Montag, 21. April 2025

Alt-Sein - eine ganz neue Erfahrung! Teil 8: Entlastet die Rentenkassen, sterbt früher! (Echt jetzt.)


Der sogenannte "Generationenvertrag" ist aufgrund des demographischen Wandels und der grundlegenden Veränderung dessen, was wir "Erwerbsarbeit" nennen, nicht länger durchzuhalten. Schon seit gefühlten Ewigkeiten werden folgende Lösungen diskutiert:

  1. Die alten Leute müssen länger arbeiten, damit zwischen Ruhestand und Tod nicht so große Zeiträume liegen.
  2. Die Höhe der Altersbezüge muss drastisch reduziert werden. Stattdessen sollte man beizeiten Aktien kaufen und von den Profiten leben.
  3. Die jungen Leute müssen mehr in die Renten- und Pflegekassen einzahlen.
  4. Das Geld muss aus anderen Kassen kommen.

ad 1.) Gute Idee. Seltsam, dass manche Leute sich dagegen wehren, bis 70+ zu arbeiten, wie z.B. Dachdecker, Gerüstbauer usw.. Faules Pack!

ad 2.) 60 % der Wahlberechtigten sind 60+. In unserer "Wähl-Dich-reich"-Demokratie wäre eine entsprechende Einschränkung also schwer durchsetzbar. Außerdem haben Ruheständlerys wenigstens Zeit, Geld auszugeben. Der Einzelhandel müsste um Profite fürchten, und das ist völlig ausgeschlossen. Das mit den Aktien hat in den USA so gut geklappt, dass viele 70+-Menschen nach Börsencrashs in Niedriglohn-Bereichen wieder arbeiten müssen, weil ihre "Altersabsicherung" futsch ist. So kann man das Problem auch lösen.

ad 3.) Wäre ich jung, hätte ich jetzt schon keinen Bock mehr. Vor allem bei der Aussicht, dass in ein paar Jahrzehnten die ganze Nummer sowieso geplatzt sein wird. Wäre ich jung, würde ich mich fühlen, als wäre ich Opfer eines Schneeball-Systems, an dem teilzunehmen ich gesetzlich genötigt wurde.

ad 4.) Ja, das wäre die plausibelste Lösung, aber nun haben wir eine Billion Euro in Rüstung und Infrastruktur gesteckt, da ist für die Geronten keine Kohle mehr übrig. Man muss Prioritäten setzen.

Ich schlage eine fünfte Lösung vor: Lasst uns früher sterben.

Klingt makaber, klingt nach Sarkasmus, ist aber überhaupt nicht so gemeint. Seien wir doch mal ehrlich: 

  • Die Kosten für Pflege und Krankheit steigen im Alter ganz deutlich. 
  • Ich kenne viele sehr alte, zunehmend gebrechliche Menschen, die längst keinen Lebensmut mehr haben, keine positiven Erwartungen an den Tag, den nächsten Tag, den übernächsten Tag ...
  • Meine persönliche Angst ist, im Alter eines Tages wegen körperlicher Schwäche und / oder Demenz so hilflos zu sein, dass ich zu einem selbstbestimmten Ende nicht mehr in der Lage bin und gezwungen, in Verzweiflung und Leid vor mich hin vegetieren zu müssen und meiner kompletten Umwelt nur noch eine Belastung bin.
  • Vermutlich gibt es auch eine ganz kreatürliche Selbsttötungshemmung, aber wenn es einy beschissen genug geht, kommt man drüber weg, insbesondere, wenn eine professionelle begleitende Sterbehilfe assistiert.
  • Wir tabuisieren das Sterben, wir belügen uns mit "technologieoffenen" Hoffnungen, sind abgefüllt mit Jugendlichkeits- und Fitness-Idealen und den Dogmen bronzezeitlicher Fundamentalisten, die uns die Eigenverantwortung für unser ganz individuelles Sterben streitig machen.
  • Du darfst nicht sagen, dass Du genug gelebt hast, dass Du des Lebens satt¹ bist. Wir müssen (wieder?) lernen zu sagen: "Jou, war prima bis hierher, viel erreicht. Ab jetzt kann eigentlich nur noch Kackscheiß kommen. Warum sollte ich mir das antun?" Aus irgendeinem Grunde ist es bei uns ja verpönt, sich auch mal mit einem erreichten Status zufrieden zu geben. Hängt vielleicht mit dem Kapitalismus zusammen: Wenn Du nicht ständig hemmungslos gierig auf immer mehr bist, bist Du irgendwie falsch. Egal, ob Geld oder Leben.

All' diesen Quatsch abschaffen. Die Denke ändern und ein System installieren, das uns hilft, den individuell richtigen Zeitpunkt für sich selbst zu bestimmten und es dann angenehmstmöglich durchzuziehen. Dabei muss absolut sichergestellt sein, dass es keinen, auch keinen unterschwelligen, ungesagten Druck von außen gibt.

Nicht nur würden dadurch die Renten-, Pflege- und Krankenkassen entlastet, vermutlich bekäme jeder einzelne Tag unseres Lebens ein ganz neue, wunderbare Qualität. Wenn Du nämlich jeden Morgen mit mürrischer Miene aufstehst und alles nur ganz furchtbar findest, dann fragst Du Dich zwangsläufig, ob Du vielleicht nur ein blöder Muffelkopp bist und was ändern solltest oder ob nix zu ändern ist und Du Dich allmählich um die Abkürzung des Weges kümmern solltest.

Vielleicht gibt es dann weniger Hackfressen und mehr fröhliche Leute um uns herum, alte und junge.



(leicht verändert via wiki commons)

Falls es noch eines Beweises bedurfte,
dass man über das Sterben
auch anders denken kann,
als es uns anerzogen wurde.






¹ Ja, das Wort stammt aus dem AT, Genesis irgendwo. Mir doch egal.