Sonntag, 13. November 2022

Unmalbare Bilder

 

Wannimmer ich mich bei einer Klima-Sünde erwische, bei jedem erneuten schäbigen Kompromiss, den ich im Stillen mit mir selbst schließen muss, um nicht eingestehen zu müssen, dass ich trotz hehrer Selbstansprüche im tiefsten Innern ein prinzipienloser, willensschwacher Hedonist bin, dann fallen mir, immer zwei Sentenzen im Doppelpack ein. Der eine lautet "Putin sagt 'Danke'!", der andere "Was würde Greta sagen?" 

Der Putin-Spruch berührt mich überhaupt nicht, da ich den Energie-Boykott gegen Russland bestenfalls als nützlich für die Amis und als deren dreckige Masche, sich mit ihrem überteuerten Fracking-Gas eine goldene Nase zu verdienen, betrachte. Die internalisierte Thunberg tut mir allerdings wirklich weh, denn sie beweist, dass eine 15- bis 19-Jährige klüger, konsequenter und klarsichtiger mit alleroffensichtlichsten Fakten umgeht, als ich, der ich, alt und zynisch und pessimistisch geworden, meine Willensschwäche notdürftig hinter einer Fassade intellektualisierten Zynismus' zu verstecken suche.   

Was ich sagen will: Ich habe heute bei einem 70-min-Flug mal wieder aus Jux und Tollerei 5 Liter Sprit verbraten und also ohne Not meinen CO₂-Ausstoß um 12 bis 15 kg erhöht. Und die Autofahrt vom und zum Flugplatz ist da noch nicht mal eingerechnet. Putin sagt "Danke und meine innere Greta guckt unzufrieden.

Heute ist mir beides allerdings scheißegal, denn das sind die Bilder, die ich seitdem in der Seele trage¹:







Ich versuche nebenbei auch gerade, mich wieder in die Malerei einzufuchsen, und "Himmel malen" ist gerade ein Thema für mich. Daher erlaube ich mir die Behauptung: Dieses Licht, diese Farben, diese Verläufe bis in die hauchzart-bläuende Dunstschicht über dem Boden - dat krisse nich hin. Dat krisse NIEMALS gemalt. Dat musse einfach gesehen haben. Und wennes nich' mit eigenen Augen gesehen hass', dann hasse einfach Pech gehabt.

Ansonsten war es heute Vormittag mit unter 10 °C schon recht frisch zum Drachen-Triken, aber die Sonne wärmte, wo sie traf, kräftig. Ich konnte sogar die noble Handschuh-Heizung abschalten.



Und so besoffen war ich von den Himmels-Bildern, dass ich fast meine Suche nach Boden-Artefakten vergessen habe. Da ich zu faul war, diesen Acker richtig einzumessen, muss ich also nochmal hin. Hoffentlich finde ich den wieder. Würde mich ärgern, wenn nicht. 







¹ Das hier sind natürlich nur Fotos. Die Bilder in  meiner Seele sehen noch viel krasser aus, denn die Realität da oben war ja auch viel krasser! 







Mittwoch, 9. November 2022

Den Arschlöchern das Wasser abgraben

Man kann subklinischen Psychopathen allerhand vorwerfen, aber nicht, dass sie nicht in Fragen der Macht außerordentlich sensibel und auf unangenehmste und gefährlichste Weise intelligent sind. Beispiel Orban vor vier Wochen: 

»Die Feuerpause muss nicht zwischen Russland und der Ukraine zustande kommen, sondern zwischen Amerika und Russland. […] Wer denkt, dass dieser Krieg durch russisch-ukrainische Verhandlungen abgeschlossen wird, der lebt nicht auf dieser Welt. Die Machtrealität ist anders.« 

(sozialismus.de; Gegenprobe z.B. hier)

Warum erklärt die Aussage des krankhaft machtgeilen Ungarn-Diktators so viel Fragwürdiges des Ukraine-Krieges und warum kann unsere eigene, freie, demokratische, öffentlich-rechtliche Journaille sich nicht zu dem Bekenntnis durchringen, was längst die Spatzen von den Dächern pfeifen, nämlich, dass die Amis hier einen "Stellvertreter-Krieg" führen und Doitschland, tief im After der Amis steckend, wohl oder übel mit-kriegt?

Jeder berechtigte Kritikpunkt an unserem Handeln, den zu benennen wir passiv den anti-demokratischen Fundamental-Arschlöchern dieser Welt überlassen, ist Wasser auf deren Mühlen. Denn wenn sie die Chance haben, ein paar Fehler berechtigterweise und als Einzige zu benennen, dann werden sie auch salonfähig, wenn es um die üblichen Lügen, Fakes und Verschwörungstheorien geht. 



(via wiki commons: Country Joe & the fish, Woodstock)




 

Montag, 7. November 2022

Verblüffend vollverblödet

 

Verblüffende Feststellung des ukrainischen Anführers Selenskij: Waffenlieferungen verlängern den Krieg. Er bezog das hier nur auf die iranischen Waffenlieferungen an Russland, aber es es ist ja klar, dass das grundsätzlich immer dann zutrifft, wenn ein Land die Aufwändungen für einen laufenden Krieg nicht alleine wuppen kann oder will. Und wenn dann andere Länder hilfreich Mordwerkzeug liefern und massiv monetär päppeln, weil dieser Krieg ihnen gut in die machtpolitische Agenda passt, dann nennt man das einen Stellvertreterkrieg. Und ja, dann trifft Selenskijs Aussage natürlich voll zu. 

Banal eigentlich.

Zwei Dinge stören mich:

Erstens: Selenskij scheint selbst nicht mehr zu merken, dass seine Aussage nicht nur auf den Gegner, sondern noch viel, viel mehr auf seine eigene Position zutrifft. Alle ukrainischen Plittikörr betonen doch mit gebetsmühlenartiger, nervtötender Frequenz und Amplitude, dass sie ohne die immer üppigere materielle und finanzielle Unterstützung der Amis und deren Klientelstaaten den Krieg nicht fortführen könnten.   

Zweitens: Selenskij ist entweder selbst vollverblödet oder er hält uns, die Zielgruppe seiner Propaganda, also quasi den Rest der Welt, für vollverblödet, da er offenbar annimmt, wir würden nicht merken, dass nach seiner Darstellung ein und dieselbe Handlung, von Russen ausgeführt, immer Terror, von Ukrainern ausgeführt hingegen immer großartig bzw. heldenhaft ist. 

Ich bleibe dabei: Egal, wie dieser Krieg ausgeht, die Lage in Europa und der Welt wird anschließend beschissener, fragiler und gefährlicher sein als vorher. Ich habe genau so viel Angst davor, dass Putin gestärkt aus der Nummer hervorgeht, wie ich Angst davor habe, was eine erstarkte Ukraine anrichten wird. Echte Gewinner wird es keine geben, außer den Leuten, die jetzt schon mordsmäßige, unfassbar unmoralische Vorteile aus jedem Tag ziehen, den der Krieg länger dauert. 

Verlierer sind jetzt und auch zukünftig die Untertanen beider Seiten und die europäischen Normalverbraucher, die durch explodierende Inflation und Energiekosten ungefragt und ohne Mitspracherecht zur Ader gelassen werden.



(propel steps via wiki commons)
Der Text ist uralt und bezieht sich eigentlich auf den Gaza-Krieg. 
Komisch, dass der hier so gut hinpasst. 
Und eigentlich überall, wo Krieg ist.











Donnerstag, 3. November 2022

Her- und Hingerissen, aber eher her.

 

Mastodon? Oder Bloggen? Amüsiert beobachte ich mich selbst, den Widerspruch der zwei Seelen in mir, deren eine von Mastodon, der "guten" Twitter-Alternative, ganz fasziniert ist und deren andere das betuliche, sorgfältig wortdrechselnde Blog-Texten so liebt.

Die schnellen Kurznachrichten in Mastodon sind wesentlich kommunikativer, das Ganze viel mehr der Internet-Öffentlichkeit zugewandt, die Reichweite ist größer, als bei meinen doch eher widerständigen und überhaupt nicht SEO¹-bewussten Blog-Texten ...

...

Nun, ich muss das nicht als Entweder-Oder-Frage behandeln. So rein bauchmäßig emotional gefühlt bevorzuge ich den textlichen Feinschliff des Bloggens, denn das hilft mir am meisten, meine Gedanken zu ordnen und sie ein ums and're Mal prüfend durch die unerbittliche Mühlen sprachlicher Logik zu drehen. Nicht zwingend muss ich dafür auf die kurzlebige Schnellfickerei der Kurznachrichten verzichten. 

Schaunmermal.


(Schnellficker-Hose - sehr stark verändert via I-net)

Ich schwöre: Ich wusste nicht, dass man inzwischen mit dem Attribut "Schnellficker-" Werbung macht. Für mich war und ist das ein Schimpfwort, um die Sinnverdrehtheit (=Perversion) der hirntoten Dauerbeschleunigung unseres Lebens auf's Korn zu nehmen. Man lernt viel, wenn man bloggt.



¹ Search-Engine-Oriented = Wie sehr sind die Texte darauf ausgelegt, von Google indiziert und an höherer oder niedrigerer Stelle oder überhaupt in der Trefferanzeige einer Nutzer-Abfrage placiert zu werden.







Mittwoch, 2. November 2022

Aktualisiert: Unternehmensbewertungen, Boykottempfehlungen



(verändert via wiki commons)

Einer der vielen Vorteile, die Unternehmen im kapitalistischen Markt gegenüber Endkunden haben, ist die konzertierte Kommunikation. Jedes Unternehmen spricht für sich schon mit vieltausendfach lauterer Stimme als ein*e Endkund*e*in, darüberhinaus koordinieren Unternehmen einer Branche bzw. eines Marktsegmentes ihre Botschaften, z.B. die Bauern, die Autobauer, die Metallarbeitgeber etc. Im naiven Anspruch, wenigstens ein Billiardstel an kommunikativer Gegenmacht zu etablieren, werde ich in diesem Artikel, den ich permanent fortschreiben werde, ganz persönliche Erfahrungen veröffentlichen. 

Dabei kategorisiere ich dreifach: Gut, ambivalent, schlecht. 

  • Die Kategorie "Gut" habe ich aufgenommen, weil nicht der Eindruck entstehen soll, ich mäkele nur herum. Nicht alle, die Geld verdienen wollen, sind des Toifels.
  • Im Kapitel "Ambivalent" tauchen jene Unternehmen auf, mit denen ich zwar rummache, bei denen ich aber ständig mit mir selbst debattiere, inwieweit das ethisch vertretbar ist. 
  • Unternehmen der Abteilung "Schlecht" boykottiere ich und empfehle dies auch allgemein. 

Nicht alle Unternehmen, mit denen ich zu tun habe, tauchen hier auf. Ich muss nicht zu Allem und Jedem eine Meinung haben und / oder äußern, oder?


Gut

  • Wände-Manöver Begründung 
  • Praxis Nagel, Odefey et al. Esens - sehr nett, kompetent, wohlorganisiert
  • ADAC Pannenhilfe - schnell, kompetent
  • Haarstudio am Markt, Wittmund - freundlich, kompetent, flexibel 
  • Landbäckerei J. Bremer, Wiefelstede - freundlich, qualitativ erstklassig, unprätentiös

Ambivalent

  • Amazon - die Sache mit der sozialen Verantwortung kann ich mangels Daten nicht abschließend beurteilen, der Service ist aber unerreicht.
  • Google - ja, die verkaufen meine Daten weiter. Andersrum: Sie liefern mir Daten, und dafür habe ich denen meine Seele verkauft. So what?



Schlecht

  • Autohaus Decker, Marcardsmoor, arrogante Kundenhasser
  • EWE, arrogante Kundenhasser, inkompetente Beratung, Telefon-Roboter.
  • euronics, arrogante Kundenhasser
  • EDV-Abteilung Landkreis Wittmund, faul, ineffizient, inkompetent - es gibt gewaltige Ausnahmen, aber zu wenige. 
  • Tankstelle Harlecenter - die verkauften die Nazi-Zeitung (National-Zeitung) und zwar, wie eine persönliche Nachfrage ergab, ganz bewusst.
  • Edeka Metjendorf - Erstens musste ich heute, 27.10.2022, ein Gespräch zwischen einem in der Hierarchie anscheinend halb-wichtigen jungen Rotzlöffel und einer jungen Regal-Einräumerin anhören. Mir kam das grelle Kotzen über so viel herablassende Arroganz und Pseudo-Freundlichkeit. Zweitens waren trotz Kundenschlange zunächst nur eine, dann nur zwei Kassen besetzt => Arrogante Kundenhasser. Drittens werden die jeweils kostengünstigsten Produkte einer Art systematisch nicht nachgefüllt, so dass man die teureren Marken-Artikel kaufen muss oder eben verzichtet. Ich verzichte ab jetzt vollständig.
  • Netto Wiefelstede - Die Regale, der ganze Laden machen einen leicht abgeranzten Eindruck. Wenn fünf Mitarbeiter*innen zusammenglucken und vorabendliche Netflix-Erlebnisse austauschen, während Meter-Lücken im Sortiment klaffen, habe ich nicht so viel Lust, da einzukaufen. 
  • Kfz-Werkstatt Rieger, Oldenburg - Akutes Desinteresse an meinem Auftrag, Reparatur einer Anhängerkupplung, weil ja gerade das Wintergeschäft boomt, der Reifenwechsel. Tut mir leid, dass mein Anliegen nun doch nicht lukrativ genug war, nachdem ich zwei Wochen auf den Termin gewartet habe. Vielleicht finde ich ja eine Werkstatt, die da mehr Spaß dran hat...



to be continued





Freitag, 28. Oktober 2022

Vokabelsammlung: Nachhaltigkeit, Konsum, Feinde und Online-Texten


Indiz für nachhaltiges Leben: Wenn der Stoff Deiner Unterhose durch jahrelange Benutzung und entsprechend zahlreiche Waschgänge so spröde geworden ist, dass er beim Anziehen zerreißt.

Konsumklima: Immer wieder überrascht mich, was für ein Aufwand, nein: Hokuspokus, um die Messung dieses völlig subjektiven, undefinierten und undefinierbaren Begriffs gemacht wird. Finanzer und Marketing-Fuzzies sollten sich bitte klar machen, dass im Unterschied zu ihnen richtige Menschen von Monat zu Monat nur über begrenzte finanzielle Mittel verfügen. Wenn von dieser je fixen Summe mehr für die Energie draufgeht oder von der Inflation aufgefressen wird, dann können diese Menschen weniger für sonstigen Flausch ausgeben. 

Richtige Menschen haben auch - anders als Banken - nicht das Recht, Geld einfach in die Welt zu zaubern und sie haben - anders als Bauern oder Konzerne - auch keine Lobby, die dafür sorgt, dass die Allgemeinheit dafür zahlt, wenn sie wieder mal beschissen gewirtschaftet haben. 

Also, Ihr Konsumforscher*innen, auch, wenn das jetzt Euer Geschäftsmodell gefährdet, muss ich Euch die banale Mitteilung machen, dass Kaufkraft einen absoluten und eng begrenzten Wert hat. Man kann daran herumzerren, wie an der vielbeschworenen zu kurzen Bettdecke. Eine grundsätzliche Änderung erreicht man dadurch nicht.    

Feind: "Wer seine Feinde für böse hält, ist selbst ein Feind." stellte Lu-Tze (oder werauchimmer) vor 2.500 Jahren (oder wannauchimmer) fest. Ich bitte die*den geneigte*n Leser*in um Prüfung folgender These: Sachverständige Militärs und fachkundige Journaille sprechen bei militärischen Konflikten stets von "Gegnern". Politische und religiöse Fundamentalisten und ihre berichterstattenden Speichellecker sprechen von "Feinden". 

Online-Texten: Lese gerade ein interessantes Buch zum web-gerechten Texten. Stelle fest, dass ich auf diesem Blog Vieles falsch mache. Zu lange Texte, zu wenig Bilder, zu verschachtelter Satzbau, zu komplexe Sachverhalte usw. Das tut mir leid, aber ich bestehe darauf, Sprache so einzusetzen, dass sie mein Denken bestmöglich abbildet. Ich will niemandes Eye catchen, niemanden teasen und niemanden überrumpeln, etwas zu lesen, was ihr*ihm eigentlich zu lang, zu schwierig und / oder zu egal ist.  

Das Buch ist trotzdem empfehlenswert, weil man ja wissen will, welche Tricks die Marketing-Fuzzies benutzen, um uns zu beeinflussen.



(1927? - via wiki commons)
Nein, kein Vorläufer von Airbus.
Nur der Beweis, dass es nicht so ganz viele wirklich neue Ideen gibt.








Dienstag, 25. Oktober 2022

Boomer-Denke


Habe gerade eine revolutionäre Ersatz-Technologie für Schnürsenkel erworben und zitiere aus der Bedienungsanleitung: 

"Wir haben XXX, unser elastisches Schnürsystem entwickelt, um Euch von jeglichen Einschränkungen und Nachteilen traditioneller Schnürsenkel zu befreien. So könnt Ihr Euch farblich abgestimmt und ungebremst ganz darauf konzentrieren großartige neue Erfahrungen zu machen."  

Ich muss das nicht analysieren, oder? Muss ich ironisierend hinterfragen, ob man nicht auch ohne farblich abgestimmte Schnürsenkel großartige neue Erfahrungen machen kann? Oder was ist, wenn man gar keine großartigen neuen Erfahrungen machen will, sondern, sagen wir, einfach nur einkaufen geht?

Banal. Selbsterklärend. 

Was mich beschäftigt: Ich visualisiere die ganze Zeit verschiedene Szenarien, wie derartiger Unsinn in den Marketing-Schmieden entstehen und ungefiltert in derartige Leporellos einsickern kann. 

Ich frage mich: Wie arbeitet so ein Werbe-Studio, in dem es offenbar nicht einen verantwortungsbewussten, intellektuell und sittlich gefestigten Menschen gibt, die/der den/die Praktikant*in, die/der so einen Mist verzapft, diskret zur Seite nimmt und sagt "Ich verstehe, worauf Du hinauswillst, und an sich sind die Formulierung und die Zielrichtung nicht schlecht. Aber, schau, wir reden hier über fucking Schnürsenkel. Da ist das mit der Konzentration auf 'großartige neue Erfahrungen' a touch too much, findest Du nicht auch? Klingt ein bisschen so, als wären die Kunden zu blöd, Schnürsenkel zu binden und könnten deshalb keine großartigen neuen Erfahrungen machen, verstehst Du?"  

Naja, Boomer-Gedanken eben.





(stark verändert via wiki commons)






Freitag, 21. Oktober 2022

Offener Brief an die Menschen in Frankreich

Liebe Franzos*innen,

Euer Präsident kritisiert gerade völlig zurecht, dass die deutsche Regierung in der Gaspreis- und Gasversorgungs-Sache alle Vorschläge, die auf einem solidarischen Vorgehen der EU-Länder basieren, ablehnt und stattdessen mit dem Einsatz vielen Geldes eine national-egoistische Lösung zum Schaden der anderen EU-Länder und der gemeinsamen Sache bevorzugt.  

Es ist mir wichtig, Euch zu sagen, dass ich das Verhalten meiner Regierung völlig mies und dumm und kurzsichtig und beschämend finde. 

Da das Deutschen-Bashing in der EU aber gerade sehr en vogue ist, muss ich aus Gründen der Fairness ergänzen, dass dummer Egoismus und peinlicher Opportunismus innerhalb der EU keine Alleinstellungsmerkmale der Deutschen sind. ¹

Wie auch immer: In diesem Fall ist klar ersichtlich, dass die Deutschen (genauer: die deutsche Regierung) die Rolle des reichen, rücksichtslosen Riesen-Arschlochs übernehmen. 

Es tut mir leid.


Es ist nämlich so: Wir Doitschen finden es total erregend, alle sportlichen und gesellschaftlichen Ideale durch ganz viel Geld kaputt zu machen. 






¹ Die Gründungs-Utopie der EU ist bereits daran gescheitert, und wenn wir Europäer*innen unsere National-Egoismen nicht bald in den Griff kriegen, fliegt uns der traurige Rest, das Verwaltungsmonster, auch bald um die Ohren.  





Mittwoch, 19. Oktober 2022

Low-'n-Slow-Klugschnack

 

Der Gradientenwind war heute etwas stärker als angesagt.


 "GS" meint "Geschwindigkeit über Grund" und wird, wie man sieht, hier gerade mit 45 km/h angegeben. Ein gut frisiertes Mofa hätte mich also überholt. Meine "IAS" = "Indicated Airspeed" = Geschwindigkeit in der umfließenden Luft war zu diesem Zeitpunkt, wie eigentlich immer, 70 km/h plusminus ein bis zwei. Wenn ich kein bestimmtes Ziel ansteuere, fliege ich deshalb gerne gegen den Wind los, damit ich auf dem Rückweg Rückenwind habe¹. 

Wenn man mit stärkeren Motoren unterwegs ist, sind derartige Erwägungen natürlich pippifax, aber das bedeutet auch, man kriegt weniger mit, was in der Umgebung los ist. Segelflieger wissen natürlich genau, was ich meine. 



Hier noch eine super-baby-einfache Anfänger-Idioten-Vorlage zum perspektivischen Zeichnen. Zwei Wolkenbänder, eine messerscharfe Horizontlinie, davor ein bisschen Natur- und Landschafts-Schickimicki. Nur beim Himmel muss man ein bisschen zaubern. Aquarellfarben Preußisch-blau und Zitronengelb ist klar, aber den Übergang richtig hinzukriegen ... puuuh.





¹ ... falls mal was mipm Motor is'.







Donnerstag, 13. Oktober 2022

Another sucker of that slime

 

Wuuha! Da titelt die russische tass.ru "Die russische Botschaft glaubt, dass die kanadischen Behörden die Ziele des Westens, die Welt zu beherrschen, nicht verbergen", und dieses "neoimperialistische Manifest", wie es im Weiteren bezeichnet wird, interessierte mich natürlich, zumal der Tass-Teaser ausführt: "Die Äußerungen der stellvertretenden kanadischen Premierministerin Chrysty (sic!) Freeland am 11. Oktober vor der amerikanischen Brookings Institution weisen direkt auf den Wunsch des Westens hin, die Welt zu beherrschen und anderen Staaten 'den ganzen Saft abzusaugen'. Das teilte die russische Botschaft in Ottawa am Mittwoch auf Twitter mit."

Ja, Herrschaftszeiten, da haut die Christia aus Kanada tatsächlich die ganze Wahrheit raus? Wie überaus ungeschickt! Andererseits eine gute Gelegenheit, die Zuverlässigkeit russischer Medien zu prüfen, denn besagte Rede von Chrystia Freeland ist komplett auf Youtube verfügbar.  

Vielleicht nicht jedermenschs Sache, sich die 1:05:40 des Videos anzuschauen, zumal Frau Ministerin phasenweise vom Englischen ins Französische wechselt. Freeland beginnt mit einem Rückblick auf die (vergleichsweise friedlichen) 33 Jahre seit dem Fall der Mauer, sie definiert, was die Demokratien des "nicht-geographischen Westens" ¹ auszeichnet, erklärt die grundsätzliche Veränderung, die die globale Politik durch den Überfall Russlands auf die Ukraine erfahren hat und erläutert ihre Auffassung, wie die Demokratien des ng Westens mit diesen Veränderungen umgehen sollte. 

Um es kurz zu machen: Ich unterschreibe jeden ihrer klugen Gedanken! Vor allem unterschreibe ich die sehr fundierte, umfassende Selbstkritik des bislang von Egoismus diktierten Handelns der Ng-West-Länder, und ich unterschreibe ihre Forderungen, wie, bitteschön, internationale Beziehungen in Zukunft zu gestalten seien.

Leider ist hier nicht der Raum, sich mit den Aspekten der Freeland-Rede en detail auseinanderzusetzen, weil es mir hier um etwas Anderes geht. Aber ich empfehle wärmstens, sie sich anzuschauen. ²

Worum es mir hier geht: Medienkritik! Ich habe hier immer wieder gewünscht, man möge sich doch mal inhaltlich mit den Ausflüssen der russischen und westlichen Kriegspropaganda auseinandersetzen. Voilà, hier ist eine ganz einfache Gelegenheit: Zwei öffentliche Links und die Möglichkeit, deren Aussagen gegeneinander zu stellen.  

Spoiler: Die russische Propaganda lügt wie verrückt, sinnverdreht bewusst böswillig Freelands Aussagen und beweist deutlich, dass autoritäre Systeme mit intelligenter Selbstkritik, wie Freeland sie vorexerziert, einfach nicht umgehen können. Dass man eigenes Verhalten stets kritisch zu hinterfragen hat, dieses Ansinnen MUSS Autokraten fremd sein, denn es brächte sie sofort zu Fall. 

Das Einzige, was ihnen also einfällt, ist, die Selbstkritik Anderer als deren Schwäche auszulegen und sie wegen der längst eingestandenen Fehler durch den Dreck zu ziehen. Wie erbärmlich! Wie zum Fremdschämen peinlich und dumm!

Kindheitserinnerung aus der Sandkisten-Zeit: Wenn mir ein Missgeschick passiert und ich sage: "Ach, was bin ich blöd!" und Einer hört das und erwidert: "Haha, wie blöd Du bist!", dann empfinde ich so viel Verachtung (und ein wenig Mitleid), dass eine echte Sandkisten-Freundschaft dadurch dauerhaft verunmöglicht ist. 


Merke: Autokraten machen immer alles richtig. Mehr noch: Wenn Autokraten etwas machen, dann ist das per se richtig, denn sonst würden sie's ja nicht machen. ³ Demokraten hingegen gestehen Fehler ein, sie lernen daraus und werden auf diese Weise immer besser.

Oder wie B. Russell sagte: "Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel."

 

(stark verändert via wdr.de)



 ¹ Was für eine kluge Wortschöpfung. Werde ich mir merken. Und "ng Westen" abkürzen.

² Für die Übersetzung des Englischen helfen die Untertitel und für das Französische reichen mittelmäßige Schulkenntnisse. Wie in der Musik: Man muss nicht jede Note verstehen, wenn man die Melodie versteht.

³ Vgl. Unfehlbarkeit des Papstes; Umgang mit Dissident*innen