Dienstag, 27. Januar 2015

Druckausgleich


"Grundschulen wird der Druck genommen" titelt die Postille und verweist damit völlig richtig auf den Umstand, dass Grundschulen fürderhin keine Schullaufbahn-Empfehlungen mehr formulieren müssen, sondern in der Sache nur noch unverbindlich beraten. Ich freue mich ehrlich mit den KollegInnen, wissend, wie viel Verantwortung sie zu schultern hatten, wie viel Mühe und Bemühen, wie viel Dramen dahinter steckten, eine faire, professionelle Aussage zu machen.

Aber wenn der Druck nun von den Grundschul-KollegInnen genommen wurde, wo ist er denn dann hin, der Druck?

Ich meine: Kann so ein Druck einfach so verpuffen? Wenn der Druck schlicht verschwände, nur, weil ein Erlass geändert wurde, dann hieße das ja, dass in realiter zu keinem Zeitpunkt eine echte Notwendigkeit für diesen Druck bestanden hätte. Das hieße, dass irgendein Polit-Bürokraten-Arschloch mit dem entsprechenden Erlass ohne Not jahrelanges Leid verursacht hätte. Es muss doch möglich sein, diesen Mann, diese Frau, diese Partei namhaft und dingfest zu machen.

Oder: Der Druck einer Schullaufbahn-Empfehlung ist tatsächlich vorhanden und eklatant. Wo ist er dann hin, der Druck? Natürlich zu den Eltern. Eltern sind da ja Experten. Viele Eltern wissen doch ganz genau, dass ihre Kinder hochbegabt sind  ... auf ihre Weise ... irgendwie ... auch, wenn sie das in der Schule nicht immer zeigen ... dann liegt's eben an den Lehrern ... . Viele andere Eltern halten ihre Kinder aber auch für faul und doof und sind der Meinung, dass die Bedeutung von Bildung maßlos überschätzt werde: "Ich weiß, was wichtig ist, und was ich nicht weiß, ist auch nicht wichtig. Und wenn das für mich reicht, warum soll das Balg mehr lernen? Gymnasium? Pah! Arbeiten sollen sie!" Und dann gibt es noch allzu viele Eltern, die sich einen Kehricht um die schulischen Belange ihres Nachwuchses kümmern, man besuche mal Elternabende in Hauptschulen.
 
Kurz: Eltern sind grundsätzlich Schullaufbahn-Entscheidungs-Experten, Zitronenfalter falten Zitronen und Chancengleichheit ist, wenn LehrerInnen ihr traurig-wütend-zynisch-hilfloses Lächeln aufsetzen.


Immerhin: Druckausgleich treibt Maschinen an.
 (via wiki commons)






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