Samstag, 29. August 2015

Niederschmetternde Selbsterkenntnis



Habe mich gerade wieder selbst erwischt, in den dunkelsten und schmutzigsten Abgründen meiner verruchten Seele. Habe mir halb-bewusst gewünscht, Donald Trump möge nächster Präsident der U.S. of A. werden.

Und warum? Nur damit alle meine anti-US-amerikanischen Vorurteile, für die ich mich doch jahrzehntelang immer wieder selbst gescholten und innerlich kasteit habe, die ich mir ein ums andere Mal krampfartig streng verboten habe, verbieten musste, die dann aber doch immer wieder fröhliche Urständ feierten - nur damit alle diese Vorurteile in einem orgastisch-befriedigten "Na siehste! Also doch!" kulminieren, wenn sie die heilige Weihe des unumstößlichen empirischen Beweises erfahren und also schlussendlich vom Vorurteil zum Urteil werden.

Ich schäme mich der Vorahnung, wie sehr mich das mit einer zynischen, perversen Freude erfüllen würde - und wohl auch mit der Erleichterung, in der Beurteilung aktueller US-amerikanischer Politik nie wieder zwanghaft fair sein zu müssen.

Wat bin ich 'ne fiese Charakter! Es wäre doch eigentlich ein ausschließlich tragischer, bedauernswerter Sachverhalt, wenn die Mehrheit von 318,9 Millionen (2014) USAniern sich in freien Wahlen zu dümmlicher Arroganz, gewaltaffinem Machtrausch und grenzenlosem Egoismus als Staatsform entschieden.




(verändert und zusammengestellt via wiki commons)

Also, ich muss schon sagen, wenn alte Männer den Unterkiefer entschlossen vorrecken, die Unterlippe vorschieben und die Mundwinkel nach unten ziehen, das macht mich schon tierisch an. Das berührt etwas ganz tief Kreatürliches in mir. Das findet nicht auf der Ebene des Großhirns statt, sondern mehr im Hirnstamm, dem evolutionär sehr frühen sogenannten Reptilienhirn. Selbst Kleinstkinder kennen dieses nicht erlernte, sondern angeborene Verhalten, das sie immer dann zeigen, wenn sie sich etwas quengelig ertrotzen wollen, was qua ratio nicht erreichbar ist  ...





Dienstag, 25. August 2015

Fremde Ausländer



Das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen hat eine Studie mit Umfrageergebnissen zum Thema Ausländerfeindlichkeit, Toleranz etc. vorgestellt. Interessant: Die alten (60+) und die jungen (16-20) sind tendenziell intoleranter und xenophober als die mittelalten Deutschen, jene, die mitten im Leben stehen. Besonders interessant: Intoleranz, Homophobie, Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit sind bei Neubürgern weiter verbreitet, als bei den zu Unrecht verrufenen Deutschen. Aus ganz persönlichen Beobachtungen ergänze ich die Gültigkeit dieser Beobachtung auch für die Kategorien "allgemeine dümmliche Spießigkeit" und "hirnloser Nationalismus" [*1].

Der Nationalismus bezieht sich wohlgemerkt auf das jeweilige Herkunftsland. Mir wäre es verständlich, wenn ein/e NeubürgerIn sagte "Ich komme aus Kasachstan/Ägypten/vom Nordpol, da isses auch schön und manche Sachen, die es dort gibt, vermisse ich hier ...". Was ich nicht verstehe ist, wenn Einer sagt: "Ich komme aus XXXX, da ist ALLES viel besser, die Männer noch echte Männer, die Frauen noch echte Frauen, und der Kalif-King-Massa-Bokassa-Diktator noch ein echter Kalif-King-Massa-Bokassa-Diktator, der scheißt zwar auf Menschenrechte, aber dafür gipps da auch keine so eine angeschwulte Weichei-Demokratie wie hier ... harharhar!"

Einigen wir uns, bitte, mal eben ALLE ganz kurz darauf, was Deutschland ist (Und das richtet sich jetzt auch ganz ausdrücklich an die ach, so urdoitschen Fascho-Bratzen, Spießer, Ausländer-Fürchter und Sich-Heraushalter!)

Deutschland, das ist der Fan-Club für die Freiheitlich-Demokratische Grundordnung!

Nicht mehr, nicht weniger. Dieser Fan-Club ist mehr oder weniger multikulti, aber immer laizistisch, tolerant, manchmal etwas paddelig, manchmal zu arrogant, immer irgendwie auf der Suche und "größtenteils harmlos". Man kann diesem Fan-Club beitreten und man kann auch wieder austreten.

Man kann aber nicht, um ein konkretes Beispiel zu nennen, das Freibier bei Werder saufen und eigentlich, ogott, für Bayern sein. Man kann auch nicht einem Offiziellen Werder-Fanclub (OWFC) beitreten und dann lauthals rummaulen, dass Fußball pottenlangweilig und doof sei und Origami viel besser und interessanter, dass aber die Werder-Geschäftsführung mit quasi-faschistoider Gewalt Origami permanent zugunsten des Fußballs unterdrücke.

Kurz: Wenn Du einem Fan-Club beitrittst, dann erwartet man von Dir, dass Du ein Fan bist, ein aktiver am besten. Das ist dann keine Bösartigkeit und keine Unterdrückung, sondern Logik.

Was ich ethisch am verwerflichsten fände, wäre das Verhalten, aus reinem Opportunismus (Vorteilsnahme) Mitglied des Werder-Fanclubs zu sein und tiefsitzende Ressentiments gegen Fußball im Allgemeinen und Werder-Fußball im Besonderen in der Öffentlichkeit feige zu verleugnen, sie aber in einer abgeschotteten Clique zu konservieren, zu tradieren und, bei günstiger Gelegenheit, junge, leicht beeinflussbare Leute wahlweise mit Steinar-Jacken, Hockeyschlägern oder Sprengstoffgürteln ins Stadion zu schicken.

Der FDG-Fan-Club wurde am 23.05.1949 gegründet. Ich bin überzeugtes Mitglied, zahle irrsinnig hohe Mitgliedsbeiträge, finde weißgott nicht Alles toll, was der Club seither angestellt hat, aber ich kenne keinen besseren [*1].

(via wiki commons)
Das Staatswappen von Bhutan, viel schicker als unser Bundesadler.


 [*1] Die Verfassung von Bhutan klingt auch ziemlich attraktiv, aber ich müsste mir erstmal ansehen, wie das praktisch läuft. Außerdem nehmen die, glaube ich, keine neuen Mitglieder mehr auf.
 



Montag, 24. August 2015

Zeichen der Schwäche


Allah ist ein schwacher, weinerlicher, neurotischer, eifersüchtiger Gott, seine Anhänger im Glauben an ihn völlig wankelmütig. Nur so läßt sich jedenfalls erklären, dass der IS antike Kulturgüter zerstören muss. Ich nehme mal an, wenn normale Muslime erkennen würden, wie viele kulturelle Alternativen es zu ihrem Glauben gab und gibt, würden sie mit wehenden Fahnen überlaufen.

Weiter: Wie unloyal und vollverblödet müssen US-Amerikaner sein? Wenn man ihnen nicht ständig bei jeder möglichen und unmöglichen Gelegenheit ihre Stars 'n Stripes eindröhnte, würden sie - ratzfatz - vergessen, US-Amerikaner zu sein. Dementia collectiva? Nungut, die Aufmerksamkeitsspanne eines erwachsenen Amis liegt bei durchschnittlich 11 sec, da muss man natürlich permanent nachhelfen. Die Musterschüler der Besatzer, die Bayern, machen es ihnen nach: "Mia san mia!" und weißblau-karierte Unterhosen sind als Notwendigkeit nur denkbar, wenn der Patient allzu leicht vergisst, wer er ist und wo er wohnt.

Wenn man mal anfängt zu suchen, stellt man fest: Die Liste ließe sich ad infinitum verlängern. Resümee: Psychisch stabile, kluge, ethisch gefestigte (sprich: coole) Leute haben es nicht nötig, sich mit schwachsinnigen Äußerlichkeiten ständig ihrer selbst zu versichern. Folglich müssen weite Teile unserer Kulturgeschichte zu einem Lehrbuch psychopathologischer Diagnostik umgeschrieben werden.


(via wiki commons)
Ich neige nicht zur Penisfixiertheit, aber was hat Captain America eigentlich in der Hose?

               A: Nichts
               B: Einen Tiefschutz
               C: Captain America ist ein Mädchen.




Montag, 10. August 2015

Misslungener Artikel


Die Taliban, so die Meldung von gestern, bomben und attackieren flächendeckend ihre eigenen Leute - mal wieder. Eigentlich sollte hier ein Artikel entstehen, der den furchtbaren Schwachsinn dieser Gewalt und vor allem die für Außenstehende nicht mehr wahrnehmbaren Unterschiede zwischen Taliban und IS, ihren Motiven und Methoden, ironisierend auf's Korn nimmt. Aufhänger: Wie solle ein vollverblödeter, verpickelter, notorisch uninformierter deutscher Jungfundamentalist mit halbverkrachtem Hauptschulabschluss entscheiden, ob er sein Ticket zu den 72 Jungfrauen bei dem einen oder dem anderen Terror-Anbieter lösen soll? Tenor zum Schluss sollte sein: Entweder es gibt Unterschiede, dann könnte die internationale "Diplomatie" [*1] doch mal versuchen, die gewaltsüchtigen, machtgeilen Idioten von Taliban, IS, Al Quaida, Boko Haram (etc. etc.) aufeinanderzuhetzen, oder es gibt keine Unterschiede, dann bliebe die Frage, warum die nicht längst viel organisierter zusammenarbeiteten.

Aber der Text "funktionierte" nicht.

Er konnte nicht mehr wirkungsvoll und lustig werden, weil mir beim Schreiben die ganz einfache Lösung einfiel: Der Versuch Außenstehender, die Unterschiede zwischen Sunniten, Schiiten, Salafisten, Charidschiten, zwischen Rebellen und Diktatoren, zwischen korrupten Plittikörrn und Warlords, failed-states und Ölkonzernen zu verstehen, ist nicht zielführend, weil er nichts, gar nichts, mit dem Problem der unkontrollierbaren, durchgedrehten Gewaltorgie zu tun hat.

Lasst das ganze Geschwurbel vom Verstehen-Wollen, von Glauben, Toleranz, Demokratie und Menschenrechten. Fragt: Cui bono? Sucht nach Macht und Geld. Findet die Obereinpeitscher. Und wenn ihr die habt, dann sucht noch eine Stufe höher. Findet die grausamen, egoistischen alten Männer ganz oben.

Und schaltet sie aus.



(Brando als Colonel Walter E. Kurtz in 'Apocalypse Now', 1979





[*1] sprich: Die Geheimdienste, die ewigen illegalen Strippenzieher, die Inoffiziellen für die Drecksarbeit.


Samstag, 8. August 2015

Angstfrage


Da ist sie wieder, die Angst vor der Enkelfrage "Warum habt Ihr sowas zugelassen?".

Samstagsausgabe der Gülle-Gazette: Ein völlig sinnfreier und inhaltsleerer Bericht über den Aud R8 V10 plus mit 5,2-Liter-V10-Mittelmotor mit siebenstufigem Doppelkupplungsgetriebe ... blablabla ... 610 PS ... blablabla ... 333 km/h ... blablabla

Das schlechte Gewissen ist ein galliger Klumpen, der irgendwo oberhalb des Magens zu sitzen scheint. Ich stelle mir die Szene vor, in der in zwanzig, ach was, in zehn, zwölf Jahren ein/e dann Jugendliche/r diesen Artikel zufällig findet und mich nach dem darin enthaltenen offensichtlichen Schwachsinn fragt.  - Was sage ich dann?

Opa: "Ja, weißt Du, damals gab es viele übermäßig reiche, alte Männer, die impotent waren und /oder einen zu kleinen Penis hatten und die darüberhinaus dumme, rücksichtslose, egozentrische Arschlöcher waren. Und die Marketing-Leute von Audi entwickelten für genau diese Zielgruppe ein entsprechendes Produkt ..." [Puuh, das klingt einigermaßen plausibel. Und ist obendrein ehrlich.] 
Enkel/In: "Hm. Aber wenn man sich damals mit so einem Auto als impotentes Arschloch geoutet hat, warum sind die Leute dann so darauf abgefahren, vor allem jene, die sich so ein Auto niemals leisten konnten? Galt das damals als besonders toll, ein impotentes Arschloch zu sein?"
Opa: [Verdammt!!!] ...


Ich überlasse es den geneigten LeserInnen, diesen Dialog fortzusetzen. Mir fällt an dieser Stelle kein rationaler Inhalt mehr ein, wäre für Tipps dankbar.




 (verändert via wiki commons: Der fahrbare Pimmel)

Was aber werden die Audi-Fuzzies und die impotenten Arschlöcher meine/r/m EnkelIn antworten? Ganz klar:

"Dein Opa ist eine technologiefeindliche, neidzerfressene Spaßbremse!"

Nur kurz dazu:
  • Technologiefeindlich: Schaut Euch mal die Geschichte des Autobaus, speziell des R8 an und erzählt mir dann, wo der technologische Fortschritt sitzt. 610 PS statt "nur" 550? Das ist kein Fortschritt, sondern nur die hirnlose Fahrt in eine technologische Sackgasse. Alltags- und vor allem zukunftstaugliche Lösungen für den globalen Individualverkehr - DAS wäre Fortschritt.
  • Neidzerfressen: Leute, hätte ich 168.000 Ocken zur freien Verfügung, dann fielen mir auf Anhieb eine Myriade Dinge ein, die ich damit anstellen würde. Ein Audi R8 gehört nicht dazu. Bin ich vielleicht neidisch auf Leute, die 168.000 Euro als "freie Spitze" haben, also für kompletten Schwachsinn ausgeben können?  Achgottchen, Geld zu haben ist immer nett, aber ich kann kaum in Worte fassen, wie glücklich ich von dem Zeitpunkt an war und bin, an dem ich festgestellt habe, dass mein mittleres Einkommen zum Bestreit aller denkbaren sinnvollen Ausgaben absolut genügt.
  • Spaßbremse: Die Erfahrung, völlig übermotorisierte Pkw zu fahren, habe ich schon häufiger gemacht, erinnere mich da u.a. an eine spätnächtliche Fahrt auf der damals sehr einsamen, nagelneu sechsspurig ausgebauten A9 Richtung Berlin, olàlà ... (und die Spritkosten zahlte das Unternehmen!). Zugegeben: Das fand ich lustig. Aber ganz ehrlich: Das nüdelt sich ganz schnell ab! High-Speed ist auf Dauer nur noch anstrengend und nervig. Und wo auf der Welt gibt es, bitteschön, öffentliche Straßen, die vom Bau und der Verkehrsdichte her so etwas überhaupt zulassen? Nee, Leute, ich hab's probiert, und ich sage Euch: Spaß ist anders. 



44 PS, Baujahr 1971 - DAS ist Fahrspaß!

 



Donnerstag, 6. August 2015

Falsches Ziel


Die Milchviehhalter protestieren gegen die, Zitat, "ruinösen" Niedrigpreise der riesigen Discounter und Molkereikonzerne. 150 Bauern mit 80 Treckern blockierten neulich eine Aldi-Filiale im ländlichen Hesel, Ostfriesland, meldet das Käseblatt.

Ich verstehe das wieder mal nicht:

Wenn die Preise ruinös sind, warum liefern die Bauern dann noch? Klar, weil die Betriebe andernfalls sofort untergingen, aber das tun sie doch schon seit Jahren. Sind die jetzt noch übriggebliebenen Betriebe also jene, die seit Jahren jedem Druck willig gefolgt sind, jeden Trick angewendet haben, die Konkurrenz doch noch zu übertrumpfen, d.h. zu unterbieten? Ist das, was auf dem Milchmarkt gerade passiert, nicht gerade eine für kapitalistische Wirtschaftssysteme sinnvolle und gewollte Bereinigung? Was ist schlecht daran, wenn Angebot und Nachfrage den Preis regulieren und dass, wenn die Nachfrage sinkt, der Preis den Betrieben auferlegt, sich nach anderen, marktgängigeren Produkten umzusehen? Riefen die Bauern nicht seit Menschengedenken christkonservativ nach freiheitlich-betriebswirtschaftlicher Eigenverantwortung, nach freiem Spiel der freien Kräfte?

Was, bitteschön, macht der Aldi-Konzern falsch, wenn er die Produkte dort einkauft, wo sie am preiswertesten zu beziehen sind? Wenn französische, polnische, russische oder vietnamesische Bauern billiger produzieren können, dann muss man sich doch freuen, dann verdienen die nämlich auch mal Geld, und dann können sie sich, Beispiel, auch mal deutsche Autos oder wenigstens deutsche Maschinen kaufen. Die können Milch besser, wir können Maschinen besser, klug und friedensstiftend ist's, das zum beiderseitigen Vorteil zu befeuern.

Und außerdem: Selbst im agrarischen Hesel bietet Aldi laut Textnachricht billige Butter an. Daraus schließe ich, dass auch im agrarischen Hesel die Leute, auch die Bauern, gerne billige Butter im Supermarkt kaufen. Ich frage erneut: Was macht Aldi falsch?

Letzte Frage: Der Bundesverband der Milchviehzüchter hat ein schlichtes und gar nicht mal so dämliches Konzept entwickelt - soweit ich Total-Ahnungsloser das überhaupt beurteilen kann - um Milchpreiskrisen effektiv und solidarisch zu begegnen. Warum greift das nicht? Warum ist das nicht längst von Bauern einstimmig abgenickt und konsequent umgesetzt worden? Darf ich eine Vermutung äußern? Weil es auch unter den Milchviehhaltern immer ein paar dumme, rücksichtslose, egoistische, gierige Arschlöcher gibt, Leute, die, wenn alle anderen solidarisch gegen die Konzerne antreten, ihre Chance wittern und ihren Liter Milch um den halben, entscheidenden Cent niedriger anbieten, um einen kurfristigen persönlichen Profit auf Kosten der Gemeinschaft zu machen.

Tröstet Euch, ihr Bauern. Diese Arschlöcher gibt es in jeder Branche. Und was das Tollste ist: Das kapitalistische Wirtschaftssystem basiert darauf. Erst auf der Ebene globaler Konzerne sind so wenig Akteure auf der Bühne, dass diese Absprachen treffen können und zu allseitigem Gewinn durchhalten. Das, liebe Leute, ist der Grund, warum die Konzerne so stark sind und Ihr so schwach seid.

Vor 466 Jahren hat das ein 19jähriger begriffen und beschrieben. Keine Ahnung, warum wir bis heute außerstande sind, diesen einfachen Gedanken in verändertes Verhalten umzusetzen.

(Über die freiwillige Knechtschaft)
"Les tyrans ne sont grands que parce que nous sommes à genoux."
"Die Tyrannen sind nur groß, weil wir uns beugen."








Dienstag, 28. Juli 2015

Artgerechte Entsorgung



Das Pofalla steigt nun definitv in das höchste Gremium der Deutschen Bahn auf. Immerhin Einer, der seine Karriere nachweislich noch nie durch Arbeit, Verantwortung oder gar Kompetenz befeuert hat, sondern ausschließlich durch Schleimen, Kriechen und Intrigieren.

Nun gut, die DB dient hier als hochpreisige Deponie für schwachaktive Altlasten; Bahnkunden und Steuerzahler zahlen's ja gerne. Aber trotzdem frage ich mich, wie die Bahn derartige Nullnummern in ihren Arbeits- und Ablaufplan einbaut. Ein Problem ist doch, die Illusion von "irgendwie wichtig" aufrechtzuerhalten und gleichzeitig Vorsorge zu treffen, dass der Mann nicht ernsthaft anfängt, Abläufe zu beschädigen. Ein weiteres Problem: Wie mache ich den echten MitarbeiterInnen, also jenen, die für Geld Leistung bringen müssen, klar, dass da nun Einer sitzt, der zwar das Zehnfache kassiert, aber ums Verrecken an irgendeiner Einwirkung auf das Tagesgeschäft gehindert werden muss?

Ich nehme mal an, die wirklich verantwortlichen DB-ManagerInnen werden das Pofalla, genau wie das Grube, mit einem Stab von MitarbeiterInnen umgeben, die ihn ein wenig bespaßen, vor allem aber mit leichten, völlig sinnfreien Dingen beschäftigen, und sie werden dafür sorgen, dass alle eventuellen Pofalla-Ausflüsse irgendwo unauffällig versickern und hygienisch entsorgt werden. Vergleichbar mit der tägliche Käfigreinigung im Zoo.

Was ich dem Pofalla wünsche, ist, dass er nie erfahren möge, wie sehr ihn alle, ausnahmslos, verachten.










Samstag, 25. Juli 2015

Thema verfehlt


Na, doa hoab i a wiad'r ssährr g'lacht. Der SH-MP, der Albig, der hat's doch faustdick hinter den Ohren, einfach zuzugeben, dass die heruntergekommene alte Tante SPD sich inzwischen dermaßen an die Konservativen verhurt hat, dass sie eigentlich keinen Kanzler-Gegenkandidaten zu stellen bräuchte, den fetten TTIP-Siggi schon mal gar nicht.

Die C-Parteien feixen ob dieser bedingungslosen Kapitulation und selbst die Sozen attestieren, der Albig, der traut sich was, und wo er Recht hat, hat er nun mal Recht und wenn's stimmt, wird man's doch wohl sagen dürfen. Eigentlich sind alle zufrieden, höchstens ein paar spezialdemokratische Wahlkampftaktiker hüsteln nervöse Dementi.

Ok, Albig, ich erklär's Dir nochmal: Wenn man, wie Du und mittlerweile viel zu viele Menschen in diesem Land, Politik von vorneherein als ein dreckiges, verlogenes und durch und durch korruptes Spiel um Macht betrachtet, dann ist Deine Analyse natürlich richtig und angemessen.

Aber jetzt kommt 'ne Riesen-Überraschung: Laut § 21 GG ist die Aufgabe von Parteien gar nicht, durch Korruption und taktische Spielchen unter allen Umständen ihre je eigene Machtgeilheit und die persönlichen psychopathologischen Egoismen ihrer Silberrücken zu befriedigen!

Ich verstehe, Albig, das ist jetzt eine schockierende neue Erkenntnis für Dich, aber da musst Du durch - und Deine grottenlurchige Groko-Mischpoke auch.

Die Aufgabe von Parteien in unserem Staat ist es, "bei der politischen Willensbildung des Volkes", (§21 GG) mitzuwirken. Das heißt für Parteien, die nicht die Regierungsmehrheit haben: Ihr sollt die temporären Machthaber kontrollieren und antreiben und triezen, dass denen permanent das Wasser im Arsche kocht! Das ist die verfassungsgemäße Aufgabe von Parteien. Für Euch Schrullen von der SPD heißt das: Sobald Ihr aufhört, die Machthaber zu kritisieren, hat sich Eure Aufgabe erledigt und Ihr könnt, nein: Ihr müsst!,  Euren Laden dichtmachen.

Für den Wahlkampf 2017 heißt das: Entweder Ihr habt Alternativvorschläge zu Merkels Politik oder Ihr seid überflüssig. Was nicht geht, ist, Euren Job nicht zu machen und trotzdem in Machtpositionen gewählt werden zu wollen. Wenn Merkels Politik wirklich so gut sein sollte, dass sie jenseits der Kritik stehen sollte, was ich hier gar nicht diskutieren will, dann habt, liebe Sozen, doch bitte den Arsch in der Hose, gar nicht zur Wahl anzutreten und Euch endgültig in die wirkungsfreie Traditionspflege zurückzuziehen wie ein piefiger Provinz-Schützenverein.

Was für eine Ironie der Geschichte: Die einzige politische Partei, die ihren verfassungsrechtlichen Auftrag noch mit Ernsthaftigkeit verfolgt, ist "Die Linke". Und obwohl ich deren Inhalten beileibe nicht umfänglich zustimme, werde ich sie nach derzeitigem Stand der Dinge wählen. Als mehrfach beeidetem verfassungskonservativen Preußen bleibt mir keine andere Wahl.





(Traditionsfahne der SPD - verändert via wiki commons)

Schluss mit lustig!



Freitag, 24. Juli 2015

Nichtfiktional spannend



Fiel mir doch das Buch "Die Vitalienbrüder" von Matthias Puhle, 1994, in die Hände. Ach Gottchen, dachte ich, die 100.000ste Störtebeker-Biographie, aber da ich grad' sonst nix Anständiges zu lesen hatte ...

ÜüüüberRAschng! Puhle bastelt gar nichts Neues an die überbordende Freibeuter-Fassade, im Gegenteil: Er führt sehr akribisch und gut lesbar auf, was wir über Störtebeker und seine Spießgesellen eben NICHT wissen. Und das ist fast Alles. Schockierende Erkenntnis, da ich doch dachte, Einiges über den guten, bösen Klaus zu wissen. Und nun kommt Puhle und weist nach, dass die Dokumentenlage nur sehr viel Dichtung und annähernd null Wahrheit ergibt.

Was für ein geistiger Genuss! Statt eines üppigen, bunten, teils kitschigen und über-vollständigen Bildes des historischen Störtebekers bleiben einige wenige, zerbrechliche, unauffällige Bruchstücke. Wie kam K.S. zu den Kaperfahrern? Und warum? Welche Funktion hatte er im Krieg gegen Dänemark (Hauptmann war er da jedenfalls nicht.)? Wie hat er sich in den vielen Jahren "über Wasser gehalten", in denen es keine, absolut keine, Daten über ihn gibt? War er am Überfall auf Bergen beteiligt oder nicht?

Puhle räumt "Gewissheiten" aus dem Weg. Das befreit unsere Phantasie, das eigene Kopf-Kino kann wieder anspringen. Wir dürfen wieder selbst Hypothesen bilden, Plausibilitäten abklopfen, mit den Versatzstücken unseres historischen Wissens herumpuzzeln. Das ist ein bisschen wie Sudoku, nur relevanter. Kurz: Wir können mit dem Thema wieder etwas anfangen.

Ab jetzt möchte ich nur noch Dekonstruktionen lesen. Lasst mich künftig bitte in Ruhe mit den restlos fertig-erklärenden, abschließenden Auswürfen.

Genießen wir die Lust am Zweifel!




                                                          Um das klarzustellen:
                                                          Das hier ist NICHT das Buch von Puhle!
                                                          Aber hübsch peinlich, oder?







Donnerstag, 23. Juli 2015

Verschärftes Unverständnis


Habe gerade aus angenehmster Langeweile beiläufig nach Smartphone-Spielen gesucht und eine herrlich hirnlose "3D-Bowling"-App gefunden (s. Abb. 1). Das Prinzip ist, mit einem Fingerstrich auf dem Touchscreen die Kugel loszukugeln, um möglichst viele Kegel umzukegeln. Immer wieder. Und immer wieder.

Was ich daran nicht verstehe, ist, dass in den Kommentaren zu dem Spiel moniert wird, es gäbe keine weiteren freischaltbaren Bahnen. Ich bin ja ganz gewiss kein Experte für Bowling, aber soweit ich die Sache verstanden habe, bemühen sich die Bowling-Bahnen-Betreiber im real life sehr darum, die Bahnen stets möglichst nah an strengen, standardisierten Bedingungen zu orientieren, oder? Und wenn ihnen das nicht hinreichend genau gelingt, dann sind die SpielerInnen eher sauer, oder? [*1]

Was also wollen die Kritiker mit weiteren freischaltbaren Bahnen? Oder ist das inzwischen ein unbedingter Reflex im kollektiven Unterbewusstsein aller Smartphone-Süchties, dass ein gutes, erprobtes Konzept so lange verkompliziert werden muss, bis es dysfunktionaler Müll geworden ist, den niemand mehr will?

Ich glaube, ich habe gerade viel über unsere, ach, so tolle Kultur gelernt.



(Abb. 1)


[*1] Kleiner Tipp: Wer beim Bowling abwechslungsreiche Bahnen sucht, sollte es mal mit Boßeln versuchen. Vielleicht kann man am Anfang und zur Umgewöhnung ein paar Kegel auf die Straße stellen.
Und noch 'n Tipp: Die Boßel-App! Warum gibt es die nicht längst? Mit kostenpflichtig freischaltbaren, werbefinanzierten virtuellen Strecken, online-Wettbewerben, MMBC (Massively-Multiplayer-Boßel-Contests)  etc. etc.