Sonntag, 15. September 2024

Grüne Hoffnung?

 

Ich habe in letzter Zeit hier & da meine Kritik und meine Frustration über die meiner Meinung nach unterirdische Performance der Grünen Spitzenleute geäußert. 

Habe gesagt, dass ich dem Philosophen Habeck niemals den Spruch "Jetzt ist keine Zeit für Pazifismus!" vergessen werde, weil das fast so bescheuert ist, als hätte er gesagt "Jetzt ist keine Zeit für Demokratie/Menschenrechte/Gerechtigkeit etc. ..." Der Baerbock verzeihe ich nicht, dass sie bei Kriegshetze und Aufrüstung alle anderen Europäer rechts überholen wollte und will, dem einstigen Wehrdienstverweigerer Hofreiter seine plötzliche, rauschhafte Begeisterung für möglichst fette Wummen, und der Ricarda Lang verzeihe ich nicht, dass ich mich immer besonders krampfhaft bemühe, nicht scheiße zu finden, was sie sagt, auch wenn es die billigsten Platitüden sind, weil ich mir nicht selbst vorwerfen will, unterbewusst bodyshaming zu betreiben.

Bei Ricarda bin ich teilweise selbst schuld, zugegeben, in der Summe muss ich aber trotzdem bezweifeln, dass die Grünen in diesem Zustand für mich wählbar sind.

Und wannimmer ich diesen Gedanken äußere, kommen aus der Szene immer häufiger zwei Reaktionen:

Erstens: Du darfst die Grünen nicht nicht wählen! Nicht ausgerechnet jetzt, wo die Nazis immer stärker werden!

Starkes Argument. Wenn ich zwischen Scheiße, Scheiße, Scheiße, Ober-Scheiße, Ober-ober-Scheiße und Richtig-schlimme-Kackscheiße wählen darf, dann wähle ich natürlich eine Scheiß-Partei, um die richtig schlimme Kackscheiße zu verhindern. So funktioniert Demokratie, oder?

Zweitens: Deine Auffassung ist unterkomplex!

Ah, "unterkomplex"! Herrliches Neusprech für "Du bist einfach zu blöd!". Genauer ist gemeint: Habeck, Baerbock und die anderen Grünen Großkopferten haben natürlich ein tausendmal umfangreicheres Wissen, wie die Dinge sind und zusammenhängen und welche Zwänge da sind, als das gemeine Volk im Allgemeinen und Du kleine Pups-Wurst im Besonderen. Wie kannst Du es wagen, Dich erdreisten, Kritik zu üben, an amtierenden Minister*innen, teils K-Kandidaten, Du erbärmlicher Klugscheißer!!?

Wir nannten sowas früher "Herrschaftswissen" und haben es bei den Leuten verortet, die wir für unsere politischen und gesellschaftlichen Gegner hielten. 

Genug davon.

Macht, liebe Grüne, wieder Politik wie früher: Klare Kante, provo-Kante, transparent, ohne wahltaktische und macht-korrumpierte Schwiemeleien. Dann wähle ich Euch wieder.



(verändert via wiki commons)

Hach, fast hätte ich noch eine Grüne Reaktion auf Grünen-Kritik vergessen:

Drittens: Die Forderungen der 1980er sind obsolet. Früher waren die Bedingungen andere!

Übersetzt: Die ökopaxen Omas und Opas aus den 1980er sollen doch bitte die Fresse halten, wenn die smarten Grünen Polit-Manager*innen von heute ihren Job machen. 

Antwort des ökopaxen Opas: Ihr seid sowas von austauschbar, sowas von un-unterscheidbar von anderen Parteien, Ihr habt es richtig verkackt. Keine Ahnung, ob die Grünen sich davon je wieder erholen werden.












Sonntag, 8. September 2024

Gut getarnte Landschaft

 


Heute Richtung Wildeshausen. Die Landschaft hat schon deutlich Herbstliches. Und ist ganz anders, stärker strukturiert als in der Wesermarsch.

Achso .... kann mir dann auch mal jemand erklären, wofür die Leute Geld kriegen, die Flecktarn designt haben? 



Das Muster hat ja eindeutig Vorbilder, wenn ich obige Abbildungen vergleiche. Hat da jemand Jemandem Tantieme für's Copyright gezahlt? Wahrscheinlicher ist's, dass die Designer*innen den Landkreis verklagen, der ihr Muster kopiert. 





Donnerstag, 5. September 2024

Barfuß, falls jemand fragt ...

 

Gestern mit ziemlich verschlammten Füßen über die Terrasse gelaufen. Zufällige Spuren hinterlassen.

Fußabdruck eines 62-jährigen Homo-sapiens-Männchens
aus Mittel-Nordeuropa.
Gut erkennbar der Erhalt des Längsgewölbes.

Das mit dem Längsgewölbe ist aus zwei Gründen erfreulich und nicht selbstverständlich:

  1. Besagtem Männchen diagnostizierte man im Juvenil-Stadium sogenannte Plattfüße (Knick-Senk-Spreiz-Was-auch-immer-), d.h. die Fußsohle lag auf der gesamten Fläche auf dem Boden auf. Allerhand Vodoo-Therapien mit Schuh-Einlagen etc. machten Orthopäden reich, hatten darüber hinaus aber bis zum Adult-Stadium keinen Effekt.
  2. Wir sind evolutionär auf eine Laufzeit von 40 Jahren ausgelegt, d.h. besagtes Männchen ist schon weit in der Bonus-Zeit, in der u.a. Bindegewebe, Sehnen usw. allmählich die Grätsche machen. Das Längsgewölbe des Fußes wird u.a. durch Sehnen gehalten, und das funktioniert auch im Alter, wenn die entsprechend Muskeln und Sehnen nicht durch ständiges Schuhetragen obsolet gemacht werden und verkümmern, sondern durch ständiges Barfußlaufen trainiert werden. ¹

Was ich damit sagen will: Ich laufe seit +20 Jahren wo und wann möglich barfuß, weil es angenehm, reiz-voll und gesund ist. 

Alles weitere zum Thema habe ich auf meinem Barfuß-Blog zusammengetragen, der zwar ruht, aber immer noch aktuell ist.


Dieses Bild soll NICHT animieren,
überflüssiges Schuhwerk unsachgemäß zu entsorgen!
Es soll nur hervorheben, wie überflüssig Schuhe,
insbesondere so fette Wanderschuhe, in bestimmten Situationen,
z.B. beim Strandspaziergang, sind.






¹ Ziemlich stolz war ich übrigens auch, als meine Hausärztin mir vor ein paar Monaten attestierten, dass Sehnen und Muskulatur meine Beine und bis hinauf in den Rücken tippitoppi seien.  








Montag, 2. September 2024

Vorsicht bei Wahlanalysen


Wahlanalyse Sachsen / Thüringen. Größter gemeinsamer Denkfehler in Online-Portalen und sozialen Netzen: Die AfD-Böberschten wären verantwortlich für den schockierenden Rechtsruck. Sind sie nicht. 

Verantwortlich sind die anderen Parteien, die es nicht hinkriegen, glaubhafte, schlüssige Programme zu verfassen und glaubhaftes, ernstzunehmendes Personal für die Umsetzung vorzustellen.
Die CDU/CSU reagiert nur noch devot auf die Einlassungen der Konzerne und Lobby-Verbände, buckelt immer verspätet vor der AfD, macht uns die Demokratie madig, scheißt auf die Menschenrechte und bietet als einzigen wiedererkennbaren Inhalt das Rumholzen auf den Grünen.
Die SPD ist viel zu sehr Genosse der Bosse geworden, Cum-Ex hängt wie ein Mühlstein um ihren Hals, es gibt kein erkennbares eigenes Programm und das Personal ist ausschließlich dem Proporz und dem innerparteilichen Machtgerangel entsprungen, andernfalls jemand wie die Esken niemals haltbar wäre.
Die Grünen Spitzenleute haben ausnahmslos alles verraten, was die Partei einst groß gemacht hat. Ausnahmslos. Alles.
Die Linken ... Trauerspiel. Ohne Worte. Es war schon immer einfacher, sich im parteiinternen Konflikt selbst zu zerlegen. Woher kommt nochmal das Zitat "Wenn die wahren Feinde zu stark sind, musst Du Dir schwächeren Feinde suchen?" 
FDP. Nun, ich bin jetzt 62 Jahre alt. Ich beobachte Politik, seit ich etwa 16, 17 Jahre alt bin. Also darf ich sagen, dass ich mich seit 44 Jahren ergebnislos frage, wer zum Geier aus was für hirnverbrannten Motiven die FDP wählt. Welches Programm hatte diese Partei jemals, außer den bedingungslosen, egomanischen Machterhalt ihrer Mitglieder um buchstäblich jeden ethischen und moralischen Preis? Wie konnte eine Partei, die ausschließlich die Interessen des berüchtigten 1 Prozentes vertritt, mehr als 1 % der Wähler*innen-Stimmen bekommen? 
BSW. Dazu sage ich etwas, sobald ich herausgefunden habe, was die eigentlich machen und wollen. Das weiß ich derzeit nicht, und Sahra kenne ich nicht. Kann es sein, dass die außer einer opportunistischen Themensammliung gar kein echtes Programm haben? Und außer SW auch kein Personal?

Noch schlimmer als die Parteien, die ihrem verfassungsgemäßen Auftrag (Art 21 GG) nicht gerecht werden (und denen man deshalb konsequenterweise die staatliche Finanzierung komplett entziehen müsste), sind aber die Wähler*innen. Da ist kein Funken verantwortungsbewusster demokratischer Willensbildung, da ist nur das ewig zerstörerische, dumme "Wähl'-Dich-reich"-Konzept. Die Masse der Wahlberechtigten wählt unter völliger Umgehung der Großhirnrinde jene, die ihnen am meisten Blau vom Himmel versprechen. 

Hier liegt die Verantwortung: Bei der hirntoten Masse.

Warum ist die Masse hirntot?

Weil herrschende Menschen immer schon dafür Sorge getragen haben, dass die Masse dumm ist und bleibt. Früher haben das Religionen bewirkt, heute Konsum und Medien. Dumme Menschen lassen sich einfacher regieren, diese Erkenntnis ist alt wie die kulturelle Welt.

Was kann man tun?

Bildung, Bildung, Bildung. Aber nicht irgendeine Spießer-Lexikonwissen-Bildung, sondern Bildung im Sinne  kritisch-kommunikativer bzw. kritisch-konstruktiver Didaktik. Auch diese Idee ist alt wie die kulturelle Welt.

Aber auch das müsste von der Masse gewollt werden, und da habe ich meine Zweifel, und deshalb glaube ich immer mehr, dass wir alles verkacken werden: Klima, Umwelt, Menschenrechte, ... was auch immer.




(via wiki commons - Weird Tales 1936)
Wie die AfD die hilf- und ahnungslosen Sächs*innen und Thüringer*innen verführte!
Genau so ein Quatsch wie "die Machtergreifung Hitlers".

Wichtig: Es dürfen keine Brustwarzen zu sehen sein, und hochhackige Schuhe sind ein Muss.
Ob ich wohl auch so einen Fummel wie die Dame im Vordergrund tragen könnte?
Die Beine dazu hätte ich ...










Freitag, 30. August 2024

Es war ja nicht alles falsch, damals!

 
Goebbels, der toiflische Oberpropagandist der NSDAP, hatte ¹ Anweisung gegeben, doitsche Soldaten und Waffen seien an der Ostfront so zu fotographieren, dass sie nach rechts ausgerichtet seien ...


 
... bei Fotos von der Westfront sei hinwiederum die Ausrichtung  nach links anzustreben. Begründung: Die Volksgenoss*innen würden das mit einer eingenordeten Karte assozieren, Norden oben, Westen links, Osten rechts, die Waffen richten sich gegen den Feind, bla bla.

So ganz konsequent wurde das nicht immer umgesetzt, aber in der Summe schon.

Äh, wie komme ich da jetzt drauf?! Keine Ahnung.

Ukrainischer Raketenwerfer beschießt russische Invasoren-Orks:


Ach, Shyzze, das Bild ist ja falschrum. Es stammt vom russischen Portal tass.com und zeigt, wie russische Sicherheitskräfte ukrainische Okkupanten-Terroristen beschießen.

(verändert via tass.com)

Auweia, da kann es leicht zu Verwechslungen kommen.

Umso angenehmer, dass ukrainische F-16 auf dieser website offenbar sowieso immer nur von links nach rechts (= west>ost) fliegen, wenn sie auf dem Weg sind, unschuldige russische Zivilisten-Kinder zu meucheln.


Wenn allerdings der russisch-imperialistische Putin-Fernaufklärer lt. westlicher Medien über der Ostsee fliegt, dann zum Glück immer von rechts nach links (= ost>west)

(verändert via wiki commons)

Wir lernen: Joseph Goebbels hat viel Gutes für die mediale Kommunikation getan. Man muss das auch mal lobend erwähnen, dass seine Gedanken von vor 80 Jahren heute immer noch gerne von allen Seiten umgesetzt werden, wenn es darum geht, Gut & Böse zu markieren.

Im schnelllebigen Marketing ist das eine großartige Leistung. Und wenn man genau hinschaut, dann stellt man fest, dass wir noch viel mehr, unfassbar viel mehr Nazi-Propaganda-Strategien zwangskonsumieren.

Der Schoß ist fruchtbar noch ... !





¹ in einer Quelle, die ich hier nicht veröffentliche, weil irgendwelche rezente Nazis und der entsprechende Kackverlag da Honig draus saugen könnten und würden


Mittwoch, 28. August 2024

Spätsommerflug

 

Jestern frühabendlicher spätsommerlicher Lustflug.

Die Low-n-slow-Fliegerei macht Strukturen bewusst, die man von unten so nicht wahrnimmt. Zum Beispiel die Abgeschlossenheit dieses wesermarschigen Dorfes ...


... das bei näherer Betrachtung auch wieder in sich strukturiert ist, zum Beispiel durch die Art der Bebauung, Haupt- und Nebenstraßen usw.




Früher hieß es "Grün und Blau trägt die Sau." und meinte damit, textile Farbkombinationen aus Grün und Blau seien unmöglich.


Was für ein Schwachsinn! Ich wage zu ergänzen, dass auch Farbtöne aus dem Bereich Sandgrau bzw. Hellbeige ausgezeichnet dazu passen.



Wenn man den Flug so plant, dass man auf dem Rückflug den Wind auf der Nase hat, muss man manchmal etwas Geduld mitbringen. Fällt die Geschwindigkeit über Grund auf 50 km/h, hat man reichlich Zeit, den Ausblick aus dem Gartenstuhl am Himmel zu genießen.

Jaaa, man könnte auch Gas geben und das Flugzeug schneller durch die entgegenströmende Luftmasse prügeln, aber so gehen mein treuer Brummer und ich nun mal nicht miteinander um. Warum auch? Ich fliege, um den Allerwertesten in die Lauft zu kriegen und nicht, um möglichst rasant von A nach B zu gelangen.

Außerdem kann man bei derartigen Gelegenheiten auch mal den Ballöner*innen zuwinken. Die ticken in puncto Genuss am Fliegen immerhin genau so wie ich.










Montag, 26. August 2024

Wie man Sicherheit schafft

 

Ei, ei, nun wird allerorten räsonniert, welche Konsequenzen die Morde von Solingen haben müssen. Ist doch ganz einfach.

  • Der Mörder von Solingen hat mit einem Messer zugestochen.
    Also müssen Messer verboten werden.
  • Der Mörder von Solingen ist Asylbewerber.
    Also müssen Asylverfahren verschärft, verkürzt, verunmöglicht werden.
  • Der Mörder von Solingen ist Syrer.
    Also muss man allen Syrer*innen mit maximalem Misstrauen begegnen.
  • Der Mörder von Solingen ist islamischen Glaubens.
    Also muss man Menschen islamischen Glaubens mit maximalem Misstrauen begegnen.
  • Der Mörder von Solingen ist ein Mann.
    Also muss man allen Männern mit maximalem Misstrauen begegnen. Besser: Alles abhacken.
  • Der Mörder von Solingen trug Kleidung.
    Also solidarisiert sich Jede*r, die*der Kleidung trägt, mit radikalem Islamismus. Nacktes Leben ist viel besser, als man glaubt.
  • Der Mörder von Solingen ist Sauerstoff-Atmer.
    Nur Anaerobier sind unverdächtig.
  • Der Mörder von Solingen ...

Jaja, der Witz wird von hier ab nicht mehr besser. 

Die allgemeine Frage ist: Wer entscheidet, was wir aus der Tat lernen müssen? Wer versucht aktuell aus welchen Motiven, die Deutungshoheit zu ergattern?

Mich persönlich interessiert am meisten:

  • Wie kommt so eine mörderische Fundamentalisten-Scheiße, egal, ob christlich, islamistisch, jüdisch, braun, trumpistisch oder rot, in die Köpfe der Leute?
  • Wer nutzt immer wieder die sagenhafte Blödheit und naive Beeinflussbarkeit von Menschen für welche niedrigen Zwecke aus?



(via wiki commons)
Volvox - eine genügsame, selbstzufriedene, unverdächtige Grünalge.
Bot bisher keinen Anlass, staatstragende Maßnahmen einzuleiten.







Dienstag, 20. August 2024

Was man über richtig guten Sex wissen muss!


Ja, der Titel ist ein bisschen Clickbaiting, ist aber auch Hinleitung zum Thema:

Die "Doitsche Welle" titelt an prominenter Stelle: "Was man zur Bundesliga-Saison 2024/25 wissen muss". Derartige Zeilen beeindrucken mich. Sie strahlen so viel Gewissheit aus, so viel absolute, von keinem Zweifel angekränkelte Wahrheit und Wahrhaftigkeit und universelle Allgemeingültigkeit. 

Das absichtsvoll unspezifische "man" macht den Adressaten-Kreis unendlich groß, und ich verstehe: Zwar könnte es in, sagen wir, Eswatini, ein paar Leute geben, die NICHT wissen, was man zur Bundesliga-Saison 2024/25 wissen muss, aber das sind dann eben uninformierte Loser*innen, die künftig einfach nicht mehr mitreden können. Das ist peinlich für die, aber sie sind selbst schuld, hätten eben den Text auf DW.com lesen sollen, statt immer nur in ihrer swasiländischen Bubble rumzuhängen. Doitsche Bundesliga, das ist der Stoff, aus dem die "feinen Unterschiede" gewoben werden!

Ich meine, das apodiktische "muss" sagt doch alles. Da steht nicht "Informationen zur Bundesliga-Saison 2024/25". Dann könnten die Lesenden nämlich selbst entscheiden, ob derlei relevant für sie ist. Neinnein, der Prakti oder die KI, die diesen Text verfasste, schreibt uns vor, was wir relevant zu finden haben. Wäre ja noch schöner, Entscheidungsfreiheit ...! Das Publikum von heute ist intellektuell dazu doch gar nicht mehr in der Lage, zu erkennen, was wichtig ist, wenn man ihnen nicht auf die Sprünge hilft.

Mir fallen drei Aspekte besonders auf:

  1. Dieses marktschreierische Titulieren ist eine ganz miese Marotte, die immer mehr zunimmt, gerne auch in der vorwurfsvollen Variante "10 Fehler, die Du beim Kacken/Spaghetti-Kochen/Origami/Sex/Rasenmähen/etc. immer gemacht hast". Danke, dass ihr mich zum lebensunfähigen Vollidioten stempelt.
  2. Die Themen, die mit dieser Brutal-Brüll-Methode angepriesen werden, sind vollkommen belanglos und weitgehend idiotisch. Fußball interessiert mich einen Dreck! Wer's mag, mag's mögen, aber ich mag's nicht, polemisiere aber nicht dagegen und erwarte meinerseits, nicht damit bedrängt zu werden. Zu untersuchen wäre, ob die inflationäre Überdrehtheit des Titels prinzipiell in einem umgekehrten Verhältnis zur tatsächlichen Relevanz des Inhalts steht.
  3. Von gutem (!) Journalismus erwarte ich in der Tat, dass die redaktionelle Arbeit mir eine Auswahl der Themen erleichtert, die ich für relevant halten könnte. Dazu gehören in der Tat auch "sprechende" Titel. Und einige, wenige Themen verdienen wirklich, dass sie mit starken Titeln versehen werden: "Was Sie über die 'Freiheitlich-demokratische Grundordnung' wissen müssen!" oder "Die 10 übelsten Falschinformationen, mit denen Faschos und andere politisch-religiöse Fundamentalisten Dich bescheißen wollen".

Aber, wie gesagt, so arbeitet nur guter (!) Journalismus.


(verändert via wiki commons)

Damit wegen des Titels keine Frustrationen zurückbleiben,
lüfte ich hiermit das Geheimnis über richtig guten Sex:
Richtig guter Sex geht so, wie auf der Abbildung.
Nur so! Wehe, Du machst etwas anders!
Alles andere wäre falsch!
Vergleiche "10 Fehler, die Du immer beim Sex gemacht hast!"





Mittwoch, 14. August 2024

Niedliche Katzenbilder! Ach nee, wieder nur Fliege-Sachen ...

 

Hochsommerflüge haben immer ihren eigenen Reiz. Barfußfliegen ist entspanntestes Fliegen; Nacktfliegen wäre denkbar, aber im offenen Cockpit zieht's da auch Stellen, wo man's vielleicht nicht dauerhaft mag, und Fluginsekten sammeln sich Bein- und sonstiger Behaarung.

Lemwerder/Vegesack voraus, 250 m, Kurs 70°


Interessant: Früher haben die Werften für Luxus-Yachten ein Riesen-Geheimnis aus ihren Bauten gemacht. Lürssen hat hingegen jetzt ein regelrechtes Schaufenster eingebaut. Wir lernen: Unfassbarer, bis zum Schwachsinn gesteigerter Reichtum ist nicht nur salonfähig geworden, es hat ja auch niemand etwas davon, wenn die 99 % gar nicht mitkriegen, in was für einer Verschwendungssucht sich die 1 % sielen können. 

Manchmal sieht man beim low-'n-slow-Fliegen Dinge, die man gar nicht sehen wollte.


Und dann zeichneten sich plötzlich in der Dunstschicht am Horizont, fein, ganz fein und zunächst nur schemenhaft, die ersten Cumulanten ab, und man wusste: Was da kommt, sind keine Schönwetter-Wolken, keine silber-lachenden Himmelswesen, die Dich zu einem feuchtadiabaten Ritt einladen, sondern da kommen die Vorboten eines atmosphärischen Höllenfürsten, tödlich und gnadenlos, kein Erbarmen, keine Gefangenen ...

Ok, ich übertreibe maßlos. Das liegt einfach daran, dass man mit einem 120-kg-Trike ziemlich wetter-sensibel ist. 


Jedenfalls war dieser Anblick ein Grund, nicht noch weiter vom Flugplatz weg zu fliegen, sondern, im Gegenteil, schon mal die kuschelige Geborgenheit der Platzrunde zu suchen ...


... und das war keine ganz doofe Entscheidung, denn so sah der Himmel nach meiner Landung  'ne gute Viertelstunde später aus. Und später wurde es dann echt knusprig.


(O.T.: Was für 'ne Runzelfresse!)






Sonntag, 11. August 2024

Wider das Einheitshochdeutsch!

 
Ach Du liebe Zeit! Erst durch diesen Artikel auf Infosperber habe ich erfahren, dass die Österreicher, Schwyzer und Bayern sich vom Oktroy hochdeutscher Sprachnormen gegängelt, gefesselt und unterdrückt fühlen. 

Als Germanist mit Schwerpunkt "Sprachnormen" und als Pauker, der in hoheitlichem Auftrag eben diese hochdeutschen Sprachnormen in die sensiblen Seelen und Geister zahlloser unschuldiger norddeutscher Jugendlicher einzubrennen versucht hat, kurz: als Einer, der echt viel mit Hochdeutsch rummacht, möchte ich dringend klarstellen:

Es ist mir völlig wumpe, wie die Ösis, die Eidgenossen und die bayerischen Normalos sprechen. Ich begrüße, im Gegenteil, jede Form von Diversität auch und gerade bei Sprache. Und niemandem fällt ein Zacken aus der Krone, wenn man sich wenigstens in Ansätzen bemüht, die Sprachen und Sprachvarietäten der jeweiligen Kommunikationspartner*innen zu achten, indem man z.B. die örtlichen Tagesgruß- und Dankesformeln übernimmt, woimmer auf diesem Planeten. Eine Frage der Höflichkeit und des Respekts.

Außerdem habe ich immer wieder festgestellt, dass man viel Spaß haben kann, wenn man sich eines Idioms bedient, das man vielleicht nur zu 20, 30 Prozent drauf hat und wenn sich beide Seiten ziemlich aus dem Fenster lehnen müssen, um eine Verständigung hinzukriegen. 

Dumme, sture Idioten, die das "mia san mia" auch kommunikativ brutalst durchziehen wollen oder jene Amis, die drauf schwören, keine andere Sprache zu brauchen, da Jesus lt. Bible doch auch nur englisch sprach, sind es vielleicht auch nicht wert, dass man sich sprachlich um sie bemüht.

Ansonsten gilt: Sprache ist ein gesellschaftliches Konstrukt! Mehr und wichtiger als jedes andere Fitzelchen Kultur. Das bedeutet: Vokabular und Grammatik sind von Menschen ausgedacht, werden von Menschen benutzt und verändert und - Wichtig! - werden von Menschen bewertet, und zwar nach von Menschen gemachten Kriterien.

Deshalb, liebe Ösies und Schwyzer*innen und selbst Ihr Bayern: Redet, wie Euch der Schnabel gewachsen ist. Die Fesseln, die Ihr zu spüren meint, habt Ihr Euch selbst auferlegt. Ich kenne keine (!!!) Nordhochdeutsch-Sprechenden, die - wie z.B. die Amis - aktiv dafür eintreten, dass ihre Sprache die statistische und gesellschaftliche Norm sein müsse. Wenn Ihr Eure Art zu reden selbst abwertet, dann gebt nicht uns die Schuld dafür.

Nur der Vollständigkeit halber ergänze ich aber auch, dass ich zwar sprachliche Diversität begrüße, dass es aber durchaus etwa drei Varietäten des Deutschen gibt, die mich laut-ästhetisch ziemlich abtörnen. Ich verrate aber nicht, welche das sind. Und es gibt ein paar Varietäten, deren Sprecher*innen es mehrheitlich so scheißegal zu sein scheint, ob ich sie verstehen kann oder nicht, dass ich da überhaupt keine Lust habe, mich drauf einzulassen. 

Außerdem: Schriftsprache lässt sehr deutliche Rückschlüsse auf geistige Performance zu. Es gibt Texte von Legastheniker*innen oder von Nicht-Muttersprachler*innen, die zwar voller Normverstöße sind, die aber ein intellektuelles Feuerwerk enthalten. Und andererseits: Wenn ich in sozialen Medien oder auf Amazon Texte finde, die offensichtlich unredigiert und ungekürzt dahingeschlenzt worden sind, dann nehme ich die inhaltlich nicht ernst, egal, welche Varietät dahinter steckt.

Eigentlich issas alles ganz einfach!




Genau! Wir, die wir irgendeine Varietät von Doitsch sprechen,
sollten uns alle ganz entspannt zurücklehnen.