Mittwoch, 30. April 2025

Undenkbar: Abschaffung der Sklaverei



Frage: "Wer würde wie reagieren, wenn Sklaverei bei uns heute noch legal wäre und jemand würde für ihre Abschaffung plädieren?"


  • Industrie: "Untergang des Wirtschaftsstandortes Doitschland!"
  • Arbeitgeberverbände: "Untergang des Wirtschaftsstandortes Doitschland!"
  • FDP: (aus dem Off) "Untergang des Wirtschaftsstandortes Doitschland! Wir brauchen mehr Sklaverei, nicht weniger!"
  • CxU: "Untergang des Wirtschaftsstandortes Doitschland! Sklavenarbeit ist das, was uns zu dem gemacht hat, was wir sind, in Doitschland, in Europa und in der Welt. Das darf man nicht durch neumodische Ideen leichtfertig auf's Spiel setzen."
  • AfD: "Sklavenarbeit für Ausländer und Woke und (Anders-)Denkende ... und Linke ... und freiheitlich-demokratische System-Huren ... und so weiter!"
  • SPD: "Wir unterstützen die Idee, aber es ist natürlich völlig unrealistisch, und deshalb unterstützen wir die Idee doch nicht.
  • Grüne: "Wir sind ja sowas von gegen die Sklaverei, aber sowas von! Aber die Wirtschaft braucht nun mal Sklaven, und Demokratie bedeutet Kompromissfähigkeit, und deshalb muss die Sklaverei erhalten bleiben und wir machen genauso weiter wie bisher."
  • Die Linke: "Ja, abschaffen."
  • Gewerkschaften: "Auf keinen Fall, denn es könnte zu Lohneinbußen und Verschlechterung der Arbeitsbedingungen bei den aktuell sozialversicherungspflichtig Beschäftigten führen."
  • ÖRR: "Es mehren sich die Stimmen gegen die Sklaverei in Doitschland, aber fragen wir den Wirtschafts-Experten der 'Welt' und des 'Manager-Magazins': 'Können wir uns die Abschaffung der Sklaverei wirklich erlauben oder drohen dann nicht Armut, Preissteigerungen, Wahnsinn, Blindheit und Impotenz?"

Jaja, einige der Reaktionen sind ein wenig überspitzt, aber keine ist völlig aus der Luft gegriffen. Leider nicht lustig ist, dass wir uns eingestehen müssen, wie dünn die Menschenrechts-Tünche bei unseren Herrschenden und ganz überwiegenden Teilen der Bevölkerung ist.

Kein schöner Gedanke.


(verändert via wiki commons)

Auch kein Witz: Ein Argument gegen die Abschaffung der Sklaverei im 19. Jhdt. war, dass die Herren ja auch Investitionen hatten und haben. Die fälligen Entschädigungssummen für die Besitzer, nicht etwa für die Sklav*innen, waren so hoch, dass sie eine Abschaffung lange verzögerten.








Dienstag, 29. April 2025

Perspektivisch falscher Ansatz


Ich nehme mit Interesse zur Kenntnis: Europa, speziell Doitschland, wird, so die Befürchtung, demnächst mit Kokain überschwemmt, da der Markt in den U.S. of Nord-Mexiko gesättigt sei. 

Mein geistiges Auge richtet sich auf einen beliebigen mittel-südamerikanischen Staat, wo ein ober-böser Narco-Ober-Boss an einem Swimming-Pool, umgeben von lasziv-willigen Blondinen, whiskeyglasschwenkend an einer Havanna nuckelnd die Anweisung gibt "Hm, hm, hm, jetzt überschwemmen wir mal .... mmmh ... Europa!".

Aber die Perspektive ist falsch. Das ganze Bild ist völlig dumm und unvernünftig. Kein Narco-Bösewicht wäre so bescheuert, irgendeinen Ort mit Koks zu überschwemmen, wenn es dort keine entsprechende Nachfrage gibt. Und "Nachfrage" bedeutet: Da sind Menschen, die das Produkt gegen Geld abnehmen. 

Künftige Sicherheitswarnungen sollten zutreffender etwa so formuliert werden:

"In Europa gibt es eine monströse Zahl von Leuten, die viel zu viel Geld, bornierte Langeweile und hinreichend kriminelle Energie, ein gehöriges Suchtproblem und überhaupt keine Skrupel haben, so dass für Kokain in monströsen Mengen ein lukrativer Markt entsteht bzw. entstanden ist."

Dieser Perspektivwechsel ist wichtig, damit man endlich mal anfangen kann, das Problem an seiner Wurzel zu bearbeiten. Das Problem beginnt nicht bei den Dschungellaboren oder den Drogenbossen in den Narco-Staaten. Das Problem beginnt in den reichen Ländern, wo so viel freies Geld für so viel Kackscheiß bereitsteht.



(stark verändert via wiki commons)

Die Südamerikanys arbeiten an ihrem Teil des Problems.
Vielleicht sollten wir mal anfangen, unseren Teil zu erledigen,
immerhin liegen die Ursachen bei uns.







Freitag, 25. April 2025

Unzutreffendes Guglhupf-Gleichnis

 

Neulich: Ein verregneter Nachmittag, ein gutes Buch und der kleine Billig-Guglhupf aus dem Supermarkt. Ich wollte nur ein, zwei, höchstens drei Stücke essen, so gemütlich beim Lesen. Die Vernunft gebot mir Selbstbeschränkung, mir, der ich nur mit einigen mathematischen Tricks so gerade eben noch auf der normalgewichtigen Seite des BMI entlangsegele, ständig hart an der Grenze zum Übergewicht.

Das absehbare Ergebnis möchte ich hier nicht weiter ausführen, es hat was mit hyperbolischem Diskontieren zu tun. Den Wortlaut meiner späteren inneren Selbstzerfleischung behalte ich auch für mich, obwohl einige interessante Neologismen dabei waren.

Die Anekdote wäre meine Privat-Sache und hier nicht erwähnenswert, gäbe es nicht die Übertragbarkeit auf Homo sapiens als solchen. Wir wissen, dass das großer Mist ist, was wir mit unserem Verhalten der Umwelt antun, insbesondere im Hinblick auf das Klima. Wir wissen, dass wir uns damit selbst schaden und dass die spätere Reparatur desto schmerzhafter wird, je länger wir den  notwendigen radikalen Kurswechsel hinauszögern.

Wir wissen das und belügen uns von einem Tag zum nächsten, um nichts ändern zu müssen. 

Vielleicht sollten wir einfach damit aufhören. Wenn wir aufhörten, uns zu bemühen, ginge morgen die Welt nicht unter. Vielleicht ginge die Welt auch übermorgen nicht unter. Und wer weiß schon, was danach kommt, ob wir dann überhaupt noch leben usw. Seien wir statt dessen ehrlich. Geben wir zu, dass unsere Willenskraft nicht ausreicht, umzusetzen, was die Vernunft uns rät. Die Evolution bescherte uns den Intellekt, die Sachverhalte zu verstehen, aber sie bescherte uns leider nicht die Fähigkeit, unser Verhalten danach auszurichten. Schade eigentlich. 

Das einzige Problem sehe ich in den sogenannten Enkel-Fragen. Unsere Enkel, die haben natürlich garantiert die Arschkarte und werden zurecht furchtbar wütend auf uns sein: "How dare you...!"

Naja, und dann muss man ihnen eben erklären, dass wir zwar einerseits alles gewusst haben und dass uns auf drei Stellen nach dem Komma der Schaden bewusst war, den wir für uns, für sie und den ganzen Rest anrichteten, dass wir andererseits aber ... ja ... äh ... trotzdem weitergemacht haben.

Ogottogott, das Letzte klingt so lahm. So dumm. So unfassbar verantwortungslos.

Und an dieser Stelle bricht auch mein Gleichnis zusammen: Wenn ich geschmacksverstärkten Guglhupf fresse, bis ich platze, dann ist das meine eigenverantwortliche Entscheidung. Diese Entscheidung ist extrem ungesund und dumm und sie zeugt von einer ganz miserablen Charakterschwäche. Aber: Ich bin auch der Einzige, der darunter leiden wird. 

Unsere kollektives Versagen hingegen killt unsere Nachkommen. Mich wundert, dass kein evolutionär stabilisiertes Verhalten uns davon abhält.

Wir werden es nicht schaffen. Punkt.



 








Montag, 21. April 2025

Alt-Sein - eine ganz neue Erfahrung! Teil 8: Entlastet die Rentenkassen, sterbt früher! (Echt jetzt.)


Der sogenannte "Generationenvertrag" ist aufgrund des demographischen Wandels und der grundlegenden Veränderung dessen, was wir "Erwerbsarbeit" nennen, nicht länger durchzuhalten. Schon seit gefühlten Ewigkeiten werden folgende Lösungen diskutiert:

  1. Die alten Leute müssen länger arbeiten, damit zwischen Ruhestand und Tod nicht so große Zeiträume liegen.
  2. Die Höhe der Altersbezüge muss drastisch reduziert werden. Stattdessen sollte man beizeiten Aktien kaufen und von den Profiten leben.
  3. Die jungen Leute müssen mehr in die Renten- und Pflegekassen einzahlen.
  4. Das Geld muss aus anderen Kassen kommen.

ad 1.) Gute Idee. Seltsam, dass manche Leute sich dagegen wehren, bis 70+ zu arbeiten, wie z.B. Dachdecker, Gerüstbauer usw.. Faules Pack!

ad 2.) 60 % der Wahlberechtigten sind 60+. In unserer "Wähl-Dich-reich"-Demokratie wäre eine entsprechende Einschränkung also schwer durchsetzbar. Außerdem haben Ruheständlerys wenigstens Zeit, Geld auszugeben. Der Einzelhandel müsste um Profite fürchten, und das ist völlig ausgeschlossen. Das mit den Aktien hat in den USA so gut geklappt, dass viele 70+-Menschen nach Börsencrashs in Niedriglohn-Bereichen wieder arbeiten müssen, weil ihre "Altersabsicherung" futsch ist. So kann man das Problem auch lösen.

ad 3.) Wäre ich jung, hätte ich jetzt schon keinen Bock mehr. Vor allem bei der Aussicht, dass in ein paar Jahrzehnten die ganze Nummer sowieso geplatzt sein wird. Wäre ich jung, würde ich mich fühlen, als wäre ich Opfer eines Schneeball-Systems, an dem teilzunehmen ich gesetzlich genötigt wurde.

ad 4.) Ja, das wäre die plausibelste Lösung, aber nun haben wir eine Billion Euro in Rüstung und Infrastruktur gesteckt, da ist für die Geronten keine Kohle mehr übrig. Man muss Prioritäten setzen.

Ich schlage eine fünfte Lösung vor: Lasst uns früher sterben.

Klingt makaber, klingt nach Sarkasmus, ist aber überhaupt nicht so gemeint. Seien wir doch mal ehrlich: 

  • Die Kosten für Pflege und Krankheit steigen im Alter ganz deutlich. 
  • Ich kenne viele sehr alte, zunehmend gebrechliche Menschen, die längst keinen Lebensmut mehr haben, keine positiven Erwartungen an den Tag, den nächsten Tag, den übernächsten Tag ...
  • Meine persönliche Angst ist, im Alter eines Tages wegen körperlicher Schwäche und / oder Demenz so hilflos zu sein, dass ich zu einem selbstbestimmten Ende nicht mehr in der Lage bin und gezwungen, in Verzweiflung und Leid vor mich hin vegetieren zu müssen und meiner kompletten Umwelt nur noch eine Belastung bin.
  • Vermutlich gibt es auch eine ganz kreatürliche Selbsttötungshemmung, aber wenn es einy beschissen genug geht, kommt man drüber weg, insbesondere, wenn eine professionelle begleitende Sterbehilfe assistiert.
  • Wir tabuisieren das Sterben, wir belügen uns mit "technologieoffenen" Hoffnungen, sind abgefüllt mit Jugendlichkeits- und Fitness-Idealen und den Dogmen bronzezeitlicher Fundamentalisten, die uns die Eigenverantwortung für unser ganz individuelles Sterben streitig machen.
  • Du darfst nicht sagen, dass Du genug gelebt hast, dass Du des Lebens satt¹ bist. Wir müssen (wieder?) lernen zu sagen: "Jou, war prima bis hierher, viel erreicht. Ab jetzt kann eigentlich nur noch Kackscheiß kommen. Warum sollte ich mir das antun?" Aus irgendeinem Grunde ist es bei uns ja verpönt, sich auch mal mit einem erreichten Status zufrieden zu geben. Hängt vielleicht mit dem Kapitalismus zusammen: Wenn Du nicht ständig hemmungslos gierig auf immer mehr bist, bist Du irgendwie falsch. Egal, ob Geld oder Leben.

All' diesen Quatsch abschaffen. Die Denke ändern und ein System installieren, das uns hilft, den individuell richtigen Zeitpunkt für sich selbst zu bestimmten und es dann angenehmstmöglich durchzuziehen. Dabei muss absolut sichergestellt sein, dass es keinen, auch keinen unterschwelligen, ungesagten Druck von außen gibt.

Nicht nur würden dadurch die Renten-, Pflege- und Krankenkassen entlastet, vermutlich bekäme jeder einzelne Tag unseres Lebens ein ganz neue, wunderbare Qualität. Wenn Du nämlich jeden Morgen mit mürrischer Miene aufstehst und alles nur ganz furchtbar findest, dann fragst Du Dich zwangsläufig, ob Du vielleicht nur ein blöder Muffelkopp bist und was ändern solltest oder ob nix zu ändern ist und Du Dich allmählich um die Abkürzung des Weges kümmern solltest.

Vielleicht gibt es dann weniger Hackfressen und mehr fröhliche Leute um uns herum, alte und junge.



(leicht verändert via wiki commons)

Falls es noch eines Beweises bedurfte,
dass man über das Sterben
auch anders denken kann,
als es uns anerzogen wurde.






¹ Ja, das Wort stammt aus dem AT, Genesis irgendwo. Mir doch egal.








Mittwoch, 16. April 2025

Nackte Existenz

 

Stell' Dir einen warmen, sonnigen Sommertag vor. Zu irgendeinem "offiziellen Anlass" musst Du entsprechend "aufgebrezelt" erscheinen. Dann ist der Anlass vorbei, und Du kannst peu à peu abrödeln: Jackett aus, Stilettos gegen flache Schuhe tauschen, Krawatte weg etc. Was für eine Erleichterung!

Und dann stell' Dir vor, Du kommst an diesem Tag nach Hause und kannst endlich die restlichen Business-Klamotten gegen T-Shirt und Freizeithose tauschen. Was für eine Erleichterung!

Und dann stell' Dir vor, Du beschließt, noch kurz in den nahegelegenen Badesee zu springen, in  Badehose / Bikini. Was für eine Erleichterung!

Und dann stell' Dir vor, Du hast eines Tages einfach keine Lust mehr, ständig das nasskalte, sandige Perlon-Zeug auf den empfindlichsten Stellen Deiner Körperoberfläche zu tragen und ziehst sie aus. 

Klar soweit?

Der verbreitete Irrtum, Nackt-Sein verstoße bei uns gegen irgendwelche Gesetze, ist, wie gesagt, ein Irrtum. Das ist vielfältig nachlesbar, z.B. hier. Unanständig ist es auch nicht, wie sogar der sehr konservative Karol Woijtila, aka Papst Johannes II, unfehlbar versicherte.¹ Und die Auffassung, Nackt-Sein sei irgendwas Sensationelles, ist ausschließlich ein gesellschaftliches Konstrukt und anerzogen. Ganz hervorragend wird dies untersucht, belegt und dekonstruiert von Oliver König, 1991. Vielleicht reicht ja auch als Beweis, dass zahlreiche Kulturen tagaus, tagein öffentliche Nacktheit leben und das völlig un-sensationell finden. Eine angeborene Nackt-Scham gibt es bei Homo sapiens nicht, nur eine anerzogene.

Genug der Vorrede: 

Es beginnt wieder die Jahreszeit, in der ich immer öfter auf Klamotten verzichte, außer im dezidiert öffentlichen Raum (z.B. beim Einkauf, in Innenstädten). Das ist nicht sensationell, sondern ganz enorm bequem, angenehm und unglaublich praktisch. Und es hat nichts, absolut nichts mit Sexualität² zu tun, nichts mit Exhibitionismus und nichts mit Narzismus.

Auch unterliege ich nicht der irrigen Annahme, mein vollentblößter 63jähriger Körper mit einem BMI von 24,80 könne willige Sexualpartner*innen anlocken. In meinem Alter ist man in dieser Hinsicht entweder sehr realistisch oder ein kompletter Idiot oder man macht sich zu einem solchen.

Wenn ich sage, das Nackt-Sein an sich sei un-sensationell, dann stimmt das nur im engeren Sinne. Spannend, also in einem gewissen Sinne sensationell, finde ich den Mut und die Klarsicht, gegen Normen zu verstoßen, die mir im Zuge meiner spießbürgerlichen Sozialisation eingetrichtert worden sind, deren Blödsinnigkeit ich aber durch eigene Verstandesleistung festgestellt habe.

Der Mut, sich des eigenen Verstandes zu bedienen, Kant lässt grüßen, ist ein sensationelles Erlebnis. Je öfter man das macht, desto besser fühlt man sich dabei.

Ansonsten: Nackt-Sein fällt mir überhaupt nicht mehr auf, weder bei mir noch bei anderen. Wenn ich aber im Hochsommer tage- und nächtelang mich der Kleidung entwöhnt habe, fällt mir mein späteres Bekleidet-Sein auf. Nervig. Sehr nervig.


Diesen Text habe ich für die Leute geschrieben, die mich hier in Haus und Garten nackt rumwuseln sehen und sich vielleicht fragen, was es damit auf sich hat. 



Dieses Schild, eigener Entwurf nach internationalem Vorbild, hängt neben meiner Haustür
und gilt natürlich nicht nur für mich, sondern, sofern gewünscht, auch für meine Gäste
 Eigentlich versuche ich gerade, auf Anglizismen zu verzichten, 
aber ich habe keine entsprechende Phrase im Deutschen gefunden. 





¹ Exhibitionistische Handlungen, d.h. sich zur Schau zu stellen, um sich daran aufzugeilen, sind eklig und nach StGB §183 strafwürdig, haben aber überhaupt nichts mit Nacktheit zu tun. 

² Diese Aussage ist ein bisschen gelogen. Wenn ein warmer Wind Deine Haut streichelt ... Oder ein milder Sommerregen ... Ist das Wohlgefühl dann schon sexuell? Oder erotisch? Oder einfach nur angenehm?







Dienstag, 15. April 2025

Noch mehr Fliegebilder, tschulligung

 

Jestern Jelejenheit jenutzt, nochmal den Allerwertesten in die Luft zu kriejen ..

Ein Anliegen war mir, die Trassenführung der im Bau befindlichen Erdgas-? / Öl?-Pipeline in meiner Gegend aus der Luft zu überblicken. Am Boden fällt Dir nur auf, dass eine Baustellenampel und eine Umleitung nach der anderen Deine Wege länger machen. Erst im Low&slow-Modus werden die Zusammenhänge klar. Hier nördlich Oldenburg mit Blick nach SSW. Ich habe mir erlaubt, mit gelber Linie zu markieren.




Und hier der Blick in die andere Richtung. Der kleine gelbe Pfeil zeigt die Lage meiner Hütte. Wochenlanger Baulärm, als nagelt jemand mit 'nem Rüttler durch Deinen Garten. Unschwer zu erkennen, dass das noch eine Weile weitergehen wird ... 




Neulich habe ich versehentlich meinen Zuckerpott umgeworfen. Das Ergebnis sah so ähnlich aus, wie hier die Häuser im Oldenburger Ortsteil Ofenerdiek. 



Die modernen Verkehrsschilder, hier eine Schilderbrücke auf der A29, sind Wunderwerke der Technik, was die Reflektionsfähigkeit betrifft. Es wird nur Sonnenlicht reflektiert, wirkte aber wie ein sehr starker Scheinwerfer. 



Und dann wieder die ästhetisch ansprechende graphische Gestaltung der Kulturlandschaft, hier die Hunte zwischen Oldenburg und Elsfleth (mit Binnenschiff). 



Ich habe mir erlaubt, den Effekt noch ein wenig herauszuarbeiten. Diese Linienführung ... Also, mir sagt das was... 









Montag, 14. April 2025

Die doofen Amis

 

Auf Jutjuub häufen sich gerade Schnipsel, die thematisieren, wie dumm, ungebildet, voreingenommen und arrogant US-Bürgerys sind.

Ich kritisiere das aus folgenden Gründen:

  • Wenn man sich erstmal auf die Suche nach geistigen Totalaussetzern begibt, wird man immer fündig, bei jedem Menschen, jeder Ethnie. Und wenn man diese Totalaussetzer dokumentiert und seriell präsentiert, wird das Ergebnis immer grauenhaft peinlich für die Betroffenen. Das meiste Cyber-Mobbing funktioniert nach diesem Schema.
  • Die Diagnose "Alle Amis sind dumm und arrogant." ist eine dumme und arrogante Verallgemeinerung und sagt mehr über Jene, die sie äußern, als über die Amis selbst.
  • Eine Kritik in dieser Form zu äußern, ist grundsätzlich kontraproduktiv, da sie herabsetzend und verletzend ist und deshalb eher blinden Widerstand statt einer Verhaltensänderung bewirken wird.
  • Ursächlich für die typisch US-amerikanische Dummheit und Arroganz ist ja nicht, dass die Menschen per se doof sind, sondern eine seit 1774 durchgängige Tradition politisch gewollter Selbstbeweihräucherung / Propaganda des US-Patriotismus und des intellektuellen Isolationismus'. MAGA und "America first" sind keine Erfindung Trumps. Früher sprach man von "God's own country", fetischisierte die "Stars&Stripes" und beantwortete Kritik mit "Right or wrong - my country." 
  • Ursächlich ist auch, dass in einem durch und durch kapitalistischen System Bildung, insbesondere Allgemeinbildung keine Rolle spielt. Du kannst dumm wie Stroh sein - solange Du reich bist und / oder Deine Profite durch die Decke gehen, bist Du gesellschaftlich anerkannt. Dementsprechend ist das Bildungssystem, soweit es um Allgemeinbildung geht, verkümmert, privatisiert und von Partialinteressen, z.B. der evangelikalen Fundamentalisten dominiert. Für das Individuum, insbesondere, wenn es nicht reich genug ist, sich die guten Privatschulen leisten zu können, ist es sauschwer,  Allgemeinbildung zu erwerben.
  • Ich hatte die Ehre und das Vergnügen, ein paar Amis kennenzulernen, die nett, freundlich, klug, weltoffen und weise sind. Die haben das Etikett "dumm & arrogant" einfach nicht verdient.

Aber.

  • Wenn eine übermächtige Nation / Ethnie / Gruppe brutalst Anspruch erhebt, die Welt beherrschen zu müssen, muss sie mit Gegenwind rechnen. Dabei ist Humor eine Waffe der Schwachen, auch, wenn dieser Humor teilweise nicht klug und nicht fair und manchmal nicht mal lustig ist.
  • Die allgemeine Enttäuschung und Desillusioniertheit über den einstigen Garanten von Freiheit und Demokratie muss offenbar irgendwie veratmet werden. Viele Menschen in vielen Ländern haben die Amis viel zu lange viel zu sehr vergöttert und ihnen geholfen, die autochthonen Kulturen durch Disneysierung, Cocacolarisierung und McDonaldisierung unterpflügen zu lassen.  
  • Es gibt Ostfriesen-Witze, Bayern-Witze, Preußen-Witze, Iren-Witze, Witze von Juden über Juden etc. etc. Ethnien wollen sich ja vom Rest der Welt durch kulturelle Eigenheiten unterscheiden. Da darf es nicht verwundern, wenn Andere das zum Anlass für Frotzeleien nehmen. Problematisch  wird das erst dann, wenn Starke diese "Witze" zur Diskriminierung Schwächerer missbrauchen. 
  • Humor entsteht, wannimmer ein überhöhter Anspruch mit der Realität kollidiert. Die Amis sind wirklich selbst schuld, wenn sehr empfindlich registriert wird, dass ihr planetarer Machtanspruch in einem krassen Gegensatz zu ihrer intellektuellen Minderbemitteltheit (insgesamt betrachtet) steht. 
  • Jahrzehntelang, seit dem Ende des Ersten Weltkriegs, waren die USA eine Hegemonialmacht für die halbe Welt. Meistens diskret (aber nicht zu diskret!), seit Trump immer offener, brutaler, fordernder. Natürlich erzeugt Druck Gegendruck.
  • Der Vorwurf intellektueller Minderbemitteltheit ist angesichts der erneuten Wahl D. Trumps nicht ohne Evidenz. 




(verändert via wiki commons bzw. wikipedia)

US-Weltanschauung: Für das Oberkommando der US-Army teilt sich die Welt außerhalb der U.S. of A. in drei Teile: Europa, Pazifik und (erstaunlich:) Korea. Ihr eigenes Land findet nicht statt, weil man da ja keine Kriege führt, logisch. Was mit Südamerika ist, weiß ich nicht, aber da ist die Monroe-Doktrin von 1823 ja ganz deutlich.

Hier wird auch klar, weshalb die U.S.A. völkerrechtswidrig im Jemen Menschen bombardieren und das zum Anlass nehmen, herumzunöhlen, die Europäer müssten sich endlich mal selbst um ihren Scheiß kümmern. Der Jemen, das ist Europa. Israel, Iran, Irak, gehört alles zu Europa. Afrika auch. Eigentlich ganz überschaubar, die Welt.









Sonntag, 13. April 2025

Die Elefantenherde

 

Ich habe nur aus zweiter Hand Informationen darüber, was im Koalitionsvertrag der künftigen Groko drinsteht. Kann es sein, dass folgende Dinge überhaupt NICHT erwähnt werden?

Anthropogener Klimawandel: Alle CO₂-Ziele, die nach internationaler Übereinkunft zwingend erreicht werden müssen, um eine Katastrophe für eine menschenwürdige Umwelt zu vermeiden, wurden und werden gerissen.

Grenzen des Wachstums: Wir können uns unseren Lebenswandel schon längst nicht mehr erlauben. Wir alle müssen runter von diesem selbstzerstörerischen Ressourcenverbrauch. Bei begrenzten Ressourcen kann es kein unbegrenztes Wachstum geben. Das gebietet schlicht die Logik und Malthus hat es bereits vor 205 Jahren hinreichend beschrieben. 

Veralteter Arbeitsbegriff: Es wird immer noch so getan, als wäre der frühmittelalterliche oder frühindustrielle Arbeitsbegriff weiter durchzuhalten: Arbeite und lerne fleissig, dann wirst Du menschlich und wirtschaftlich erfolgreich sein. KI, Robotisierung, Globalisierung, Dominanz der Finanz-Eliten - alles alte Hüte, aber wir kämpfen immer noch um tradierte und idealisierte Themen rund um die Arbeit. 

Demographische Entwicklung: Wir vergreisen. Über die Hälfte der Wahlberechtigten der BTW 2025 war über 60 Jahre alt, und der Vergreisungstrend setzt sich fort. Ich gehöre auch in diese Problemgruppe, weiß derzeit auch nicht, wie so etwas volkswirtschaftlich und leidlich human gelöst werden kann. 

Da steht nicht ein Elefant im Raum, sondern eine ganze Herde. Und niemand spricht drüber. Und niemand regt sich darüber auf, dass niemand darüber spricht.



(stark verändert via wiki commons)

Der Film zum Koalitionsvertrag.
 





Mittwoch, 9. April 2025

Endlich wieder Fliegebilder!

 

Es war ziemlich dunstig. Egal!

Es war ziemlich kalt. Auch egal!

Wetterbedingt hatte ich nur ein Zeitfenster von anderthalb Stunden. Wumpe!

Mein neues Konzept eines Instrumentenhalters ist fulminant gescheitert. Drauf geschissen!

Derlei Quisquilien spielen überhaupt keine Rolle, wenn Du drei Wochen warten musstest, endlich mal wieder den Allerwertesten in die Luft zu kriegen. 

Jajaja, mal wieder mein ewiges Lieblingsmotiv: Die Hunte mündet bei Elsfleth in die Weser. Ich find's so interessant, weil hier die Regionen nördlich des Wiehengebirges, Osnabrück, Diepholz, Vechta, Oldenburg, sinnbildlich mit dem Bereich der Nordseeküste zusammentreffen. 



↑ Beim Knipsen dieses Fotos war ich sicher, dass das nix wird. Und in der Tat muss man sich da ein bisschen reinfühlen, um den Kontrast zwischen der braun-grünen Erde unten und dem Kristall-knallblau des Himmels nachzuempfinden. Der Mond als winziger Kontrapunkt in der Unendlichkeit.



Kanntze sagen, wasse willtz: Es gibt Bilder und Formen, die nimmt man nur aus der Low&Slow-Perspektive wahr. Der elegante Bogen des Flusslaufs, die zunächst mäandrierenden, dann sich anschmiegenden Deichlinien, das Licht, das sich auf dem Wasser spiegelt - das sieht man nicht, wenn man auf dem Boden steht, und wenn man in 800 m Höhe mit 250 km/h drüberwegnagelt, sieht's wie 2D aus, wie eine Landkarte, und man hat vielleicht etwas wenig Zeit, den Anblick zu würdigen. Ja, ich mache Werbung für Low&Slow-Fliegerei. Das ist durchaus auch ein politisches Statement.




Die lässige Handhaltung, die langen Schatten am Boden - Opa fliegt wieder bräsig auf seinem "Gartenstuhl am Himmel" durch die frühabendlich ruhige Luft.




Hatte ich schon gesagt, dass ich diese Fliege-Selfies brauche, um mir selbst klar zu machen, was ich da Goiles mache? In den ersten Dreifünfteln meines Lebens hatte ich entweder nur die Zeit oder nur das Geld¹ dafür. Nie beides zusammen. Für mich ist das immer noch ein Privileg, was ich mir immer wieder demütig bewusst mache. 

Einige Pilotys erwecken den Eindruck, dass sie als Kinder sehr reicher Eltern dieses Privileg gar nicht zu schätzen wissen. Egal.



¹ Übrigens ist Fliegerei gar nicht sooo teuer, wenn man die Ansprüche im Griff behält. Motorradfahren ist nicht viel billiger.








Montag, 7. April 2025

Was ich beim Faschismus am meisten fürchte

 

Faschismus bedeutet für mich: Dumme Charakterschweine bekommen unkontrollierbare Macht über jede/n Einzelny.

Natürlich komme ich darauf, weil Trump gerade vorexerziert, wie man aus einer (Naja-)Demokratie einen autoritären bzw. faschistischen Staat macht. Meine Angst ist nicht, dass Donald Trump persönlich zu mir kommt, mir Geld wegnimmt und mir en détail vorschreibt, wie ich zu leben habe. Meine Angst ist, dass seine untersten, servilsten Lakaien, die es auch bei uns gibt¹, Macht über mein Leben bekommen könnten, dass man mir ein Leben nach den Regeln des Trumpismus aufzwingen könnte.

Zur Erinnerung: Hitler hat nicht einen einzigen Juden / Kommunisten / Homosexuellen umgebracht. 99,99 % der Opfer hatten es nur mit den furchtbar dummen, furchtbar machtgeilen, furchtbar grausamen Schergen am untersten Ende der Nazi-Machthierarchie zu tun. Das waren und sind Leute, die in einem normalen Leben wegen ihres abstoßenden Charakters und ihrer Dummheit unterhalb der Wahrnehmungsgrenze geblieben wären. 

Die Diktatoren ganz oben sind nur deshalb gefährlich, weil sie den verkrachtesten Existenzen und Psychopathen ganz unten zu so einem plötzlichen Machtzuwachs verhelfen. Deren Grausamkeit muss nicht unbedingt in brutale Gewalt ausarten. Perfide wirksam ist das Blockwart-System von Überwachung, Zensur, Selbst-Zensur, Anpassung und ständiger Propaganda. Der ganz alltägliche Mittelstands-Faschismus eben. 

Joschka Fischer hat gestern in einem Interview einen möglichen Ausweg genannt: "Europa, Europa, Europa". Aber ich fürchte, das wird nix.




(verändert via wiki commons)
Das Bild zur Befreiung vor 80 Jahren.

Im Unterschied zu den Opfern der Nazi-Diktatur
 könnten wir derzeit noch etwas unternehmen.




¹ Demnächst wahrscheinlich mit Regierungsverantwortung.