Das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen hat eine Studie mit Umfrageergebnissen zum Thema Ausländerfeindlichkeit, Toleranz etc. vorgestellt. Interessant: Die alten (60+) und die jungen (16-20) sind tendenziell intoleranter und xenophober als die mittelalten Deutschen, jene, die mitten im Leben stehen. Besonders interessant: Intoleranz, Homophobie, Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit sind bei Neubürgern weiter verbreitet, als bei den zu Unrecht verrufenen Deutschen. Aus ganz persönlichen Beobachtungen ergänze ich die Gültigkeit dieser Beobachtung auch für die Kategorien "allgemeine dümmliche Spießigkeit" und "hirnloser Nationalismus" [*1].
Der Nationalismus bezieht sich wohlgemerkt auf das jeweilige Herkunftsland. Mir wäre es verständlich, wenn ein/e NeubürgerIn sagte "Ich komme aus Kasachstan/Ägypten/vom Nordpol, da isses auch schön und manche Sachen, die es dort gibt, vermisse ich hier ...". Was ich nicht verstehe ist, wenn Einer sagt: "Ich komme aus XXXX, da ist ALLES viel besser, die Männer noch echte Männer, die Frauen noch echte Frauen, und der Kalif-King-Massa-Bokassa-Diktator noch ein echter Kalif-King-Massa-Bokassa-Diktator, der scheißt zwar auf Menschenrechte, aber dafür gipps da auch keine so eine angeschwulte Weichei-Demokratie wie hier ... harharhar!"
Einigen wir uns, bitte, mal eben ALLE ganz kurz darauf, was Deutschland ist (Und das richtet sich jetzt auch ganz ausdrücklich an die ach, so urdoitschen Fascho-Bratzen, Spießer, Ausländer-Fürchter und Sich-Heraushalter!)
Deutschland, das ist der Fan-Club für die Freiheitlich-Demokratische Grundordnung!
Nicht mehr, nicht weniger. Dieser Fan-Club ist mehr oder weniger multikulti, aber immer laizistisch, tolerant, manchmal etwas paddelig, manchmal zu arrogant, immer irgendwie auf der Suche und "größtenteils harmlos". Man kann diesem Fan-Club beitreten und man kann auch wieder austreten.
Man kann aber nicht, um ein konkretes Beispiel zu nennen, das Freibier bei Werder saufen und eigentlich, ogott, für Bayern sein. Man kann auch nicht einem Offiziellen Werder-Fanclub (OWFC) beitreten und dann lauthals rummaulen, dass Fußball pottenlangweilig und doof sei und Origami viel besser und interessanter, dass aber die Werder-Geschäftsführung mit quasi-faschistoider Gewalt Origami permanent zugunsten des Fußballs unterdrücke.
Kurz: Wenn Du einem Fan-Club beitrittst, dann erwartet man von Dir, dass Du ein Fan bist, ein aktiver am besten. Das ist dann keine Bösartigkeit und keine Unterdrückung, sondern Logik.
Was ich ethisch am verwerflichsten fände, wäre das Verhalten, aus reinem Opportunismus (Vorteilsnahme) Mitglied des Werder-Fanclubs zu sein und tiefsitzende Ressentiments gegen Fußball im Allgemeinen und Werder-Fußball im Besonderen in der Öffentlichkeit feige zu verleugnen, sie aber in einer abgeschotteten Clique zu konservieren, zu tradieren und, bei günstiger Gelegenheit, junge, leicht beeinflussbare Leute wahlweise mit Steinar-Jacken, Hockeyschlägern oder Sprengstoffgürteln ins Stadion zu schicken.
Der FDG-Fan-Club wurde am 23.05.1949 gegründet. Ich bin überzeugtes Mitglied, zahle irrsinnig hohe Mitgliedsbeiträge, finde weißgott nicht Alles toll, was der Club seither angestellt hat, aber ich kenne keinen besseren [*1].
(via wiki commons)
Das Staatswappen von Bhutan, viel schicker als unser Bundesadler.
[*1] Die Verfassung von Bhutan klingt auch ziemlich attraktiv, aber ich müsste mir erstmal ansehen, wie das praktisch läuft. Außerdem nehmen die, glaube ich, keine neuen Mitglieder mehr auf.
Hallo Markus, dieser Text ist wunderbar und ich würde ihn gern weiter verbreitet sehen.
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