Freitag, 17. Juli 2015

Unfair Future



Gestern interessanten Vortrag über faire Future gehört.

Ein Teilaspekt, der nachdenklich stimmt: Es ist altbekannt, dass unser irrwitzig hoher Fleischkonsum nur möglich ist, weil wir massenhaft Soja und andere "Futtermittel" für unsere industrielle Fleischproduktion aus den sogenannten Drittweltländern importieren und dass dies wiederum den Hunger und die Armut in diesen Ländern erst erzeugt. Es gibt, so die Feststellung, kaum ein Land auf der Erde, das nicht im Stande wäre, seine Bevölkerung zu ernähren, wenn nicht die landwirtschaftlichen Flächen für die Futtermittel- und (zunehmend) Biokraftstoffproduktion der Erstweltler genutzt würden.

Ok, ok, soweit hatte ich das auch vorher schon verstanden. Wir machen uns schuldig und wir werden später keinesfalls sagen können, wir hätten es nicht gewusst. Da kommen interessante Enkel-Gespräche auf uns zu.

Worüber ich in diesem Zusammenhang aber noch gar nicht nachgedacht habe: Wie läuft das wohl konkret in den Ländern "da unten"? Was sagen die korrupten Plittikörr vor Ort oder die Großgrundbesitzer, die sich mit Sojaanbau und -export seit Jahrzehnten den Arsch vergolden, den Eltern der Kinder, deren eines alle sechs Sekunden verhungert? Wie wird das den Eltern wortwörtlich erklärt?

"Das ist die Globalisierung, da kanntze nix machen"? "Gottes Wille"? "Das ist kompliziert, das verstehste nicht"? "Das war schon immer so"? "Wir brauchen das Geld der Gringos, um Euch ein besseres Leben zu ermöglichen, in dem Eure Kinder dann vielleicht irgendwann nicht mehr verhungern"? "Halt's Maul, Du dreckiges Kommunistenschwein"? "..."?

Nee, tut mir leid, meine Fantasie reicht nicht, mir ein plausibles Szenario vorzustellen, wie man den Betroffenen so etwas erklärt.

Als Nächstes würde ich gerne wissen, warum es auf der Welt nicht viel mehr extrem gewalttätige und blutige Revolutionen gibt. Ich lehne jede Form von Gewalt strikt ab, auch deshalb, weil sie noch nie zum erhofften Ziel geführt hat. Aber wenn die Leute "da unten" irgendwann schlicht durchdrehen und blindlings um sich schlagen, sollten wir nicht missbilligende Verständnislosigkeit heucheln und auf's Menschenrecht pochen.

Das ist Alles so verlogen und gemein, dass es zum Kotzen ist.


 (via wiki commons)
Aufgabe: Erläutern Sie ihm bitte nochmal ganz genau die alternativlose ökonomische Logik, aus der die Reichen seines Landes kilotonnenweise das Soja, das er bräuchte, um seine Familie zu ernähren, nach Europa exportieren müssen, wo es an Vieh verfüttert wird, während seine Familie und der Großteil der Bevölkerung seines Landes permanent Gefahr laufen zu verhungern.




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Vielen Dank für Ihren / Deinen Kommentar