscheiden:
- Ist das wirklich die Gesellschafts- und die Lebensform, die wir anstreben? Ansonsten bliebe nur ein radikal neuer Entwurf. Vielleicht sollten wir wie Bhutan das Bruttoinlandsprodukt durch das Bruttonationalglück der Menschen ersetzen.
- Falls wir weitermachen wollen wie bisher, dann muss § 2 des Niedersächsischen Schulgesetz u.v.a.m. umgeschrieben werden, denn da stehen nur die klassischen Aufgaben von Schule drin, aber nicht die Rolle der Ersatzfamilie, des Teilzeit-Internates oder des Teil-offenen Vollzugs. Und dann muss die Ausstattung der Schulen entsprechend geändert werden, Personal (weniger Lehrer*innen, mehr Sozialarbeiter*innen), Räumlichkeiten (Kuschel-, Zock- und Abhäng-Räume), Kreativ- und Sport-Angebote etc. etc.
Tl, dr: Der vorangegangene Artikel richtet sich nicht gegen Eltern schulpflichtiger Kinder, sondern gegen offenbare Verlogenheit und den Selbstbetrug.
Tun wir, was wir wollen?
Wollen wir, was wir tun?
(verändert via wiki commons)
So blöde Lügen sind einfach nur ... blöd. Brilliante Lügen sind die, bei denen Du die Menschen dazu bringst, sich aktiv selbst zu belügen. Wem nutzt unser Wirtschaftssystem? Wer verdient am meisten daran, dass wir Erwerbsarbeit wichtiger nehmen als liebe Menschen? Warum reden wir uns selbst ein, dass diese Art von Leben irgendwie gut ist? Corona - Zeit zum Nachdenken!
*Neulich tönte irgendein mediokrer FDP-Plittikörr etwas von sozialen Implikationen bei Schließungen von Kindergärten und Schulen gerade bei den "sozial Benachteiligten". Wie lustig, dass die FDP immer dann - und nur dann - wenn eine Forderung der Wirtschafts-Lobby in den Kram passt, die Armen und Benachteiligten als Argument entdeckt. Erbärmlich!
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